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Leben in der Biospähre 3.0.

Ich bewege mich in Überlichtgeschwindigkeit. Mir war schon zu Beginn des Freiwilligendienstes klar, dass gerade die letzten Wochen in Ghana schnell vergehen werden.
Aber wie kann es sein, dass gestern noch Weihnachten war und ab heute nur noch 18 Tage bis zu unserem Abflug?
So ist es immer mit Dingen, die mir Spaß machen und mich herausfordern. Zwar ist seit Silvester kaum etwas Neues passiert, außer einigen Ausflügen in die Hauptstadt Accra und einem Krankenhaus besuch in Ada (bin wieder 100% fit ;), aber gerade deswegen fließen die Tage ineinander.

Jedes Mal wenn ich nach einem Ausflug, einer Reise oder einfach nach der Arbeit mit dem rostigen Schlüssel versuche die Tür unserer Wohnung aufzubrechen und über die Schwelle trete, überkommt mich das das Gefühl nach Hause zu kommen. Und Ada Foah ist, ohne dass ich es wirklich gemerkt habe, mein zweites zu Hause geworden. Mit all den Menschen, dem klapprigen Rad, das ich zur Arbeit fahre, das Einkaufen bei unserer Gemüsefrau, Derek hinter seinem Obststand, die Straße zum Meer, laufen durch die Fischerdörfer, im Trotro einschlafen… Alles greift ineinander, wie Zahnräder in einem Uhrwerk. Alles Alltag! Ach wie sehr werde ich es vermissen!

Letzte Woche haben wir endlich den ersehnten Kunstwettbewerb in den Partnerschulen durchgeführt. Schon zuvor haben wir alle Schulleiter getroffen und sie zu den Umweltprojekten in ihren jeweiligen Schulen befragt. Einige haben Baumpflanzungen durchgeführt oder versuchen Mülltrennung einzuführen. Anschließend haben wir sie über unseren Wettbewerb informiert.
Unter dem Slogan „Our solution for environmental pollution“ sollten die Schüler ein Bild mit Lösung zu Umweltproblemen malen. Wie sieht die perfekte Umwelt aus? Was wünscht du dir für die Natur? Gibt es umweltfreundliche Alternativen?

 

   

 

Leider durften aus den fünf Schulen der Umgebung jeweils nur drei bis sechs Kinder unterschiedlicher Klassenstufen teilnehmen. Auch waren einige der Schüler wegen uns Europäern, der Aufgabenstellung, unserer Sprache oder allem drei sehr eingeschüchtert.
Ich bin zwar nicht oft in einer ghanaischen Schule gewesen, aber durch Erzählung von Freiwilligen, Lehrern, und Schülern habe ich erfahren, dass sich das Bildungssystem doch sehr von dem deutschen unterscheidet. In Ghana gilt die Schulpflicht. Oft beginnt der Unterricht schon früh morgens mit dem Singen der Nationalhymne oder der Reinigung des Schulhofes und geht bis zum späten Nachmittag. Sportunterricht findet auf Grund der Temperatur Vormittags statt. Es gibt oft Frontalunterricht, Lehrermangel und auch Stockhiebe als Bestrafungsmaßnahmen sind Normalität.
Und wahrscheinlich gehört ein Kunstwettbewerb mit einem so freien Interpretationsspielraum nicht zum Alltagsprogramm und kann durchaus Grund für Verwirrung liefern. Aber auch wenn es etwas stockend angefangen hat, war die Atmosphäre in den Klassen jedes Mal etwas entspannter und lockerer.

  

   

Zunächst haben wir uns zusammen den Film „ Sources and impacts of Marine litter“ aus dem Projekt Marlisco angesehen, den ich letztes Jahr während meines FÖJs bei der EUCC-D E (Coastal and Marine Union) auch Schulklassen gezeigt habe. Anschließend haben wir anhand eines selbstgezeichneten Negativbeispiel- Bildes weitere Umweltprobleme diskutiert, mit denen die Schüler selbst in ihrem Alltag konfrontiert sind. Dann sind die Schüler kreativ geworden und mit den Kunstmaterialien aus dem deutschen Päckchen sind innerhalb von zwei Stunden richtige Kunstwerke entstanden.Wenn wir mit allen Schulen durch sind, werden wir das Gewinnerbild durch Abstimmung der Schüler ermitteln. Ich hoffe dann haben noch mehr Kinder die Möglichkeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Zudem würde ich gerne Plakate mit den Bildern drucken, um sie den teilnehmenden Schulen auf der Siegerehrung zu geben und im Schulgebäude aufzuhängen.

 

 

 

Und nun strebt alles dem Ende zu. Die letzten Wochen war ich noch öfters in Accra, habe eine Fahrradtour zu Wasserfällen bei Aburi gemacht, war dort in den Botanischen Gärten aus Kolonialzeiten spazieren, im Uni Schwimmbad schwimmen, habe in den Bars der Oxford Street viele nette Leute kennengelernt, in einem dreistündigen Gottesdienst getanzt und war zum ersten Mal Wellensurfen.

Es gibt aber auch Momente, in denen ich mich auf zu Hause freue. Auf Familie und Freunde, Schwimmen und Schimmelkäse, Pullis und Regenspaziergänge mit Hund. Aber für den Moment geht es daran die letzten verbleibenden Ghana-Wochen noch einmal richtig zu genießen.

 

(Zum Ende meines Freiwilligendienstes ist auch der final Report für die UNESCO in Ghana fällig und ich habe schon mal etwas vorgeschrieben, da eine Freundin mich in den letzten zwei Wochen besuchen wird. Viel Neues ist nicht dabei, aber alle guten Dinge sind drei. Der Vollständigkeit halber habe ich den Report wieder mit angefügt.)

 

 

    

 

Report on the Voluntary service in Sogor Ramsar Site No.3
by Ronja Trübger (16/09/19-22/02/20)

Talks and activities at work

Planting trees: We stored mangrove seedlings on a pick up and planted them in the lagoon together with residents of the community from Tobloku. Furthermore, we planted fast growing trees next to the village, so that the communities will be able to use them for firewood instead of the mangroves.

Raising mangrove seedlings: The Wildlife Commission continued to fill water sachets (21.000) with soil for planting seedlings. (Acacia mangium). We collected ripe seeds in the wetlands and peeled them before planting. Afterwards we planted mangrove seedlings in the plastic sachets. Furthermore, we took care of the one-year mangrove seedlings by watering them. We cleaned the area from litter and removed old leaves, sticks and weed.

Turtle monitoring: I took part in the weekly beach patrol at a beach quad, in which we counted and documented the turtle tracks, nests and the death individuals of three different marine turtles (olive ridley sea turtle, leatherback sea turtle, pacific green sea turtle). I saw many tracks of adult turtles, tracks of hatched baby turtles, intact nests and nests which have been destroyed by stray dogs.

Turtle hatchery: Whenever we saw a nest of a turtle, which was too close to the sea so that the survival of the eggs was in danger, the Wildlife Division removed them and brought them to the hatchery. During our stay, we buried two nests of an olive ridley turtle (102 eggs; 98 eggs) and one nest of a leatherback turtle (65 eggs) in the hatchery. After the turtle babies hatched, we released them into the sea.

Turtle rescue: Because of light irritation from human settlement or unspecified wind directions, the nesting marine turtles sometimes lose their orientation and after their egg deposition they creep in the wrong direction. When lost turtles are found by community members, these can call the Wildlife Division to rescue the turtles. During the last months I helped to pull tree leatherback marine turtles back into the ocean.

River cleaning: Since the beginning of September the river bank next to the office has been cleaned by the Wildlife Division together with the community Obane downstream. All trees, reeds and algae at the riverside have been cut down and removed to improve the river flow into the Songor lagoon, which is too dry and salty because of the salt extraction. The project ended in December and the community members are supposed to continue on their own.

Ecotourism services: I took part in the turtle night walk several times. We searched for nesting turtles and tracks together with the tourists. Additionally, we cruised with a boat on the Volta River, to show estuary and creeks and explain our work with mangroves and wildlife.

 

Education: Sometimes on Fridays, we went to the associated schools of the Biosphere Reserve for an education program. The Wildlife Division taught the students in nature protection, environmental conservation and human rights. Therefor we prepared a short theatre scene about littering and the correct waste management. In addition to this we gave talks on the education programme in the communities during the evening time to give the residents the possibility to inform themselves and ask questions.

 

 

 

 

Art competition in schools: The other Volunteers and I went to the associated schools of the Biosphere Reserve to talk with the headmasters, teachers and prefects about their environmental programmes and challenges they realised in the schools. Afterwards we organised the Art Competition: “Our solution for environmental pollution!”, in which students from every class of four associated schools took part. The 22 participants could show their own ideas and wishes for nature protection in a creative way. The winners were elected by the students themselves, so that everyone had the opportunity to be part of the competition.

 

 

Restauration of signs: I helped to build up two new painted signs next to the main road, which inform passing cars about the UNESCO Biospere Reserve and the nature protection area.

Meetings with the Community: I took part in several meetings between the Biosphere Reserve and different stakeholders like the Legon University of Ghana, the EPA (Environmental Protection Agency), the FAO (Food and Agriculture Organisation of the united nations), the local radio (radio Ada) and the communities of west and east Ada. In this meetings and interviews the main topics were challenges of landscape use, nature protection and environmental problems (like overfishing, erosion, climate change, and plastic pollution).
The reasons for the meetings were inter alia a research project about sustainable ways of using resources in the Songor Biosphere Reserve considering the climate change, the election of a board, which will represent all communities and the planning of a radio show series about the particularities and challenges in each community.

Private

After our arrival in Accra in September we went to the National Commission for the UNESCO in Ghana and learned much about the structure and responsibilities of a Biosphere Reserve.
Afterwards the UNESCO sent me to Ada Foah, where a house is provided for the UNESCO Volunteers. My neighbours are also my colleagues at the Wildlife Division and during the first days they introduced me to the other staff members and helped me a lot with the orientation in Ada and the surrounding arrea.
From the beginning on I felt really comfortable in Ada Foah and previous challenges have become part of my daily life quickly. Annika, the volunteer from the Bia Biosphere Reserve, switched her hosting site to our place at the end of October, so we were three volunteers in Ada than and we lived, worked and travelled together. Moreover we expanded the equipment of our apartment, also for following generations of volunteers.
During the 6 Months we got to know our neighbours, neighbour kids and colleagues intimately. I am now familiar with many habits, the local food, traditions and celebrations. Furthermore, I continued my Dangme lessons until the end of our voluntary service, because it was really helpful to interact with the local people in Ada and surrounding.
In my free time I enjoyed meeting friends, going to the beach and playing or doing handcrafts with our neighbours‘ children. During our holidays and weekends we were travelling a lot. In the National Parks like Shai Hills or Mole park we had the opportunity to explore the different landscapes, animal species and plants of the Ghanaian country. Moreover I realised the differences between the village and city life by visiting Accra, Tamale or Cape Coast. On our journey through Ghana I experienced the individuality of each place in culture, language and outer appearance.

Challenges and Solutions

Because the park manager changed in December, there was no park manager in the office for a long time. Therefore, the Wildlife Division had to work mostly self-sufficient and sometimes there were internal communication problems and several misunderstandings between all employees. Because of this it was difficult to understand the expectations of the staff and our working tasks at first. But finally we were included in nearly every part of the work inside the Biosphere Reserve and got used to our working tasks.
I think it would have been helpful to have a general introduction in the first week of the voluntary service.

For me as a female volunteer it is often hard to accept that women are still discriminated and deprived in some ways. The fellow workers were always respectful, but sometimes I was treated differently and it was more difficult for me to give my opinion. Lukas the male volunteer was the one, who was going to be informed about changings in working tasks or organization.

I also had a disagreement about the mangrove planting, because the seedlings are still planted together with a plastic sachet into the ground. We could not find a solution so far and the planting of plastic sachets will be continued. In my personal opinion the Biosphere Reserve has to think about its own ecological footprint and try to find environmentally friendly alternatives to be a role model for the communities.

During the staff meetings I had the opportunity to give my opinion and make new suggestions. Despite this the implementation was often difficult, but we always could clarify all arguments.

Conclusion

All in all I am really glad to had the opportunity to spend 6 months in the Songor Ramsar Site and UNESCO Biosphere Reserve. It was an adventurous time full of challenges, difficulties and joyful events.
I experienced a daily life, which was totally different from my life in Germany in many ways. Despite this I felt homelike soon because residents and colleges tried to show and explain me their traditions, their point of view and the challenges of everyday life, e.g. preparing local food. During my stay I learned much about the culture, language and history of Ghana.
Moreover I got to know the working tasks and the importance of a Biosphere Reserve and nature protection, environmental education and conservation in Ghana. I also learned a lot during the practical work outdoors and was able to gain new experiences while monitoring turtles or planting mangroves.
Thank you so much for the chance you gave me 6 Months ago. I will never forget my time in Ghana and I look forward to coming back some day.

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Elefantastische Weihnachten

Am 22. Dezember sitze ich mit hunderten anderer Reisender in der aufgeheizten, vollgestopften Wartehalle der STC Bus Station während aus den Lautsprechern in Dauerschleife Weihnachtslieder plärren. Um uns herum stapeln sich Koffer, Kisten, Ziegen, Matratzen, Kinder und alles was man sonst noch so über die Feiertage brauchen kann. Gemeinsam drängen wir auf den Bänken und warten auf die Busse, die uns in die entlegensten Winkel des Landes bringen werden. Zu Freunden, Familie, oder in unserem Fall nach Tamale in den Mole Nationalpark. Und während die Luft kocht, wippen meine Zehen im Takt zu Rudolph the red-nosed reindeer.

Annika, Lukas, Felix und ich haben beschlossen Weihnachten in dem mit 4840 Quadratkilometer größten Nationalpark des Landes zu verbringen. Dort in der Baumsavanne soll es eine immense Biodiversität geben und neben verschiedensten Vögeln, Affen, Krokodilen und Antilopen auch die Möglichkeit Elefanten in freier Wildbahn zu sehen. Tatsache ist, dass der Park in der Northern Region im Nordwesten des Landes liegt und damit 788 Kilometer entfernt von unserem zu Hause in Ada. Aber was tut man nicht alles um Elefanten zu sehen und mit allen Bus-, Trotro- und Taxifahrten zusammen benötigen wir dann auch nur etwa 24 Stunden von unserer Haustür zum Parkeingang.

Schon auf der Fahrt ist die Distanz durch die Veränderung in der Landschaft spürbar. Bei jeder Toilettenpause wird die Luft staubiger und trockener und als morgens die Sonne aufgeht, ziehen weite gelbe Steppengraswiesen vorbei, durchsetzt mit Sträuchern und knorrigen Bäumen. Die Luftfeuchtigkeit ist aufgrund der Nähe zum Sahel viel niedriger und zudem sind wir inmitten der langen Trockenperiode von November bis Juni angereist. Nun weht der kühl, trockene Harmattan Wind, der das Klima in fast ganz Ghana beherrscht.

Während unseres Aufenthaltes schlafen wir im Mole Motel, einem Hotel mitten im Park. Von einem Plateau aus hat man einen großartigen Blick über die Savanne und das naheliegende Wasserloch. Als wir nach der halb durchwachten Nacht im Bus erschöpft am Hotel ankommen, ist aber keine Zeit für eine Pause oder ein Sprung in den kleinen Pool. Gerade als wir uns auf der Dachterrasse niederlassen, um das Wasserloch ins Visier zu nehmen, hasten ein Wildhüter und drei Tourist/innen vorbei. Sie haben vor einigen Minuten ein Elefant gesichtet und natürlich schließen wir uns dem Suchtrupp an.

Auf einem schmalen Pfad geht es runter in die Ebene und wir hasten durch trockenes Gestrüpp und Grasflächen, während der Staub unter unseren Füßen aufgewirbelt wird. Immer wieder hält der Wildhüter inne, lauscht, dreht abgebrochene Zweige in der Hand und sucht im roten Sand nach Spuren. Er sagt, dass wir den Elefanten trotz seiner Größe nicht hören könnten. Sie seien leise, man müsse sie schon suchen. Obwohl es in dem Park eine ca. 600 Tier starke Population gibt seien sie oft über eine weites Gebiet verteilt.

Und dann finden wir ihn doch: Ein riesiger Elefantenbulle ist keine 30 m von uns entfernt. Er hat ein eingerissenes Ohr, einen abgebrochenen Stoßzahn und wird von dem Wildhüter auf etwa 60 Jahre geschätzt. Damit ist er ist schon etwas älter, da Elefanten bis zu 70 Jahre alt werden können. Der Elefant ist alleine unterwegs, denn anders als die Weibchen sind die Männchen Einzelgänger.

           

Nun hebt sechs tonnenschwere Riese seinen gewaltigen Kopf und rüttelt an einem der umstehenden Bäume, bis Äste mit frischen Blättern auf ihn hinunter rieseln. Frühstück für den Elefanten. Oder etwa Brunch, Mittagessen, Nachmittagssnack,..? Elefanten sind etwa 18 Stunden des Tages mit Essen beschäftigt und benötigen täglich 200 kg frische Blätter, Gräser und Zweige.
Nach einigen Minuten dreht er sich um und zieht er weiter, aber der Wildhüter versichert uns, dass wir gute Chancen haben weitere Elefanten zu sehen. Elefanten wie dieser trinken täglich bis zu 150 Liter und das Wasserloch ist direkt in Sichtweite.

Auf dem Rückweg zum Hotel haben wir noch mehr Glück und entdecken eine Kobantilope, Warzenschweine, diverse Vögel und eine große Gruppe Paviane, die sich auf den warmen Felsen tummeln. „Schließt immer ab und wenn jemand an eure Tür klopft, fragt erst nach bevor ihr öffnet!“, ermahnt uns der Wildhüter. Auch die Paviane haben sich an das Leben mit Menschen angepasst.

            

Die nächsten drei Tage in Mole genieße ich in vollen Zügen. Neben dem tollen Ausblick und dem kleinen Pool, gibt es die Möglichkeit viele verschiedene Ausflüge oder Safaris zu unternehmen.
Besonders die Morgensafari um 6:30 Uhr ist ein unvergessliches Erlebnis. Über Nacht ist es scheinbar Herbst geworden hier in Mole und als wir aufstehen ist es so kalt, dass ich mir einen Pulli überziehen muss. Heute ist es so trocken, dass meine Lippen aufspringen und Augen und Nase vor Trockenheit brennen. Nachdem wir uns in Gruppen aufgeteilt haben, machen wir uns gemeinsam mit zehn anderen Besuchern auf den Weg durch die morgendliche Stille der afrikanischen Savanne.

Mir kommt alles so unwirklich vor während wir durch die herbstlich gefärbten Büsche, Bäume und ausgetrockneten Flussbetten wandern. Staub wirbelt auf und die bunten Blätter knirschen unter unseren Füßen. Jedes Geräusch scheint in der Stille doppelt so laut.
Zudem liegen die verschiedensten Gerüche in der Luft. Ich rieche etwas wie Minze, Zitronenmelisse, Rosmarin und viele Kräuter, die ich gar nicht kenne. Als hätte jemand unsere Packung Kräuter der Provence ausgekippt. Auch sind überall Tierspuren. Einige frisch im Staub, andere noch aus der Regenzeit. Die Spuren der Büffel sind im Lehm versteinert bis zum nächsten Regenfall. Auf dem Boden finde ich Federn von Perlhühnern und den Zahn eines Warzenschweins, aber außer einigen Kobantilopen und Vögeln ist die morgendliche Savanne leer. Obwohl wir heute nicht so viele Tiere sehen, ist es trotzdem ein großartiges Gefühl durch diese Mondlandschaft zu wandern, während Adler und Geier am Himmel ihre Kreise ziehen.

An einem anderen Nachmittag machen wir eine Safari auf dem Dach eines Jeeps. Aus 3 Meter Höhe sehen wir Warzenschweine, Herden von Kobantilopen, einen Wasserbock, Paviane, Geier, Adler, Perlhühner, Warzenschweine, Krokodile und zu unserer Freude sogar einen (Ameisen) Löwen (räuberische Larve der Ameisenjungfer, die in einem Sandtrichter auf Beute wartet).

             

Tief im inneren des Parks gibt es auch richtige Löwen, Hyänen und Leoparden, aber die Raubkatzen sind scheu und es ist sehr unwahrscheinlich sie zu entdecken. Dafür sehen wir aber einen weiteren Elefanten. Er stößt einen der kleineren Bäume um und pustet sich mit dem Rüssel trockene Erde über den Rücken. So kann er seine Haut vor den Parasiten und der Sonne schützen.

           

Leider sehen wir auf der Safari auch die Tsetsefliegen, eine davon auf meinem Rücken. Dank Felix und Wikipedia sind Lucas und ich nach etwa 30 Minuten sicher, dass wir in zwei Jahren beide an der tödlichen, durch Tsetsefliegen übertragenen, Schlafkrankheit elendig zu Grunde gehen werden. Aber um es mit Annikas Worten auszudrücken: „Wir haben jetzt Elefanten in freier Wildbahn gesehen. Jetzt können wir glücklich sterben.“ Und glücklich bin ich! Während die afrikanische Sonne untergeht, färbt sie alle Bäume und das Grasland in einen kitschigen rosa-gold Ton. Die Savanne brennt!

Dann ist auch schon bald Weihnachten. Am Nachmittag des 24. Dezembers machen wir einen Ausflug ins nahe gelegene Dorf Mognori, um dort eine kleine Kanutour zu unternehmen. Es ist eine kurze Fahrt, aber sehr schön. Ruhig gleitet das Kanu auf dem braunen Wasser dahin, über uns das Blätterdach. Mohammed, ein Vogelbeobachter der uns heute begleitet hat, ist hektisch am fotografieren. Um diese Tageszeit ist es zwar unwahrscheinlich Wildtieren zu begegnen, aber dafür sehen wir jede Menge Vögel. In Mole gibt es etwa 300 registrierte Vogelarten, 160 davon heimisch. Aber auch eine Vielzahl europäischer Vögel gesellen sich über den Winter dazu, wie der Blue Breasted Kingfisher, der nun über unseren Köpfen flattert.

 

Im Anschluss bekommen wir noch eine Führung durch das Dorf und einen Einblick in das „ganz andere Ghana“. Dieser Teil des Landes unterscheidet sich nochmal sehr stark von allem was ich bisher von Ghana gesehen habe. Der Norden ist am wenigsten von europäischer Kultur beeinflusst und weitestgehend von Kolonisation bewahrt worden, was in einigen Bereichen zu einer sehr anderen Lebensweise führt.
Im Dorf gibt es kaum rechtwinklige Häuser sondern getrennt stehende, runde, strohgedeckte Lehmhütten, die gemeinsam ein Hauskomplex bilden. Der Lehm als Bausubstanz kühlt am Tag und wärmt in der Nacht, aber die Bauweisen der Gebäude sind von Volksgruppe zu Volksgruppe sehr verschieden, genauso wie von Dorf zu Dorf häufig ein anderer Dialekt oder gar eine andere Sprache gesprochen wird. Unser Guide, der im nahegelegenen Larabanga wohnt, erklärt mir, dass es sich bei den Dörfern fast schon um eine Familiengemeinschaft handle, die gemeinsam Landwirtschaft betreibe.
Weihnachtlich ist es hier aber nirgends, denn in Mognori wohnen 100% Moslems. Auf unserer Tour durchs Dorf sehen wir die Medikamente des Medizinmannes, wie Lehmziegel geformt werden und wie die kostbare Sheabutter gewonnen wird. Hierbei werden getrocknete Nüsse geknackt, geröstet und später gekocht, bis ich das Pflanzenfett absetzt. Auf dem Rückweg im vollgequetschen Taxi setze ich meine Weihnachtsmann Mütze auf, denn jetzt ist Weihnachtszeit!

Es ist ein anderes, neues Weihnachten, weit weg von zu Hause und ohne Familie, Schnee und Plätzchen. Aber dennoch ist es schön. Während wir drei Stunden lang auf unser vorbestelltes Essen warten („there is no hurry in life“) haben wir jede menge Zeit Weihnachts-Galgenmännchen zu spielen, das Weihnachtsmärchen von Rudolf dem Elefanten auf dem Weg zum Äquator zu lesen und mit Annikas Weihnachtsmann Kerze die Tischdecke anzuzünden.
Als wir das mit dem Essen dann doch noch irgendwie geschafft haben ohne wegen Brandstiftung rausgeschmissen zu werden, kommt zur Bescherung die Weihnachtsananas auf den Tisch. Wir haben zu viert Schrottwichteln geplant, aber es kommt ganz auf den Betrachter an ob Flip Flop Socken, eine gefälschte Gucci Boxershorts, oder selbst erstellte Heiratsurkunden Schrott sind. Auf jeden Fall haben wir viel gelacht.

Viel zu schnell ist die Zeit in Mole zu Ende und auf dem Rückweg schlafen wir noch eine Nacht in Tamale bei einem Couchsurfer. Als wir mit einem Motorrikscha noch mal in die Stadt reinfahren, um für das Abendessen einzukaufen, sehe ich ein ganz neues Stadtbild als in beispielsweise in Accra. Durch eingewanderte, teils arabische Gruppen, gab es im Norden Jahrhundertelang muslimische Einflüsse, die Architektur und Lebensstil prägen und geprägt haben. Es gibt Stände mit Tee und Teppichen, viele der Frauen tragen Seidenschals und Kopftücher und viele der Männer kleiden sich in bunte, bodenlange Gewänder. Trotz der verschieden Glaubensrichtungen lebe jeder mit seinen Nachbarn im friedlichen Miteinander, erklärt uns der Couchsurfer. Wie im ganzen Land sei der Glauben eher Privatsache und Religionszugehörigkeit könne selbst innerhalb der Familie variieren.

Nicht nur Weihnachten ist in Ghana ein religiöses Fest. Gerade an Silvester gehen fast alle Ghanaer in die Kirche und feiern die ganze Nacht Gottesdienst bis ins neue Jahr hinein. So auch bei uns in Ada. Als wir gegen 10 Uhr feststellen, dass wir wohlmöglich die einzigen außerhalb einer Kirche sind, beschließen wir am Strand zu feiern. Der Kirchgang ist dann wohl der Vorsatz für das neue Jahr.

Und während um uns herum die Gebete und Musik erklingt, sitzen wir im Sand und schauen aufs Meer, jeder mit einer Wunderkerze in der Hand. Willkommen 2020, frohes neues Jahr!

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Schildkrötenalarm!

An einem Sonntagmorgen um 5 Uhr 20 Uhr weckt mich eine Stimme vor dem Fenster. Noch im Halbschlaf kann ich sie mit Mühe als die unseres Nachbars Joe identifizieren. Aber nur eins der Worte dringt tiefer in mein Bewusstsein. Turtle? Schildkrötenalarm!

Ich falle fast aus dem Bett, als ich das Moskitonetz vergesse, welches fest unter meiner Matratze gestopft ist. Schnell greife ich mir ein T-Shirt und stehe wenige Sekunden später zusammen mit Annika und Lukas vor der Haustür, wo wir gemeinsam auf den Pickup der Wildlife Division warten. Joe erklärt uns, dass eine Lederschildkröte in dieser Nacht nach der Eiablage die Orientierung verloren hat und nicht zurück ins Meer gekrabbelt ist. Die Fischer Kommune in Totope hat eben gerade angerufen, damit wir das riesige Tier wieder in den Ozean ziehen.

Als wir uns mit dem Pickup dem Dorf nähren, kann ich die Schildkröte schon von weitem sehen. Sie ist schwarz, riesig und sieht mit ihrem ledrigen Panzer aus wie ein Dinosaurier aus einem anderen Zeitalter. Doch als ich bei der Schildkröte ankomme, wird klar, dass sie definitiv ein Meereslebewesen ist. Die flügelartigen Brustflossen und der abgeflachte, stromlinienförmige Panzer sind super zum schwimmen im offenen Ozean, aber hier am Strand wirkt sie ehr schwerfällig und fehl am Platz. Die Schildkröte macht auf mich keinen versteckten Eindruck, sondern sie ist total erschöpft von einer Nacht in der ist sie ihren 500 kg schweren Körper in die falsche Richtung gehievt hat. Es sieht sogar so aus als würde sie durch ihre schweren Lieder weinen, aber das ist nur das überschüssige Salz, welches durch die Salzdrüsen an ihren Augen ausgeschieden wird. Auch ist der schuppige Kopf etwas verletzt und Blut klebt an ihrer Schnauze.

            
Einige der Fischer haben schon ohne uns angefangen und die Schildkröte ein gutes Stück den Strand hinauf geschoben, aber bis zum Spülsaum fehlen noch einige hundert Meter. Wir schlingen ihr ein dickes Seil um den Panzer und Vorderflossen und gemeinsam mit zehn Mann gelingt es uns das fast 2 m lange Tier Stück für Stück wieder zum Wasser zu ziehen. Kurz vorher befreienden die Schildkröte, damit sie die letzten Meter zum Meer alleine zurücklegen kann. Zunächst ist sie einige Minuten etwas benommen, doch als wir sie mit Wasser bespritzen, sie anfeuern und schließlich die Wellen ihren Panzer umspülen, kommt wieder Leben in das Tier.

Mit kräftigen Flossenschlägen wuchtet sie sich ins Wasser und verschwindet in der Brandung. Einige Male erhasche ich noch einen Blick auf den immer kleiner werden den Panzer und den Kopf beim Atem holen. Dann ist sie verschwunden. Abgetaucht auf einer Reise durch die Weltmeere. Es wird vermutet, dass sie sich dabei an Geruchsstoffen, Magnetfeldern oder am Salzgehalt des Wassers orientieren. Frühestens in einem Jahr wird sie wieder an Land zurückkehren, um ihre Eier abzulegen. An diesem Strand, wo sie selbst einst geschlüpft ist.

            
Den Rest des Tages kann ich mit Strahlen gar nicht mehr aufhören. Das war meine erste Begegnung mit einer ausgewachsenen Meeresschildkröte! Da sind meine Begeisterung in Aufregung sehr wohl begründet. Hier an der westafrikanischen Küste legen gleich mehrere der 7 Meeresschildkröten Arten ihre Eier ab. Besonders die drei Spezies der Leatherback turtle (Lederschildkröte), Oliver Ridley turtle(Bastardschildkröte) und Green Pacific Turtle (Suppenschildkröte/ Grüne Meeresschildkröte) sind an den Stränden bei Ada Foah verbreitet und seit ich von dem Freiwilligendienst an der Küste Ghanas habe, habe ich auf meine erste Schildkröten Begegnung hin gefiebert.

Die Schildkröten Saison geht hier ungefähr von Oktober bis Februar und schon seit unserer Ankunft haben wir ein wöchentliches Schildkröten-Monitoring durchgeführt. Am Strand wird dabei nach Flossenabdrücken im Sand, den Nestern und auch den Toten Schildkröten Ausschau gehalten. Manchmal ist es aber auch sehr traurig nur leere Panzer im Müll zu finden. Zudem verirren sich nicht nur die ausgewachsenen Meeresschildkröten bei der Eiablage, sondern auch die Kleinen nach dem Schlüpfen. Das Ausschlüpfen und Eierlegen geschieht meist nachts, da es dann schwieriger für Fressfeinde ( Vögel, streunende Hunde und Raubfische) ist, die Jungen zu fangen oder die frischen Eier zu fressen. Meeresschildkröten orientieren sich nach der Helligkeit. Der Strand und das Wasser schimmern in der Nacht. Und obwohl die Nester 20 bis 30 m weit entfernt vom Meer liegen, krabbeln sie oft von anderen Lichtquellen (Taschenlampen, Häuser, Straßenbeleuchtung) gestört in die falsche Richtung. Dort werden die erst 20g schweren Jungtiere auf ihrem Weg ins Landesinnere von freilaufenden Hunden gefressen. Dann finden wir nur noch geplünderte Nester und Schildkrötenspuren überlagert von Pfotenabdrücken.

            
Die Schildkröten legen je nach Gattung zwischen 50 und 160 Eiern, da ist eine hohe Sterblichkeitsrate bei den Jungtieren gibt. Von rund 1000 Schildkröten kommt nur eine im Erwachsenenalter zurück, um ihre Eier abzulegen. Trotzdem sind stark beleuchtete Küsten, veränderte Jahreszeiten und freilaufende Hunde keine natürlichen Todesursachen und dezimieren die Anzahl der stark gefährdeten Tiere immer weiter. Zudem verfangen sich die Schildkröten vor der Küste in den Netzen der Fischtrawler und Fischerkanus, wo sie sich verletzen oder ertrinken können. Auch Meeresmüll ist ein großes Problem. Die Haupt-Nahrungsquelle sind Quallen und Algen. Werden diese mit Plastiktüten verwechselt, ersticken die Tiere oder sterben an überfüllten Müllmägen und einem verstopften Verdauungstrakt.

Auch wenn wir manchmal kaum Spuren oder nur tote Schildkröten finden, gehört dieses Turtle Monitoring mit Abstand zu meinen liebsten Aufgaben hier im Biosphärenreservat. Gemeinsam mit meinem Kollegen Turtle Joe jagen wir auf einem Quad die Küste entlang und halten bei jedem Anzeichen von Schildkröte inne, um es zu begutachten und zu dokumentieren. Allein die Fahrt ist ein Abenteuer für sich und entspricht meiner Vorstellung von Galopp im Zeitraffer. Zudem habe ich mit der Zeit einiges über die Schildkröten und ihre Gewohnheiten gelernt.

Leatherback Turtle
Bei der Lederschildkröte ist der ursprüngliche Knochen- und Hornpanzer zurückgebildet. Übrig- geblieben ist eine dicke, lederartige Haut, in die mosaikartig kleine Knochenplatten eingesetzt sind. Rein zoologisch gesehenen gehört sie gar nicht zu den Meeresschildkröten (Cheloniidae).

 

Schilde: Rückenpanzer lederartig und ohne Hornpanzer
• Länge: 120-210cm Panzerlänge (größte Meeresschildkröte)
• Gewicht: 500-700kg
• Farbe: Schwarz bis dunkelblau, manchmal weiße oder rosa Flecken
• Nahrung: vor allem Quallen, Tintenfische
• Die Lederschildkröte ist eine sehr gute Taucherin (bis 1500m)
• Sie kann die Körpertemperatur über derjenigen des Wassers halten. Sie toleriert dadurch verschiedene Temperaturen. Vor 50 Jahren wurde sogar eine in der Ostsee gefunden.
• Verbreitung: weltweit. Stark ausgeprägtes Wanderungsverhalten (bis zu 5000km)
• Lebensraum: Hochsee
• Eiablage:50-100 Eier; 55-56 Tage Brutdauer
• Spuren: parallele Flossenabdrücke im Sand

 

 

 

Olive Ridley Turtle

Die Spuren der Pazifischen Bastardschildkröte oder Olive ridley turtle habe ich hier am häufigsten gesehen. Sie ist die kleinste Meeresschildkröte.


• Schilde: Fast runder, herzförmiger Panzer

• Länge: 50-75cm Panzerlänge (kleinste Meeresschildkröte)

• Gewicht: Etwa 50 kg schwer

• Farbe: Grün, braun

• Nahrung: Krabben, Weichtiere, Quallen, Garnelen

• Verbreitung: tropische Regionen des Pazifiks, Atlantik und Indischen Ozeans

• Lebensraum: Oberflächenbereiche küstennahe Gewässer

• Eiablage: 80-160 Eier; 45-60 Tage Brutdauer

• Spuren: versetzte Flossenabdrücke im Sand

 

 

Green Pacific Turtle
Die Grüne Meeresschildkröte oder auch Suppenschildkröte ist nicht nur grün, sondern auch schwarzbraun bis gelblichgrün gefärbt. „grüne Schildkröte“ heißt sie nur wegen ihrem grünlichen Fett.

• Schilde: ovaler Schildpanzer

• Länge: 80-120cm Panzerlänge

• Gewicht: 130-200 kg schwer

• Farbe: Braun-grüner Panzer

• Nahrung: Seegras, Algen, Mangrovensprösslinge.

• Verbreitung: Mittelmeer, Atlantik, Golf von Mexico, Argentinische Küste, Indopazifik

• Lebensraum: Bevorzugt Küstengewässer.

• Eiablage: 100 Eier, 40-50 Tage Brutdauer

• Spuren: abwechselnde Flossenabdrücke mit Kielspur in der Mitte

 

 

 

Obwohl wir hier ein regelmäßiges Monitoring durchführen und wir auch schon zweimal mit Touristen auf einem Turtle Night Walk am Strand nach nistenden Schildkröten gesucht haben, habe ich bis zu unserem Zwischenseminar in Cape3points keine lebende Schildkröte gesehen. Auch dort am Kap legen die Schildkröten ihre Eier ab und die Öko-lodge in der wir übernachtet haben, hat ein Projekt gestartet, um die Schildkröten Eier in ihrer Buch zu retten und Überlebensrate der schlüpfen Schildkröten zu steigern. Da in dieser Region nicht nur Hunde, sondern auch Menschen Schildkröten und Schildkröten Eier essen, haben die Mitarbeiter begonnen die Nester auszugraben und den anliegenden Kommunen ab zu kaufen. Anschließend werden die Eier in einer Hatchery vergraben (ein übernetzter Käfig mit Sand) um sie geschützt ausbrüten und schlüpfen zu lassen.
So war ich auf unserem Seminar jeden Morgen bei Sonnenaufgang an der Hatchery, um zu sehen wie die frisch geschlüpften Olive Schildkröten in den Ozean entlassen wurden. Da Schildkröten aus einem Nest nicht alle auf einmal, sondern in einer Zeitspanne von bis zu 7 Tagen schlüpfen, sind fast jeden Morgen handtellergroße Schildkröten in den Ozean gekrabbelt. Frischgeschlüpfte Jungtiere schwimmen so weit wie möglich ins offene Meer. Bis zu 72 Stunden rudern sie pausenlos, um dann schwimmende Seegraswiesen zu erreichen. In diesem nährstoffreichem Wasser treiben sie je nach Art 5 bis 20 Jahre bis sie stark genug für längere Distanzen sind. Dann kehren sie in Küstennähe zurück wo sie mit 30 bis 50 Jahren ausgewachsen sind.

Auch bei uns in Ada Foah gibt es eine Hatchery, aber wir haben nicht die Kapazitäten alle Eier auf dem kilometerlangen Strandabschnitt zu suchen, aus zu buddeln oder sie sogar den Kommunen abzukaufen. Zudem haben mir die Mitarbeiter erklärt, dass die wohl gemeinten Versuche auf unserem Seminar keine nachhaltige Lösung des Problems sind. Sobald wir anfangen würden die Eier einzusammeln oder zu kaufen, wird es immer Menschen geben, die ihren eigenen Profit daraus ziehen. Auch wenn die Kommunen hier keine Schildkröten essen und sie sogar als Totemtier in einigen Dörfern gilt, würden einige Menschen die Eier in Eigeninitiative ausbuddeln, um sie zu verkaufen und dabei wohlmöglich die Eier zerstören. Nur wenige Stunden in der Sonne ohne warme, feuchte Erde oder zu viel Bewegung sorgen dafür, dass die Schildkröten Embryos absterben. In Cape3points wurden in der Vergangenheit sogar Schildkröten aufgeschnitten, um an die Eier zu gelangen.

            
Dies ist der Grund, warum die Wildlife Division soweit wie möglich vermeidet Nester zu entfernen und in die Hatchery umzusiedeln. Trotzdem ist es in einigen Fällen notwendig. Wenn Kommunen mit gefundenen Eiern zu uns kommen oder wir auf dem Monitoring ein Nest zu nah am Spülsaum entdecken, werden die Eier in die Hatchery umgesiedelt.

Do it yourself- how to bury turtle eggs:
Finden wir so ein Nest, welches bei Flut weggespült werden würde, müssen wir zunächst einmal die Eier suchen. Dabei wird mit einem langen Stock der Nistplatz auf nachgiebige stellen im Sand getestet. Da die Schildkröten das Nest und Umgebung mit lockerem Sand tarnen, kann es schon mal bis zu 20 Minuten dauern, bis das Nest gefunden ist. Dann wird der trockene Sand mit den Händen weg geschaufelt und ein gleichmäßiger Trichter ausgehoben. Anschließen müssen die Tischtennisball ähnlichen Eier vorsichtig in einen Eimer gesammelt werden (Nicht zu doll schütteln!!!) und mit etwas Sand bedeckt werden.

           
In der Hatchery wird dann Meeresschildkröte gespielt. Der trockene Sand muss wieder mit den Flossen… äh Händen entfernt werden, damit keine Steine oder scharfkantigen Muschelschalen mit den weichen Eierschalen in Berührung kommen. Anschließend wird eine birnenförmige Eikammer ausgehoben. Die Tiefe reicht von 40 cm der Olive turtle bis 1 m der Leatherback Schildkröte. Die Armen müssen das mit ihren ruderförmigen Hinterflossen machen und benötigen für den ganzen Prozess der Eiablage bis zu 8 Stunden. Anschließend werden die Eier hineingelegt und gezählt. Normalerweise legen Olive Ridley Schildkröten ca.120 Eier in einem Nest, Green Pacific Turtles bis zu 100, und Leatherback Schildkröten bis zu 65 Eier. Dann muss alles wieder schön mit nassem Sand bedeckt und sehr fest geklopft werden. Schildkröten benutzen hierzu ihr eigenes Gewicht und werfen sich von rechts nach links. Das letzte Nest durfte ich selber vergraben und habe dabei stilecht den Sand mit dem Bauch fest gepresst. Am Schluss wird über das Nest ein Korb ohne Boden gestülpt, damit die frisch geschlüpften Schildkröten nicht auf eigene Faust durch die Hatchery krabbeln. Bis zum Schlüpfen dauert es etwa 50 Tage. Die Sonne brütet die Eier aus und je nach Temperatur schlüpfen mehr Männchen oder Weibchen. Die Mädchen haben es lieber kuschelig warm. Bitte über 29,9 Grad Celsius!

Derzeit haben wir drei Nester in der Hatchery. Jeweils 102 Eier und 115 Eier einer Olive Turtle, und 65 der Leatherback Schildkröte.
Doch auch in der Hatchery läuft manchmal einiges falsch. Bei einem der Nester gab es ein Loch im Korb. An dem Tag wurde die Hatchery zu spät kontrolliert und 35 der Baby Schildkröten haben sich im Netz der Umzäunung verheddert und sind qualvoll gestorben. Auch Schlüpfen aus einem künstlichen Nest oft weniger als aus einem natürlichen. Eine Kollegin meint, dass es selten über 70% schaffen würden. Die Schildkrötenmütter können es dann eben doch besser als wir!

Letzte Woche war nach 51 Tagen Brutdauer eines der Nester am schlüpfen. Ich konnte dabei sein als sich die Kleinen mit geschlossenen Augen aus dem Sand gekämpft haben und anschließend in den Atlantischen Ozean gekrabbelt sind.

            

Und obwohl ich die Meeresschildkröten jetzt schon aus nächster Nähe habe kennenlernen dürfen, lässt meine Faszination nicht nach. Diese Tiere können fast 100 Jahre alt werden, sie können mehrere tausend Kilometer zurücklegen und durchschwimmen seit 100 Millionen Jahren nahezu unverändert unsere Ozeanen .

Sie haben weitere 100 Millionen Jahre verdient.

Leben in der Biosphäre 2.0

„Die Biosphäre [bioˈsfɛːrə] bezeichnet die Gesamtheit aller Räume eines Himmelskörpers, in denen Lebewesen vorkommen“(Wikipedia)

Am 6. Dezember war nicht nur Nikolaus, sondern auch Halbzeit in meiner Biospäre mitten im Ghanaversum. Die Hälfte der Tage ist nun herum und obwohl die letzten Wochen nur so an mir vorbeigerauscht sind, kommt mir unsere Ankunft vor, wie ein Ereignis vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis.
All die Alltagsherausforderungen, wie der erste Arbeitstag, die erste Nacht unter dem Moskitonetz oder das erste mal Stromausfall, sind schon wieder von vielen neuen Eindrücken überlagert und es gibt noch so viel mehr zu lernen und zu entdecken. Pünktlich zur Halbzeit war auch der zweite Report für die UNESCO in Ghana fällig, indem ich die Arbeit der letzten zwei Monate zusammengefasst habe:

 

Report on the Voluntary service in Sogor Ramsar Site No.2
by Ronja Trübger (16/10/19-16/12/19)

Talks and activities at work

Planting trees: We loaded up the Pick with Mangrove seedlings and planted them in the lagoon together with the community from Tobloku. Furthermore, we planted fast growing trees next to the village, so that the communities can use them for firewood instead of the mangroves.

Raising mangrove seedlings: The Wildlife Commission continued to slice water sachets and filled 19.680 of them with soil for planting seedlings (Acacia mangium). We collected ripe seeds in the wetlands and peeled them before planting. Afterwards we planted 17.000 mangrove seedlings in plastic sachets. Furthermore we took care of the one year mangrove seedlings by watering them. We cleaned the area from litter and removed old leaves, sticks and weed.

           
Turtle monitoring: I took part in the weekly beach patrol at a beach quad, in which we counted and documented the turtle tracks and the death individuals of three different marine turtles (olive ridley sea turtle, leatherback sea turtle, pacific green sea turtle). I saw many tracks of adult turtles, tracks of hatched baby turtles, intact nests and destroyed nests by wild dogs.

           

Turtle Hatchery: Whenever we saw a nest of a turtle, which was too close to the sea so that the survival of the eggs was in danger, the Wildlife Division removed them and brought them to the Hatchery. There we had already buried two nests of an olive ridley turtle (102 eggs; 98 eggs) and one nest of a leatherback turtle (65 eggs). When it’s time for them to hatch, we will release them into the sea.

Turtle rescue: Because of light irritation from human settlement or unspecified wind directions, the nesting marine Turtles sometimes lose their orientation and after their egg deposition they creep in the wrong direction. When the community members find them in the morning they call the wildlife division to rescue the turtles. During the last weeks I helped to pull tree leatherback marine turtles back into the ocean.

River cleaning: Every Thursday the river bank next to the office is cleaned by the forestry commission together with the community Obane downstream. All Trees, reeds and algae at the riverside are cut down and removed to improve the river flow into the Songor lagoon, which is too dry and salty because of the salt extraction.


Ecotourism services: I took part in the turtle night walk two times. We searched for nesting Turtles and tracks together with the tourists. Additionally, we cruised with a boat on the Volta river, to show estuary and creeks and explain our work with mangroves and wildlife.

Education: Sometimes on Fridays, we went to the associated schools of the Biosphere reserve for an education program. The wildlife division taught the students in nature protection, environmental conservation and human rights. Therefor we prepared a short theatre scene about littering and the correct waste management. In Addition to this we started with the education programme in the community meetings to give the residents the possibility to inform themselves and ask questions.

Seminar: I went to the UNESCO seminar in Cape3points in November to talk about problems, challenges and future plans in our hosting site.

Meetings with the Community: I took part in a meeting with the Legon university of Ghana, the EPA (Environmental Protection Agency) and the FAO (Food and Agriculture Organisation of the united nations). It was for a research project about sustainable ways of using resources in the Songor Biosphere Reserve considering the climate change. Therefor the we visited the community in Obane and Tobloku to interview them about their use of resources and which environmental challenges and changes in nature processes they realised in the last few years.

Meetings at the Schools: We went to the associated schools to talk with the headmaster, teachers and prefects about their environmental education programmes in the past and their plans for the future. Afterwards we pointed out the environmental challenges they realised in the schools. We already informed them about the art competition the Wildlife Division is going to organise next term. The participants can show their own ideas and wishes for nature protection in a creative way.

Private

After the first half of our voluntary service, I feel comfortable in Ada Foah and with my daily life. In November Annika, the volunteer from the Bia Biosphere reserve, switched her hosting site to our place. Now we are three volunteers in Ada Foah and I enjoy living and working with the others.
During the last months we got to know our neighbours, neighbour kids and colleagues intimately. I am now familiar with many habits, the local food, celebrations, Dangme songs and the language in Ada. Especially at the Hogbatschotscho-Festival in Anloga I learned much about the traditions and history of the Eve people. Furthermore, I continued my Dangme lessons two times a week.
In my free time I enjoy meeting friends, going to the beach and playing badminton or doing handcrafts with our neighbours‘ children. So far I travelled to the Shai Hills national park and the Kakum National Park to explore the wildlife and landscape of a rainforest and a coastal savannah. Together with the other volunteers I went to Lomé (Togo) to renew my Ghanaian Visa and we visited the slave castles in Cape coast and Elmina on the way to the UNESCO seminar in Cape3points.

Challenges

Because the Park manager changes in December, Mr. Agyeman Dickson, the current park manager, was only a few times at the office in Ada. Therefore, the Wildlife Division was working mostly self-sufficient and sometimes there were internal communication problems and several misunderstandings between all employees.
I also had another disagreement about the tree planting, because the seedlings are still planted together with the plastic sachet. I tried to point out other planting methods without sachets, but the Wildlife Division refused to try them and forbade me to continue. They will continue to plant plastic sachets.
Moreover I am often confronted with contradictions: In the schools the Wildlife Division teach the kids not to burn their plastic litter, but often there is no recycling alternative and not even a waste disposal. Even the Wildlife Division is burning the rubbish in a sinkhole next to the office.
For me as a female volunteer it is often hard to accept that women are still discriminated and deprived in some ways. So for me it’s sometimes mores difficult to give my opinion and I feel excluded. For example I’m not allowed to do appointments with the teachers or headmasters about our projects considering the art competition though I’ve got some experience in working with youth groups and painting. Only the other volunteer, Lukas – as a man, is accepted for these assignments. Often he is the only volunteer, who is going to be informed about changings in working tasks or organization. This bias not only against me but against all females is more than annoying.

 

 

Zudem waren wir am Wochenende vor Nikolaus nochmals in Accra. Lukas steht im Kontakt mit einer Frau, die in einem Öko-schools Projekt arbeitet. So sind wir an dem Donnerstag zu „Thursdays for future“ nach Accra gefahren und haben gemeinsam mit ihr, ihren Kollegen, Lehrern und Grundschülern demonstriert. Viele Menschen, die ich hier in Ghana gefragt habe, haben zwar noch nie von Fridays for future gehört, aber die Kinder haben das den Parolen nach zu urteilen nicht zum ersten mal gemacht. „What do you want? – Clima justice!“
Und saubere Meere bitte! Aber auch an der Plastikfront hat sich was getan. Am letzten Wochenende waren Annika und ich bei einem Beachcleanup! Organisiert wurde die Aufräumaktion vom Dreamland Hostel auf der anderen Seite der Straße im Rahmen einer Plastikkampagne. Leider waren wir nur zu fünft und konnten auf Grund der Massen an Müll und Seetang nur einen kurzen Strandabschnitt mit Haken säubern. Trotzdem soll die Müllsammlung von nun an regelmäßig statt finden und die Anwohner eingeladen werden. Es bleibt also spannend!

           

Advent, Advent… die Sonne brennt. Ja, wenn ich hier bei 35° Celsius Sonnenschein Mangroven pflanze oder in T-Shirt am Strand laufen gehe, fällt es einem einfach schwer an Schneemänner und Weihnachtsmärkte zu denken. Weihnachten wird hier in Ada Foah kaum gefeiert, oder zumindest in anderen Dimensionen zelebriert, als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Statt Tannenbäumen und Wintermützen gibt es hier Palmen und Flip-Flops.
Trotzdem fällt es mir schwer die Vorweihnachtszeit so ganz ausfallen zu lassen. Deshalb haben wir jetzt einen Adventskranz aus Muscheln und am WG-Adventskalender hängt von zermatschen Überraschungseiern bis hin zu Meeresmüll so ziemlich alles mögliche.
Auch die Nachbarskinder habe ich mit meiner selbst aufgezwungen Weihnachtsstimmung anstecken können. Dieses Wochenende sind sie schon zum zweiten mal vorbeigekommen, um Glitzersterne zu basteln und Weihnachtsbriefe für ihre Familien zu schreiben.

Gestern habe ich dann noch den letzten Punkt auf der Liste abgehakt, und im Office selbstgebackene Plätzchen und Zimtschnecken verteilt.
Die Weihnachtsbäckerei ist dieses Jahr auf Grund von mangelnden Zutaten und Küchenutensilien (wie beispielsweise gesalzener Margarine statt Butter, dafür aber ohne Waage, Backpapier oder Ofen) etwas anders verlaufen als sonst. Trotz der motivierenden Unterstützung von Rolf Zuckowski war es echt Knochenarbeit den zähen Teig auf dem Tisch zu verteilen und abschließend wurden die Plätzchen auf niedrigster Stufe in dem lauwarm Backofen unserer Nachbarin geröstet.

Gestern im Office war es bei die Dose dann trotzdem nach wenigen Minuten leer. Auch wenn es nicht so richtig typisch gefeiert wird, schmecken tut Weihnachten auf jeden Fall auch im Ghana.

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Reisefieber

Was ich bisher weitestgehend verschwiegen habe, sind meine kleinen und großen Expeditionen in das für mich unbekannte, unerforschte, neue Ghana.
Deshalb folgt nun ein sehr fotolastiger Beitrag der Kategorie Reisebericht, denn Bilder erzählen manchmal die besten Geschichten.

Unerträglich stickige Luft erschwert das Atmen. Schweiß tropft mir in die Augen und das T-Shirt klebt am Rücken. Meine Beine sind eingeschlafen, aber ich kann sie nicht bewegen, weil sie zwischen Gepäckkisten und meiner Reisetasche eingeklemmt sind. Ich habe Durst, kann aber nicht trinken, weil ich dringend auf die Toilette muss. Bei jedem Schlagloch schmerzt mein mein A****…
Reisen in Ghana war bis jetzt immer ein eher zeitaufwendiges und anstrengendes Unterfangen. Die Trotrofahrten sind verbunden mit Hitze, Stau, umsteigen, warten, Verkehrschaos in Städten und Schlaglöcher-Rodeo in den Dörfern.

Aber trotzdem lohnt es sich. Aus den schmierigen Trotroscheiben kann man so einiges beobachten und wenn man schnell genug ist, auch seine Einkäufe machen. Sobald eine Ampel auf rot schaltet, werden Bananenchips, Fried Yam, Socken, Deo, Kopfhörer, Brotlaibe und gegrillter Fisch auf Köpfen durch die wartenden Autos getragen. Aber schon einen Augenblick später wechselt die Ampel auf grün und die Verkäufer rennen dem Wechselgeld hinterher. Weiter geht’s!

Auch für neue Bekanntschaften bieten lange Trotrofahrten eine gute Grundvoraussetzung. In der gähnende Langeweile eines Staus sind Gespräche aller Art eine willkommene Abwechslung. Auf meiner mit Abstand anstrengendsten Fahrt letztes Wochenende ( fünfeinhalb Stunden für 62 km) hatte ich Beistand von einer angehenden Krankenschwester mit großem Interesse an Biologie. Gemeinsam haben wir uns durch die Leckereien der Straßenverkäufer gefuttert und sind später aneinander gelehnt eingeschlafen. Ja, ich habe gelernt wie all die anderen wenn es unerträglich wird abzuschalten und mich der bloßen Existenz hinzugeben. Am besten döst es sich mit der Stirn auf dem Vordersitz. Wenn er gepolstert ist, tun die Schlaglöcher auch nicht so weh.

 

Meine erste Reise begann genau einen Monat nach unserer Ankunft. Ziel war Kumasi, die Hauptstadt der Ashanti. Sie ist mit zwei Millionen Einwohnern nicht nur die zweitgrößte Stadt des Landes, sondern auch Hauptstadt des Ashanti Königs. Von allen ghanaischen Königen ist er der mächtigste und hat sogar Einfluss auf die ghanaische Regierung. Ich war mit den anderen Ghana-Freiwilligen dann auch gleich bei ihm zu Hause und habe ihn im Manhyia Palace besucht (okay im Museum neben seinem Palast). Dort konnten wir unter anderem den ersten Ventilator und Kühlschrank des Reiches bestaunen. Die sind natürlich ohne Reparatur immer noch funktionsfähig.
Aber nicht nur die Elektronik ist im Königshaus etwas Besonderes, denn Stuhl ist nicht gleich Stuhl. Uns wurde die Bedeutung des goldenen Stuhls erklärt, der nicht nur heilig, sondern auch das Symbol für die Einheit des Reiches ist. Auf dem Rückweg zum Hostel haben wir dann vergebens versucht auf dem 14 Fußballfelder großen Zentralmarkt die Stoffabteilung zu finden. Es war ein schier endloses Gewusel und an jeder Ecke hat es je nach Warenangebot anders gerochen. Als wir schließlich doch ein paar Stände mit Stoff gefunden haben, war ich von der Auswahl restlos überfordert.

               

Die darauffolgenden Tage haben wir am Ufer des größten natürlichen Sees in Ghana verbracht, um die zwei Freiwilligen am Lake Bosomtwe zu besuchen. Der See ist ein ehemaliger Meteoritenkrater, entstanden von vor rund 1,5 Millionen Jahren. An einigen Stellen ist er deshalb bis zu 70 m tief und umgeben von dicht bewaldeten Bergen, fühlt man sich wie in einer überdimensionalen Schüssel.

              

Während unseres Aufenthaltes waren wir im Bilharziosefreien See baden, haben den Sternenhimmel und tropische Gewitter bewundert, sind auf den Kraterrand geklettert, durch Kakaoplantagen gestreift und abends wurde auf Nachfrage im Dorf für uns gekocht. Es gab Reis mit Nudeln und Eiern in Tomatensoße im Dunkeln aus einer großen Plastikschale für alle. Und natürlich alles mit den Händen. Selten hat essen so viel Spaß gemacht!

Die nächste große Reise war die zu unserem Zwischenseminar am Cape three points. Auf dem Hinweg haben wir einen Stopp in den Küstenstädten Cape Coast und Elmina gemacht, um die Sklavenburgen zu besichtigen. Cape Coast Castle ist eine weiße, mächtige Burg in einer türkisblauen Bucht, die einst zu den größten Sklavenumschlagplätzen der Welt gehört hat. Bis 1876 war Cape Coast Hauptstadt der Kolonie Goldküste.

               
Wie kann etwas so schönes nur so schrecklich sein?

Marktplatz, Gefängnis und Lagerstätte in einem. Wir haben die Verliese gesehen, in die 2000 Gefangene zur Zeit in einem Raum von 100 Quadratmetern gesperrt wurden. Bis zu drei Monate haben sie dort ohne Kleidung, Licht oder Toilette verbracht. Die Führung ging durch die Todeszellen, vorbei an den Räumen für die Vergewaltigung von Frauen bis hin zur „door of no return“ , von wo aus die Sklaven aneinander gefesselt auf die Schiffe verladen wurden.

Auch Elmina hat eine Burg. São Jorge da Mina thront malerisch in der Edina Bay, umgeben von bunten Fischerbooten. Auf einem langen Strandspaziergang mit Baden in der Brandung ich mich gefühlt, wie auf die Seiten eines Reisekatalog gedruckt. Vielleicht ist es so schön, weil es so schrecklich ist. Weil Geschichte lebendig ist und uns berührt.

            

Am Cape three points waren wir am Nabel der Welt. Der südlichste Punkt Ghanas hat tatsächlich drei Spitzen, wovon die längste mit Leuchtturm gleichzeitig den letzten Punkt auf dem Land vor 0 Grad der geographischen Länge und Breite markiert.

Trotzdem habe ich mich nicht wieder Mittelpunkt, sondern vielmehr wie der Rand der Welt gefühlt. Die Öko-lodge „escape3points“ versucht sich durch ökologischen Eigenanbau in den großen, angrenzenden Gärten weitestgehend unabhängig zu machen und ist nur durch eine einstündige Trotro-Kletterpartie durch Kautschukplantagen zu erreichen. Das letzte Stück mussten wir zu Fuß bewältigen.

               

Aber für mich wurde der Ort zum Meeresbiologie-Paradies. Neben dem Seminar hatten wir Zeit in der Bucht mit wenig Strömung zu schwimmen und zu bodyboarden. Dort habe ich in einem natürlichen Pool aus Felsen beim Tauchen einen Kraken, Seeigel und Unterwassernacktschnecken entdeckt. Und morgens habe ich in der Hatchery am Strand meine ersten Olive Ridley Turtle Meeresschildkröten schlüpfen sehen.

              
An einem Tag sind wir durch Felsen, Palmen und Mangroven zur einzig deutsche Sklavenburg Großfriedrichsburg gewandet, die 1683 von den Preußen errichtet wurde. Viel zu schnell war die Zeit mit den netten Menschen, den Lagerfeuern und Sternennächten zu Ende und wir haben uns auf die Weiterreise gemacht.

Diesmal waren wir auf dem Rückweg im tropischen Regenwald. Der Kakum-Nationalpark beherbergt viele vom Aussterben bedrohte Tiere, wie Waldelefanten, Wasserbüffel und Bongos, die wir leider aufgrund ihrer Seltenheit und der Touristenmassen nicht gesehen haben. Der Schutz der Natur ist auch mit Grund dafür, dass nur ein sehr kleiner Teil des Parks für Besucher zugänglich ist. Deshalb war es uns nicht möglich, weiter in das Innere des Parks vorzudringen. Stattdessen haben wir uns auf den Canopy Walkway gewagt. Das ist eine Hängebrücke zwischen den Urwaldriesen, auf der man eine spektakuläre Sicht auf das dichte Blätterdach hat.

              

Anschließend haben wir für unser ganz spezielles Vorhaben auf die Dunkelheit gewartet. Und als die Touristenströme versiegt sind, das Restaurant und die Souvenirs Shops ihre Türen geschlossen haben und sogar der überdimensionale Fernseher mit dem Fußball Programm ausgeschaltet wurde, hat uns unser Guide für die Übernachtung abgeholt. Wir haben eine Nacht in einem Baumhaus mitten im Regenwald geschlafen!

Auf unserer kleinen Nachtsafari sind wir mit Taschenlampen durch das Unterholz gestreift und haben Flughörnchen, Mahagonibäume, Lilianen, Bromelien, Würgefeigen… gesehen. Unser Guide war Botaniker und hat fast zu jedem Baum eine Geschichte gekannt (auch die, wie der Elefant einen kleinen Hintern bekommen hat) Beim Einschlafen  war es ohrenbetäubend laut und neben einer Million Insekten habe ich die Affen und Baumratten schreien gehört.

Mein letzter Ausflug am Nikolaus (hier farmers day) hat mich in die Shai Hills geführt. Diesmal bin ich auf eigene Faust in den Nationalpark über Accra gefahren. Ich hätte zwar auf die oben erwähnte, abenteuerliche Anreise verzichten können, aber es ist alles gut verlaufen und ich habe trotz später Stunde noch Mitarbeiter gefunden, die mir das Guesthouse aufgeschlossen haben. Am nächsten Tag habe ich auf einer Wanderung durch die Hügel der trockenen immergrün Küsten Savanne Kob-Antilopen gesehen und in einer Höhle der Ureinwohner, Fledermäuse.

               

Die Paviane waren leider nicht zu Hause, als wir auf den Inselberg „Baboons home“ geklettert sind. Ich war schon enttäuscht, aber auf dem Rückweg zum Parkeingang gab es dafür mehr Affen als Touristen. Ich weiß gar nicht, was lustiger ist: Paviane beim Essen beobachten oder Touristen, denen das Essen von Pavian geklaut wird. So hat der eine Pavian neben mir auf der Bank Bananenchips geknabbert, während sein Kumpel sich Apfelspalten in den Mund gestopft hat.

Jetzt bin ich wieder hier zu Hause hier in Ada Foah, aber jedes Mal, wenn ich den Reiseführer aufschlage, überkommt mich eine neue Welle Reisefieber.

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Die Geschichte einer Nacht

Ich habe lange überlegt, ob ich über das folgende Erlebniss überhaupt in einem Blog  schreiben soll, oder ob es  Themen gibt, die zu sensibel für das Internet sind. Doch es sollte keine Tabuthemen geben, gerade wenn sie einen noch so lange beschäftigen. Manchmal beginnen Abenteuer klein, die uns am meisten herausfordern.

Es hat alles angefangen mit einem Päckchen aus Deutschland. Meine Mutter hat mir Ohrentropfen hinterhergeschickt, die es irgendwie nicht in meinen Ghana-Rucksack geschafft haben. Und da das Porto nach Ghana nicht maßgeblich vom Gewicht abhängt, wurde es noch es aufgefüllt mit Materialien für einen Kunstwettbewerb der Partnerschulen im Biosphärenreservat. Gemästet mit Buntstiften und Wachsmalkreiden und mit einem stattlichen Gewicht von 9,7 kg hat es sich dann auf den Weg zu mir nach Ghana gemacht.
Aber die Welt ist groß und die Wege von DHL sind unergründlich. Nach vier Wochen mache ich mich eigenständig auf die Suche und schaffe es mit Hilfe des Online-Trackings und vielen Telefonaten das Paket zu lokalisieren. Es hat es nach Ghana geschafft, liegt aber höchstwahrscheinlich noch im Postoffice in Tema (kurz vor Accra) wegen ausstehender Rechnungen. Aha. Dann mache ich wohl einen Kurztrip nach Tema, um mein Päckchen freizukaufen.

Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit im Trotro das Postoffice erreiche, ist es voll, ich muss mal und habe kein Geld. Also werden Prioritäten gesetzt. Toilette, Supermarkt und Geldautomat. Eine Stunde, vier Geldautomaten und neun Versuche, Geld abzuheben, später, gebe ich auf. Irgendwie funktioniert das mit dem Abheben mal wieder nicht. Ich gehe also wieder zur Post und hole mein großes, zermatschtes Päckchen ab. Ja es ist wirklich da! Damit habe ich schon gar nicht mehr gerechnet. Der Grund, warum das Päckchen nicht ausgeliefert werden konnte, ist eine Nachzahlung von umgerechnet etwa 1,50 €. Netterweise öffnet der Postmitarbeiter das Päckchen dann auch gleich für mich (so eine Art nachträglicher Zoll). Das macht den Transport des ohnehin schon malträtierten Päckchens aber leider nicht einfacher.

Jetzt brauche ich also nur noch Geld, um nach Hause zu kommen. Zum Glück klappt es nach dem zehnten Versuch endlich (darauf, dass ich den falschen PIN eingegeben habe, bin ich gar nicht gekommen). Auch die Bankmitarbeiter kennen mich jetzt ganz gut. Sie haben schon vorhin gemerkt, wie unglaublich planlos ich unterwegs bin. Ungefragt rufen sie mir ein Trotro in die richtige Richtung, halten die Tür auf und tragen mein Packet, bis ich sitze. Das ist echt toll hier in Ghana. Siehst man auch nur so aus, als könnte man Hilfe gebrauchen, kommt sofort jemand und kümmert sich.

Das Trotro, in dem ich sitze, soll eigentlich zur Mainstation fahren, wo ich von dort aus in das Trotro nach Ada umsteigen kann. Es geht immer weiter in kleineren Straßen und Gassen, Gängen mit Häusern aus Lehm, die eng zusammen stehen. Immer mehr Leute steigen aus und dann hält der Kleinbus in einer Sackgasse. Okay, wie die Mainstation sieht das hier nicht gerade aus. Diesmal kommt meine Rettung in Gestalt eines gleichaltrigen Jungen. Er ist der Mate im Trotro (Fahrkartenverkäufer) und setzt sich kurzerhand mein Päckchen auf den Kopf. Immer wieder schaut er sich nach mir um, obwohl er ganz offensichtlich selbst den Weg zur Station nicht kennt. Etwa zwanzig Minuten quatschen wir über Ghana und Deutschland, Uni und Reisen, Natur und den Klimawandel. Währenddessen fragen wir uns durch. „Wo ist hier die Mainstation?“ „Geradeaus, rechts am Haus vorbei, zwischen der Mauer und dem Gebäude durch, einmal bitte umdrehen….“

Gerade als wir in eine weitere Nebenstraße eingebogen sind, entdecken wir eine Frau Mitte zwanzig. Mein neuer Freund spricht sie sofort an und erkundigt sich erneut nach dem Weg, doch die Frau dreht sich weg. Das ist ihm definitiv zu unfreundlich und er berührt sie am Arm. „Wo ist die Mainstation?“ wiederholt er. Widererwartend schreckt sie mit weit aufgerissenen Augen zurück und presst sich gegen die Wand. „Ich bin doch auch nicht von hier.“ Als der Junge sie fragt, ob wir ihr helfen können, bricht sie in Tränen aus.

Und obwohl sie sich sichtlich schämt, erzählt sie uns ihre Geschichte: Sie komme ursprünglich aus einem Nachbarland und wohne hier bei einer Tante. So oft es gehe, arbeite sie in einem Restaurant, um die Verwandten bezahlen zu können. Eigenes Geld habe sie nicht. Vor 3 Tagen habe ihr Boss sie abends angerufen und kurzfristig für eine Nachtschicht eingeteilt. Als sie im dunkeln ankam sei sie von ihm in das geschlossene Lokal gezerrt und brutal vergewaltigt worden. Auch einige der Mitarbeiter seien beteiligt gewesen.
Dann sei sie ins Krankenhaus gefahren, ohne Krankenversicherung oder Geld für die Behandlung. Der Arzt habe in dieser speziellen Situation weitestgehend auf die Behandlungskosten verzichtet. Trotzdem gebe es noch offene Rechnungen von 100 Cedi für das ärztliche Gutachten, welches dem Richter für eine Anklage gegen sexuelle Gewalt vorgelegt werden müsse. Sonst habe sie nichts gegen den Arbeitgeber in der Hand, der ein einflussreicher Mann mit fünf Frauen sei. In nur einer Nacht hätten sie ihr alles genommen. Sie schäme sich so und könne deshalb nicht zur Tante zurück. Sie wisse nicht was sie nun tun solle.

Immer wieder schüttelt sich die junge Frau und ich merke, dass es sie richtig Anstrengung kostet, nicht wegzulaufen. Und doch kommen immer mehr Details ans Licht: Anhaltende Blutungen, ein Schwangerschaftstest und sie zeigt uns ihre Patientenmappe mit all den Untersuchungsergebnissen. Sie habe seit drei Tagen weder geschlafen, noch gegessen und so sieht sie auch aus.

Mein Begleiter zieht einige Scheine aus dem kleinen Bündel der Trotro Tageseinnahmen, die er wahrscheinlich aus seinem eigenen Einkommen für heute abzweigt. Sie soll sich etwas zu essen kaufen und bloß nicht zum Restaurant zurückgehen. Mehr kann er nicht tun, aber ich. Und die fehlenden 100 Cedi wandern in die Hand der Frau. Ich weiß nicht, ob das richtig ist, und fühle mich so schlecht, weil ich ihr nur Geld gebe und keine echte Hilfe. Aber gleichzeitig frage ich mich, ob die Geschichte wahr ist. Und was ist das für eine Welt in, der man sich sowas fragen muss?

Bisher habe ich in Ghana niemandem ohne weiteres Geld geschenkt, wenn jemand gebettelt hat. Selbst Kindern habe ich je nach Situation nur mal Orangen oder Süßigkeiten gegeben. Viele von ihnen sind sicherlich in einer schwierigen finanziellen Situation, besonders im Vergleich zu mir. Aber ich möchte nicht, dass durch mein Handeln eine Abhängigkeit und Ungleichheit entsteht und sich schon Kinder auf das Mitleid anderer verlassen. So fies das klingt, aber es ist nicht das Bild dass ich in Ghana vermitteln möchte. Und trotzdem bin ich in jeder dieser Situation aufs Neue überfordert.

Heute ist es etwas anderes. Die Frau hat nicht nach Geld fragt, nicht einmal um Hilfe gebeten. Und ich stehe hier vor ihr, ein Päckchen aus Europa in den Arm und ein Rucksack mit gefüllter Brieftasche auf dem Rücken. Mir war selten so klar, wie viel Macht ich in meiner Position auf das Leben anderer Menschen habe; was für Auswirkungen mein Handeln haben kann, obwohl ich es gar nicht will. Und das alles mit gerade mal umgerechnet 20 €, die hier so viel mehr Wert haben. Wir sind zu zweit, stehen vor ihr auf der Straße und fühlen uns ganz machtlos gegenüber so viel Leid und Ungerechtigkeit. Die Frau liegt mir in den Armen und weint, „ Gott bless you.“ Aber ich fühle mich keineswegs, wie der barmherzige Samariter. Ich bin einfach nur zufällig, ohne mein Zutun in ein sehr behütetes sicheres zu Hause hineingeboren worden.

Der Junge rät ihr noch, das Geld gut zu verstecken, dann müssen wir sie alleine lassen. Nach etwas hin und her finden wir dann noch das richtige Trotro. Es ist voll und fährt vor unserer Nase ab, doch der Junge wartet mit mir auf das nächste. Ich sage ihm, dass das nicht nötig ist und er schon so viel für mich getan hat, aber er besteht darauf. Nach einem kurzen Schweigen in dem Trubel der Station frage ich ihn, was er von der Geschichte eben hält und er zuckt die Achseln. Wir sehen uns an und ich merke, dass wir beide die Wahrheit schon zu wissen glauben. So schrecklich und detailliert, verzwickt und hoffnungslos ist nur das wahre Leben.

Meiner Meinung nach gibt es in Ghana eigentlich ziemlich gute Gesetze, wenn es um Frauenrechte geht. Seit 1992 sind sie den Männern gesetzlich gleichgestellt und Frauen sind im Arbeitsleben ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. 80% der erwachsenen Frauen arbeiten, und haben eine traditionell autonome Position. In meinem Reiseführer steht, Ghana sei das Land der starken Frauen. Aber langsam glaube ich, das müssen sie auch sein, um ihre vollständige Gleichbehandlung erlangen zu können.

Ich habe für mich festgestellt, dass in der Realität die Geschlechterrollen und die Geschlechterungleichheit noch tief in der Gesellschaft verwurzelt sind. Ungleiche Ausbidungschancen, niedrigere Löhne und die Vielehe sind nur einige Schwierigkeiten auf dem Wege der Gleichstellung. Immer wieder begegne ich Menschen, die eine sehr antiquierte Vorstellung davon haben, wie man mit Frauen umgehen sollte und besonders unverheiratete Mädchen haben es nicht immer leicht. Diesen Sexismus habe auch ich schon in einigen Situationen zu spüren bekommen. Wenn es um die Vorstellung in einer neuen Runde oder das Weiterleiten von Informationen geht, wird immer Lukas angesprochen. Anfangs wurde mir bei einem Gespräch kaum in die Augen geschaut, ich durfte weder die Schubkarre noch den Sparten alleine benutzen und auch jetzt noch werde ich öfters mal am Arm gepackt oder hinterher gezerrt.Trotzdem ging es mir hier nie schlecht und auch das Verhalten der Mitmenschen und Mitarbeiter mir gegenüber hat sich mit der Zeit gewandelt. Ich weiß leider oft ich nicht in wie weit das eine Sonderstellung durch die Hautfarbe ist. Ist das weiße Mädchen anders als das dunkelhäutige?

Ich stoße hier immer wieder auf Widersprüche. Wir gehen mit der Wildlife Division einmal die Woche zur Education an Grundschulen und haben im letzten Vortrag neben Umweltthemen auch über Rechte aufgeklärt. Ein Thema war unter anderem auch die Gleichberechtigung der Frauen. Aber beim Aufräumen wurde ich dann wieder von einem der Mitarbeiter zur Seite geschubst, weil ich als Frau nicht in der Lage sei, den Generator zu tragen. Weitere angesprochen Themen, wie die sexuelle Verstümmelung bei Mädchen und Kindesmissbrauch zeigen, mit welchen Problemen einige der Grundschülerinnen schon früh konfrontiert werden. Auch Homosexualität ist in Ghana nicht geduldet und führt von Verachtung in der Gesellschaft bis hin zur Freiheitsstrafe.

Letztendlich ist Ghana aber ein sehr sicheres Land, in dem gerade Meinungen, Länder, Kulturen und Religionen verschiedenster Art toleriert werden. Trotzdem ist das Leben, wie überall auf der Welt, nicht für alle gerecht . Manchmal ist da dann doch eine junge Frau ganz allein in einer Gasse und weiß nicht wohin sie als nächstes gehen soll.

Und dann kommt auch schon das Trotro. Der Junge von dem ich nicht einmal den Namen kenne, sucht mir ein Sitzplatz ganz hinten, damit ich nicht so oft aussteigen muss. Er wartet bis ich sitze und lädt mir das Paket auf dem Schoß. Sichere Reise! Er winkt und als ihn der Fahrer fragt, ob ich „boy or girl“ bin (ohne mich persönlich anzusprechen natürlich), sagt er: „She is the woman.“ So bin ich hier in Ghana tatsächlich nur selten wahrgenommen worden. Meist bin ich ein Mädchen, oder ohne Ohrringe und mit Hosen auch gerne mal ein Junge. Jetzt schaut der Junge sich noch einmal um, lächelt und verschwindet im Gedränge der Mainstation. Dann ist er weg und ich konnte mich nicht einmal ordentlich bedanken. So wie er war, hätte er es auch nicht gewollt und trotzdem war er so hilfsbereit, empathisch, freundlich, unaufdringlich und ein guter Zuhörer, dass ich es ihm einfach gerne gesagt hätte. Ich werde wohl noch eine Weile an diese kurze, innige Bekanntschaft denken.

Im Trotro gibt es leider keine Zeit, um in Ruhe nachzudenken. Auf der Rückfahrt feiern wir Gottesdienst, weil ein Pastor an Bord ist. Wir singen, beten und klatschen zwei Stunden lang. Auf der waghalsigen Motorrad-Taxifahrt nach Hause habe ich dann noch vier Beinahe-Unfälle und ich klammere mich fest an mein Päckchen.

Als ich endlich ankomme, ist es schon dunkel. Stockdunkel. Stromausfalldunkel.
Aber ich habe ein sicheres Dach über dem Kopf, zwei nette Mitbewohner, die schon in der Küche Abendessen kochen und eine so verdammt abgesicherte Zukunft.

Live is life

Eine Kurze Geschichte über die Herausforderungen des Alltags.

(Geschrieben in einem Trotro nach Togo mit 16 Reisenden und einer Ziege im Fußraum.)


Alle guten Dinge sind mindestens drei! (War ja auch schon mein Motto bei der Führerscheinprüfung) Annika ist letzte Woche aus dem Regenwald des Biosphärenreservates in Bia zu uns an die Küste gezogen und wohnt jetzt in dem letzten freien Zimmer unser lustigen 3er Wg.

Eigentlich hatten Lukas und ich uns geschworen, das verwahrloste hintere Zimmer mit all seinen mehrbeinigen Bewohnern für die nächsten 6 Monate zu meiden, aber jetzt nach einer 4 Stunden langen Putzaktion ist das Zimmer wieder im Normalzustand. Eigentlich warte ich auch immer noch auf Tapferkeitsmedaille für die Reinigung des Choleraklos. Da hat sich unter der Wärme des Toilettendeckels doch glatt ein isoliertes Biotop gebildet.


Die neue Dreisamkeit ist sehr schön, oft lustig und das WG leben mit all den Alltagstätigkeiten, wie waschen, kochen, einkaufen und spülen, auf den ersten Blick das selbe wie in Deutschland. Und trotzdem ist alles anders: Wir waschen mit der Hand in einem Eimer und das Wasser dafür wird auf der Gaskatusche erhitzt. Trinkwasser kochen wir zweimal täglich ab und den Biomüll rausbringen = Ziegen füttern. Da wir nur eine Flamme auf unserem Gaskocher haben, ist das Essen zubereiten meistens eine Abendbeschäftigung von mindestens zwei Stunden. Zudem ist unser Kühlschrank kürzlich ermordet worden (oder zumindest kaputt) ,weshalb wir jetzt jeden Tag neu einkaufen gehen müssen.

Auch das Einkaufen auf dem Markt oder an den vielen Straßenständen dauert seine Zeit, aber wir haben Fortschritte gemacht. Auf den ersten Blick sieht es zwar nicht so aus, aber in den zahlreichen Läden gibt es von Zahnbürsten bis Edelstahltrinkflaschen fast alles. Ein Chaos mit System. Überall wird gekauft, gefeilscht und verkauft. Der Handel ist spürbar und das Einkaufen so viel persönlicher, als im deutschen Supermarkt.

Manchmal ist für mich das reine Existieren schon anstrengend und vor allem zeitaufwendig. Aber auch wenn ich von Zeit zu Zeit wehmütig an die Mikrowelle und den Ofen von zu Hause denke, ist das Kochen hier in Ghana definitiv ein lohnenswertes Abenteuer.

Neben diversen lokalen Früchten wie Ananas, Kokosnuss, Orangen, Papaya oder Bananen, gibt es zudem eine Vielzahl an Lebensmitteln von deren Existenz ich bis vor zwei Monaten nicht mal wusste. Wir kochen viel mit Okra, Garden eggs, Yam Wurzel, Cassava Wurzel oder Cocoyam Knollen und verschiedensten Bohnen. Mein Lieblingsessen sind gegrillte Kochbananen, die ist zum Glück fast überall für 1 Cedi zu kaufen gibt. Aber auch durch die Ghanaischen Gerichten haben wir uns schon etwas durchprobiert. Neben unserem selbst zubereiteten Fufu (Plantains-Casava-Brei mit Quallenkonsistenz)hatten wir auch schon Banku und Kenke (fermentierter Maisbrei) und dazu die Palmnutsoup mit Fisch.

Trotzdem bin ich neuerdings beim probieren etwas zurückhaltender geworden, als mir nach einer Soße aus Tellergroßen Blättern dicke, rote Blasen im Mund angeschwollen sind. Die Blätter der Cocoyam-Pflanze enthalten viel Calciumoxalat und haben Nesseln, die erst beim zweiten Mal kochen genießbar werden. Sonst schmeckt es eher wie eine unangenehme Mischung aus Spinat und Brennesseln und kann nur mit ordentlich Cortison und Halsschmerztabletten runtergespült werden.

Auch der Blick in den Spiegel nach dem Besuch bei „Herbs Haircut“ war zunächst eine Überraschung. Meinen Wunsch auf kürzerer Haare wurde auf jeden Fall erfüllt und ich habe die ghanaische Durchschnittsfrisur von wenigen Millimetern bekommen. Unglaublich praktisch bei dem Wetter, aber ein bisschen froh bin ich doch, dass sie jetzt nach drei Wochen etwas gewachsen sind.

Auf der Arbeit gibt es jetzt auch immer mehr zu tun. Wir haben gemeinsam mit den Bewohnern der Kommune in Wakatsi all unsere Mangroven in der Lagune gepflanzt und ich habe gelernt die Setzlinge auf afrikanische Weise in großen Metallschalen auf dem Kopf zu transportieren.

Jetzt ist November und statt Kastanien sammeln wir Mangrovensamen. Fast die ganze letzte Woche waren wir mit einsammeln, schälen und pflanzen beschäftigt. Die Samen werden Senkrecht in die Erde gesteckt und dann brauchen die Mangroven etwa 3 Jahre bis sie bereit zum Pflanzen sind. Ab nächste Woche sind vielleicht schon die 1. Blätter zu sehen.

Auch hat die Trockenzeit jetzt begonnen und die Temperaturen steigen merklich. Eigentlich wurde mir gesagt, dass es jetzt wo es immer heißer wird auch die Moskitos verschwinden. Leider wissen die das anscheinend nicht. Volunteers vs Moskitos.

Und dann haben Anita, Lucas und Onya auch noch dreimal die Woche 2 Stunden Sprachunterricht mit unserem Dagme Lehrer Michael. Er ist super nett, aber wir haben jede Woche andere Namen. Ich meistens ohne R, denn diesen Buchstaben gibt es in Dangme nicht. Es ist zudem eine tonale Sprache. Das heißt, dass es sehr auch Aussprache und Betonung ankommt und beispielsweise das Wort pa drei verschiedene Bedeutung hat (Fluss, ausleihen und schlürfen), je nachdem in welcher Tonhöhe geredet wird. Dazu kommt noch, dass ich außer Agometaku kaum Wörter mit mehr als 3 Buchstaben kenne.

Aber auch wenn wir für das Sprachen lernen im Allgemeinen und Dangme im Besonderen das Talent fehlt und es manchmal echt verwirrend ist mit 2 Fremdsprachen unterwegs zu sein, macht es viel Spaß immer wieder aufs Neue zu versuchen auf Dangme Obst einzukaufen oder Smalltalk zu führen. Auch der Zugang zu den Mitmenschen ist leichter mit ein bisschen Dangme. Viele freuen sich wenn wir ihnen auf Dangme antworten und fast jeder versucht uns neue Sätze beizubringen.

Aber Dangme ist nur eine von 50- 100 Sprachen mit genauso vielen Dialekten und wird wirklich nur sehr lokal an der Küste östlich von Accra gesprochen. Als wir am Wochenende im 50 km entfernten Angola beim Hogbbetsots-Fest waren, wurde Ewe gesprochen und in Accra ist es eben Twi. Ghana das Land der 1000 Sprachen. Aber so etwas wie zwischenmenschliche Sprachbarrieren gibt es in Ghana kaum. Warum auch? Mir wurde erklärt, dass die Kinder hier meist schon mehrsprachig aufwachsen, eigentlich überall Englisch gesprochen wird und geheiratet wird unabhängig von Volksgruppe, Sprache oder Religion. „Wir sind doch ein Land, eine Familie. Wir gehören alle zusammen.“

Lustig ist es jedoch, wenn man in eins der Nachbarländer fährt. Burkina Faso, Cote d’Ivoire und Togo sind alle französischsprachig. Letztes Wochenende waren wir auf einem 3tägigen Kurztrip nach Lomé, der Grenz- und Hauptstadt Togos, um unser auf 60 Tage begrenztes Visum durch Aus- und Einreise verlängern zu lassen. Neues Land, neue Sprache, neue Währung. Mit Englisch kommt man da kaum weiter und der meist genutzte Satz aus dem letzten Französisch Urlaub: Je voudrais six pain au chocolat si vous plaît.“ Hat da leider auch nicht ausgereicht. Zum Glück hatten wir ja Hände und Füße, um zu kommunizieren und Lukas französisch war nicht ganz so eingestaubt. Trotzdem hat uns das mit der Währung noch mal komplett aus dem Konzept gebracht. Sind 870 CFA für 5 Liter Wasser zu viel? Und 300 für Bananen? Auf der ersten Taxifahrt haben wir erstmal fünfmal zu viel bezahlt, aber wir lernen ja dazu.

Und Togo ist auf jeden Fall eine Reise wert. Nochmal ganz anders als Accra und direkt am Meer. Der „Stadtpark“ ist ein kilometerlanger Sandstrand mit Palmen gesäumten Bänken und am Horizont zähle ich 42 Frachtschiffe. Der Hafen ist ein wichtiger Handelsstützpunkt , auch für die angrenzenden Binnenländer.

Geschlafen haben wir in einer kurzfristig gebuchten Ferienwohnung mitten in der Stadt, die sich als riesiges Appartement mit eigenem Zimmer und Bad für jeden von uns entpuppt hat. Und auch wenn das mehr ist als wir brauchten, haben wir den Luxus von Kühlschrank, WLAN und Klimaanlage für zwei Nächte sehr genossen.

Am Sonntag haben wir zu Fuß in der Mittagshitze die Stadt unsicher gemacht und anschließend haben wir uns nachmittags mit Annikas Internetbekanntschaft getroffen, einem Couchsurfer und Mitglied des Lomé Orchesters, der uns kurzerhand auf ein Konzert an einen Strand etwas außerhalb der Stadt eingeladen hat. Und so tanzten wir abends unter freiem Himmel vollkommen unerwartet mit jede Menge Togoern, Ghanaern und Touristen zu südamerikanischer Samba Musik.

C’est la vie.

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Leben in der Biosphäre

Nach über einem Monat fühle ich mich bei meiner Arbeit im Songor Ramsar Site und UNESCO biosphere Reserve sehr wohl und habe mir überlegt, in meinem Freiwilligendienst auch mal über den Dienst an sich zu berichten.

Das Reservat besteht bereits seit 2011 und ist wegen der einzigartigen Kombination aus Brackwasserlagune und Flussdelta zum UNESCO Biosphärenreservat ernannt worden. Es gibt eine Mischung aus Süßwasser und Salzwasser Ökosystemen mit Inseln, Mangroven, Strand, Küsten Savanne und kleinen geschützten Waldgebieten.
http://gh.chm-cbd.net/biodiversity/faunal-diversity-ghana/-situ-conservation-2/ramsar-sites/sanghor-ramsar-site

Declaration Date: 2011
Location: Latitudes 06°00’ 25’’ N, 00°19’E and 05° 45’ 30 ’’ N, 00°41’ 40’’E
Surface Area: 51,113.3 ha
Core area(s): 1699.08 ha
Buffer zone(s): 7822.03
Transition area(s): 28075.041ha
Administrative authorities: WILDLIFE DIVISION

Die Nutzung natürlicher Ressourcen und der Umweltschutz, sollen von den lokalen Leitungen in den Kommunen weitestgehend selbst organisiert werden. Hierzu treffen sich die jeweiligen Vertreter mit der Wildlife Division und Forestry Commission, um gemeinsam Themen, wie Salzgewinnung, Mangrovenpflanzungen und Wassernutzung abzusprechen. Wichtig ist hier die Zusammenarbeit und gemeinsame Planung, da Probleme nicht vor den Distriktgrenzen halt machen. So wird beispielsweise Dienstag nicht gefischt und Donnerstag keine Landwirtschaft betreiben, sodass sich die Natur erholen kann.

Bei dem Office in Big Ada arbeiten die Wildlife Division und Forestry Commission zusammen und teilen sich das Gelände mit anderen Einrichtungen. Wenn wir morgens um acht mit den Rädern zur Arbeit fahren, drehen wir als erstes die obligatorische Begüßungsrunde auf dem Gelände, um allen einen guten Morgen zu wünschen. Auch in den Pausen trifft man sich oft zusammen im Schatten, quatscht und teilt das Mittagessen.

Über meine Tätigkeiten und die Herausforderungen im Biosphärenreservat habe ich letzte Woche für die Ghanaische UNESCO Nationalkommission einen Report geschrieben..

Report on the Voluntary service in Sogor Ramsar Site No.1
by Ronja Trübger (16/9/19-16/10/19)

Arrival and Orientation
I arrived in Accra on the 16th of September and stayed there for two nights with the other volunteers. During our stay we went to the National commission for the UNESCO in Ghana and learned much about the structure and responsibilities of a Biosphere Reserve. Furthermore, we were invited by the German embassy for lunch and we had a meeting with the ambassador in which we got much information about the Ghanaian and German relationship. On 18th of September the UNESCO send me to Ada Foah, where a house is provide for the UNESCO Volunteers. My neighbours are also my colleagues and work for the forestry commission and Wildlife division. During the first days they introduced me to the other staff members and helped me a lot with the orientation in Ada and surrounding.

Talks and activities at work
• Raising mangrove seedlings: We sliced water sachets and filled them with soil for planting seedlings inside (Acacia mangium). Moreover we took care of the one year old Mangroves by watering them, cleaning the area from litter and removing old leaves, sticks and weed.

• Turtle monitoring: I took part in the weekly beach patrol on a beach quad, in which we counted and documented the turtle tracks and death individuals of three different marine turtles (olive ridley sea turtle, leatherback sea turtle, pacific green sea turtle)

• River cleaning: Every Thursday the river bank next to the office is cleaned by the forestry commission together with a community downstream. All Trees and reeds at the riverside are cutted down, so that the river can flow faster into the Songor lagoon, which is too dry and salty because of the salt extraction.

• Restauration of signs: I helped to build up two new painted signs next to the main road, which inform passing cars about the UNESCO biosphere reserve and the Nature protected area.

• Meetings:
Election: I took part in a meeting about the future plans of the Biosphere Reserve and the election of a board which will represent all communities. Therefor the biosphere Reserve, the Foa (Food and Agriculture organization for United nations) and two members of each community in the districts west and east Ada met and discussed about issues and challenges of landscape use and Nature protection.

Radio: Together with the Biosphere Reserve, the local radio (Radio Ada) planed a radio show series about the particularities and challenges in each community. Therefore we went to the community in Totope next to the songor lagoon and interviewed the fishermen and woman in which way changes and problems (like overfishing, erosion, climate change, and environmental pollution) in the past and present impact their daily lives and what could be solutions or benefits in the future. Afterwards we analysed the meeting, created a first concept for the radio show and collected ideas for a general advertisement slogan about nature protection in the biosphere Reserve.

Private
After one month, previous challenges have become part of my everyday life now. I learned a lot about the habitats and traditions of the residents and our neighbour showed me how to prepare the local food. Furthermore I have Dangme lessons three times a week and try to interact in Dangme as much as possible. At the weekends I was discovered the area around the Volta delta and I travelled already to the Xavi Bird Sanctuary, to Kumasi and to the lake Bosomtwe Biosphere Reserve.

Challenges
During my first two weeks, our contact person Mr. Dickson was on a journey. In this time there were no staff meetings and Lukas and I didn’t get a general introduction in our working tasks. Our colleges showed us some workspaces, but there were a few intern communication problems. Because of this, we didn’t know exactly what we were expected to do.
But finally we are included in nearly every part of the work inside the Biosphere Reserve. Moreover, we talked to Mr. Dickson about his expectations and tasks in Future.
I also had a disagreement about the Mangrove planting, because the seedlings are planted together with a plastic sachet. I suppose planting the seedlings in a plastic bag may be easier for the communities and the Mangroves may have better growing conditions. I also know that there are many different environmental challenges, the biosphere reserve is dealing with and that plastic pollution is only one of many problems. But in my personal point of view it shouldn’t be an option for a Biosphere Reserve to insert plastic in the nature in any situation. We could not find a solution together but we will continue to discuss other possibilities of planting.

 

Nach einem Monat werden mir immer noch neue Zusammenhänge und Probleme klar, mit denen sich die Kommunen und die Mitarbeiter des Reservats auseinander setzen müssen. Besonders ein Treffen mit der Kommune in Totope an der Songor Lagune hat mich sehr beeindruckt.
Für eine Radiosendung haben wir mit „Radio Ada“ die Einwohner in Totope über die lokalen Probleme und Veränderungen der letzten Jahre interviewt.
Es ging um geringe Fangquoten auf Grund der Meeresverschmutzung und der großen Fischtrawler, die auch illegal immer näher an der Küste fischen und verletzte Schildkröten als Beifang einfach wieder über Bord werfen. Die Fischer sind gezwungen engmaschigere Netze zu verwenden und den damit verbundenen Rückgang der Artenvielfalt von Fischen und Vögeln zu fördern. Seit einiger Zeit fangen sie in der Lagune nur noch Qualle und Müll. Zudem ist die Lagune durch die Salzgewinnung und geringe Regenfälle zu salzig, um Mangroven anzupflanzen. Dadurch wird die Erosion der Küste verstärkt und die Existenz des Dorfes ist auf lange Sicht in Gefahr.

Und auch wenn es immer weniger Arbeit gibt haben alle in der Vorstellungsrunde gesagt: lch bin ein Fischer oder ich bin eine Fisch-Räucherin. Sie sind stolz auf diesen traditionellen Beruf und am Ende singen sie ein altes Dorflied über Freundschaft und Gemeinschaft. Männer, Frauen und Kinder, fast alle haben sich an dem Interview beteiligt und hatten viel zu erzählen. Sie möchten Veränderung und haben auch konkrete Vorstellungen. Es fehlt an Kontrollen und einem Notfalldienst wegen der illegalen Fischerei, sanitären Anlagen und Möglichkeiten einer Abfallentsorgung.

Manchmal kommt mir das ganze Reservat und das Zusammenleben von Mensch und Natur wie ein großes Ökosystem vor, in dem biotische und abiotische Faktoren verändert werden und eine Kettenreaktion an Folgen nach sich ziehen.
Und ich habe in meinem kleinen beschränkten Horizont gedacht, dass der Meeresmüll das größte Problem darstellt. Trotzdem halte ich das einpflanzen von Plastiktüten in die Lagune als ein Biosphärenreservat für indiskutabel, so klein der Prozentsatz am globalen Müll auch sein mag. Vielleicht lässt sich in Zukunft eine bessere Lösung finden.

Ps.:Am Freitag war ich zum 1. Mal mit auf einem Turtle Night Walk. In dem Ökotourismus-Angebot können Urlauber gemeinsam mit Mitarbeitern der Wildlife Division auf nächtliche Schildkrötensuche gehen. Leider haben wir keine gesehen. Dafür aber Schildkrötenspuren,  die Nester und auch durch Hunde geplünderte Nester. Aber bis Februar hab ich ja auch noch ein bisschen Zeit. Die Spannung steigt …

Turtle-Hatchery der Wildlife Division

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Baobab, Trotro, Casava und co.

Ich bin am Strand. Die Sonne scheint senkrecht von oben, aber ich sitze im Schatten eines bunt bemalten Fischerbootes und schreibe ein bisschen Tagebuch. Um mich herum scheint die Welt stillzustehen. Es gibt keinen kein Plan für den Tag, zum 1. Mal seit ich in Ghana bin. Muss aber auch mal sein, gerade nach dem Abenteuer gestern…

Ich habe mir in den Kopf gesetzt in das Xavi Bird Sanctuary auf die andere Seite des Voltas zu fahren. Laut Reiseführer ein lohnenswertes Ziel und auf der Karte keine große Entfernung.
Um 10 Uhr (nach dem Wäsche waschen, ausschlafen und der Frühstücksdiskussion über Überbevölkerung und deren Auswirkung auf den Klimawandel) machen Lukas und ich uns mit gepackten Rucksäcken, Vogelbestimmungsbuch, Fernglas, Trinken, Sonnencreme, Autan, Messer, Kopfbedeckung, Wanderschuhen und Essen auf den Weg . Alles notwendige zum überleben, glauben wir zumindest.

Aus dem Haus, rauf aufs Motorradtaxi, ins Trotro*, zum nächsten Taxi, dann noch ein Trotro, ein weiteres Trotro,… Nach vier Mal umsteigen und zweieinhalb Stunden später sind wir in dem Ort Akatsi. Nicht zuletzt durch sehr viel Hilfe der Einheimischen, die uns stets die richtigen Verkehrsmittel und deren Abfahrtsorte gezeigt haben. Wer in Ghana reisen will braucht Zeit und Geduld, aber die haben wir ja. Es macht Spaß und es gibt durch die staubigen Scheiben viel zu sehen. Wir fahren über den Volter-Fluss, die Landschaft wird immer grüner und traditionelle Tontöpfereien und Küsten Savanne fliegen vorbei.
Und trotzdem ist, als wir endlich ankommen, viel Zeit und durch das viele umsteigen auch mehr Geld als erwartet aufgebraucht. Doch erst als der Geldautomat in Akatzi nicht funktioniert, es anfängt zu regnen und selbst die lokalen Taxifahrer sich unsicher sind, wo das 10 km entfernte Reservat liegt, kommen uns Zweifel an dem Masterplan. Aber „Vorwärts immer, rückwärts nimmer“ und außerdem sind wir und das Fernglas schon so weit gekommen. Schließlich finden wir auch jemanden namens Michael, der sich unser erbarmt und uns sowohl zum Reservat bringt, als auch wieder abholen wird. Auf der Fahrt mit dem Motorrad Taxi fängt es an zu schütten. Dementsprechend sind wir eine halbe Stunde später tropfnass, aber stehen vor einem kleinen Haus mit einem rostigen Schild: Xavi birdwatching. Die Tür ist zu, aber nach kurzer Zeit kommt ein junger Mann angelaufen, um uns zu begrüßen. Er erklärt uns, dass es ist hier nicht möglich ist Vögel auf eigene Faust zu suchen(Stand glaube ich auch so ähnlich im Reiseführer), aber er bietet eine Kanutour zur Vogelbeobachtung oder eine Führung zu den Baobab trees an. Beides für mich total interessant und beides kostet Geld, das wir ausgerechnet heute vergessen haben.

 

Während wir essen und uns beraten, werden wir beobachtet. Einige Kinder zwischen fünf und zehn Jahren stehen in wenigen Metern Entfernung und folgen jeder unserer Bewegungen gespannt mit weit aufgerissenen Augen. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Hellhäutig, hungrig, nass, in Trekking Outfit, verschwitzt und ohne Geld oder einen Plan, dafür aber mit Fernglas, erfüllen für so ziemlich jedes Klischee: Touristen in freier Wildbahn Staffel 1 Folge 4. Nicht mal mit Dangme können wir heute Punkten, da auf der anderen Seite des Voltas Eve gesprochen wird. Schließlich machen wir uns dann doch auf dem Weg zu den Baobab trees. Das ist günstiger und anschließend haben wir noch genug Geld, um zum nächsten Geldautomaten zu kommen( hust, hust )

Wenn uns vorhin Zweifel gekommen sind, dann verfliegen sie jetzt schon nach wenigen Metern. Die Küsten Savanne ähnelt meiner Vorstellung von tropischem Regenwald. Es ist feuchtwarm voller fremdartiger Pflanzen und Insekten . Auf dem Weg zu den Bäumen stellt sich jedoch heraus, dass uns die Pflanzen gar nicht so unbekannt sind wie zuerst gedacht. Unser Führer zeigt uns Cassava Pflanzen, Blackberry Stäucher, Mangobäume, Cashew Bäume, Okraschoten, die Palmen für Kochbananen, Süßkartoffelpflanzen , Papaya-Bäume, Reisfelder und so ziemlich alles, was wir in Ghana bis jetzt nur als Frucht kennengelernt haben. Wir sind begeistert, schauen, probieren und ja jetzt wo wir uns schon als Touris geoutet haben, machen wir auch von jedem Grashalm Fotos.
Das was ich zunächst für Wald gehalten habe sind in Wirklichkeit Felder. Die Bauern der Region sind oftmals subsistenz-Bauern, die Landwirtschaft in Mischkulturen betreiben. Ihre Feldgrenzen makieren sie mit hohen, palmähnlichen Gewächsen. Der Boden ist fruchtbar, ganz ohne Dünger oder Pestizide und es gibt viel Niederschlag. Eine Familie zeigt uns die letzte Ernte aus riesigen Säcken voller Reis.

Und dann kommen wir endlich zu den Baobab trees. Laut Wikipedia sind „die Affenbrotbäume (Adansonia) eine Gattung großer, markanter und häufig bizarr wachsender Laubbäume aus der Unterfamilie der Wollbaumgewächse“. Und die Beschreibung passt. Sie sind riesig, haben dicke Stämme und pelzige Früchte, die wie Lampen aus dem Geäst hängen. Einige der Bäume werden sogar bis zu 2000 Jahre alt.   

Zudem kann fast alles von dem Baum verwendet werden. Die Frucht und Wurzel zum essen, die Rinde als Medizin, Holzspäne zum Verpacken und die Blätter als Suppe. Ich glaube ich habe einen neuen Lieblingsbaum gefunden und wir packen eine der Früchte ein. Vielleicht gefällt es unserem Freund ja auch in Deutschland.

     

Auf dem Rückweg laufen wir noch an einem Fluss entlang und Lukas und ich sind uns einig: wir werden wieder kommen. Nächstes Mal für den Kanu Trip. Ich hoffe nur unser Fremdenführer freut sich auch über eine erneute Zusammenkunft. Er hat den die matschigen, schmalen Pfade, die wir in Wanderschuhen zurück gelegt haben in Flip Flops gemeistert und sehr viel Geduld bei nervigen Fragen bewiesen. Ich wüsste zu gerne, was er über diese komischen Vögel aus Deutschland heute Abend in sein Tagebuch schreibt…

Nun beginnt der zweite Teil unseres Abenteuers: der Rückweg. Unser Motorrad Taxifahrer fährt uns netterweise zum nächsten Geldautomaten in einen anderen Ort. Aber schon nach wenigen Metern ist der Weg zu einer Schlammwüste mit Schlaglöchern geworden und um 17 Uhr rückt die Dämmung auch immer näher. Doch wir kommen mit Michaels vorsichtiger Fahrweise sicher und im hellen ans Ziel. Als ich ihm unser letztes Geld überreichen will zieht er eine Augenbraue hoch und nickt zu dem Automaten. Und natürlich hat er recht. Der Geldautomat funktioniert schon wieder nicht. Stochastik war zwar nie mein Ding, aber drei defekte Geldautomaten in zwei Tagen? Die Gesetze der Wahrscheit scheinen in Ghana nicht so ganz zu funktionieren . Doch da zeigt sich wieder unser verdammtes Glück, immer die nettesten Menschen zu treffen. Michael drückt mir das Geld in die wieder in die Hand. Wir sollen es ihm einfach überweisen und jetzt erstmal zurück nach hause finden. Das schaffen wir dann auch beinahe. Nur kurz vor Ada vergisst das Trotro zu halten und wir wären fast bis nach Accra gefahren….So sind es nur 10 Minuten extra laufen.

Abends bin ich total am Ende und begeistert von dem Tag. Für heute hatten wir mehr Glück als Verstand, aber wir haben auch viel dazu gelernt. Ja auch über Bäume und Tausendfüßler aber vor allem über das Reisen in Ghana und darüber was in deinem Rucksack wirklich wichtig ist. Fürs nächste mal brauche ich definitiv ausrechnen Geld, eine Regenjacke und ein Löffel.
Und auch wenn er schlammig, für Europäer chaotisch und voller Hindernisse ist: in Ghana gibt es für jedes Ziel auch ein Weg.

 

*Trotros sind umgebaute Kleinbusse in allen Größen und Farben. Sie sind günstig, unbequem, fahren meißtens die selben Routen und sind unglaublich effizient.  Leider konnte ich bis jetzt noch keine Regelmäßigkeit in Abfahrtsort oder Zeit ausmachen, aber das heißt nicht, dass kein System dahinter steckt. Trotros fahren erst im vollen Zustand ab und in jedem Wagen sitzt ein Kassierer, der lautstark für den nötigen Nachschub sorgt. Oft hocken 5 Leute in den Dreier-Sitzbänken. Der überquellende Kofferraum wird mit Seilen zusammengehalten und wenn das Gepäck bei besten Willen nicht mehr rein passt, wird es einfach aufs Dach geschnallt. Auf den Fahrten wird viel gehupt, gekurbelt und jedes Mal wenn jemand einsteigen, aussteigen, etwas kaufen, aufs Klo, einen Bekannten begrüßen oder tanken will oder eine Bremsschwelle in Sicht kommt (zufälligerweise meistens vor einem Verkaufsstand) angehalten und gequatscht.

6706 km

Akwaaba- Willkommen in Ghana!

Über 2 Wochen ist es her, dass uns die feuchtwarme, stickige Luft vor dem Flughafengebäude in Accra in Empfang genommen hat. Und jetzt bin ich hier. 6706 km entfernt von zu Hause und nichts in den Wochen der Aufregung und freudiger Erwartung konnte mich auf das vorbereiten, was mich jetzt umgibt: bunte Plakate, rote Erde, Hühner, Hitze, Kokosnüsse, Menschen in Flip Flops, Palmen, Motorradtaxis… Derzeit kommen mir die Tage noch vor wie Wochen und die Wochen wie Monate, weil ich die ganzen Eindrücke nicht sofort verarbeiten kann. Alles ist neu und ungewohnt (außer vielleicht deutsche Haferflocken, die ist tatsächlich auch hier in Ghana zu kaufen gibt)

Aber „ ong3 saminia lo?“ Mir geht es gut. Die ersten 2 Tage habe ich noch mit den anderen Ghana-Freiwilligen in der Hauptstadt und Metropole Accra verbracht, in der wir sowohl die deutsche Botschaft als auch die Natkom kennenlernen durften. Accra ist eine bunte pulsierende Stadt voller Leben, die auch in der Nacht nicht zur Ruhe kommt. Hier nur einige meiner Eindrücke aus den ersten Tagen:

• Telefonnummern für das erste Date kann man auch schon vor der Immigration bekommen
• Autos hupen anstatt zu blinken
• Nicht nur Ameisen können große Lasten auf dem Kopf transportieren
• Kochbananen gibt’s fast überall zu kaufen
• „there’s no beer in heaven“
• Moskitonetze kann man gut mit Kleiderbügeln abspannen
• Pünktlichkeit ist eindeutig deutsch
• und in Ghana passt man aufeinander auf, wie in einer großen Familie

Ich bin schon sehr gespannt darauf, meine ghanaische Familie kennenzulernen und so wir machen uns am 18.9. auf den Weg zu unserer Einsatzstelle nach Ada Foah zum Songor Ramsar Site und UNESCO Biosphärenreservat.

Und jetzt bin ich in meinem neuen zu Hause angekommen. Lukas und ich wohnen in einem gelben Haus in Sichtweite vom Atlantik. Wir haben fließend Wasser, einen Gaskocher und jede Menge Geckos als Haustiere. Einer davon heißt Kermit und lebt in meinem Kleiderschrank. Fenster gibt es nicht wirklich aber dafür Mückengitter, 2 Fahrräder, die wir leihen können und auch die lokalen Früchte finden sich in unserem Garten wieder. So haben wir einen Mangobaum und eine Kokospalme hinterm Haus stehen.

Zwei unserer direkten Nachbarn sind von der Forestry Commission und somit unsere Arbeitskollegen. Anfangs habe ich die offene, bestimmende Art vieler Mitmenschen noch als zu aufdringlich empfunden, aber hier in Ghana lebt fast niemand für sich. Man passt aufeinander auf, ist interessiert an dem Wohlbefinden anderer, hilft wo man kann und es immer für ein Gespräch zu haben. So stand unsere Nachbarin gleich am ersten Abend in der Küche und hat mit uns (für uns) ghanaisch Yamwurzel gekocht, ein Mann aus dem Bus hat uns bei einem Ausflug nach Accra 15 Minuten lang durch das Gedränge des Makola Market geführt, nur um uns die richtige Trotrostation zu zeigen und letztes Wochenende waren wir bei dem Freund unseres Sprachlehrers nicht nur am Vormittag, sondern auch zum Abendbrot, Frühstück und Kirchgang am nächsten Morgen eingeladen. Geschwister habe ich auch schon bekommen. Tick, Trick und Track von gegenüber waren schon mehrmals zu Mühle spielen, Wörter raten und Kohle zeichnen bei uns 😉

Bei der Arbeit im Office waren unsere Aufgaben hauptsächlich Plastiktüten für Mangrovensetzlinge mit Erde zu füllen. Sonst haben wir auch gefegt, gelesen, Müll gesammelt, geschrieben, Dangme gelernt (lokale Sprache) und uns sehr viel mit den interessierten Mitarbeitern unterhalten. Besonders über essen im Allgemeinen und die ghanaische Küche im besonderen. Wenn es Arbeit gibt, wird gearbeitet und wenn, nicht dann eben auch mal nicht. Die Schildkröten (und Touristen) Saison kommt wohl noch und auch Projekte mit Schulen und Mangrovenpflanzungen sind im Gespräch.

Aber für den Moment reicht es vollkommen, denn bis es alltäglich wird Kokosnüsse zu essen unter Moskitonetzen zu schlafen und von Ziegen geweckt zu werden, dauert es noch ein bisschen.