Ankommen

Ich bin nun schon seit sechs Tagen hier und es fühlt sich immer noch so surreal an. Manchmal schaue ich kurz von meinem Laptop auf und realisiere erst dann, dass ich gerade in meiner neuen Wohnung in Tschechien, und nicht mehr zu Hause sitze. Aber es gefällt mir hier.

Gestern saß ich in fünf Deutsch-Online-Stunden – nur eine Klasse kannte mich bereits. In allen anderen haben wir wieder zuerst eine Vorstellungsrunde gemacht. Die Schüler*innen dürfen mir dabei auf deutsch Fragen stellen. (Frau Miklínová – meine Ansprechperson und Deutschlehrerin am Gymnasium, die bisher in jeder Stunde anwesend war, kennt mich langsam genauso gut wie ich mich selbst: Ja, ich mag Pizza. Ja, ich habe zwei Brüder. Ja, ich habe zwei Meerschweinchen).

Als ich danach die Tür meines Zimmers öffnete, strömte mir der Duft frischer Äpfel entgegen –  Miluška, meine Vermieterin, hatte wieder Apfelchips gemacht. Dafür hat sie sogar eine richtig professionelle Maschine. Miluška ist wohl einer der herzlichsten Menschen, die ich bisher kennenlernen durfte. Und obwohl wir uns erst ein paar Tage kennen und gelegentlich Probleme bei der Verständigung haben (sie spricht nicht viel deutsch, aber gibt sich große Mühe), gibt sie mir ein ganz heimisches Gefühl.

Am Montag habe ich mir die Stadt angeschaut. Sie ist beschaulich, aber trotzdem wirklich schön. Nur fünf Minuten entfernt von meiner Wohnung steht die Kostel Navštívení Panny Marie, eine Kirche mit neugotischen Elementen. Unglaublich schön ist auch der Park direkt neben dem Gymnasium, in dem ich (wenn auch im Moment nicht tatsächlich im Gebäude) arbeite.

Beim ersten Treffen auf die Lehrer*innen wurde mir schon oft (eher scherzhaft) gesagt, dass diese wohl nicht die beste Zeit sei, um nach Tschechien zu reisen. Und das merkt man auch fast überall. Die Menschen sind vorsichtig, überall findet man Desinfektionsmittel, alle halten sich an die Regeln und tragen die Maske auch außerhalb der Pflicht. Es ist beängstigend, zu sehen das sie Zahlen an Neuinfektionen trotzdem weiterhin steigen. Und es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis es wieder normal wird und ich von den Schüler*innen mehr als ihren Namen und ihre Stimme kenne.

Bis dahin können wir wohl nur tagträumen und warten.

Das wars für heute, bis bald.