Spontaneität und Gelassenheit

die Tage und Wochen vergehen wie im Flug! Seit nun mehr als einem Monat bin ich hier in Liberec und es fühlt sich bereits jetzt an wie eine halbe Ewigkeit. Mittlerweile verfalle ich doch in einen gewissen Alltagstrott, ohne jedoch von diesem sprechen zu können. Immer wieder merke ich aufs neue, wie dankbar ich überhaupt für diese Möglichkeit bin gemeinsam mit Kulturweit in die Ferne zu gehen, dort zu bleiben, in eine neue Kultur einzutauchen und dabei wieder und wieder zu erkennen, dass uns alle mehr verbindet als uns eigentlich trennt, dass wir alle, so unterschiedlich wie auch sein mögen, irgendetwas haben was uns verbindet.
ich merke wie wunderbar es ist, sich mit Menschen zu unterhalten. Sei es mit Schülerinnen und Schülern in den Konversationskurse, die ich mittlerweile gebe oder auf der Straße, wenn mir mit Händen und Füßen versucht wird zu erklären, wie es denn zu einem bestimmten Ort geht. Dabei ist mir persönlich eine Sache ganz besonders aufgefallen. Die Menschen, denen ich begegnen durfte, nehmen sich Zeit. Sobald ich mit meiner (mittlerweile auswendig gelernten) Phrase: Nemluvím česky – Ich spreche kein Tschechisch meinem gegenüber deutlich mache, dass ich, trotz seines mutigen Versuches, weder das verstehe was er mir sagen möchte, noch seine hektisch in der Luft umherwirbelnden Handbewegungen deuten kann, in nicht verstehen kann, stieß ich bis jetzt auf freundlich lächelnde Gesichter, die mir auch trotz fehlender Englischkenntnisse weiterhelfen können…

ich bin außerdem sehr froh über die Möglichkeit meinen Freiwilligendienst in einer bilingualen Schule ableisten zu dürfen. Hier lernen die Schülerinnen und Schüler im deutschen Zweig ab Klasse 1 (äquivalent zur 8. Klasse) bis zur 6. Klasse (13. Klasse) nicht nur Deutsch und deutsche Literatur  sondern auch Mathe, Geografie, Geschichte. Das Ziel ist das deutsche Abitur und die tschechische Matura. Bedeutet Doppelbelastung, wenn im Februar die Abiturprüfungen und im Mai dann die Matura ansteht. Hinzu kommen weitere etliche außerschulische Aktivitäten, wie beispielsweise Jugend Debattiert International.
alleine das ist für mich persönlich schon das beeindruckendste. Auf einer Fremdsprache über politische Themen diskutieren, die vielleicht im eigenen Land gar nicht präsent sind. Heißt also nicht nur die deutsche Sprache sehr gut beherrschen zu können, sondern auch noch eine besonders gute Allgemeinbildung zu besitzen. Und dennoch sehe ich durchwegs glückliche Kinder, die mich grüßen, die mir Hallo sagen, wenn sie mich sehen und die jede Chance nutzen um mit mir ins Gespräch zu kommen.

Eine Sache die ich außerdem bisher lernen durfte: Spontaneität ist vielleicht nicht die beste Art etwas zu erleben, aber immerhin erlebt man etwas.
Spontan mit auf eine Nachtwanderung der 5. Klasse zu gehen, obwohl man am nächsten Tag um 12 Uhr wieder in der Schule sein muss, ist dann die Praxis 😅. Alles in allem aber etwas was ich definitiv wieder machen würde!

Hier ein Bild der Nachtwanderung gegen 6 Uhr morgens nach bereist 8h wandern in den Beinen. Links ist die Grenze zu Polen, rechts Tschechien und hinter dem Bild die deutsche Grenze

 

Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt

Die erste Woche in Liberec nähert sich so langsam der Halbzeit und es ist für mich an der Zeit ein kleines Resümee über meine Situation zu geben.

Beginnen wir doch ganz am Anfang, an Tag. 1.  beziehungsweise müssen wir genau genommen an Tag 0 beginnen. An dem Tag, an dem sich meine Eltern von mir verabschiedet haben.
Ich hatte das große Glück, dass mich meine Eltern am Samstag, gemeinsam mit meinen ganzen Sachen, hier nach Liberec gefahren haben. Nach der Anmeldung im Studentenwohnheim und dem Einchecken im Hostel meiner Eltern ging es zum wohl verdienten Essen. Und dann kam sie, die lang herbeigesehnte erste Nacht. Die erste Nacht alleine, in einer neuen Umgebung, in einer neuen Stadt, in einem Studentenwohnheim… habe ich noch etwas vergessen?

Aber nein die erste Nacht war nicht so schlimm wie erwartet. Natürlich gab es hier und da ein paar Momente, in denen ich mir mein eigenes Bett gewünscht habe. Aber ich kann sagen, dass es immer besser wird. Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt und da ist definitv etwas wahrheitsgemäßes dran!

Und da war er dann auch schon, der erste Tag an der neuen Schule. Und ja auch hier kann man eine künstliche Übertreibung, herbeigeführt durch wirr aneinandergereihte Wörter, herbeiführen. Um es kurz zu machen: Ich war kein Schüler mehr, aber auch kein Lehrer. Jetzt bin ich… irgendetwas dazwischen und das ist auch gut so! Ich werde respektiert (wie ein Lehrer), aber kann mit den Schülerinnen und Schülern auf Augenhöhe sprechen, ich weiss wie sie sich fühlen, so kurz vor dem lang herbeigewünschten Abitur.

Und ja, natürlich ist mir seit Tag 0 aufgefallen, dass Tschechisch hier ein muss ist. Gerade beim Einkaufen ist Google Übersetzer mein Freund und Helfer. Ich fühle mich teilweise wie ein richtiger Tourist, mit Handy vor willkürlichen Preisschildern versuchend zu lesen, was genau ich da eigentlich kaufen möchte. Und ja, ich muss es zu geben mir ist es sofort an Tag 1 passiert. Der Fakt, dass Kysané Podmáslí z českého mléka KEINE Milch ist, obwohl augenscheinlich letzeres Wort für mich wie Milch klang, ist es anscheinend Saure Milch, die hier (laut meinem WG Nachbarn) sehr gerne getrunken wird. Nach einer kurzen Aufklärung seitens meines Nachbarn bedeutet der letztere Satz: z českého mléka so viel wie: aus tschechischer Milch. Knapp daneben ist leider auch vorbei. Doch das ganze hat etwas gutes, da nun wenigstens mein Nachbar glücklich über die vermeintliche Milch ist und ich, da ich gleich fünf neue tschechische Wörter gelernt habe!

Ich hoffe ich kann hier sehr bald wieder neues berichten und wünsche euch allen eine tolle Restwoche 🙂

Bis bald und Ahoj

 

Hallo Welt!

Hallo Welt!

Jetzt ist es also endlich soweit. Das Vorbereitungsseminar neigt sich langsam dem Ende und ich realisiere so langsam, dass es jetzt endlich losgeht. Endlich startet das Freiwilligenjahr für mich in Liberec, einer Stadt, die laut Wikipedia circa 104.000 Einwohner hat und im Norden Tschechiens unweit der deutschen Grenze liegt. So viel zu den harten Fakten, jedoch möchte ich durch diesen Blog einen genauen Einblick in die Welt Tschechiens erlangen. Mehr Wissen, als was bereits in etlichen Reiseführern und Wikipedia steht. Ich möchte Eintauchen in Land und Leute, in Kultur und Tradition. Gerne nehme ich euch mit auf meine Reise, ich weiss noch nicht wie sie enden wird und was in diesem Jahr geschieht. Ihr seid herzlich eingeladen mich auf meiner Reise zu begleiten.

Ich freue mich auf die Reise, auf die Erfahrungen und auf die Selbständigkeit.

Ich hoffe, dass ich bald mehr berichten kann, dann sehen wir uns in Liberec in Tschechien…

Bis dahin alles gute

Pablo