Neues aus Bulgarien?
In den letzten Wochen ist es immer wieder vorgekommen, dass ich meine Wetteranzeige von „Wetter in Haskovo“ umgestellt habe. Schließlich will ich den Leuten, die meinen Blog lesen ermöglichen, zu wissen wie das Wetter dort ist, wo ich gerade bin. So war mal „Wetter in Mülheim“ oder „Wetter in Thessaloniki“ zu lesen, zuvor sogar „Wetter in Kazan“. Am letzten Tag meines fünften Bulgarien-Monats erzähle ich ein wenig über die besondere Freiwilligen-Mentalität, die wohl die meisten „kulturweit-ler“ mit der Zeit entwickeln.
Vor Beginn des Jahres hatten alle Freiwilligen, die in die Balkanregion gehen, die Möglichkeit, mit einer ehemaligen Freiwilligen aus Sofia zu sprechen. Sie erzählte uns wie viel sie gereist sei mit den anderen Deutschen und wie toll die Zeit insgesamt war. Auf mich hatte das die Wirkung, dass ich gar nicht mehr warten konnte endlich nach Haskovo zu fahren. Natürlich bedarf es anfangs einer gewissen Eingewöhnungszeit. Ist man aber offen und besteht nicht zu 100 % auf die aus Deutschland gewohnten Standards, fühlt man sich schnell zu Hause und wohl. Hat man die erste Phase erst mal hinter sich, kann man den Blich aus dem direktem Umfeld auch wieder in die ferne richten, reisen und andere Freiwillige besuchen. So jedenfalls war es bei mir. Früher hatte ich eher das Gefühl, ich nutze die Wochenenden nicht gut genug aus und verschwende die Zeit im Internet und mit deutscher Bundesliga. Mittlerweile denke ich aber zunehmend, dass ich fast zu viel wegfahre, anstatt zum Beispiel in Haskovo auszugehen. Ich genieße die Zeit jetzt aber sehr, weil ich zu wissen glaube, dass ich (in näherer Zukunft) nie wieder so viele Freiheiten und Möglichkeiten haben werde. Wer hat schon Schulferien, in denen er weder lernen, noch Klausuren korrigieren muss? Und zudem ein ganzes Land, beziehungsweise einen halben Kontinent um sich herum, den es zu erkunden gilt.
Nachdem ich von meinem pottlerischen Überraschungsurlaub in Mülheim zurückgekommen war, ging es sofort weiter. Dienstags wieder in Haskovo, freitags auf dem Weg nach Griechenland. Mit einem Freund aus Sofia und einigen Erasmus Studenten für das lange Wochenende in Thessaloniki, am Meer, mit mediterranem Flair und dem von Udo Jürgens meisterlich besungenen griechischen Wein. Diese Reise hat sich wirklich gelohnt, denn es war wirklich erfrischend, mal etwas buntere, verschnörkelteren Häuschen zu sehen, anstatt immerzu Wohnblocks, deren grauer Putz sich oft der Schwerkraft nicht mehr wiedersetzen kann. Erst bei dieser Reise, währen der ich mit dem Bus durch halb Bulgarien gefahren bin, ist mir bewusst geworden, wie hässlich es hier oft doch ist. Ohne einen Vergleich zu anderen Ländern mit schöneren Städten habe ich das nicht so bemerkt, doch nach dem Urlaub in Griechenland lies es sich gar nicht verhindern. Aber kommt ja nicht nur auf das Aussehen einer Stadt an, sondern auch auf die Menschen und die Atmosphäre. Und die ist hier sehr gut, meinem Empfinden nach.
In Griechenland machte ich mit Ruben, dem Freund einen Tages-Trip nach Kalampaka (Meteora), wo es spektakulär in den Fels gebaute Klöster und atemberaubende Natur zu sehen gibt. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viele beeindruckende Plätze es gibt, von denen ich vorher nichts wusste. Jeder kennt die Niagarafälle, die Pyramiden von Gizeh oder die chinesische Mauer. Unbekanntere aber nicht weniger erstaunliche Dinge auf der Welt zu entdecken macht mir fast noch mehr Spaß, als die berühmten Sehenswürdigkeiten zu sehen. Außerdem waren wir auch einen Tag in Edessa, einer Stadt unfern Thessaloniki, wo es einen Wasserfall zu sehen gibt, aber auch die Möglich besteht zu Wandern und hier und da zu klettern. Nach einem zusätzlichen Tag, den ich wegen des Nichterscheinens meines Busses noch genießen durfte ging es dann wieder zurück nach Hause. Die fünftägigen Grippeferien nutzte ich dann ausschließlich zum Entspannen und gelegentlichem Ausgehen.
Am vergangen Wochenende hingegen stand wieder volles Programm auf dem Plan: Freitags Disco mit Freunden aus der Schule, Samstag Wandern in Perperikon (dort gibt es Überreste einer 8.000 Jahre alten Stadt) mit einer Lehrerin und ihrer Familie, außerdem Joggen und Bundesliga gucken, Sonntag Besuch des Weinfestes in einer Nachbarstadt und Besichtigung einiger Sehenswürdigkeiten und am Montag wieder Disco, wo Maria, eine bekannte Pop Folk Sängerin auftrat. Ich hatte sehr viel Spaß in dieser Zeit und alles lies sich durchaus mit genügend Schlaf vereinbaren.
Grundsätzlich ist es nicht üblich, montags in die Discothek zu gehen, da am 14. Februar aber Valentinstag war, gab es dort auch an diesem Tag ein Konzert. Donnerstags hingegen ist die Disco gut besucht, so zumindest meine Einschätzung.
Diesem Freitag wird wieder ein straffes Partywochenende beginnen, zunächst in Burgas, wo Daniel, ein anderer Freiwilliger seinen Geburtstag feiert, dann in Shumen, wo Oli zu seinem Abschied aus Bulgarien eine kleine Party gibt (auch er ist ein Freiwilliger). Auf dem Weg wird es sicher einiges zu sehen und erleben geben und vielleicht auch den ein oder andern Magneten, zur Erweiterung meiner Kühlschranksammlung der bisherigen Reisen. Ich bin sehr gespannt, wie Oli über seinen Abschied denkt, ob er glücklich ist nach Hause zu fahren oder ob eher traurig, Bulgarien verlassen zu müssen. Ich bin jetzt schon etwas nervös, wie es für mich werden wird, weil ich mich hier doch sehr gut eingelebt habe, die Kontakte immer besser und persönlicher werden und ich das Leben hier sehr genieße (s.o.).
Heute war Schulfrei, wir haben einen von der Schule organisierten Ausflug nach Alexandrovo gemacht und dort ein Museum über die Thrakern und eine Kirche besucht.
Das war es erst einmal wieder von mir und meinen Erlebnissen. Ich schicke auch gerne mal Bilder, wer sich dafür interessiert kann mir dies in den Kommentaren kurz mitteilen (E-Mail Adresse sollte natürlich stimmen).
Viele Grüße an alle Leser, ob bekannt oder unbekannt,
Philipp Palm