Menschen

„Und, wie sind die Leute so?“, ist eine Frage, die mir gestern zum wiederholten Male gestellt wurde. Ich finde es ein bisschen schade, dass all die tollen Personen, denen ich bis jetzt begegnet bin hinter eben solchen Worten wie „toll“, „super“ oder „cool“ verschwinden*, denn was wäre die Zeit hier -und wenn wir mal ehrlich sind das ganze Leben- ohne die Menschen, die die Gesellschaft ausmachen, in die man eintaucht? Ohne neue Bekanntschaften? Ohne neue Freunde? Richtig, nichts!

Menschen machen alles aus. So wie ich es schon oft gesagt habe, in Gesprächen und in Gedanken, möchte ich es auch hier noch einmal wiederholen. Die Beziehungen zu Menschen, machen das aus was wir waren, sind und sein werden. Sie können von unfassbarem Glück oder unerträglichem Schmerz geprägt sein, vor allem verkörpern sie für mich aber eines: Liebe. Bevor ich jetzt aber weiter so vor mich hin theoretisiere, soll es nun um die Menschen gehen, die mein Leben im vergangenen Monat versüßt und bereichert haben.

Als erstes fallen mir da die Schüler ein, die ich letzte Woche 4 Tage lang auf einem Nachbereitungsseminar betreuen durfte, nachdem sie im Sommer in Deutschland waren. Und über deren Aussage, dass es dort viel zu viel Kartoffeln zum Essen gab, ich herzhaft lachen musste. Mit denen ich mich in zahlreichen Schachpartien duellierte und abends stundelang getanzt habe.

Da ist Natacha, mit der ich das Nachbereitungsseminar organisiert habe. Die für mich Folere-Saft gekocht und mir das erste Mal in meinem Leben Rastas geflochten hat. Vor 2 Tagen ist sie nach Deutschland abgereist und fehlt hier. Ich kann nur hoffen, dass sie genauso eine schöne Zeit hat, wie ich hier.

Ich denke an meine Kollegen im Institut und meine Ansprechperson, die mich so herzlich aufgenommen haben, dass ich mich augenblicklich nicht mehr „fremd“ fühlte.

Da ist meine Mitbewohnerin Ellen, mit der ich in so kurzer Zeit schon so viele aufregende Erfahrungen gemacht habe, dass „Leben am Limit“ schon fast überholt ist. Unsere Abende auf der Terrasse sind von Geschichten aus der Vergangenheit und Spekulationen über die Zukunft geprägt.

An dieser Stelle kann ich ihren Blog wärmstens empfehlen: https://ellenhajduk3.wixsite.com/website

Da ist die „international Community“, die sich ständig im Wechsel von Willkommen und Abschied befindet, aber doch konstant von zahlreichen spannenden und sympathischen Menschen zusammen gehalten wird. Man verbringt die Wochenenden zusammen, trifft sich im Sprachkurs und sonntags zum gemeinsamen Essen.

Man merkt also, dass meine anfängliche Angst, als einzige Freiwillige hier keinen Anschluss zu finden, schon lange keinen Platz mehr in meinen Gedanken hat.

Um zur anfängliche Frage zurückzukehren: „Und, wie sind die Leute so?“ Wenn ich auf diese Frage tatsächlich nur mit einem Satz antworten dürfte, dann wäre es jetzt vermutlich dieser:„ Hast du ein bisschen Zeit, dann erzähle ich dir von ihnen?“

*Natürlich werden solch kurze Erwähnungen, wie hier, diesen Personen genau so wenig gerecht. Dazu evtl. bald mehr.

Recommended Songs: Calée – Daphne & Fallen in Love – Chidinma

Wild Thoughts

21.September 2017 | 13:55(WAT) – Es regnet in Strömen

Die erste Woche in Yaoundé ist vorbei und in meinem Kopf sind tausend wirre Worte.

Es gibt so viel zu erzählen, aber ich weiß nicht wie. Wo soll ich anfangen, welche Begriffe, Formulierungen gar Bilder sind passend, um meine ersten Eindrücke und Erfahrungen aufs Papier zu bringen? Zu viel, was ich selbst noch nicht begreife und viel zu viel, um es jemand Außenstehenden begreiflich zu machen.

Nur so viel: frische Papaya, Avocado und Passionsfrucht zum Frühstück sind ein Traum.

21.September 2017 | 14:07(WAT) – Es regnet in Strömen

Komm, ich versuch’s einfach.  Jede Zeile fünfmal gelöscht. Klingt das so gut? Könnte das missverstanden werden?

„Ca va la blanche?“

„Bonjour chérie.“

Das ist also mein Name hier: La blanche

Man gewöhnt sich daran.

21.September 2017 | 14:14(WAT) – Es regnet in Strömen

Gebt mir Zeit.

Ein Mückenstich. Malaria?

Mal sehen.

Das Lächeln einer Orangenverkäuferin, die mich erkennt.

Mir wird warm ums Herz.

21.September 2017 | 14:20(WAT)

Gleich geht’s raus zum Mittagessen und es regnet in Strömen.

Il pleut.

Recommended Song: Sober- Childish Gambino

Was bisher geschah…

Nach den ersten Tagen in Yaoundé, finde auch ich endlich die Zeit meinen Blog zu starten.

Zuerst ein kurzer Rückblick:

Anfang dieses Monats trafen sich 320 Freiwillige in der EJB am Werbellinsee zu einem 10-tägigen Vorbereitungsseminar- ich mitten drin. Mein erster Gedanke vor der Abfahrt: 10Tage- das wird lang. Entgegen meiner Vorstellung ist die Zeit sehr schnell vergangen. Ich kam ziemlich geflasht und motiviert nach München zurück. So viele junge Leute, die sich auf einer Wellenlänge befinden und ähnliche Interessen und Werte teilen.

Anfangs war es recht schwierig sich unter den zahlreichen Menschen zurechtzufinden und sich auf eine Ebene zu begeben, auf der man auch über tiefer gehende Themen sprechen konnte. Nach den ersten Tagen aber verflog dieses Gefühl und vermeintlich Fremde wurden (für mich) zu Freunden. Neben allen positiven Erlebnissen wurde aber auch recht schnell klar, dass wir uns in einer elitären Blase bewegten und so stellte sich vielen von uns vor allem eine Frage: Wie gehe ich mit meinem Privileg um? Ich kann diese Frage nicht beantworten und solange ich das nicht kann, begleitet sie mich tagtäglich.

Die Zeit am Werbellinsee hat mir vor allem Rückhalt und Denkanstöße gegeben. War ich davor mental überhaupt nicht auf meine Zeit im Ausland eingestellt, so wollte ich kaum zu Hause angekommen, dass es endlich losgeht.

Davor strandete ich aber erstmal noch eine Nacht in Berlin, da alle Flüge nach München restlos überbucht waren. Am 11.9 war ich endlich zu Hause und es gab viel zu tun: Die letzten Dinge besorgen (Mosquitonetz!!), packen, Geburtstagsfeier und natürlich der Abschied. Obwohl ich in der Regel die erste Person bin, die bei Verabschiedungen mal eine Träne vergießt, war meine Laune diesmal von Vorfreude, Aufregung und Neugier geprägt.

Bei meinem 4-stündigen Aufenthalt  in Istanbul, machte ich Bekanntschaft mit einem sichtlich angetrunkenen, jungen Mann, der versuchte mir zu verklickern, dass er ein Pirat sei und sein Affe auf ihn in Thailand warten würde. Er hatte  seinen Flug nach Bangkok verschlafen und als beste Lösung schien ihm da wohl die nächst beste Flasche Rum(wenigstens war’s Captain Morgan) gewesen zu sein. Die Reise war also schon mal sehr unterhaltsam gestartet.

Um Punkt 0 Uhr landete ich schließlich in Yaoundé. Ein Taxifahrer empfing mich am Ausgang des Flughafens und brachte mich zu meiner Ansprechperson nach Hause (wo ich momentan noch immer wohne). Sie empfing mich, ganz herzlich, im Kerzenschein, denn der Strom war ausgefallen. Nichts Unübliches hier, aber ich störte mich kaum daran. Die Kerzen hatten was von Romantik und verströmten eine Wärme, die mich in meiner ersten Nacht mit einem Lächeln im Gesicht einschlafen lies.

To be continued…

Recommended Song: Hooked on Swing – His Manhattan Swing Orchestra,Larry Elgart