Wie ich in 35 Minuten in drei Ländern war // Wochenende vom 09/11/19 & 10/11/19

Ich habe mich schnell in die Mentalität der Menschen hier vor Ort verliebt, denn diese begegnet einem hier tagtäglich. Und was macht diese Mentalität aus? Lieber Leser, da könnte ich jetzt wirklich zwei Seiten zu schreiben, aber das würde sich glaube ich wirklich keiner antun wollen und so verfasse ich das ganze jetzt total reduziert und verallgemeinert (natürlich sind nicht alle Einwohner Eldorados so) mit der Benutzung von drei Attributen: Herzlichkeit, Offenheit und Gemeinschaft. Herzlichkeit, einfach weil du hier mit so schönen Umarmungen und zwei besitos (Küsschen) begrüßt wirst und so schöne Unterhaltungen führen kannst. Offenheit, weil du oft zu einem Asado oder Treffen eingeladen wirst und es für die Menschen hier überhaupt keine Problematik darstellt, wenn man irgendwo mit hinkommt. Und Gemeinschaft, weil du hier gefühlt nirgendswo alleine hingehst und immer von Leuten umgeben bist. Wenn ich erzähle, dass ich zum Beispiel alleine ins Café gehe oder zum Fluss fahre, dann finden das viele hier komisch. Naja, aber zurück zum Thema: Genau durch diese wichtigen Charaktereigenschaften wurde ich zu einem Wochenende in Puerto Libertad, einem Dorf 1h30 von Eldorado entfernt, bei der Tochter von Renata, meiner Vermieterin, und ihrer Familie eingeladen. Am Freitagabend ging es für mich mit dem Bus dort hin. Denn Samstag ganz früh morgens fuhren wir nach Ciudad del Este, Paraguay, was von vielen hier Miní Turquía (kleine Türkei) genannt wird. Weshalb? Viele Argentinier und Brasilianer fahren nach Ciudad del Este zum Einkaufen, denn es ist dort viel günstiger. Außerdem gibt es viele Plagiate dort. Extra in ein anderes Land zum Einkaufen? Ja, denn es dauert ca. nur 35 Minuten aus Puerto Libertad um in dem Konsumparadies zu landen. Erst überquerten wir mit dem Auto die argentinische Grenze. Dann waren wir in Brasilien, genau gesagt Foz do Iguacu. Die brasilianische Stadt ist mit einer Brücke mit Ciudad del Este verbunden und so stellten wir das Auto dort ab und gingen zu Fuß (kann ich immer noch nicht glauben!!) in 5 Minuten in ein anderes Land, eine andere Welt, Paraguay. Menschenmengen tummelten sich durch die engen Straßen Ciudad del Estes. Reih an Reih standen die Stände mit Taschen von Gucci, Chanel und noch anderen Luxusmarken, die man sich so vorstellen kann. Nur das auf der Tasche nicht Gucci stand, sondern vielleicht Juci, aber das kann man doch für einen Schnäppchenpreis verkraften, am I right? Die riesigen Malls und diese Stände waren durch eine 5-spurige-Straße getrennt, wo alle Fahrzeuge so gefahren sind, wie es ihnen gefällt. Man musste wirklich schnell sein und wirklich stark auf die Füße aufpassen. Ich habe noch alle Zehen, keine Sorge. Brenda, die Tochter von Renata und ihr Mann, Lukas, haben Dinge zum Verreisen gekauft und Spielzeug für ihre Kinder. Wir sind durch die Straßen gehuscht und waren durch die Hitze auch nach 4 Stunden in dieser verrückten und stressigen Welt ziemlich erschöpft. Die Geschäfte haben eh nur bis ca. 15 Uhr auf, weil es sonst zu gefährlich wird. Im Dunkeln sollte man sich dort auf gar keinen Fall ohne Auto aufhalten. Wir sind also wieder nach Foz do Iguacu und ich habe Falafel gegessen. Meine Freude konnte ich nicht in Worte fassen, denn Falafel ist hier in Eldorado sehr weit von mir entfernt. Am Abend sind wir in Puerto Libertad in den Regenwald mit den zwei Kindern von Lukas und Brenda gegangen. Ich habe mich das ganze Wochenende so herzlich aufgenommen gefühlt und so viel gelacht. Zusammen haben wir Empanadas gemacht und vor dem kleinen, aber sehr feinen Häuschen mit Bier den Abend ausklingen lassen. Am Morgen des Sonntags ging es dann wieder für mich nach Hause, nach Eldorado. Danke Brenda, Lukas, Olivia und Felipe für dieses schöne Wochenende!

 

Meine Arbeit an der Schule in Eldorado 02/12/19

Nun schreibe ich diesen Blogeintrag zu meiner Einsatzstelle und das ist dann, wenn ich nur noch eine gute Woche an dieser Schule sein werde. Das heißt, dass ich 12 Wochen hier gearbeitet habe und das kann ich noch nicht so wirklich realisieren. Das liegt glaube ich im Allgemeinen daran, dass ich mich wirklich sehr wohl hier gefühlt habe. Ich denke der Aspekt, dass ich immer um 7 Uhr an der Schule sein musste, dadurch also sehr früh aufstehen musste, war das was mich am meisten belastet hat. Und ich glaube damit konnte ich auch ganz gut leben. Dadurch war ich nämlich immer so um 13 Uhr zu Hause. Den Stundenplan für meinen Aufenthalt hier durfte ich mir selbst zusammenstellen und allgemein hatte ich eine große Freiheit. Dank der Offenheit und der lockeren Mentalität der Lehrer gab es für mich die Möglichkeit, viele Unterrichtssequenzen vorzubereiten und umzusetzen und ebenfalls ein Projekt in den Unterrichtsstunden zu injizieren.

Anfang der Schule also um 7 Uhr: Die argentinische Hymne wurde gemeinsam auf dem Schulhof gesungen und die Flagge Argentiniens und Misiones wurde gehisst.

Nach 7 Uhr: Der Unterricht fing an und das hieß für mich ebenfalls das Unterrichten im Deutschunterricht. In der ersten Woche bin ich in viele unterschiedliche Klassen gegangen und durfte direkt mit den Schülern arbeiten: von Sprachspielen bis ganz kleine Geschichten schreiben. Und das war auch hauptsächlich meine Hauptbeschäftigung hier vor Ort: begleitend im Unterricht agieren, aber auch ganz alleine zu unterrichten (was manchmal eine Herausforderung war).

In meinen Pausen: Da habe ich meine Zeit matetrinkend in der Bibliothek verbracht und mit den 2. Klässlern Lesestunden auf Spanisch gehalten. Doch wie bereits in meinem anderen Blogeintrag erwähnt, habe ich diese ebenfalls mit dem Vorbereiten meines Projekts verbracht, was ich nicht vorher dachte, aber es war ein wirklich großer Aufwand. Mit den 3. Klässlern habe ich Fische, Schildkröte und Quallen aus Plastikflaschen gebastelt und vorher Vokabeln auf Deutsch zur Unterwasserwelt gelernt. Wir hatten insgesamt am Ende 40 Fische, 40 Schildkröten und 40 Quallen, welche ich noch mit Kleber und Faden versehen musste. Nebenbei habe ich im Deutschunterricht der 6A die Problematik des Plastiks in Gewässern im Detail behandelt. Und erstmal einen Unterrichtsplan zu erstellen, Methodiken auszusuchen etc., das braucht Zeit. Ich habe durch das Projekt viel gelernt in der Hinsicht, dass man wirklich gut vorbereitet sein muss, dass wenn nur ein Schüler eine Schildkröte bastelt und die anderen einen Fisch, diese auf einmal natürlich auch eine Schildkröte basteln wollen und sich unfair behandelt fühlen (da muss ich ein kleines bisschen schmunzeln, die 3. Klässler sind schon goldig) und dass natürlich auch nicht immer alles klappt und man dann aber das beste draus machen muss. Außerdem habe ich riesen Respekt vor den ganzen Lehrern vor Ort, denn auch wenn die Kinder mich direkt integriert und akzeptiert haben, mich immer mit den schönsten Umarmungen begrüßt haben und laut „TANTE PATRICIA“ gerufen haben, so sind diese sehr laut und manchmal sehr unkonzentriert und man muss wirklich starke Nerven haben. Ich erinnere mich an eine Stunde alleine mit den 3. Klässlern, wir haben gebastelt. Auf einmal kämpfen zwei Schüler sehr impulsiv mit zwei Plastikflaschen. Diese Streitigkeit wollte ich schlichten, auf der anderen Seite brauchten andere Schüler neuen Pappkarton und andere hatten bei dem Aufkleben der Augen ihrer Fische Probleme. Da hätte ich mich gerne in 3 Teile geteilt, denn dass es chaotisch wurde war quasi vorprogrammiert. Rückblickend hat sich aber die Zeit, die ich da hinein investiert habe gelohnt. Es ist nämlich wichtig, die Kinder in Hinsicht auf die Problematik, welche Plastik mit sich bringt, zu sensibilisieren und ich hatte das Gefühl, dass diese das auch verstanden haben. Natürlich ist es utopisch zu denken, dass die Schüler jetzt gar kein Plastik mehr benutzen und alles umsetzen, was sie auf ihre Plakate geschrieben haben, aber es ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, denn Themen wie Umweltschutz kommen in vielen Institutionen zu kurz.

Nach der Pause, abhängig von der Uhrzeit: Dann ging es für mich entweder wieder in den Unterricht oder nach Hause.

Eines lässt sich sagen: Ich war jeden Tag überwältigt von der Herzlichkeit der Kinder. Ohne dass sie etwas von mir erwartet haben, schenkten sie mir so viel Liebe und Interesse. Man spürte kaum eine Scheu und so wurden mich auch oft Fragen zu jeglichen Themen gestellt. Die meist gestellte Frage war glaube ich, ob es in Deutschland Schnee gäbe. Wenn meine Antwort „Ja“ war, wurde ich mit leuchtenden Augen angeschaut und oft wollten sie dann mit mir im Februar nach Deutschland reisen: „Noch nie habe ich Schnee gesehen, ich verstecke mich einfach in deinem Koffer und komme mit!“. Erleichtert hat es mir natürlich auch eine Beziehung zu den Kindern aufzubauen, dadurch dass ich Spanisch spreche. Ich war nämlich hauptsächlich in der Primaria tätig, 1. – 7. Klasse, und dort können die Schüler natürlich noch nicht viel Deutsch.

Ja ich glaube es lässt sich also raushören, dass es mich wirklich gut erwischt hat und ich als ich letzte Woche die Schüler verabschiedet habe, denn diese hatten schon ab diesen Zeitpunkt Ferien, etwas emotional wurde. Auch wenn ich manchmal wirklich Schwierigkeiten beim Aufstehen morgens hatte, so kann ich doch sagen: „Deutsche Schule Eldorado und speziell die vielen tollen Lehrer, die ich kennengelernt habe, you treated me well. Muchas gracias und vielleicht sieht man sich ja

Die Zeit fliegt 29/11/19

So kitschig wie es auch klingen mag und man gefühlt überall diesen Satz zu hören bekommt; man kriegt erst im Nachhinein mit, wie schnell alles an einem förmlich vorbeizieht.

Ich bin gerade auf meinen Blog gegangen und mir ist aufgefallen, dass ich meinen letzten Eintrag am 24.10.2019 veröffentlicht habe. Und ehrlich gesagt dachte ich irgendwie es wäre nicht schon mehr als einen Monat her. In diesem Moment war ich überwältigt, aber auch etwas überfordert: in manchen Situationen kam es mir so vor, als würde der Tag nie umgehen, aber hauptsächlich war immer diese eine Frage präsent in meinem Kopf: Wo bleibt bitte die Zeit?

Und deshalb kommt jetzt ein kleine Zusammenfassung des letzten Monats, einfach für mich, für dich, lieber Leser, dass wir zusammen ein bisschen Orientierung bekommen. Mitte Oktober habe ich mit den 3. Klässlern und 6. Klässlern mein Projekt unter dem Namen „Endstation Meer“ im Deutschunterricht angefangen. Es ging um die Plastikverschmutzung im Meer, wie Plastik überhaupt in unsere Gewässer kommt und schlussendlich auch darum, was man ganz persönlich gegen die Problematik tun kann. Diese Themen habe ich bis zum 15.11. im Unterricht mit der 6. Klasse behandelt. Mit den zwei 3. Klassen habe ich parallel eine Unterwasserwelt aus Plastikflaschen gebastelt. Damit war ich schonmal gut beschäftigt (zu meiner Einsatzstelle an der Schule hier in Eldorado kommt noch ein einzelner Blogeintrag). Am Samstag, den 2.11., war ich mit den zwei anderen Freiwilligen, eine von kulturweit und eine andere von einer anderen Organisation, in einem privaten Naturreservat. Dort haben wir den ganzen Tag ohne Handyempfang und einer wunderschönen Nähe an der unberührten Schönheit des Regenwaldes verbracht. Wir waren wandern, schwimmen und Stand-Up-Paddling haben wir ebenfalls mit einem super netten Ehepaar, welche Zugang zu dem Reservat haben, gemacht. Man kam total tiefenentspannt nach Hause und ich war total ausgeglichen an diesem Tag. Was alles die Natur mit einem machen kann?.  Unter der Woche bin ich neben dem Arbeiten an der Schule zum Sport gegangen und natürlich auch zu meinem Sprachkurs. An dem Wochenende des 9.11. und 10.11. habe ich die Tochter meiner Vermieterin und ihrer Familie in Puerto Libertad besucht, mit denen ich mich wirklich super verstehe. Puerto Libertad ist ein kleines Dörfchen, eine Stunde von Eldorado entfernt und damit nur 20 Minuten von den Iguazú Wasserfällen und Brasilien entfernt. Die Erlebnisse, die ich an dem Wochenende alle erlebt habe, haben aber einen eigenen Blogeintrag verdient. Ich baue hier ja richtig die Spannung auf. Die Woche nach dem Wochenende war dann nochmal etwas stressig, weil ich am 15.11. mein Projekt vorstellen wollte. An diesem Tag haben wir draußen auf dem Schulhof die Plakate, welche die 6. Klässler erstellt hatten, aufgehangen. Diese waren umzingelt von den Fischen, Schildkröten und Quallen aus Plastikflaschen der 3. Klässler. Mehrere Klassen kamen interessiert zur Ausstellung und im Austausch haben die Schüler, die am Projekt teilgenommen hatten, diesen auf Deutsch und dann auf Spanisch ihr Plakat präsentiert: „Was kann ich persönlich gegen Plastik im Meer tun? Qué puedo hacer yo personalmente contra el plástico en el mar?“. Den Austausch unter den Schülern zu sehen war wirklich schön.