Archiv des Autors: Marie Bauer

Do viđenja!

Heute gibt es zum letzten Mal Neuigkeiten von mir als kulturweit-Freiwillige. Ich bin gerade irgendwo zwischen Stuttgart und Berlin im Zug. Dort beginnt nämlich morgen das Nachbereitungsseminar für alle Freiwilligen, die sechs Monate weg waren. Ich freue mich riesig, alle wiederzusehen, die während der sechs Monate zu guten Freunden geworden sind!

Hinter mir liegen zwei schöne Tage in der Heimat, Koffer und Kisten sind ausgepackt, Andenken und Mitbringsel aus meinem Zuhause des letzten halben Jahres haben einen Platz in meinem Zimmer bekommen.

Der Abschied war wirklich schwer und ich bin traurig, dass meine beiden Lehrerinnen jetzt nicht mehr zu meinem Alltag gehören. Wir haben so viel zusammen gelacht, das werde ich vermissen.

Es fiel mir auch schwer, meine so coole Mannschaft zurücklassen zu müssen. Nach dem letzten Trainjng haben sie eine Überraschungsparty für mich organisiert. So etwas hat vorher noch niemand für mich gemacht. Wie sehr ich mich gefreut habe und gleichzeitig richtig traurig geworden bin. Voller Stolz werde ich das Trikot mit meinem Namen und allen Unterschriften darauf tragen. Mir fehlen auch die Menschen, die zu meinen Freunden geworden sind und am liebsten hätte ich euch einfach alle mitgenommen!

Ich bin mir sicher, dass ich bald auf einen Besuch kommen werde und wahrscheinlich weiß ich dann gar nicht bei wem ich übernachten soll, weil mir so viele Leute einen Platz auf der Couch angeboten haben.

In den letzten Wochen hatte ich noch einmal Besuch, von der lieben Lotte. Die Zeit habe ich sehr genossen und wir haben viel unternommen! Auch in der Schule war sie immer dabei und eine große Hilfe. Von wegen Urlaub 😉 sie war in allen Klassen und hat mir bei der Vorbereitung für die Ausstellung von meinem Projekt „Kunst aus Plastik“ geholfen. Die war ein echter Erfolg! Es kam zweimal ein Artikel darüber in der Regionalzeitung, einmal sogar eine ganze Doppelseite mit Interview von mir.

Aber nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung: In der darauffolgenden Woche bauten wir schon die nächste Ausstellung zum Thema „Deutsche Städte und Landschaften“ auf. Dafür habe ich in den letzten Monaten begleitende Aufgaben erstellt. Der letzte Schultag, an dem sowohl Projekttag als auch die Eröffnung der Ausstellung war, war ein schöner Abschluss dieses Projekts und meiner ganzen Arbeitszeit in der Schule. PASCH-Team Pula, macht weiter so mit eurer tollen Arbeit. Das gibt es so kein zweites Mal!

Havla za sve, vidimo se!

Endspurt

Bevor ich hier etwas brauchbares zu Papier bringen kann, muss ich erst einmal runterkommen. Das Ende meines Freiwilligendienstes in Pula ist in Sicht und es gibt noch so viel zu tun und zu erleben! Ich bin glücklich, aufgedreht und in den letzten Wochen noch einmal voller Tatendrang. Endspurt nennt sich das wohl. Ich genieße in vollen Zügen, möchte so viel mitnehmen wie möglich und sauge alles in mich auf wie ein Schwamm. Denn viel Zeit bleibt mir hier ja nicht mehr, in weniger als vier Wochen wird meine Zeit in Pula, die zu einem wichtigen Lebensabschnitt geworden ist, vorbei sein. 

Aber jetzt fange ich besser mal von vorne an zu erzählen. Über Weihnachten bin ich nach Hause gefahren. Darauf hatte ich mich schon Wochen vorher gefreut und immer wenn es mir mal nicht gut ging, war das mein Anker. Als ich dann die lange Reise mit Bus und Zug auf mich genommen habe, rückten Heimat, Familie und Freunde immer näher. Als der Zug mitten in der Nacht über die österreichische Grenze fuhr, lag ich halb schlafend in meinem Zugabteil. Plötzlich verlangte der Schaffner nach meiner Fahrkarte. Das war jetzt erstmal nicht überraschend, das Ticket musste ich auch schon in Kroatien und Slowenien zeigen. Aber jetzt war etwas anders – der Schaffner sprach Deutsch mit mir. Mann, ist das ein Gefühl, von einer fremden Person einfach so auf deutsch angesprochen zu werden! Da fühlt man sich direkt ein bisschen zu Hause, obwohl ich natürlich noch nicht mal im richtigen Land, geschweige denn zu Hause war. 

Nachdem ich hier natürlich fast nur von hochdeutsch umgeben bin , war es auch sehr lustig und schön, als ich dann kurz vor Heiligabend, so wie früher, beim guten, alten Metzger an der Theke stand und erstmal richtig schwäbisch gschwätzt wurde. Es war so schön alle Leute wiederzusehen und sich so richtig zu Hause zu fühlen. Ich habe die Woche wirklich sehr genossen!

Wie im Flug war dann aber auch schon der 29. Dezember da und es ging wieder los in Richtung Pula, aber nicht alleine, sondern mit der lieben Jana! Nach zwei tollen Tagen mit Jubeljana in Ljubljana (sorry, der musste einfach sein 🙂 ) haben wir uns auf den Weg nach Pula gemacht. Ins neue Jahr sind wir natürlich hier gestartet, wo auch sonst?!

Mit Jana in Ljubljana auf den „Drei Brücken“ des berühmten slowenischen Architekten Joze Plečnik

In meiner dritten Ferienwoche ging es dann nochmal los. Sarah, Tom und ich, alles kulturweit-Freiwillige, haben die Straßen von Kroatien und Bosnien ein bisschen unsicher gemacht! Nein nein Spaß, wir sind natürlich ganz super und vorsichtig gefahren. Was für ein Luxus so ein Auto doch sein kann, wenn man die letzten Monate eindeutig zu viele Stunden in Fernbussen verbracht hat…

Erster Halt: Plitvicer Seen. Ein Nationalpark in Kroatien, der bekannt dafür ist, dass dort Teile von Winnetou gedreht wurden. Ein Besuch lohnt sich zu jeder Jahreszeit; türkis strahlende Seen im Sommer und Frühling, bunte, sich auf den Seen spiegelnde Wälder im Herbst und vereiste Wasserfälle im Winter.

Mit Sarah und Tom an den Plitvicer Seen

Nach diesem beeindruckenden Erlebnis haben wir uns am nächsten Tag wieder ins Auto gesetzt und unser nächstes Ziel ins Navi eingegeben: Sarajevo. Die Fahrt lief trotz Schnee und Kälte gut und wir sind langsam aber sicher auf den Landstraßen Richtung Osten rumgegurkt. An der Grenze von Kroatien nach Bosnien und Herzegowina hat uns kurz die Angst gepackt und wir haben uns gefragt, ob man in Bosnien eigentlich schon mit 18 Jahren Auto fahren darf? Mmh, das hätte man auch mal vorher recherchieren können. Wir sind dann einfach ganz souverän an den Schalter gefahren und haben dem Beamten freundlich unsere deutschen Personalausweise in die Hand gedrückt. Nach einem kurzen prüfenden Blick hat er uns durchgewunken – puh, weiter gehts! Das wäre schon ein ziemliches Highlight gewesen, wenn wir wieder hätten umdrehen müssen 🙂

Als wir dann dort waren, hat es ununterbrochen geschneit und schuhtechnisch waren wir natürlich richtig gut ausgestattet – nicht :). Wenn jetzt so darüber nachdenke, finde ich das eigentlich ganz gut, weil wir deshalb nämlich eine Menge Spaß hatten: Vor allem als wir die geniale Idee hatten mit der Seilbahn auf den Berg zu fahren, von dem man bei klarem Himmel scheinbar eine tolle Sicht auf die Stadt hat. Da kann ich jetzt nicht aus eigener Erfahrung sprechen, weil uns da nämlich der Schnee und der Smog, den es in Sarajevo leider auch gibt einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Davon haben wir uns nicht die Laune verderben lassen und sind ohne Bedenken ganz nach dem Motto „Nema problema!“, was wir auf dem Zwischenseminar in Serbien verinnerlicht haben, losgestapft. Von diesem Berg führt die alte Boppbahn von den Olympischen Winterspielen 1984 runter, welche heutzutage mit Graffiti vollgesprayt ist runter. Irgendwann hört die Strecke aber auf und dann ging der Spaß erst richtig los. Wege waren aufgrund der Schneemassen nicht mehr erkennbar und so sind wir mehr runtergerutscht als gelaufen. Ungefähr alle 20 Meter hat es einen von uns dreien auf den Po gesetzt, ob wohl Tom, der das ungeeignetste Schuhwerk hatte, da eindeutig den ersten Platz belegt. Dieser etwas ungewöhnliche Winterspaziergang wird mir immer in sehr lustiger Erinnerung bleiben. Nach zweieinhalb Stunden sind wir dann endlich mal wieder unten angekommen. Von der Stadt haben wir an dem Tag zwar wenig gesehen, aber das war es wert, wir hatten ja noch einen Tag um die Stadt anzuschauen. 

Bei unserem kleinen verschneiten Abenteuer

Sarajevo ist eine Stadt mit sehr vielen Facetten. Orthodoxe Kirchen stehen neben katholischen, und direkt daneben Moscheen. Wenn der Muezzin mit seinem Gesang zum Gebet aufruft, setzen die Kirchenglocken mit ein. In der kavana gibt es türkische Baklava und österreichische Cremeschnitten. Was mir besonders in Erinnerung bleiben wird ist Salep, ein Getränk bei dem Orchideenextrakt und Zimt mit heißer, aufgeschäumter Milch aufgegossen wird. In der EU kann man das nicht trinken, weil alle Orchideenarten besonders geschützt werden und der Handel mit ihnen verboten ist.  

Allgemein in Bosnien sind viele Leute arm und bei einem Stadtbummel begegnet man einigen Menschen, die um eine Spende bitten. Kein Vergleich zu Pula, geschweige denn Stuttgart oder Deutschland im Allgemeinen. Das merkte man auch deutlich an den Preisen. Ob für Apartments, eine Tasse bosnischen Kaffee oder eine ganze Mahlzeit, nie musste man viel bezahlen, wenn man die deutschen Preise gewohnt ist. Man sieht viele heruntergekommene Gebäude, die einen nicht vergessen lassen, dass der Krieg in Bosnien während dem Sarajevo belagert war, nicht lange her ist. Aber das Land ist auch dabei, sich wieder aufzubauen und so stehen neben heruntergekommenen Häusern Neubauten.

In ihrer jahrhundertealten Vergangenheit zog sich die Stadt von Ost nach West, in einem Tal gelegen, immer weiter in die Länge. In jedem Stadtviertel spürt man die verschiedenen Einflüsse unter denen Sarajevo im Laufe der Geschichte stand. Vom Osmanischen Reich, über die Österreich-ungarische Monarchie bis hin zum kommunistischen Jugoslawien, war viel unterschiedliches dabei. Während Kroatien und insbesondere Pula, weil ich das natürlich besser beurteilen kann, auf mich nicht sehr fremd wirkt, bekam ich in Sarajevo einen kurzen Einblick in eine Stadt, in der mir doch vieles fremd war und ich die Entfernung von zu Hause spüren konnte. Umso spannender und eindrucksvoller waren die Tage dort und ich werde bestimmt noch einmal zurückkommen. Schließlich habe ich auch aus dem Sebilj getrunken. Ein Brunnen, dessen Legende besagt, dass jeder der einmal Wasser von diesem Brunnen trinkt, nach Sarajevo zurückkehren wird.

Ein ganz besonderes Café, in dem wir Salep getrunken haben

Nach diesen drei abwechslungsreichen und schönen Wochen in Gesellschaft von so lieben Menschen, machte ich mir schon Gedanken, wie der Start in den Alltag in Pula wohl sein wird. Rückblickend waren diese Zweifel total unbegründet und seit dem Schulbeginn sind schon wieder anderthalb Wochen vergangen. Mein Projekt „Kunst aus Plastik“, bei dem ich mit einer Gruppe von Schülern aus der 9. und 10.Klasse vor den Ferien das Thema „Plastikmüll in der Umwelt“ behandelt habe, ist in vollem Gange. Gestern haben wir aus dem Plastik, dass sie über die Ferien sammeln sollten, Kunstwerke erstellt. Ich glaube, das hat uns allen viel Spaß gemacht. Nächste Woche wollen wir als Alternative zu Plastiktüten Stofftaschen selbst bemalen und Plakate machen, die das Thema „Plastikmüll in der Umwelt“ erklären. Ende nächster Woche ist es dann soweit und wir werden unsere Ergebnisse in einer kleinen Ausstellung in der Stadtbibliothek präsentieren. Außerdem habe ich mir die letzten Wochen Aufgaben für eine interaktive Ausstellung mit Plakaten vom Goethe-Institut zum Thema „Deutsche Städte und Landschaften“ überlegt. Die beiden Deutschlehrerinnen, die mir über die Monate immer mehr ans Herz gewachsen sind, und ich arbeiten fleißig um noch alle angefangenen Projekte zu Ende bringen zu können, bevor ich abreise. 

Die Schüler und ich bei unserem Projekt „Kunst aus Plastik“

Ich weiß schon jetzt, dass ich am 19. Februar mit einem weinenden und einem lachenden Auge, aber vor allem sehr dankbar und ein großes Stück erfahrener, ins Auto steigen werde. 

Macht’s gut und bis bald! 

Eine intensive Zeit

Ich liege gerade am Strand, auf dem Rücken, und freue mich über den ungehinderten Blick in den Himmel. Nichts versperrt mir die Sicht in die unendliche blaue Weite und auf die Wolken, die von links nach rechts vorbeiziehen. Ich spüre die Steine unter meinem Rücken und meinen Fußsohlen, höre das Rauschen der Wellen. Ich komme zur Ruhe nach den intensiven Wochen, die hinter mir liegen. 

Gerade geht tatsächlich eine alte Dame ohne zu zögern ins Wasser und schwimmt ihre Runden. Das wäre mir jetzt doch zu kalt, auch wenn das Wetter unglaublich ist. So warm war es hier um diese Jahreszeit scheinbar lange nicht mehr – ich habe Glück! 

In den letzten Wochen ist so viel passiert, dass ich im Moment gar nicht weiß, wie und mit was ich anfangen soll. Vielleicht mit einer Neuigkeit zum Thema Sport. In meinem letzten Blogeintrag hatte ich erzählt, dass ich bisher vergeblich nach einem Sportverein gesucht habe. Das hat sich jetzt geändert und ich habe eine tolle Fußballmannschaft gefunden! Nachdem ich von einer Schülerin erfahren habe, wann das nächste Training der Damenmannschaft stattfindet, brauchte es noch etwas Überwindung, doch dann habe ich mich auf den Weg zum Fußballplatz gemacht und bis zur richtigen Kabine durchgefragt. Dort wurde ich zum Glück freundlich und lautstark empfangen und ins Team aufgenommen. Im zweiten Training habe ich bereits ein komplettes Dress sowie eine Saisonkarte für die Spiele der ersten Herrenmannschaft bekommen, sie spielen in der ersten kroatischen Liga. Da habe ich mich natürlich gefreut. Völlig verblüfft war ich dann, als ich verstanden habe, dass ich nicht mal einen Mitgliedsbeitrag zahlen muss. Das ist ein Privileg der Frauen und wird vom Verein so gehandhabt um den Damenfußball zu fördern. Mir gefällt die Atmosphäre im Team wirklich gut! Man pusht sich gegenseitig, feuert sich an und freut sich riesig über jeden kleinen Erfolg. Ich habe das Gefühl, dass jeder seinen Platz in der Mannschaft hat. Auch der Trainer hat ein gutes Verhältnis zur Mannschaft und im Training ist es oft lustig. Obwohl ich meistens nicht direkt verstehe worüber gelacht wird, muss ich irgendwann mitlachen, denn es wird so lautstark gelacht und diskutiert, dass es einfach ansteckend ist.

Falls ich doch etwas verstehe, freue ich mich auf jeden Fall immer! Ich mache langsam Fortschritte was meine Kroatisch Kenntnisse angeht. Wenn ich weiß, was das Thema eines Gesprächs ist, kann ich oftmals grob verstehen was gesagt wird.

Abgesehen davon, dass es hier häufig etwas lauter zugeht, laufen die meisten Dinge auch spontaner. Verglichen dazu trifft das typische Klischee eines durchgeplanten Deutschlands schon zu. Zum Beispiel erfahre ich immer erst im Laufe der Woche an welchen Tagen ich Training habe und es kommt schon mal vor, dass man eine Woche vorher zu einer wichtigen Jubiläumsfeier eingeladen wird. Ein Event, das in Deutschland wahrscheinlich schon 3 Monate vorher durchgeplant wäre. 

In der Schule läuft es nach wie vor gut. Da eine der beiden Deutschlehrerinnen eine Woche außer Haus war, habe ich ihren Unterricht zum Großteil übernommen. Es hat meistens gut geklappt, nur in einer Klasse musste ich die Stunde ausfallen lassen, weil sie mir gar nicht zugehört haben. Falls jemand etwas über die Filme „Männerherzen“ oder „Bon appétit“ wissen möchte, fragt mich, ich weiß Bescheid! Ich habe nämlich mit jeder der Klassen einen der beiden Filme angeschaut und besprochen. 

Nächste Woche erwartet mich dann die nächste Herausforderung: Beide Deutschlehrerinnen sind außer Haus. Da bin dann wohl ich die, die für diese zwei Tage den Laden schmeißen wird. Mal schauen, ob das Ganze in einem großem Chaos endet… Jedenfalls freut es mich, dass die beiden mir das zutrauen. 

Ein Highlight der letzten Woche war mein Besuch im Kunstgymnasium in Pula. Mit meiner Stuttgartpräsentation im Gepäck und in Begleitung von einem Schüler habe ich mich auf den Weg gemacht. Zuerst war ich mit der Deutschlehrerin in zwei Deutschklassen dabei. Beide Klassen bestanden aus jeweils zwei Schülern, die Nachfrage ist scheinbar an dieser Schule nicht so groß. Dort habe ich mich und meine Heimatstadt Stuttgart vorgestellt: Dafür habe ich ein Quiz vorbereitet, das von Bildern und meinen Erzählungen begleitet wird. So erfahren die Schüler vom Schlossplatz über den schwäbischen Dialekt bis hin zu Musik von Cro, das Spannendste über die Stadt und können dabei sogar noch mitraten. Es freut mich, dass es sowohl bei den Schülern und Lehrern meiner Schule als auch des Kunstgymnasiums so gut angekommen ist. So gut, dass mich die Deutschlehrerin direkt auf einen weiteren Besuch eingeladen hat. Nachdem ich dort im Deutschunterricht war, wurden mir noch die Kunstabteilungen der Schule gezeigt. Und das Beste kommt jetzt: Die Kunstlehrerin fragt den Direktor, ob ich ab und zu am Kunstunterricht teilnehmen und die Räumlichkeiten nutzen darf. Das wäre wirklich toll, wenn es klappt!

Vor zwei Wochen habe ich relativ spontan Besuch von Jonas bekommen, kulturweit-Freiwilliger in Slowenien. Er war einige Tage da und wir hatten wirklich eine schöne Zeit zusammen. Nachdem er seine Reise nach Piran fortgesetzt hat, bin ich vollbepackt und voller Vorfreude in den Bus nach Zagreb gestiegen.

Das lange Wochenende habe ich dort bei Sarah verbracht, ebenfalls kulturweit-Freiwillige, gemeinsam mit ihren beiden Freundinnen aus Deutschland. Wir haben die Stadt angeschaut, waren wandern und auf dem Friedhof. Ja genau, auf dem Friedhof. Denn es war Allerheiligen und dieser Tag hat hier viel Bedeutung. Die Menschen sind in Massen zum Friedhof gepilgert und es sind den ganzen Tag ununterbrochen kostenlose Shuttlebusse dorthin gefahren. Trotz Regen waren wirklich viele Menschen dort. Auf dem Friedhof hat uns ein riesiges Lichtermeer aus roten Friedhofskerzen erwartet. Die Stimmung war ganz besonders,  schön, ruhig und andächtig, es war dunkel, der Regen hat auf den Schirm getrommelt und ist über den Kerzen verdampft. Als dann alle Menschen ganz leise angefangen haben zu singen und der Klang langsam anschwoll, hat es mich wirklich berührt. Ich bin auch ein bisschen traurig geworden. Am Ende war es dann aber doch ziemlich kalt und wir sind nach diversen Umwegen klatschnass bei Sarah zu Hause angekommen (sie wohnt ein bisschen außerhalb). Aber das war es auf jeden Fall wert. 

Nachdem dieses Wochenende, auf das ich mich so lange gefreut hatte, plötzlich vorbei war und ich mich daran gewöhnt hatte, ständig Gesellschaft zu haben, ist es mir zurück in Pula richtig schwer gefallen. Es hat gedauert bis ich mich wieder an die Situation gewöhnt habe und der Start in die neue Woche war hart. Doch ich habe es geschafft aus diesem Loch wieder herauszukommen und die Woche hat gut geendet. Ich bin mir sicher, dass die nächste Woche schön wird, denn ich bekomme endlich Besuch von zu Hause. Ich freue mich auf dich liebe Emma!

Ich wünsche euch allen noch ein ugodan vikend und morgen einen guten Start in die neue tjedan 🙂

Meine ersten vier Wochen

 

Sonntag, 14. Oktober. Jetzt sind tatsächlich schon vier Wochen rum seit ich hier in Pula angekommen bin. Oder müsste ich eher sagen, jetzt sind tatsächlich erst vier Wochen rum, dafür wie viel ich schon erlebt habe? Jedenfalls so viel, dass ich unmöglich alles in diesem Blogeintrag erzählen kann. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, kommt es mir nicht so vor, als hätte ich meine Familie und meine Freunde das letzte Mal vor vier Wochen gesehen. Als hätte ich zum letzten Mal vor vier Wochen in meinem eigenen Bett geschlafen. Das muss mindestens drei Monate her sein.

Im Moment sitze ich im Bikini auf meiner Strandmatte am Meer. Die Küste hier ist felsig, unterbrochen von Kiesstränden und umsäumt von wunderbar riechenden Pinien- (oder was auch immer…) wäldern. Klares, türkisenes Wasser, genau so wie man sich es wünscht. Mittlerweile ist es hier am Strand ruhig, denn die Strandurlauber sind größtenteils abgereist. Zu dieser Jahreszeit ist eher Sightseeing in der Altstadt von Pula angesagt. Mit ihrer langen Geschichte hat die Stadt viele historische Bauten zu bieten. Ein großes und gut erhaltenes römisches Amphitheater, das Wahrzeichen von Pula, wo heute vor allem im Sommer Events stattfinden. Generell wird in der Stadt viel geboten! Außerdem gibt es ein kleines römisches Amphitheater, den Forumsplatz mit dem Augustus-Tempel, ehemalige Stadttore und Reste der Stadtmauer, prächtige, jedoch zum Teil etwas vernachlässigte Gebäude aus Zeiten der österreichisch-ungarischen Monarchie und vieles mehr, was ich selbst noch nicht gesehen habe. Aus dem Zentrum heraus gibt es auch einige weniger schöne Stadtteile.

Ich selbst wohne in einem der Hochhäuser des Stadtteils Šijana. Es ist zwar nicht gerade die schönste Gegend Pulas, doch das macht mir weniger aus, als ich dachte. Meine Wohnung ist groß und gemütlich. Ich habe mir es ganz schön hergerichtet und fühle mich darin wohl. Die Momente in denen ich alleine in der Wohnung bin, sind jedoch meistens die, in denen ich es unglaublich vermisse, in meinem vertrauten Zuhause zu sein, umgeben von den Menschen, die ich liebe. Mir war zwar schon vor Pula bewusst, wie viel Glück ich mit meinem Zuhause habe, doch wie es leider bei vielem so ist, kann man Dinge erst so richtig oder noch viel mehr schätzen, wenn man plötzlich darauf verzichten muss. Doch das ist seit meiner Ankunft auch schon weniger geworden.

Und außerdem gibt es hier zum Glück auch all die anderen Momente, in denen ich einfach nur glücklich und zuversichtlich, dankbar und stolz auf mich bin. Denn ich finde es nicht selbstverständlich, mit welcher Offenheit und Freundlichkeit die Menschen mir hier begegnen. Sowohl einige von den Schülern, als auch die beiden Deutschlehrerinnen, mit denen ich zusammenarbeite oder ein Freund meines Vorgängers. Ich war schon zu diversen Mittagessen eingeladen, durfte bei der Olivenernte mithelfen und wurde von Schülern zum Kaffe trinken eingeladen. Das wird hier übrigens sehr gerne gemacht. Mir ist es noch fast nie gelungen, die anderen einzuladen, denn immer wollen alle mich einladen. Ich bin sehr dankbar, dass die Menschen, denen ich bisher begegnet bin, mich so ohne zu zögern willkommen heißen. Es ist toll, dass die Schule an der ich bin, ein Gymnasium ist (in Kroatien 9. bis 12. Klasse), denn somit gibt es auch einige Schüler in meinem Alter mit denen ich mich sehr gut verstehe. Wir haben uns schon einige Male getroffen, waren im Theater, im Club und im Café.

Was ich hier auf jeden Fall lerne, ist direkt auf Menschen zuzugehen und Kontakte zu knüpfen, Anschluss zu finden, geduldig zu bleiben und sich nicht davon frustrieren zu lassen, wenn etwas nicht sofort nach Plan verläuft. Das gilt auch für kleine Probleme im Alltag. Ein Paket, das nicht zugestellt wird, Probleme mit dem Geld abheben, eine kaputte Waschmaschine oder die Suche nach einem Fahrrad und einem Sportverein (ein Fahrrad habe ich mittlerweile gefunden, den Sportverein noch nicht). Das ist zwar nicht immer leicht, aber davon werde ich wohl mein ganzes Leben profitieren.

Doch nun zu meiner eigentlichen Aufgabe als Freiwillige hier. Die Schule, an der ich eingesetzt bin, ist eine Schule für Tourismus, Gastgewerbe und Handel. Die meisten Schüler planen, einmal in der Tourismusbranche zu arbeiten oder tun das während dem Sommer schon. Es ist einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren Kroatiens. Und da auch sehr viel deutschsprachige Touristen kommen ist es für die Schüler eine zusätzliche Qualifikation, wenn sie deutsch sprechen können. Neben dem regulären Deutschunterricht engagieren sich die beiden Deutschlehrerinnen der Schule in vielen anderen Deutschprojekten. Meine Aufgaben sind im Unterricht zu assistieren und zum Beispiel eine Aufgabe mit einer Kleingruppe zu machen oder den Unterricht sogar zu übernehmen, wenn die beiden etwas für eines der Projekte organisieren müssen. Außerdem übe ich mit einzelnen Schülern für die Sprachprüfungen. Abgesehen davon übernehme ich kleinere Erledigungen, die im Schulalltag anfallen. Ich durfte auch schon in die Hauptstadt Zagreb fahren, zur Feier des 10-jährigen Jubiläums von PASCH verkleidet als das Deutschmaskottchen der Schule. PASCH steht für die Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“, welche weltweit Schulen vernetzt, an denen Deutsch eine besondere Rolle spielt.

Somit war ich bisher zum Großteil mit Menschen in Kontakt, die deutsch oder englisch sprechen. Trotzdem möchte ich natürlich auch kroatisch lernen. Einige Sätze kann ich schon sagen und demnächst werde ich einen Sprachkurs beginnen. Etwas gewöhnungsbedürftig finde ich die kroatische Sprache schon, aber es gibt auch Wörter, die dem Deutschen oder Italienischen ähneln. Die Cremeschnitte heißt auf kroatisch zum Beispiel kremšnita 🙂 Doch dann gibt es auch Wörter wie ugostiteljstvo (Gastgewerbe) oder četvrtkom (donnerstags), bei denen man sich fragt, wie es möglich sein soll, das auszusprechen. Aber glaubt mir, es geht 🙂

Ich hätte noch so viel mehr zu erzählen, aber das soll es für heute ist einmal gewesen sein. Liebe Grüße aus Pula!

Der Countdown läuft…

Noch zweimal im eigenen Bett schlafen, dann geht es tatsächlich los nach Pula. So lange habe ich auf diesen Moment gewartet und mir immer wieder dieselben Fragen gestellt:

Wie wird meine Wohnung aussehen? Werde ich nette Menschen kennenlernen, die vielleicht sogar zu meinen Freunden werden? Oder werde ich einsam und mit Heimweh in meiner Wohnung sitzen? Wie wird meine Arbeit in der Schule aussehen? 

Auf all diese Fragen werde ich in wenigen Tagen Antworten finden. Ganz realisiert habe ich das aber um ehrlich zu sein noch nicht. 

Fotos von meinen Ansprechpartnerinnen, die in die Kamera strahlen sowie eine unglaublich spannende und intensive Zeit auf dem Vorbereitungsseminar am Werbellinsee nehmen mir die Aufregung. Dort habe ich mehr fürs Leben gelernt, als ich je erwartet hätte und tolle Menschen kennengelernt. Menschen, die in der gleichen Situation sind wie ich, die die gleichen Ängste und Sorgen, die gleichen Hoffnungen und Erwartungen an ihren Freiwlligendienst haben. 

Dafür bin ich dankbar und es hat mir Kraft gegeben. 

Ich denke, ich bin bereit. Let the Story begin.

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