22 – und wenn sie nicht gestorben sind, essen sie die Schokoosterhasen noch heute

Neben den ganzen Ausflügen und dem ‚In der Weltgeschichte rum Gondeln‘ gehe ich natürlich auch noch in meine wunderschöne Ani-Zeti Schule. Ich habe zum Beispiel neulich mit vier 8.Klässerinnen zwei Projekte für einen Wettbewerb eingeschickt. Es ging um lustige Situationen, in die sie nur gekommen sind, weil sie Deutsch lernen. Das eine war eine Collage über eine Odyssee im kleinen Deutschen Städtchen Halle, auf der Suche nach dem vielgepriesenen „Döner“. Das andere ein Fotoprojekt, über eine kleine Deutsche Touristin, die im Vakepark verloren ging und dann von meinen Schülerinnen gefunden wurde, weil sie auf Deutsch nach ihrer Mama rief.

Abgesehen davon bin ich ziemlich froh, dass mein Brieffreundschaftsprojekt mit der Dritten Klasse so gut anläuft. Ich hatte mit dieser Klasse noch nichts zu tun gehabt, bis ich Ende Februar zum Hospitieren dahin geschickt wurde. Es war gerade Thema ‚Wie schreibe ich einen Brief‘ und die Kinder haben mir wunderbare Korrespondenzen mit imaginären Freunden*innen vorgelesen. Weil meine Patentante in München an einer Grundschule arbeitet, habe ich sie gleich mal gefragt, ob wir einen Schwung Briefe für ihre Schüler*innen rüberschicken könnten. Unser erstes Briefpaket ist dort sogar schon angekommen, meine Kinder haben Briefumschläge selbstgemacht, schöne Briefe geschrieben und ich musste versprechen 2 Tafeln Georgische Barambo-Schokolade bei der Post mit auf zugeben. Mal gucken, was zurück kommt…

Irgendwann nach der Arbeit saßen meine Mitbewohnerin und ich im überfüllten ‚Ambavi‘ und hörten uns eine Georgische Sängerin an. Es war kurz nach Baku und wir bedauerten auf Deutsch, dass sie kein aserbaidschanisches Xirdalan Bier hatten. Da quatschte uns eine Georgierin, ebenfalls auf Deutsch, ganz aufgeregt an. Ob wir aus Deutschland kämen, was wir denn hier machen und dass sie in ein paar Wochen zum Studieren an die Humboldt-Uni nach Berlin gehen wird. Wir waren in wenigen Minuten in die Gruppe ihrer Freunde integriert, sie ist wirklich ein Schatz!

Am folgenden Wochenende gab es wieder einen Geburtstag, der angestoßen werden wollte. Dieses Mal mit weltbestem Blick vom „Hilltop Cafe“. Nachdem wir Happy Birthday auf Georgisch zum Besten gegeben hatte, bekamen wir vom, wohl auch Geburtstag feiernden, Nebentisch eine Flasche Rotwein geschenkt! Später lassen wir uns von unseren neuen Georgischen Freunden irgendwohin zum Tanzen mitziehen.

Die ersten Erdbeeren mit Schokoladenkeksen auf meinem Balkon. Mein Nachname wird großzügig auf Georgisch übersetzt, Hofmann kommt bestimmt von Hoffnung und dann ist es gar nicht mehr so weit bis Hoffnungskind – Imedashvili – იმედაშვილი.

Was mich zu den anderen იმედაშვილები führt, ich war nämlich schon seit mindestens Ende Januar in der Pflicht die Anreise meiner Familie mit vorzubereiten. Nicht wie man meinen könnte die anderen drei Hofmännchen meiner Familienfamilie, sondern eine mittelkleine Reisegruppe von 10, sehr Georgische Verhältnsse, sogar meine Omi war dabei! Eine deutschsprachige Reiseführerin wollte gefunden werden, über die Freundin der Freunde eines Sohnes einer Lehrerin meiner Schule. Samt fahrbarem Untersatz, groß genug für alle Nasen, Gepäck, Einkäufe, ebenso muss überlegt werden wo sie überall hinfahren wollen und was in der kurzen Zeit alles besichtigt werden kann.

Schwupps ist es schon warm genug fürs erste Mittagessen auf dem Balkon. Meine Eltern sind nicht die einzigen Deutschen Besucher, wir kriegen außerdem eine Lehramtspraktikantin, mit der ich mir für drei Wochen die Frage „Wie fülle ich meine theoretisch 8 Arbeitsstunden?“ teilen darf. Wir steigen zusammen in einen Bus voll fröhlicher Neunt- und Zweitklässer*innen und versuchen den Nino Katamadze Song mit zu singen. Wir landen im Garten eines Klosters, wo wir dem Abt helfen Apfelbäumchen zu setzten. Jede*r 9. Klässer*in bekommt drei Kleine an die Hand und sie stecken zusammen die Setzlinge in vorbereitete Löcher, bedecken sie mit Erde und sagen zu ihnen „Wachse und mach mich froh“.

Eigentlich ganz praktisch, das mit dem Aufgaben teilen, denn schon mache ich  mich bei Nacht und Nebel auf den Weg zum Flughafen um meine Lieben abzuholen. Dann muss ich natürlich meine Stadt zeigen und zeigen wo es gutes Essen gibt, dann mit ihnen nach Kahketi fahren. Zum Nino Kloster in Bodbe mit heilsamer Wasserquelle im idyllischen Wäldchen, der neu renovierten Stadt Sirghnaghi die wirklich den italienischen Flair hat, daneben gibt es noch das Dörfchen Tsinandali mit dem wunderschönen Landsitz des Dichters Alexander Chavchavadze und das Weingut eines ausgewanderten Deutschen, Schuchmann, in Kiskiskhevi, so dass fürs Alaverdie Kloster, das aussieht wie in einem Mittelalter-Märchenfilm, kaum noch Zeit bleibt. Noch ein bisschen mehr gutes Essen, dann schnell in die Schule, warum verflixt ist es die Woche vorm Deutschen Ostersontag und ich will mein Osterprojekt diesen Freitag durchführen, bevor sich nächste Woche schon die ersten in die Georgischen Osterferien verabschieden? Und noch ein Ausflug ins Höhlenkloster von David Gareja, wo man viel klettern muss und plötzlich hinter einem Felsvorsprung und zwei Büschen mit wunderschönen, handbemalten Höhlen belohnt wird.

Dann ein Abendessen im Cafe mit dem schönen Ausblick und schon ist da der Freitag, an dem ich den Osterhasen im Schulhof hoppeln lassen soll. Und dann ist plötzlich der Samstag, an dem wir uns schon wieder verabschieden müssen. Meine Mama zaubert jede Menge deutsche Mitbringsel für meine Georgischen Freunde*innen aber auch für mich und meine WG, aus Riesenkoffern, unter Anderem ein ganzer Stall voll Schokokanickeln! Und ich dachte das wäre viel, dann packt meine Oma den Ostersüßkram aus… Ich werde ein letztes Mal vom Ferienhaus aus zum Taxi gebracht und dann sind sie auch schon wieder weg.

Von der Schokolade allerdings essen wir heute immer noch.

Blick über Saburtalo, unser Stadtteil:

1 Comment

  1. Anne

    Auch wir hatten eine wunderbare Woche in ?? , voller ungewöhnlicher Eindrücke, gutem Essen und viel (Gast-)Freundschaft.
    Es war eine neue, schöne Erfahrung seinem Kind nachzulaufen, so wie dieses 18 Jahre uns nachgelaufen ist, weil sie die Erfahrung und das Wissen über die dortigen Gepflogenheiten hat.
    Mama

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