Corona, oh Corona

  • 6. April 2021

Vorab: Ich bin aus freien Stücken hier. Mir geht es gut. Wenn ich will, kann ich quasi jederzeit zurück nach Deutschland (außer natürlich ich hab Corona). Trotzdem: Mich darf der Umgang mit Corona hier nerven. Und das tut es auch. Manchmal machts mich auch ziemlich wütend – weil ichs nicht versteh.

Ich versteh nicht, warum so viele Leute ihre Maske selbst im Supermarkt nicht über Mund und Nase tragen.
Warum man sich hier ganz legal mit bis zu 15 Leuten treffen darf.
Warum die eher laschen Maßnahmen noch weiter gelockert wurden, obwohl die 7-Tagesinzidenz in Bulgarien weiterhin bei über 300 liegt.

Und ich fühl mich unsicher, weil ich nicht so richtig weiß, wie ich mich verhalten soll und kann. Stelle ich mir eigene Regeln auf, weil ich mich mit den hier gültigen Maßnahmen nicht wohl fühle? Wie stark schränkt das meine Arbeitserfahrung und ganz allgemein meine Zeit hier ein? Werde ich in Bulgarien rumreisen, während ich in Deutschland bei viel niedrigeren Coronazahlen monatelang auf Besuche verzichtet habe?

Tatsächlich verspüre ich momentan noch gar nicht so den Drang hier rumzureisen. Wer weiß, entweder weil die Komfortzone grad so gemütlich ist oder aus Corona-Vernunft oder von beidem ein bisschen. Aber der Gedanke, ein halbes Jahr in Bulgarien zu verbringen und kaum was vom Land und den Nachbarstaaten gesehen zu haben, ist schon befremdlich. Und drum schreibe ich wenigstens eine Sache, die mich ziemlich glücklich machen würde, auf meine Liste: Ans Schwarze Meer fahren.

Bis dahin mache ich einfach weiterhin ein paar Alltagsausflüge. Zum Beispiel zu Lidl. Oder Billa. Oder einem anderen Supermarkt meiner Wahl. Manchmal auch mit einem Abstecher in einen Secondhandladen – für den kleinen Nervenkitzel zwischendurch. Oder ich schau mir die unverschämt kitschigen Sonnenuntergänge an der Donau an. Oder oder oder. Mein Gehirn hat gerade also immer noch genug neue Alltagseindrücke zu verarbeiten, als dass es unbedingt Ruse verlassen muss, um den Rest Bulgariens zu erkunden.

Sowieso: Was für ein Privileg und was für ein Jackpot fürs Gehirn gerade in einer neuen Umgebung sein zu können.