Vierundzwanzigstes Türchen – Das Highlight

„Das Beste kommt zu Schluss!“

Ja, heute soll das stimmen. Der 24. Dezember, der Tag des heiligen Abends ist das Finale der (Vor-)Weihnachtszeit.

23 Tage lang schrieb ich bis spät in die Nacht – und das ist wirklich keine Übertreibung, an Schlaf mangelt es mir wirklich sehr! – über mein Leben, meine Arbeit, Ausflüge, Traditionen, das Essen und viele besondere Begegnungen und Erfahrungen während meiner Zeit in Vietnam.

Ich habe versucht,
dir einen Einblick zu geben in mein Leben hier,
wollte dich daran teilhaben lassen,
in dir Fernweh für Vietnam entfachen,
meine Begeisterung teilen,
dich informieren.
Und so vieles mehr!

Damit mein Adventskalender mit einem Finale endet – wie es jeder Drehbuchregisseur fordert, möchte ich dir heute (wie sollte es anders auch sein!?) nochmals etwas über Essen erzählen. Besonders dieses Mal ist aber, dass du nicht vor dem Laptop oder Handy sitzen musst und vor Appettit auf dieses Gericht am liebsten gleich den Flieger nach Vietnam besteigen möchtest. Nein, dieses Türchen, das vierundzwanzigste Türchen, soll dir Vietnam in die Küche bringen. Wie das gehen soll? Mit einem ebenso simplen wie auch genialen Rezept.

Bevor es losgeht hier noch meine Reaktion, wenn ich diese Speise esse. Im Disneyfilm „Ratatouille“ wird das wirklich schön dargestellt: Wie ein Feuerwerk durch die tollen, verschiedenen Geschmacksrichtungen. Ich kann dir jetzt schon versichern, dass du dich darauf wirklich sehr freuen kannst, Die Mischung aus süß, etwas salzig, nussig und erfrischend ist einfach herrlich. Für dich führt kein anderer Weg daran vorbei als es auszuprobieren!

Dieses Rezept habe ich von Lua gelernt. Als ich mit Theresa und Nour in Saigon war, haben wir einen wirklich tollen Kochkurs namens „Lua’s Kitchen – Vietnamese Cooking Class“ in kleiner Runde gemacht. In der modernen Küche von Lua, einer äußerst liebenswerten und koch-talentierten Vietnamesin haben wir fünf verschiedene Rezepte lernen dürfen. Innerhalb einiger Stunden haben wir diese Speisen zubereitet und verdrücken dürfen. Ein Genuss sage ich dir. Ich kann diesen Kochkurs wirklich jedem und jeder empfehlen, die vietnamesisches Essen richtig kochen möchten und eine tolle Zeit in Saigon verbringen können.
Alle fünf Gerichte haben wirklich (!!!) sehr lecker geschmeckt haben, aber eben dieses Rezept war schon das absolute Highlight. Es heißt Kem chuối und ist einfach der Burner.

Wie ein Eis am Stiel kann man die Mischung aus Banane, Kokosnuss, Erdnüssen, Limette und einigem mehr genießen. Das besondere daran: Es geht super einfach, aber schmeckt wie ein ganzes Feuerwerk im Gaumen.

Das Sakrileg, welches nie zu verzeihen wäre: dieses Dessert nicht zu probieren!

Kem chuối – ein Feuerwerk im Gaumen

Zutaten:

  • Bananen (je nach Anzahl der gewünschten Eis)
  • geraspeltes Kokosnussfleisch (frisch oder trocken)
  • Kokosnussmilch
  • süße Kondensmilch oder Zucker
  • geröstete Erdnüsse
  • Limettensaft (einige Tropfen)
  • Yoghurt (nach Belieben)
  • eine Prise Salz
  • Schaschlikspieße
  • Gefrierbeutel

 

Und so geht’s:

  • Für die Kokosnusscreme gibst du die Kokosnussmilch, den Yoghurt, die süße Kondensmilch, den Limettensaft und das Salz in eine Schüssel und mischst alles gut durch. Ein kleiner Tipp: Mit dem Limettensaft wird alles schön frisch, also hier nicht zu sehr sparen!
  • Nachdem du die Banane geschält hast, lege sie in einen Gefrierbeutel und drücke sie mithilfe eines großen Messers oder eines Küchenbrettes flach, sodass sie nur noch einen halben bis einen Zentimeter dick ist.
  • Stecke nun den Schaschlikspieß bzw. einen anderen hölzernen Spieß in die Mitte der flachgedrückten Banane. Er wird später als Eisstiel funktionieren, also pass bitte auf, dass er nicht zu locker ist.
  • Gib jetzt ausreichend Kokosnusscreme auf die flache Seite der Banane, garniere alles mit geraspeltem Kokosnussfleisch und den gerösteten Erdnüssen.
  • Diesen Prozess wiederholst du nochmal auf der anderen Seite, damit alles schön mit der Kokosnusscreme bedeckt ist.
  • Nun heißt es nur noch: Ab in den Gefrierschrank und abwarten. Nach 6 Stunden kannst du das Ergebnis aus dem Gefrierschrank holen. Am Holzspieß kannst du das „Eis am Stiel“ aus dem Beutel nehmen und:
  • GENIESSEN!

 

Nun hoffe ich, dass dir mein spezieller Adventskalender gefallen hat. Über einen Kommentar würde ich mich sehr freuen.

Ich wünsche dir eine fröhliche und besinnliche Weihnachtszeit im Kreise deiner Familie, gutes Essen und eine wunderschöne Festzeit!

Alles Liebe und Gute,

dein Weihnachtsengel Sophie

 

Vierzehntes Türchen – Der Preis ist heiß

„Puh, 80.000 VND für dieses Essen ist echt zu viel!“

„Sollen wir einfach bei einem anderen Restaurant schauen?“

„Auf jeden Fall! So gut kann das Essen gar nicht sein…“

Ein typisches Gespräch bei der Suche nach einer guten Straßenküche oder einem Restaurant in meiner Zeit in Vietnam.
Nun magst du dich vermutlich fragen – vorausgesetzt du hast das letzte Türchen (aufmerksam) gelesen, wenn nicht, solltest du das zuerst machen – ob das ein Scherz sein soll. Umgerechnet sind 80.000 Dong nicht mal 3€ und das für eine vollwertige Mahlzeit. Und doch ist es kein Witz, sondern ganz ernst gemeint. Die Preise in Vietnam sind nämlich besonders und darum soll es heute gehen.

Fangen wir doch gleich mal mit Essen an. Generell hängen die Kosten für das leibliche Wohl natürlich immer davon ab, wo man isst. Am günstigen und meiner Meinung nach meist am besten speist man in einer der unzähligen Straßen- oder Garküchen. Ab 20.000 VND kann man mit einer leckeren und meist recht großen Mahlzeit rechnen. Eine ordentliche Schüssel Pho gibt es oft für 30.000 VND, was gerade mal 1,20€ entspricht und geschmacklich viel, viel mehr wert ist. Aber auch Gerichte wie Bun Cha oder einen Teller Reis mit verschiedenen Beilagen bekommt man ab 25.000 VND.

Für 30.000 VND pappsatt

Das Bia Ha Noi, also das Hanoier Bier, welches viel besser schmecken soll als das Bia in Saigon, gibt es pro Glas oft schon für 5.000 VND, was circa 20 Cent entspricht. Ausprobiert habe ich nämlich nur das Hanoier Bier, das hat mir als Nicht-Biertrinkerin dann aber schon gereicht. Oft gibt es ganze Läden, die sich „Bia Hoi Ha Noi“ nennen. In diesen sieht man meist männliche Vietnamesen mit ihren Plastikgläsern voll mit Bier auf kleinen Stühlchen sitzen und dabei Erdnüsse knabbern, lachen und lautstark über irgendwas sprechen. Ach ja, Essen gibt es dort auch. Besonders schön war es einmal, als Nour und ich uns in eins dieser Geschäfte gewagt haben und ein älterer Vietnamese mit etwas Englischkenntnissen uns, da wir ja das erste Mal in Vietnam sind, mit einem Bier auf ihn und „Welcome in Vietnam“ freudig in seinem Land willkommen geheißen hat. Das war wirklich ein schönes Erlebnis, wenngleich es 12 Uhr mittags vielleicht nicht die richtige Zeit für Bier war.

Mit Bia und „Welcome in Vietnam“

Besonders schätze ich die Preise für Smoothies. Gegenüber des Literaturtempels, nur 10 Minuten von „meiner“ Wohnung entfernt gibt es frische Smoothies für gerade mal 25.000 VND, also einen Euro und man kann sich drei Obstsorten aussuchen und bei der Zubereitung zusehen. Dir das zu verschweigen, nachdem ich diese Smoothies liebe, wäre eine Schande gewesen.

Der Preis der Getränke ist wie beim Essen aber natürlich davon abhängig, wo man verkehrt. In den ersten Tagen in Hanoi habe ich beispielsweise immer im touristischen Old Quarter gegessen, da die Preise dort auf Plakaten groß präsentiert werden. Der Touri-Zuschlag ist dann natürlich gleich mit inbegriffen. Mit wachsender Erfahrung und wachsendem Vietnamesisch-Wortschatz traue ich mich jedoch inzwischen auch in Straßenküchen, die keine Preise angeschrieben haben.

Obwohl Essen und Trinken meine Haupt-Lebensinhalte in Vietnam sind, ganz ehrlich, gibt es auch andere Dinge, die Geld bedürfen.

Shopping zum Beispiel! Spaziert man fröhlich durch die vollen Straßen Hanois, aber auch Saigons und Hoi Ans, sieht man viele tolle Kleidungsstücke. Sie warten nur darauf, anprobiert und gekauft zu werden. Geht man in einen der „Made in Vietnam“ Läden findet man oft Markenkleidung, die im Land überschüssig produziert wurde, für meist viel weniger als die Hälfte des Originalpreises. Aber auch in den touristischen Gegenden wird viel feilgeboten. Überall sieht man die quadratischen „Fjalkraven“Rucksäcke, die man mit Verhandlungsgeschick für 8€ bekommt und ich darf mich stolze Besitzerin eines eben solchen Rucksacks nennen.

Übrigens: Handeln ist in Vietnam Pflicht. Vor allem in touristischen Gegenden sollte man mit der Hälfte des Preises anfangen und sich dann sehr langsam steigern. Auf einem Markt in Saigon haben Theresa und ich es beispielsweise geschafft, von 500.000 VND auf 250.000 VND für einen Pullover zu gehen. Ziemlich gut wie ich finde.

Aber auch bei Obst und anderen Lebensmitteln, die auf der Straße angeboten werden, ist Handeln angesagt. Es geht nicht darum, den Preis stark zu senken, sondern einfach um das Prinzip. Wie gesagt: Handeln ist Pflicht.

Nicht vergessen sollte man jedoch, dass man beim Handeln den richtigen Ton wählt. Undenkbar für Vietnamesen ist es nämlich, sein Gesicht zu verlieren. Aus diesem Grund sollte man ruhig, aber clever verhandeln. Mit einem Lächeln auf den Lippen wird der Preis übrigens meist noch besser.

Toll sind die Preise, wenn man von einem an einen anderen Ort kommen möchte. Mit Uber oder Grab wird man meist zuverlässig – über das Gegenteil könnte ich dir stundenlang Geschichten erzählen – von A nach B transportiert. Und das für kleines Geld. Innerhalb von 13 Minuten legt man beispielsweise 2,29 Kilometer für gerade mal 22.000 VND zurück. Zusätzliches Plus: So gut wie immer gibt es „Special Promos“, mit denen man mal für den halben Preis, mal für 10.000 VND weniger ans Ziel befördert wird. Das Adrenalin beim Mopedfahren inklusive.

Erfreulich finde ich auch die Eintrittspreise für jegliche Art von Kultur. In viele Museen kommt man schon für 30.000 VND. Die Tatsache, dass Vietnamesen für ihre Eintrittskarten wesentlich weniger als Ausländer bezahlen, ist ein toller Weg, den Leuten vor Ort Kultur attraktiver nahebringen zu können.

Ich könnte dir noch viele andere Preise aufzählen, aber merken kannst du dir sie wahrscheinlich doch nicht. Also lass ich das jetzt lieber sein.

Ein Thema möchte ich jedoch nicht unerwähnt lassen: Das Durchschnittseinkommen in Vietnam liegt bei 173 Dollar pro Monat. Mit diesem Geld müssen Wohnung, Strom, Wasser, Essen, Kleidung und alles andere, was man zum Leben braucht bezahlt werden.

Da wir mit einem ganz anderen Verständnis für Geld aufwachsen, sind für mich 30.000 VND nicht so viel Geld. Für einen Vietnamesen oder eine Vietnamesin jedoch schon.

Und selbst wenn man überall liest, dass Vietnam ein so günstiges Reiseland ist, muss man doch bedenken, dass die Menschen hier von genau diesem Geld überleben müssen.

Mich beschäftigt oft dieser Unterschied, was man dagegen machen kann und wie ich mich damit zu fühlen habe. Die Lösung: Keine Ahnung. Gefunden habe ich sie leider noch nicht.

Viele Grüße aus Hoi An sendet dir

die in-einem-sehr-günstigen-Hostel-lebende Sophie

Zehntes Türchen – Obamas Liebe

Bestimmt kennst du die große Liebe vom vorherigen Präsidenten der USA: Michelle Obama.
Vielleicht magst du dich jetzt fragen, warum Sophie heute einen Blogeintrag über die ehemalige First Lady schreibt. Aber keine Sorge! Auch wenn der Titel dieses Türchens danach anmuten mag, soll es heute um eine andere Liebe Obamas gehen! Und um meine ebenfalls.

„bún chả“*

Als der damals amtierende Präsident der Vereinigten Staaten nämlich in Vietnam war, verliebte er sich durch ein ganz besonderes Gericht in die vietnamesische Küche. Du magst es schon vermuten, durch eben jene Bun Cha.

Als Sophie damals – naja, vor drei Monaten eben – in Vietnam war, verliebte sie sich unter anderem durch ein ganz besonderes Gericht in die vietnamesische Küche. Du magst es schon vermuten, durch eben jene Bun Cha.

Hanoi ist nicht nur eine Stadt besonderer Sehenswürdigkeiten und Landschaft, sondern auch bekannt als eine Gegend besonderer kulinarischer Genüsse in Vietnam. Dort kannst du so viele verschiedene, leckere Gerichte finden. Ein besonderes, wie du bestimmt schon anhand der ersten Sätze gemerkt hast, ist Bun Cha. Dieses einfache, aber einfach geniale Gericht ist eine tolle Mischung aus herzhaft und frisch. Es hat viele geschmackliche Besonderheiten und begeistert durch die Harmonie von frischem Gemüse und Fleisch.

So genau weiß niemand, wann und von wem Bun Cha „erfunden“ wurde, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass diese Person ziemlich genial war. Mit der Zeit wurde Bun Cha eines der berühmtesten Gerichte in Vietnam und das zu Recht!

Nun kommen wir aber erst mal dazu, was Bun Cha ist und später zu der Frage, warum sie sogar von Obama geliebt wird.

Was ist Bun Cha?

Auf dem Heimweg von der Schule entdeckt, probiert, geliebt: Bun Cha!
Und so sieht sie aus, lecker, oder?

Bun Cha ist ein lokales Gericht aus der Hauptstadt Vietnams, Hanoi. Man findet zwar über ganz Vietnam verteilt viele Gerichte, die in ihrer Zubereitung an Bun Cha erinnern, wie beispielsweise im Süden Vietnams Bun Thit Nuong. Dennoch muss ich sagen, dass Bun Cha einfach unschlagbar ist. Zumal ich ja in Hanoi lebe, wie könnte ich das dann nicht mögen!?

Das einfache Gericht kann man überall und das ganze Jahr über finden.
Egal, ob du in einem edlen Restaurant auf bequemen Stühlen oder an der Straße auf kleinen blauen, weniger bequemen Stühlchen Bun Cha genießt, sind die Zutaten stets die selben:
Serviert werden ein Teller mit Bun (die weißen dünnen Reisnudeln, du siehst, auch hier ist wieder Reis drin), eine Schüssel mit Brühe und gegrilltem Schweinefleisch und ein Schälchen mit frischen Kräutern.

Die Nudeln, Bun genannt, werden als großer Haufen auf einem Teller serviert. Die Hanoier/Hanoianer/Hanoies (ich hab so gar keine Ahnung, wie man sie nennt…) sind sehr anspruchsvoll beim Thema Essen. Das sieht man schon allein bei der Auswahl ihrer Nudeln für das jeweilige Gericht. Bei Bun Cha haben die Bun dünn, weich und kaufähig zu sein.

Der Fokus bei diesem Essen liegt auf Cha, also dem Fleisch. In einer Schüssel werden zwei verschiedene Kocharten von Schweinefleisch serviert: Cha Vien (eine Art Hackfleisch, das zu „Minifleischküchle“ geformt wird) und Cha Mieng (dünn aufgeschnittenes, gegrilltes Fleisch).

Das Highlight von Bun Cha bleibt jedoch die Brühe, welche das Gericht erst besonders macht. Um eine süße und gleichzeitig etwas sauere Brühe zu kreieren, verwendet der Koch Fischsauce, Essig und braunen Zucker. Obwohl die Zutaten simpel sind, schmeckt jede Sauce verschieden. Das Verhältnis der Elemente macht jede Bun Cha anders. Ob eine Bun Cha gut oder schlecht ist, wird also anhand der Brühe bewertet.
In der Brühe sind meist noch hauchdünn geschnittene Karotten- und Papaya-Stückchen, welche die Geschmacksvielfalt nochmals erweitern.

Ohne ein weiteres Schälchen wären vietnamesische Gerichte nicht komplett. Zu finden darin sind frischer Salat, Thai Basilikum, eine besondere Art Minze, Bananenblume und Koriander.

Wann isst man Bun Cha?

In der Vergangenheit wurde dieses Gericht nur zu Mittag gegessen. Heutzutage, nachdem Läden oft von früh morgens bis spät abends geöffnet haben, kann man Bun Cha zu welcher Mahlzeit auch immer essen.

Wie isst man Bun Cha?

Es gibt eigentlich keinen falschen Weg, das zu essen. Hauptsache ist, dass man Bun Cha isst!
Wie auch immer, es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten, das Gericht zu verspeisen: die nördliche und die südliche Variante.

Im Süden Vietnams wird generell alles und zwar wirklich so gut wie alles gerollt und „eingepackt“ wie bei einem Wrap.
Wenn du es also magst, dein Essen kompakt einzurollen, nimmst du ein großes Salatblatt, packst das Fleisch, die Nudeln und die Kräuter darauf und rollst das ganze. Jetzt dippst du das Ganze in die Brühe und nimmst einen großen Bissen.
Der größte Vorteil davon ist definitiv, dass du mit deinen Händen essen kannst und es so egal ist, wie gut du mit Essstäbchen umgehen kannst.

Falls du aber zeigen möchtest, welche Essstäbchen-Ess-Fähigkeiten du (entwickelt) hast, solltest du die Hanoier Variante wählen! Die nördliche Art, Bun Cha zu verzehren ist wesentlich einfacher. Alles, was du zu tun hast, ist, Fleisch, Nudeln und Kräuter in die Brühe zu befördern, ordentlich zu mischen und es dann wie eine Schüssel Pho zu essen.
Nachdem die Nudeln in Kombination mit der Brühe glitschig werden, kann dieser Weg sowohl lustig als auch herausfordernd sein, wenn man kein Esstäbchen-Meister ist.
Nun weißt du, wie Profis also Bun Cha essen.
Das kannst du jetzt gleich machen!
Vorausgesetzt du hast gerade eine Portion Bun Cha vor die stehen…

Warum liebt Obama dieses Gericht?

Bun Cha ist ein sehr simples Essen, das man recht schnell zubereiten kann und auch an Straßenküchen und in Restaurants fix serviert bekommt. Schon allein der Geruch der gegrillten Fleischs und der Brühe lassen mir und mit großer Wahrscheinlichkeit Obama das Wasser im Mund zusammenlaufen. Vermutlich genau so sehr, wie wenn er seine Michelle sieht.
Und dann der Geschmack! Unschlagbar, göttlich und so vielfältig.
Ach je, ich komme ins Schwärmen und unter der Annahme, dass du nicht die Möglichkeit hast, jetzt zu einem Restaurant oder einer Straßenküche zu gehen und eine frische Bun Cha zu genießen, beende ich nun mein Plädoyer für dieses Essen.

Zu sagen bleibt nur noch: Wenn du nach Vietnam und (am besten für Bun Cha) Hanoi kommst, führt kein Weg daran vorbei, das Gericht zu probieren!

Ich habe es gemacht und geliebt.
Obama hat es gemacht und geliebt.
Du wirst es (hoffentlich) machen und lieben!

Alles Liebe von Sophie mit Liebe zu Bun Cha

*Eins darf bei Bun Cha nicht unerwähnt bleiben: Obwohl die Rechtschreibung und das komplette Schriftbild mit den Haken und den Tönen, wie ich es einmal oben verwendet habe, sehr kompliziert aussieht, ist das nicht der Fall. Wenn ich also in der Starßenküche „Bun Tscha“ bestelle, versteht man mich ohne Problem. Wie könnte ich Bun Cha dann nicht lieben!?

Drittes Türchen – Essstäbchen, die Geheimwaffe

Messer und Gabel? Die bekomme ich in so gut wie keinem Restaurant und in Straßenküchen kann ich darauf wirklich gar nicht bauen.

Wie ich dann esse? Mit einem Paar gleichlanger Stäbchen aus Holz oder Bambus.

Genau wie auch in China, Korea und Japan verwendet man in Vietnam für die Essenszufuhr Essstäbchen. Diese Tradition ist schon mehr als 3.500 Jahre alt.

Das war zu einer Zeit, als unsere Vorfahren in Europa noch mit den Fingern aßen. Messer und Gabel, welche wichtiger Bestandteil unserer europäischen Esskultur sind, haben sich erst vor ungefähr 500 Jahren durchgesetzt. Sogar für die hohen Adeligen wie beispielsweise den Sonnenkönig Frankreichs, Ludwig den Vierzehnten, war es normal, sich das Essen mit den Händen zu Munde zu führen.
Christen sahen die Gabel mit ihren drei Zinken als Teufelswerkzeug an. Wenn man darüber nachdenkt – mehr oder weniger – verständlich, da sie wirklich etwas wie ein Teufels-Dreizack aussieht.

Vietnam war lange Zeit von China besetzt und somit wurde auch die Sitte, mit Stäbchen zu essen, übernommen.

Natürlich magst du dich jetzt fragen, wie man denn jedes Essen nur mit Essstäbchen zu sich nehmen soll. Generell lässt sich das gut an der englischen Übersetzung zeigen. Das in „Chopsticks“ enthaltene Wort „chop“ bedeutet im Deutschen so viel wie zerkleinern.
Mit einem guten deutschen Schnitzel (kurze Anmerkung: darauf freue ich mich in Deutschland schon wieder) wäre dies undenkbar. Um zu begreifen, wie das in Vietnam möglich ist, muss man die vietnamesische Essenskultur kennen:
Fleisch, Gemüse und andere größere Zutaten sind entweder so zart gegart oder zubereitet, dass sie mit den Stäbchen mundgerecht zerkleinert werden können oder sie sind bereits klein geschnitten.
Bei Suppen und anderen flüssigen Nahrungsmitteln wird noch ein tiefer Löffel zusätzlich zu den Stäbchen serviert.

Selbst wenn gesagt wird, dass für Vietnamesen nichts mit Essstäbchen unmöglich ist, habe ich noch keinen gesehen, der eine Suppenbrühe damit essen kann.

Bei einem vietnamesischen Kochkurs habe ich zum Beispiel gelernt, dass man mit diesen langen Stäbchen erkennen kann, ob Hühnerfleisch schon fertig gegart ist.

Hier noch ein interessantes Video von YouTube, welches nochmals bestätigt, dass mit Chopsticks wirklich fast alles möglich ist. Auf die Idee, mit Stäbchen einen Geldbeutel aus der Hosentasche zu ziehen, muss man auch erst kommen… Der Kerl mit der blauen Jacke zeigt aber, dass man sowas ziemlich gut machen kann.

Wie ich selbst erkennen musste beziehungsweise durfte, hat das Essen mit Chopsticks einen entscheidenden Effekt: Man isst generell sehr viel langsamer als mit Messer und Gabel. Zwischen den Stäbchen ist es – zumindest für mich – unmöglich, viel Essen auf einmal zum Mund zu transportieren. Dazu kommt leider noch, dass mir viel auch auf dem Weg zum Verzehr wieder auf den Teller fällt. Positiv daran ist definitiv, dass man so sehr langsam und gesund isst, da man das Essen schon im Mund länger vorverdaut und den Magen so weniger beanspruchen muss. Hinzukommt, dass man wegen des langen Prozesses nach weniger Essen schneller satt ist. Zugegebenermaßen kann ich diese positiven Aspekte jedoch nicht erkennen, wenn ich mich beeilen muss. 😉

Meine Essstäbchenkünste verbessern sich von Tag zu Tag. Während meiner ersten Tage in Hanoi habe ich es nur mühsam geschafft, Essen in meinen Mund zu führen und schließlich satt zu werden. Während ich in Deutschland in asiatischen Restaurants die Stäbchen aus Spaß einfach mal ausprobiert habe und danach wieder auf Gabel und Messer umsteigen konnte, besteht in Vietnam diese Möglichkeit nicht. Also musst ich mich mit viel Übung daran gewöhnen. Meine Mitfreiwillige Theresa meinte nach wenigen Tagen in Hanoi „Mir war gar nicht so bewusst, dass man wirklich alles mit Essstäbchen isst. Das hätte ich Zuhause nochmal üben sollen.“

Zu Beginn wurde mir dann oft noch ein Löffel oder – falls das Restaurant welche hatte – eine Gabel gebracht, ohne dass ich darum gebeten habe. Mich mit Essstäbchen essen zu sehen, sah wohl wirklich seltsam aus. Inzwischen darf ich stolz behaupten, dass mir sowas nicht mehr passiert und ich manchmal sogar gelobt werde, wie toll ich mit Stäbchen essen kann. Dann bin ich stolz wie Oskar und im nächsten Moment fällt das Essen doch wieder von den Stäbchen.

Hier ein Bild von Essstäbchen und dem erwähnten Löffel mit übrigens sehr leckerem Essen.

Hier noch einige lustige Infos und Hinweise zu Essstäbchen:

Es gilt als absolut unhöflich, mit den Stächen auf eine Person zu zeigen. Dies ist mit einem schlechten Omen verbunden, was Vietnamesen wegen ihres Aberglaubens vermeiden wollen.

Die Stäbchen nach dem Essen im Topf mit Reis stecken zu lassen bringt ebenfalls Unglück. Ebenso gilt es als Tabu, die Stäbchen nach dem Essen auf dem Schälchen in „V“-Form liegen zu lassen, da dies Unglück bringen soll.

Ein vietnamesisches Sprichwort sagt:

„Wer mit Schale und Essstäbchen umzugehen versteht, weiß auch mit Worten umzugehen.“

Besonders spannend finde ich, was mir eine Kollegin an der Viet Duc Oberschule beim Mittagessen über das Halten der Essstäbchen erzählt hat. Jeder hält seine Stäbchen nämlich verschieden und auch auf verschiedenen Höhen. Wenn ich meine Finger nun beispielsweise sehr nah an den Spitzen der Stäbchen, also nah am Essen halte, bedeutet dies, dass mein zukünftiger Partner oder meine zukünftige Partnerin nah bei mir wohnt. Halte ich die Stäbchen eher am Ende, wird er oder sie weit entfernt von meiner Heimat wohnen.
Ich halte die Essstäbchen meist mittig. Mal sehen, ob sich die Aussage bestätigen wird und ich einen mittel-weit von Lehrberg entfernten Mann heiraten werde.

Viele Grüße und einen schönen ersten Advent wünscht

die Jeden-Tag-Essstäbchen-Taktik-Übende Sophie

PS: Natürlich könnte ich dir jetzt noch ein Tutorial über die richtige Benutzung von Essstäbchen als Youtube-Video zeigen. Aber ganz ehrlich, die Hauptsache ist, dass du das Essen von deinem Teller in deinen Mund bekommst. Wenn man dazu gezwungen wird, dann geht das auch!

 

 

Zur Werkzeugleiste springen