Santa Fe de Antioquia

Der Boden war so heiß, dass ich vom Pool zur Hängematte rennen musste. Das nennt man wohl Urlaubsstress.

Nach anderthalb Stunden im Bus mit Klimaanlage traf mich fast der Schlag, als ich in Santa Fe ankam: 35 Grad im Schatten. Das kleine Paisa-Dorf ist für seine hohen Temperaturen bekannt, denn im Vergleich zum 1000 Meter höher gelegenen Medellín spürt man dort deutlicher die Nähe zum Äquator. Alleine wanderte ich mich meinem Rucksack ins Zentrum des Dorfes, wo eine koloniale Kirche die Plaza Mayor bewacht. Natürlich fanden hier gerade Bauarbeiten statt und die Idylle litt ein wenig. Ruhig war es dann aber in meinem Hostel, wo ich liebevoll begrüßt wurde.

Ich hatte viel geplant für diesen Samstag. Nach einem riesigen Menu del Dia, das mit regionalem Tamarindensaft serviert wurde, schlief ich aber in der Hängematte ein und erwachte gerade rechtzeitig, um mich vor dem sintflutartigen Gewitter in ein Café zu flüchten. T.C. Boyle und Frappés begleiteten meinen Nachmittag im schönen Café Canelo, während die Welt um mich herum im Regen unterging. Ohne das Dorf weiter besichtigt zu haben, spielte ich abends Brettspiele mit anderen Hostelgästen und legte mich schlafen.

Am nächsten Morgen war Wandern angesagt: Nach kurzem Frühstück lief ich 5km zur Puente de Occidente, was bei 33 Grad eine ganz schön schweißtreibende Aktion war. Ein Guanábanasaft gab mir neue Kraft, um die Brücke zu bewundern: Ein sehr alter Bau über dem beeindruckenden Río Cauca. Auf dem Rückweg beobachtete ich einige Goldsucher, die mit Lumpen bekleidet ein Bachbett durchsiebten. Hier war der Tourismus noch nicht angekommen, wobei Santa Fe das sicher noch ausbauen kann. Familien mit Kindern würden sicherlich einige Stunden beim Goldwaschen verbringen.

Nach der Erholungsphase im Pool machte ich auf eigene Faust eine Stadtbesichtigung: 7 Kirchen und Parks gibt es in Santa Fe, einige Museen sind berühmten Söhnen der Stadt gewidmet und ein Artesanía-Markt versorgt Touristen mit Tamarindenextrakt. Santa Fe de Antioquia hat ein ganz eigenes Flair, Besucher treffen auf eine Mischung aus kolonialer Architektur und dem Lebensgefühl der Paisas.

Ein perfekter Wochenendtrip endete wiederum im Café Canelo, das ich jedem Reisenden empfehlen kann. Wehmütig musste ich den Pool des Green Nomads Hostels zurücklassen, wurde in Medellín aber von den glitzernden Berghängen entschädigt. Daheim ist’s halt doch am Schönsten.