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Musikfrohsinn

Heyho ihr Lieben, ich melde mich mal wieder mit der ein oder anderen Geschichte 🙂

Der von gestern Abend zum Beispiel. Gerade von der Arbeit heimgekommen, hieß es da nämlich auch schon Taxi rufen und mit Anastasia und Florian zum deutschen Lehrerstammtisch bei Rainer’s Pizzeria aufbrechen. Natürlich kam ich nicht drum rum, mir davor ein Gläschen Rotwein von meinem Mitbewohner aufschwätzen zu lassen, der immer einen kleinen (oder vielleicht doch nicht so kleinen) Weinvorrat in seinem Zimmer bereithält.

Schwups, auf nüchternen Magen. Lachen, entspannen und die Gedanken wandern von der Arbeit im Büro zum Hier und Jetzt. Einfach glücklich darüber, genau hier genau jetzt zu sein. Ganz besonders nach den heil überstandenen Stunteinlagen des Taxifahrers. Im Restaurant lerne ich viele sehr aufgeschlossene Menschen kennen, Kontaktdaten werden ausgetauscht, um sich mal in der Oper auf eine Ballettvorstellung zu verabreden, Lebensgeschichten werden erzählt. Über spontane Liebe wird gesprochen und über innere Zerrissenheit zwischen zwei Ländern. Irgendwann holt einer der Lehrer seine mitgebrachte Gitarre hervor und während sich alle munter in kleinen Grüppchen unterhalten, verändert sich sein Gesichtsausdruck. Er wird nachdenklich und ganz ruhig. Dann beginnt er, sanft über die Saiten zu streichen und stimmt leise das erste Lied an. Im Laufe des Abends werden viele Volkslieder gesungen. Deutsche, russische, georgische. Mal lustig, größtenteils voller Melancholie und Sehnsucht. Mal singen wir laut mit, mal hören wir nur stumm zu.

Das Essen schmeckt, der Wein fließt und es stoßen zwei weitere kulturweit-Freiwillige dazu, die schon ein halbes Jahr hier sind und an Schulen unterrichten. Zu viert holen wir uns erst ein (wahnsinnig gutes) Eis bei Luca (polare) und ziehen später weiter in eine französische Bar, in der es zur Feier des Tages Wein umsonst geben soll (und auch gibt). Dort treffen wir Lina, meine Mitbewohnerin (die liebe mit dem Essen), und einige der Leute, die ich schon bei der Mtatsminda-Wanderung kennengelernt habe, an – und richtig gute Musik! Wir lachen, wir tanzen, wir singen. Und als Stunde um Stunde ins Land zieht, leert sich die Bar allmählich. Wir sind fröhlich und wollen den Abend noch nicht enden lassen, also ändern wir den Ort und lachen und tanzen in einer anderen Bar weiter. Da sind viele neue Gesichter, auch ein paar deutsche weltwärts-Freiwillige. Irgendwann kommt der Zeitpunkt des letzten Liedes, des letzten Tanzes und der letzten Unterhaltung, als ich fast im Stehen einschlafe. Ich wandere durch die schlafende Stadt nach Hause und wundere mich über die leeren Straßen, die ich bis jetzt egal zu welcher Tageszeit immer nur rege und geschäftig erlebt habe.

Zuhause im Bett lächle ich. Diesmal aber zualleraust aus Erschöpfung und Freude darüber, endlich in die gemütliche Decke eingehüllt zu sein und schlafen zu können. Schöner langer Tag!

Jetzt gerade – und eigentlich auch schon den ganzen Tag – sitzen wir hier ganz lauschig zu dritt in der Küche. Anastasia, Lina und ich, alle drei in unseren gemütlichsten Sachen. Wir hören Musik und reden, nicht immer, nur wenn wir Lust haben. Und dann vor allem über Essen. Tauschen Bilder und Geschichten von gestern und von früher aus. Freuen uns darüber, dass wir uns alle drei heute nicht weiter bewegen wollen, als bis zum nächsten Markt, in dem es Schokolade gibt. Zusammen zelebrieren wir ausgiebig unseren Sonntag. Das Beste daran: wir haben Schokolade…und es ist erst Samstag!

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Essen und Glücklichkeit

Hallooo, es gibt wieder ein Update von mir 🙂

Sonntag war der erste Tag, an dem die Sonne dauerhaft schien und am Nachmittag hatte sich die Stadt soweit erhitzt, dass es stellenweise wirklich heiß war. Wir (das heißt Anastasia und ich) sind gemütlich durch die Gassen geschlendert, haben das Puppenspiel an schon erwähntem schiefen Turm angeschaut, ich habe meinen ersten türkischen Kaffee getrunken (und mein neues Lieblingsgetränk gefunden) und den Tag ansonsten vor allem in der Sonne dösend und dem Vogelgezwitscher lauschend auf dem Balkon verbracht und mich von den ereignisreichen letzten Tagen erholt.

Größte Freude kam am Montag auf!! Ich habe um 6 Feierabend, bin extremst ausgehungert, erschöpft und missmutig, weil ich nichts vom schönen Wetter mitgekriegt habe (weil im Büro). Zwischen mir und Essen liegen ein halbstündiger Marsch zum Supermarkt, der Einkauf, ein nochmal halbstündiger Heimweg, der mit einem Anstieg endet, der auch ohne zusätzliches Tragegewicht schon nicht lustig ist. Ach ja, und dann muss ich natürlich erst noch was kochen. Ich nehme also meine Tasche, verabschiede mich von meinen Kollegen und ziehe zombiemäßig dreinblickend los.

Dann lese ich die erfreulichste WhatsApp-Nachricht, die ich je bekommen habe! Sie muss direkt aus dem Himmel gekommen sein. Meine verdammt tolle Mitbewohnerin Lina schreibt: „Bin in ner halben Stunde zuhause und hätte dann Lust für alle zu kochen, eingekauft habe ich. Bist du da und hast Hunger?“

…!

Danke danke danke danke!! Voller Wärme in meinem Herzen und fettem Grinsen im Gesicht eile ich auf direktem Wege nach Hause, um kochende Menschen und gute Musik anzutreffen. Und kurze Zeit später das beste Abendmahl zu verzehren. Sommerrollen mit Pilzen, cremigem Feta (!!), Nudeln, Erdnussbuttersoße, Gurken, Salat und allem, was das Herz begehrt. Wein und Musik nicht zu vergessen.

Glücklich, müde, ins Bett gekuschelt.

Heute ohne Jacke bei perfekter (man streiche es im Kalender an!) Temperatur losgezogen: warm, aber nicht heiß, sondern angenehm erfrischend. Guter Tag in der Arbeit, mit den Kollegen Pizza in der Mittagspause. Feierabend, im Einkaufsladen läuft einfach mal locker flockig „Stille Nacht“. In der Touri-Straße in Neu-Tiflis werden wir mit „Happy New Year“ angesprochen. Menschen tanzen ausgelassen zu türkischer Musik. Und ich lächle, freue mich und esse mit Anastasia an meiner Seite einen perfekten Frozen Yogurt mit White Chocolate Topping. Himmlisch!

Danke Tbilisi, dass du mich immer glücklich ins Land der Träume schickst!

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Horizonte

Gestern war Samstag, mein erster freier Tag – und der wurde ausgenutzt!

Das Wetter hat mitgespielt und die Sonne (teils) gescheint und so sind Anastasia und ich um eins losgezogen, um uns mit unserer Mitbewohnerin Lina und ihren Freunden aus der Uni an der Rustaveli Metro Station zu treffen. Davor haben wir uns noch schnell Mittagessen gegönnt – das wieder hauptsächlich aus Brot und Käse bestand – und sind schließlich um zwei zu zehnt losgewandert. WIr wussten nur, dass wir auf einen der „Berge“ der Stadt gehen würden und zu einem gewissen Turtle Lake. Im Prinzip sind wir einfach den anderen gefolgt – und wurden begeistert!

Zuerst ging’s zu Fuß aufwärts, dann mit einer Seilbahn (ziemlich steil) nach oben zum Mtatsminda Park. Das ist ein Vergnügungspark auf dem buchstäblich „heiligen Berg“ und als wir aus der Bahn ausgestiegen sind, haben wir erst einmal die Stadt von oben bewundert. Und festgestellt, dass sie unermesslich groß ist. In alle Richtungen dehnen sich die Häuser, Straßen und Hochhäuser aus, schlängeln sich am Fluss entlang zwischen den Hügeln und Bergen soweit das Auge reicht. Verändert man seine Aussichtsposition, dann sieht man, dass es auch hinter dem nächsten Hügel noch weitergeht. Bis zu den schneebedeckten Bergen im Norden haben wir gesehen. Und realisiert, wie beschränkt unser Horizont ist. Was uns von unten weit weg erscheint, scheint von oben gesehen in unserer direkten Nachbarschaft zu sein. Wo unser Horizont endet, fängt der nächste erst an. Und auch hinter diesem entfernten Horizont liegen noch hunderte weitere. Und alle Menschen aus diesen vielen verschiedenen Horizonten leben nicht nur unter demselben Himmel, sondern in derselben Stadt. Tbilisi ist quasi ein Mosaik aus Horizonten.

Nachdem wir den Park zu zweit ausgiebig erkundet und aus allen möglichen Richtungen auf Tbilisi hinuntergeblickt hatten, ging es mit der Gruppe los – auf zum Turtle Lake. Gleich am Anfang einmal über den Zaun geklettert (keine Sorge, war der offizielle Weg), haben wir bestimmt zehn verängstigte junge Welpen auf einer Mülldeponie angetroffen. Herzzerreißend! Der Weg war lang, aber zu sagen, es habe sich gelohnt wäre eine Untertreibung! Die spürbar bessere Luft, die Sonne, mal wieder in der Natur zu sein und grün zu sehen und natürlich die unbeschreibliche Aussicht. Und wir haben es tatsächlich geschafft, beim perfekten Sonnenuntergangslicht am Aussichtspunkt über dem See zu sein! Bilder sagen hier definitiv mehr als tausend Worte…

Am Ende sind wir mit einer Seilbahn nach unten gefahren. Und ich hab mich ein bisschen wie Spiderman gefühlt, als wir so zwischen den Hochhäusern dahingeflogen sind…ziemlich beeindruckendes und machtvolles Gefühl muss ich euch sagen!

Zuhause angekommen sind wir nach dem Essen zufrieden und müde ins Bett gefallen – was wir uns auch mehr als verdient haben heute. Schnell und schwerelos glitt ich ins Land der Träume, noch schneller als die Seilbahn uns kurz zuvor in die Realität zurückgeleitete. Und so ging ein Tag voller Superlative zu Ende…

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Playlist des Glücks

Leben ist so wunderbar! Ein anstrengender Arbeitstag wird innerhalb weniger Stunden zu einem der Tage, die man für immer in bester Erinnerung behält. Einem glückseligen. Und dazu braucht’s für mich so wenig und gleichzeitig so viel: zum einen Menschen, die unkompliziert und lieb sind und mit denen ich so sein kann, wie ich bin. Dazu Gourmet-Essen in einer Jazzbar mit Live-Musik bei dem besten Tropfen Wein, den ich je getrunken habe…tjaja, da schwebt man sehr schnell in ganz anderen Sphären ? Ich zumindest gerade. Was aber trotzdem aufgefallen ist: der Trick mit den attraktiven Kellnern ist auch hier bekannt…

Beschwingt sind wir in eine richtig coole Bar weitergezogen, total authentisch, lässige Musik und in einem Wort beschrieben: verr(a)ucht! Deshalb war’s gut, dass Anastasia und ich uns ein Gläschen Wein geteilt haben und uns mit unserem Mitbewohner verflüchtigen konnten, als wir in absoluter Bestlaune (und bevor wir komplett benebelt) waren.

Ausgeklungen ist der Abend auf unserem Balkon mit Gitarrengeklimper und Gesang. Unsere Playlist des Glücks heute Nacht:

Hallelujah – Jeff Buckley
Love Is All Around – Wet Wet Wet
Blackbird – The Beatles
Shape Of My Heart – Sting
Wish You Were Here – Pink Floyd
I See The Light aus Frozen (von einer Schülerin von Florian gesungen und aufgenommen – magisch bezaubernd, Gänsehaut!)
Long Nights – Eddie Vedder
How To Save A Life – The Fray
Roxanne – Milky Chance + AnnenMayKantereit
Ain’t No Sunshine – Bill WIthers

Meine lieben Freunde, morgen ist Samstag und auch ich hab‘ endlich frei!!!!

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Begeisterung!!

Aaah ich bin gerade so glücklich und grinse den ganzen Abend nur vor mich hin!

Anastasia und ich sind abends, nachdem ich von der Arbeit gekommen bin, nochmal losgezogen und ich hab zum ersten Mal meine Kamera mitgenommen. Wir sind eine Strecke gelaufen, die ich davor noch nie gelaufen war und haben einen kleinen Teil des „schönen“ Tbilisi entdeckt und erkundet. Und ich kann euch sagen: es ist wirklich unfassbar schön!

Als wir in diese eine Gasse eingebogen sind, war ich direkt erstmal sprachlos! So viel Schönheit! Richtig sauber, mega coole Architektur, auf alt gemacht, aber rustikal und romantisch alt. Die Attraktion in der kleinen Straße war ein ganz besonderer Turm. Und nicht nur wegen seiner Einzigartigkeit mein absolutes Highlight bis jetzt. Denn ein wahnsinnig netter Mann hat uns ALLES zu diesem Turm erzählt. Der Architekt hätte mal gesagt, er ist so schief, weil das Leben auch nicht gerade verläuft. Es gibt mal Hochs und mal Tiefs, mal läuft es gut und mal schlecht. Und außerdem repräsentiert er die vielen verschiedenen Kulturen, die in Georgien aufeinandertreffen und es in seiner Geschichte mit beeinflusst haben – aber eben nie eingenommen. Es war faszinierend, diesem Mann zuzuhören, der so richtig von innen heraus gestrahlt hat, durch und durch gut. Ich bin sehr dankbar, dass er uns einen Teil seiner Lebenszeit geschenkt hat – solche Begegnungen sind mein Seelenfutter! 🙂

Auch beim Einkaufen sind wir auf den ein oder anderen erfreulichen Menschen getroffen und haben uns nebenbei unser Frühstück für morgen gesichert. Am Ende sind wir noch ein bisschen in Neu-Tiflis rumgeschlendert. Schön!!!! Absoluter Kontrast zu dem alten und eigentlich ganzen restlichen Tbilisi. Aber das mindert nicht das Urlaubs- und Hochgefühl, das einen packt, wenn man durch diese mit Lichterketten überspannte Gasse spaziert, überall nette Cafés, Bars und Restaurants und Musik, die alles ein bisschen wie einen Film erscheinen lässt. Einen Film, in dem alles perfekt ist.

Und sogar das Lied, das ich gerade über eine zufällige, unbekannte Playlist höre, gibt mir Recht: such a perfect day 🙂 🙂 🙂

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Geradeaus, durch die Passagen und dann den Berg hoch

Ahoi liebe Leserschaft!

Nach 12 Stunden Schlaf und einer unfreiwillig eiskalten Dusche bei 8 Grad bin ich heute hellwach in den Tag gestartet – es konnte nur ein guter werden! Einigermaßen aufgeregt bin ich mittags mit Anastasia zu meiner Arbeitsstelle losgezogen, tatsächlich ohne Umwege haben wir es in gut 30 Minuten hingeschafft. Diesmal wussten wir auch, wie wir die schon erwähnte vierspurige Straße überqueren können – es gibt unterirdische Passagen, die wir gestern wohl irgendwie übersehen hatten…

In der Arbeit wurde ich von einer meiner Kolleginnen herzlichst bei einem Tee empfangen. Nach und nach kam auch das restliche Team ins Büro und die anfängliche Anspannung fiel immer mehr von mir ab. Wir sind zu fünft, die Atmosphäre ist total locker, wir duzen uns alle und es wird viel gelacht. Als der Büroleiter sich dann auch direkt die Zeit genommen hat, mir eine ausführliche Übersicht zu den Zielen und Maßnahmen des Tifliser Büros zu geben, war ich schlichtweg begeistert. Weder meine Befürchtung, überfordert zu sein noch die Sorge, vernachlässigt zu werden und keine Aufgaben zu bekommen, scheint begründet gewesen zu sein! Hier hat man sich Gedanken gemacht, wie man mich einbindet und gleichzeitig auf meine Vorlieben und Interessen eingeht. Einfach top! Sehr angenehmes Arbeitsklima, liebe Menschen und ein großes, helles Büro – was wünscht man sich mehr? Okay, vielleicht dass das Gebäude nicht am Ende einer zu steilen Straße liegt. Aber damit kann ich (und muss ich wohl) leben.

Nachdem Handynummern ausgetauscht wurden, habe ich um halb sieben Schluss gemacht und bin zum ersten Mal alleine durch die Tifliser Straßen gestreift und habe das Großstadtflair aufgesogen. Und genossen – was eher ungewöhnlich für mich als Landmensch ist. Der chaotische Verkehr, die geschäftigen Menschen, die vielen Gerüche, die Straßenmusik…alles war im Fluss und ich war bei mir, mittendrin!

Dieser erfreuliche Tag wurde durch einen erfreulichen Abend abgerundet. Mit leckerem georgischen Brot und noch besserem Wein (dem besten!) bei einem fröhlichen Plausch mit meinen Zimmernachbarn. Doch ziemlich geschafft freu ich mich jetzt aufs Bett mit dem genauso erfreulichen Hintergedanken, dass ich ausschlafen kann. Und morgen lachende Menschen im Büro treffen werde.

Fazit des Tages: liebe Menschen sind mehr wert als alles andere 🙂

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Hallo Tbilisi!

Gaumarjos Tbilisi – oder was heißt nochmal Hallo?!

Ich sitze hier gemütlich mit Anastasia, meiner kulturweit-Kompanin, in der Küche und trinke Tee. Die Küche erinnert an ein Gartenhäuschen und der kleine Garten, in dem es steht, an ein verstecktes Plätzchen in einem Märchenwald.

Draußen ist es nassgrau und kalt und bis gerade eben sind wir durch die Stadt gelaufen, um unsere Arbeitsstellen zu finden und einfach ein Gefühl für die Gassen und Leute zu bekommen. Nicht nur, weil wir um 4 in der Früh hier angekommen sind und wahrscheinlich erst so gegen halb 6 im Bett waren, war es anstrengend. Nein – Tbilisi spricht alle Sinne gleichzeitig an!

Seitenstraße von der Rustaveli

Was sofort als anders hervorsticht, sind die vielen offensichtlich baufälligen und alten Häuser und Straßen. Trotzdem haben die verschnörkelten Balkone, der abblätternde Putz und die kaputten Holztüren einen gewissen Charme an sich, der sich gerade im Kontrast mit den modernen Bauten entfaltet. Apropos Charme: die bisher gesichteten Georgier fallen durch teilweise sehr ausdrucksstarke Augen auf – ich denke dabei an „Das Afghanische Mädchen“ von Steve McCurry.

Und es soll natürlich auch nicht unerwähnt bleiben, dass wir auf den Straßen stellenweise einen SEHR angenehmen Duft vernehmen konnten. Ich bin für mich zu dem  Schluss gekommen, dass die Tifliser entweder einen extrem guten Geschmack oder Eigengeruch haben. Ist mir beides ganz recht. Aber zu riechen gab es noch viel mehr. Uralte, ständig hupende Autos, die einen dermaßenen Abgasgestank verbreiten, dass man quasi blind und benebelt über die Straße läuft. Was keine gute Idee ist. Gar keine gute. Unsere Vermieterin hat uns als erstes davor gewarnt, dass grün für Fußgänger nicht unbedingt als rot für die Autofahrer aufgefasst wird. Autos fahren und parken, wo sie wollen, wann sie wollen und wie sie wollen. Keine guten Voraussetzungen für Fußgänger in einer Stadt, in der die Hauptflaniermeile (Shota Rustaveli) von einer vierspurigen autobahnanmutenden Straße geteilt wird, über die nicht einmal ein hoffnungsverheißender Zebrastreifen führt.

Meine Eindrücke nach den ersten 24 Stunden in Tbilisi: Tiflis ist groß, Tiflis ist lebendig, Tiflis ist bunt und grau, alt und neu, verfallen und innovativ. Die Tifliser lieben ihre Stadt und sind stolz auf ihre Geschichte. Georgisch ist…naja…ich kann mir kein einziges Wort merken. Doch, eigentlich genau eins. Das WLAN-Passwort. Aber genug davon. Das Essen ist vor allem brot- und teiglastig, fettig, käsig und günstig – wie das meiste hier. Haben eine georgische Sim-Karte mit 500 MB/Monat für insgesamt umgerechnet 2 Euro ergattert. Mein Zimmer ist quadratisch, praktisch, gut, das Bad eher minimalistisch rustikal.

Insgesamt bin ich gespannt, was 6 Monate in einem so anderen Umfeld bewirken und verändern. Aber erstmal habe ich ein bisschen Bammel vor meinem ersten Arbeitstag morgen!

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