Augen aufmachen

Luft anhalten.

Nur die Zeit kann ich nicht aufhalten, denn die wenigen Tage zwischen Vorbereitungsseminar und Abflug schwinden dahin. Ich verbringe die letzten Stunden mit Freunden und Familie, packe meinen Rucksack und bin aufgeregt. Wir nehmen Abschied und am Flughafen muss ich mein Handgepäck ausräumen, weil es zu überfüllt ist, als dass man es hätte scannen können. Viel zu viele Fotos und Erinnerungen müssen darin Platz finden. Der Flug nach Bogotá vergeht schnell mit einer kulturweit-Freundin und beim On-Board-Game „Wer wird Millionär“ knacken wir nach 9 Stunden die 1-Million-Euro-Frage. Wir reisen gegen die Zeit und nachmittags sind die Anden in Sicht.

Tief einatmen.

Die Luft in Bogotá schmeckt nach Smog und Neuanfang. Zwischen 8 und 11 Millionen Menschen leben inmitten des Häusermeers, das sich vor mir erstreckt. Es una locura total. Der Fahrer des Goethe-Instituts bringt mich zusammen mit einem Berlinale-Regisseur, der für ein queeres Filmfestival nach Kolumbien kommt, ins Hotel. Mein übergroßes Apartment teile ich mit anderen Freiwilligen und am nächsten Tag besuchen wir zwei Schulen in Bogotá – Scalas und Fervan. Das Wetter ist rosig und nach einem Mittagessen stürzen wir uns wieder in den Verkehr. Im Apartment feiern wir einen Geburtstag, abends geht es in die Zona T und ab in die Clubs. Trotz aller Schwierigkeiten mit den Taxis und der Orientierungslosigkeit im dunklen Bogotá fallen wir abends alle im Apartment ins Bett. Jetzt sind die Betten voll ausgelastet.

Augen aufmachen.

Wenn die letzten Tage nur kurzes Luftholen zwischen all den Flügen und Programmpunkten ermöglichten, so komme ich am Samstag endlich an. Die Stadt des Ewigen Frühlings grüßt mit 29 Grad und freundlichen Taxifahrern: Medellín hat Charme. Obwohl wir Bogotá viel zu kurz besichtigt haben, so freue ich mich doch sehr auf die eigene Wohnung im Stadtteil Estadio. Auf dem Balkon flattern Kolibris und im Botanischen Garten fliegen rote Papageien – es geht los!