Die Challenge. Heimweh. Update.

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Ich hab mir vorgenommen bis zum Ende meines Freiwilligendienstes jetzt jede Woche am Freitag einen Blogbeitrag zu posten. Ich möchte auf mein freiwilliges und soziales Jahr in Tschechien zurück blicken und reflektieren und Abschied nehmen. Schreiben werde ich über alles Mögliche, denke ich. Erwartet nichts spezifisches,- einfach nur unterhaltende, traurig und lustige sowie Gedankenprozesse anregende Texte.

Für alle die es juckt, gibt es sogar noch ein Update über meine letzten Wochen bis zum Nachbereitungsseminar.

Diese eine Sache, die in jeder Konversation vor einem Auslandsaufenthalt zur Sprache kommt. Heimweh. Und das bloß, weil einige Menschen annehmen, dass mensch wahrscheinlich sofort wieder nach Hause wollen würde, wenn mensch auch nur eine Zehnspitze auf gastländischen Boden setzt. Und ja, vielleicht wird sich diese Annahme bewahrheiten, aber in der Realität, also in meiner, ist die Reizüberflutung am Anfang einfach größer gewesen. Mensch denkt gar nicht, wie anders die Welt hinter der deutschen Grenze ist. Dieses Dort und Jetzt sein und alles wie ein Schwamm aufsaugen, lässt keinen Gedanken an zu Hause, wo auch immer das sein mag, zu. Ich wurde mit Infos zugeschüttet. Ich wurde mit neuen Erfahrungen zugekotzt. Ich wurde mit neuen Eindrücken gewaterboardet. Mensch könnte meinen, dass ich die chaotische Anfangszeit nicht mochte, aufgrund der negativ konnotierten Vergleiche. Aber: Es war ein sehr anstrengender und herausfordernder Anfang, trotzdem habe ich jede Sekunde genossen,- Naja, vielleicht nur jede Minute.

Aber irgendwann war das vorbei. Ich wurde nicht mehr mit neuen Erfahrungen vollgekotzt, noch mit neuen Eindrücken gewaterboardet. Die Welt um mich herum ist erschreckend nüchtern geworden,- Ernüchternder Alltag. Es hatte sich alles eingeschliffen. Die neue Sprache sitzt, wackelt und hat noch ganz viel Luft nach oben. Wenn ich für 500,- einkaufe, bekomme ich keinen Herzinfarkt mehr und nach Hause bringen mich meine Füße schon ganz von allein, während ich an mein Abendessen denke. Wahrscheinlich Tortellini mit irgendeiner Tomatensoße!?

Da mein Gehirn nun endlich wieder Kapazitäten zum Denken frei hatte, erinnerte es sich an Personen, die ich ein halbes oder ganzes Jahr nicht gesehen habe und Momente an Orten, die Hollywoodreif waren oder einfach sehr, sehr, sehr magisch. Und da ist es: Diese eine Sache, die in jeder Konversation vor einem Auslandsaufenthalt zur Sprache kommt.

Und plötzlich fiel es mir schwer: Die Sprache, das Geld und mein Weg nach Hause. Ich verlor Motivation und habe aufgehört den kleinen Dingen Aufmerksamkeit zu schenken. Alltag ist mein ultimativer Erzfeind. Ich vermisse Personen, Orte und magische Momente. Ich, der todesmutig vom Tellerrand gesprungen ist, bekommt dieses beklommene, lähmende Gefühl. Gosch, vermisse ich diese Menschen, die Schule erträglich machten, diesen Ort, den ich doch so gut hassen gelernt hatte und diese Momente, die ich einfach nicht vermissen möchte.

Da ich meine privilegierte Situation nicht ewig betrauern kann und will, musste eine Lösung her. Leichter gesagt, als getan. Wenn mensch an diesem Punkt ankommen sollte, wo ich war, versucht liebe Personen zu finden und kreiert unvergleichlich schöne Momente an neuen Orten! Kurz: Macht es euch noch gemütlicher und fangt an euch zu Hause zu fühlen, wo auch immer das sein mag…

Am letzten Samstag bin ich zurück zu meinen Eltern gefahren. Also nach Hause, weil eine Freundin Geburtstag hatte und ich die ersten Sachen aus meinem Zimmer in Prag nach Deutschland zurück schaffen wollte. Außerdem konnte ich dadurch meine Mutter, meinen Vater und meine kleine Schwester wiedersehen. <3

Am Mittwoch ist dann eine siebeneinhalbstündige Fahrt zurück nach Prag zu einer neuneinhalbstündigen Fahrt geworden. Warum sich ein Tier ausgerechnet an dem Tag in die Gleise und wahrscheinlich vor einen anderen Zug schmeißen musste, weiß nur eine höhere Macht. An dieser Stelle eine Schweigeminute für das tote Tier. †

Viel mehr als Zug fahren, Koffer auspacken und Wäsche waschen ist am Mittwoch nicht passiert. Und am Donnerstag mehr Wäsche waschen, aufräumen und Koffer packen.

Heute Morgen ging‘s dann um acht Uhr achtzehn aus dem Haus, um meinen Zug um acht Uhr dreiunddreißig nach Binz zu erwischen.

Wir hören uns von der wunderschönen Insel Rügen wieder! :*