Die Erste Woche

Zdravo, Leute! Kako si? Wie geht’s?

MO, 13-09-21

In Serbien ist es nötig, sich innerhalb von 24 Stunden auf der lokalen Polizeistation anzumelden, um eine sogenannte „weiße Karte“ zu kriegen. Nachdem Jannik und ich mit Dragan (unserer Ansprechperson) und unserer Vermieterin im Mietbüro waren und den Mietvertrag unterschrieben haben, sind wir also zum Bürgerbüro gegangen und haben uns angemeldet. Wir mussten dort zwar ein bisschen warten, aber sonst ging alles sehr flüssig. Bürokratie hat hier in Serbien einen hohen Stellenwert, wie uns erzählt wurde: Mit der weißen Karte können wir uns jetzt für unsere Aufenthaltsgenehmigung bewerben für das kommende Jahr. Den Wisch hab ich sicher in meiner Mappe verstaut, die Genehmigung wollten wir an einem anderen Tag beantragen. Mittags waren wir dann schon wieder in unserer Wohnung und haben uns etwas zu essen gekocht. Danach war es wirklich dringend nötig, ein bisschen mehr zu kaufen. Wir haben also die Supermärkte nach ein paar Grundnahrungsmitteln abgeklappert: Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Paprika, und natürlich ein paar Gewürze. Als wir das alles in unserer Wohnung verstaut hatten, sind wir ein bisschen durchs Stadtzentrum gelaufen. Dieses liegt praktischerweise kaum 3 Minuten von unserer Wohnung entfernt und bietet viele Restaurants, Bars, Kneipen und Sehenswürdigkeiten.

Der Beginn der Fußgängerzone

Eine davon ist die serbisch-orthodoxe Kirche von St. Georg, die über den Dächern empor ragt mit ihrem goldverzierten Turm:

Innen ist sie anders aufgebaut als die christlichen Kirchen, die ich aus Bayern gewohnt bin- es ist ein großer Raum, und am Rand sind an den Wänden Sitze befestigt. Die Wände selbst sind sehr detailreich verziert, was meine Handykamera aber aufgrund ihres Alters nicht wirklich gut einfangen konnte.

Die Wand gegenüber dem Eingang

Die Stühle in der Kirche. Normalerweise steht man während des Gottesdienstes. Diese schmalen Stühle sind nur für Alte oder Kranke, die das nicht mehr können.

Und dazugehörig liegt der Bischofspalast natürlich direkt neben der Kirche:

Der Bischofspalast- die Statue davor stellt Jovan Jovanović Zmaj da, ein serbischer Dichter, der vor allem für seine Kindergeschichten bekannt ist. Nach ihm ist auch die Schule benannt, an der ich arbeite.

Abends sind Jannik und ich noch runter zur Donau gegangen- das Ufer liegt nur ca 10 Minuten entfernt, wenn man zu Fuß geht. Es gibt zwei hübsche Brücken, die die Donau dort überspannen- die Zezeljev most und die Varadinski Most „Druga“, auch Regenbogenbrücke genannt. Die beiden sind nachts beleuchtet, was sehr cool aussieht.

Eine der beiden Brücken

 Wir haben auch die Festung Petrovaradin gesehen, die größer ist, als ich dachte, und ebenfalls komplett beleuchtet war. Da haben wir uns dann ein bisschen ans Ufer gesetzt und drüber geredet, was wir hier am liebsten machen würden und was wir für Pläne haben. Ich will auf jeden Fall mehr von dem Land sehen und fließend serbisch lernen. Es gab auch schon vor uns einen Freiwilligen an der Schule, Vincent, der mir bereits viele Tipps gegeben hat und der uns auch zahlreiche Tagesausflüge empfehlen kann. Darauf habe ich auf jeden Fall Bock, vor allem wenn es dann im Frühling wieder wärmer wird und man viel wandern kann.

Als wir wieder heim gegangen sind, haben wir noch ein bisschen zu Abend gegessen und sind dann ins Bett gegangen- um für unseren ersten Schultag fit zu sein! : D

DI, 14-09-21: Erster Schultag

Dragan hat uns netterweise abgeholt. Hier in Serbien gibt es eine Nachmittags- und Vormittagsschicht in der Schule, da es nicht genug Schulen gibt (wenn ich das richtig verstanden habe). Wir sind also für die Nachmittagsschicht um halb zwei zur Schule gegangen, die praktischerweise nur zwei Minuten von unserer Wohnung entfernt liegt- ein noch kürzerer Schulweg als bei mir zuhause! Das Gymnasium Jovan Jovanović Zmaj ist das zweitälteste Gymnasium in der Vojvodina (einer autonomen Region Serbiens), und steht seit 1810. Es sieht auch ein bisschen aus wie ein Museum, und das im besten Sinne. Die Treppen sind mit Teppich ausgelegt und so breit, dass man bestimmt zu fünft nebeneinander hochgehen kann. Die Räume sind alle hoch, und im Gang hängen überall Trophäen, Diplome und Bilder ehemaliger Jahrgänge, teilweise noch aus dem 19. Jahrhundert. Das Desinfektionstor, durch das man die Schule betritt, ist ein sehr krasser Gegensatz dazu, aber seht für euch selbst: 

Die große Treppe im Eingang, wenn man vom großen Schulhof aus reingeht

Das Desinfektionstor- aber niemand bleibt lange drin stehen, weil es eine eher unangenehme Erfahrung ist

Das Lehrerzimmer ist auch auf allen Flächen mit Trophäen bestellt, was ziemlich beeindruckend ist, und an den Wänden hängen ausserdem viele Gemälde von der Natur hier und auch von einigen Personen. 

Am coolsten finde ich aber den internen Balkon. Dort sind auch nochmal viele Schränke angebracht für den Unterricht in Mathe, Deutsch, Russisch, Französisch, Englisch….

Mit den Klassen, die wir an dem Tag kennengelernt haben, haben wir uns auch ziemlich gut verstanden- eine der Klassen, die dieses Jahr Abschluss macht, hat uns auch direkt zum Essen in die Puberaj, eine Bar nah der Schule, eingeladen. Das Essen dort war ziemlich lecker und für Jannik gab es sogar vegetarische Optionen. Der Hinterhof war auch gemütlich eingerichtet, mit ein paar Bäumen und einem Graffiti an der hintersten Wand.

Das Essen in der Puberaj

An dem Abend haben wir dann gar nicht mehr so viel gemacht. Am nächsten Tag konnten wir zum Glück ausschlafen, wie auch den Rest der Woche.

Mi, 15-09-21

In der Schule haben wir uns wieder so vielen Klassen wie möglich vorgestellt. Ein paar waren auch im Onlineunterricht, und es war komisch, mal auf der anderen Seite des Bildschirms zu sitzen, als „Lehrperson“. Am Liebsten waren mir deshalb die Klassen, die echt in der Schule waren- die haben eigentlich immer Fragen gestellt und es hat Spaß gemacht, über sich zu erzählen und zu erfahren, was sie so interessiert (allem voran natürlich immer: Wieso Serbien? Und gefällt euch Novi Sad?) 

Im Stadtzentrum waren überall serbische Flaggen aufgehängt und auf das Rathaus wurde mit einem Beamer eine riesige, wehende Flagge projiziert. Es war anscheinend ein Feiertag, aber niemand konnte uns wirklich sagen, wofür genau- einmal habe ich auch gehört, dass es ein „Flaggenfeiertag“ sei.

Abends sind wir mit ein paar Schülern in einen Pub gegangen, und dann haben wir noch bei einem zuhause Bierpong gespielt. Ich hab eiskalt verloren und es sogar irgendwie geschafft, meinen Ball so auf der Kante in der Tischmitte abspringen zu lassen, dass er in meinen eigenen Becher gegangen ist. Die Regeln hier sind ein bisschen anders als bei mir daheim, deshalb musste ich zweimal trinken, da der Ball auf dem Tisch abgesprungen ist. Jannik ging es in dem Turnier ein bisschen besser, aber gewonnen hat keins unserer beiden Teams. Einer der anderen hat es aber tatsächlich geschafft, an der Decke den Ball abprallen zu lassen und in einen der Becher zu treffen. Jannik hat auch das erste Mal Rakija getrunken, eine Art Schnaps, der hier auch gern selbst gebrannt wird. Ich habe nur einmal kurz genippt- hat sehr hochprozentig geschmeckt. Gegen eins sind wir dann heimgegangen, zusammen mit jemand anderem, der auch wieder Richtung Stadtzentrum musste. 

Ein Glück, dass wir am morgen ausschlafen konnten- für die erste Stunde um 7:30 Uhr aufzustehen, wäre eine ziemliche Qual gewesen.

Donnerstag und Freitag 

Hingen im Zentrum dann wieder die Stoffbahnen für eine der Ausstellungen im Kulturzentrum hier. Vormittags haben Jannik und ich wie immer in den Supermarkt geschaut, um Essen zu besorgen. Wir haben auch zum ersten Mal zum echten Markt geschaut- die Zwetschgen hier schmecken enorm lecker, ebenso die Paprika, und es ist alles viel preiswerter als im Supermarkt. Hier hat es sich dann schon rentiert, dass ich die Zahlen auf serbisch einigermaßen konnte. Zuhause hat Jannik dann ein ziemlich leckeres Shakshukar (eine Art Paprika-Tomaten-Soße, in der man dann Spiegeleier kocht) gekocht und ich am nächsten Tag Dal (ein indisches Linsengericht). Selber kochen zu können ist auf jeden Fall eine der Sachen, die mir am meistem Spaß macht, auch wenn es viel Arbeit ist. Schnelle und gute Essensbuden zu finden ist aber auch unser nächstes Ziel, falls wir mal keine Zeit haben werden. Donnerstagabend haben wir auch noch abends ein bisschen auf dem  Platz vor dem Rathaus Zeit verbracht und einfach ein bisschen geredet (und das gratis Wlan ausgenutzt, das hier praktischerweise an so vielen Plätzen ist.) Zwei Schülerinnen sind auch noch vorbeigekommen und haben uns nach unserem Instagram gefragt (was auch schon in der Schule viele gemacht haben), und dann haben sich auch noch zwei Touris zu uns gesellt- ich nehme an, sie haben überhört, dass wir nicht serbisch sprachen, und haben uns nach dem Weg zum Busbahnhof gefragt.

Die beiden waren super nett und eine der Schülerinnen konnte ihnen auch helfen. Danach sind wir dann heim gegangen und haben noch ein bisschen Netflix geschaut.

Sa, 18-09-21

Das Goethe Institut (GI) Belgrad hatte uns von Sonntag bis Dienstag eingeladen, in der Hauptstadt an einem Workshop zum Projekte organisieren teilzunehmen. Nachdem wir uns bei ein paar unserer Schüler informiert haben, wie man am besten dort hinkommt, sind wir zum Busbahnhof gepilgert (ca 30 min zu Fuß), haben ein Ticket für die Abfahrt am Sonntag gekauft und sind danach wieder zurückgelaufen.  

Auf dem Rückweg.

Den Rest des Tages haben wir damit verbracht, ein bisschen zu waschen und zu packen. Das Wetter war mega gut, deshalb sind wir dann auch ein bisschen im Stadtzentrum spazieren gegangen und es hat sich irgendwie ergeben, dass wir noch ins Kino gehen und Shang Chi angeschaut haben. Die Filme hier sind nicht synchronisiert und haben serbische Untertitel, deshalb war zum Glück alles verständlich. Generell fand ich den Film interessant, auch wenn er sehr Marvel-esque war, wofür ich aber ja auch irgendwo bezahlt habe. Ich freu mich schon auf die Fortsetzung und hoffe, dass auch Kaity eine eigene Motivation kriegt und was seine Schwester so abziehen wird. Die Kostüme waren auf jeden Fall alle immer hübsch anzusehen (Und hier noch ein Meme zu dem Film, das ich sehr witzig fand: https://images.app.goo.gl/DUzcDt9sg98Fi3HK6 ). Danach haben wir noch gepackt, ich meine Wanderrucksack und Jannik seinen Duffelbag. Ich hab mich schon enorm drauf gefreut, endlich mal die ganzen anderen Freiwilligen richtig kennenzulernen. Zusätzlich arbeitet auch eine weitere Freiwillige in Belgrad im GI, die wir auch treffen wollten. Und da das Seminar erst am Montag anfing, hatten wir auch Sonntag genug Zeit, gemeinsam ein bisschen durch die Stadt zu schlendern! Aber dazu mehr im nächsten Eintrag, den ich nur über Belgrad schreiben möchte : )

Viele Grüße, eure Aurelia

Dieser Artikel hat 6 Kommentare

  1. Total cool, was du schon alles so erlebt hast!

  2. Dr Christa bachmeier
    Montag 4 Oktober 2021, 2:25 pm

    Liebe Aurelia, es ist super interessant, so zu lesen, was ihr erlebt, toll geschrieben!! Ich freu mich auf den nächsten Beitrag, Christa

  3. Mega schöner Blogeintrag! <3 Sehr interessant geschrieben 🙂

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