Өдөр тутмын амьдрал | Alltag

Langsam gewöhne ich mich an mein tägliches Leben. Die Schultage sind lang, abends bin ich oft müde. Von meiner Wohnung zur Schule nehme ich entweder den Bus oder laufe die dreieinhalb Kilometer durch die Stadt. Der Himmel ist fast immer blau, nur manchmal färbt er sich aufgrund der durch die Stadt ziehenden Sandstürme rot und braun. Das Unterrichten bereitet mir Freude. Am liebsten bin ich im Kunstraum im Keller der Schule, ein Tyrannosaurus Rex reißt David den Kopf vom Leib.

 

Гандан | Gandan

Die Sonne scheint, erstmals keine Mütze. Abseits der Hauptverkehrs-
straßen finden sich immer wieder Orte der Ruhe. Zwischen den Häusern wird Basketball gespielt. Ältere Herren sitzen gemeinsam in kleinen Holzpavillions und unterhalten sich. Nicht weit von meiner Wohnung entfernt, liegt auf einem Hügel das Gandan-Kloster. 1838 als religiöses Zentrum gegründet, bis heute bedeutendste Stätte des lamaistischen Buddhismus in der Mongolei. Herzstück der Anlage ist die 25 Meter hohe, vergoldete Statue der Göttin Janraisig. Ich beobachte, vieles scheint mir fremd und unbekannt.

Горхи-Тэрэлж | Gorchi-Tereldsch

Mit anderen Freiwilligen fahre ich einen Tag in den Gorchi-Tereldsch-Nationalpark. Schneebedeckte Berghänge. Eine monumentale Dschingis-Khaan-Statue tritt aus dem Nebel hervor. In Edelstahl und fünfundzwanzig Meter hoch sitzt der Feldherr auf seinem Pferd und schaut grimmig in Richtung Osten. Immer wieder Kühe und Yaks am Straßenrand, manchmal auch auf der Straße. Im weiteren Verlauf der Fahrt sieht man überall riesige, tonnenschwere Granitblöcke in der Landschaft liegen. Am Ende des Tals befindet sich ein kleines buddhistisches Kloster. Inzwischen ist der Nebel verschwunden. Die Sonne scheint, der Himmel strahlend blau.

Нүүдэл | Umzug

Aus den Sandstürmen werden Schneestüme. Die Stadt überzogen von einer dünnen, weißen Schneedecke. Ich ziehe um. Mein neues Zuhause ist ein alter Wohnblock aus sozialistischer Zeit, das Treppenhaus orange und grün. Vom Balkon blicke ich über die Häuser der Stadt, am Horizont die schneebedeckten Berge. Ich freue mich auf den Sommer.

 

Xавар | Frühling

Das morgendliche Warten an der Bushaltestelle wird immer angenehmer. Schon über eine Woche wurden die minus fünfzehn Grad meiner ersten Tage nicht mehr erreicht. Nebelschwaden beim Ausatmen gehören allerdings nach wie vor zum Alltag. Immer wieder muss ich mich daran erinnern, dass es sich momentan um den mongolischen Frühling handelt. Einen Eindruck von Ulaanbaatar im Winter und der zu dieser Jahreszeit besonders ausgeprägten Luftverschmutzung, vermitteln Bilder des Fotojournalisten Rentsendorj Bazasurkh.

https://www.zeit.de/wirtschaft/2017-02/mongolei-smog-kohle-ulan-bator-fs