Tag 62 – Neues Quartal, Projektarbeit

Die erste Schulwoche nach den Ferien ist vorbei. Ich habe also wieder mit meinen „normalen“ Tätigkeiten, wie Aussprachebeispielen oder Dialogen mit den Schüler_Innen. Aber jetzt nach den Ferien beginne ich auch mit den ersten eigenen Projekten was sehr spannend wird, hoffentlich. In der 11. Klasse werde ich ein Projekt zum Thema Dialekte des Deutschen durchführen. Gerade die Schüler_Innen haben sich sehr darauf gefreut, die verschiedenen „lustigen“ Wege kennenzulernen deutsch zu sprechen. Mit den jüngeren Schüler_Innen hingegen ist ein Theaterprojekt zum Thema Märchen geplant, was sicher auch sehr lustig wird. Alles in allem darf ich auf ein arbeitsreiches und interessantes Quartal ausblicken.

Wie viele andere auf dem Planeten war ich diese Woche geschockt von der US-Wahl, aber man muss demokratische Wahlen akzeptieren, auch wenn man nicht das Ergebnis kriegt, was man sich wünscht. Jetzt gilt es aber vor der eigenen Haustür zu fegen und schön brav 2017 wählen gehen!

Tag 52 – Borisov

Heute habe ich den Schulausflug nach Borisov begleitet. Ich fand es sehr interessant, dass solche Ausflüge während der Ferien stattfinden. Die Schüler_Innen waren sehr begeistert, gerade der erste Stopp hat es ihnen angetan, die Borisov-Arena. Das Fußballstadion ihrer Helden. Hier wurden wir herumgeführt und einige Schüler_Innen hatten die Möglichkeit im Presseraum sich einmal selbst hinters Mikrofon zu setzen.

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Die meiste Zeit aber haben wir an unserem zweiten Halt verbracht, neben den Huskys die man dort sehen konnte, haben wir auch Einblicke in traditionelle nicht feste Behausungen, wie die Tipis der amerikanischen Ureinwohner oder traditionell mongolische Jurten, erhalten.

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Zuletzt haben wir am vielleicht bedeutendsten Baudenkmal in der Stadt halt gemacht, der Kirche der Stadt.

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Danach ging es wieder zurück nach Orscha. Es war ein sehr schöner Ausflug der allen Beteiligten sichtlich gefallen hat.

Tag 47 – Leise rieselt der Schnee

Seit gestern sieht es hier in Orscha so aus:

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Zwar taute es schon wieder leicht, aber für die nächsten Tage ist bereits wieder neuer Schnee vorhergesagt. Es wird also winterlich hier in Orscha, bloß gut das ich Schnee mag, wenn doch bloß die Kälte nicht wäre … Aber an die muss ich mich wohl jetzt gewöhnen. ^^ Der Schnee hat mich aber schon überrascht, es ist schließlich Oktober!

Nächste Woche sind Herbstferien, dadurch wird der Alltag der letzten Wochen etwas durchbrochen. Darüber hinaus wird sich mein Schulalltag im nächsten Quartal, dass dann nach den Ferien am 8.11. beginnt, ändern. Neuer Stundenplan, neue Kurse, neue Inhalte, das wird sehr spannend. Außerdem ist in den Ferien auch ein Feiertag der 7.11., der Jahrestag der Oktoberrevolution, für den auch schon dekoriert wird, heute morgen habe ich zum Beispiel ein großes Banner am Kulturzentrum gesehen.

Tag 33 – der 1. Monat, Russische Musik und Männerschnupfen

Eigentlich wollte ich diesen Beitrag schon vor ein paar Tagen schreiben, ich habe mich aber, offensichtlich, dagegen entschieden. Der Grund dafür war eine hinterhältige, heimtückische Erkältung mit Fieber, welche mich die letzten Tage im Griff hatte; schwer von dieser Krankheit gebeutelt, sah ich mich nicht in der Lage fair und unvoreingenommen zu berichten. Ich gestehe ja, dass ich, wenn ich krank bin, manchmal unter Umständen etwas leidig bin.

Nun aber mein erster Monat Belarus, müsste ich ihn in einem Wort beschreiben so lautet dieses: kalt. Verglichen mit Kiel ist es hier im Herbst deutlich kälter, hinzu kommt, dass hier in der Regel zentral beheizt wird. Die Heizungen werden also an einem bestimmten Stichtag bzw. wenn die Temperatur unter einen gewissen Punkt fällt, von zentraler Stelle aus angeschaltet. Da dies erst letzte Woche der Fall war, war es für mich, der dieses Klima nicht gewohnt ist, drinnen wie draußen kalt. (Ich werde auch das Gefühl nicht los, dass das der Grund für meine Erkrankung ist) Insgesamt würde ich aber nicht sagen, dass das mit der Heizung schlimm war, ungewohnt trifft es eher.

Weiterhin hat dieser erste Monat meine Hoffnung, mich so lange mit Englisch durchzumogeln, bis ich ausreichend Russisch spreche, zerschlagen. Englisch ist definitiv keine Alternative, von Deutsch will ich gar nicht erst anfangen. 🙂 Meine Bemühungen beim erlernen des Russischen habe ich entsprechend forciert und anfänglich war dies sehr erfolgreich, im Supermarkt oder im Bus komme ich super zurecht. Inzwischen aber hat die Grammatik des Russischen eiskalt zurückgeschlagen. Ich jongliere also mit 6 Fällen und den Aspekten (fragt nicht), was meinen Fortschritt enorm bremst. 🙁 Aufgeben ist aber nicht drin! ich lasse mich doch nicht von irgend so einer dahergelaufenen Grammatik ins Boxhorn jagen!

Im Rahmen meiner Bemühung Russisch schneller zu lernen, habe ich mich aktiv mit russischer Musik auseinandergesetzt und höre nun auch privat viel Musik auf russisch. Und nein! Russische Musik besteht nicht ausschließlich aus Gangster Rap und Militärmusik. Ich würde auch nicht sagen, dass russische Musik grundsätzlich weniger intelligent ist als Amerikanische. Es gibt im Prinzip die selben Stilrichtungen wie bei amerikanischer, deutscher, spanischer, französischer oder irgendwelcher anderer Musik auch und generell ist sie genauso (un)intelligent wie letzgenannte.

Was soziale Kontakte angeht, so habe ich einige interessante Menschen in meinem ersten Monat getroffen und je mehr Russisch ich spreche umso besser kann es ja nur werden. 😀

Die nächsten Monate können also kommen. 😀

Vielleicht aber nicht unbedingt sofort, ich muss erstmal Wintersachen kaufen gehen. ^^

Tag 26 – Irgendwas ist ja immer

Nun bin ich also allein; ein interessantes Statement, wenn man bedenkt, dass ich in einer Stadt mit 140.000 Einwohnern lebe. Der springende Punkt ist aber, dass mein „Kollege“ Simon, der Praktikant aus München, gestern die Heimreise angetreten hat und ich nun cer einzige Freiwillige vor Ort bin. Sicherlich bin ich nicht einsam, schließlich habe ich ja auch vor Ort neue Leute kennenegelernt, aber ob der immernoch bestehenden Sprachbarriere habe ich halt in erster Linie etwas mit Simon unternommen.

Apropos Sprachbarriere, mein Russisch macht langsam aber sicher Fortschritte; ich weiß aber wieder, wie ich mich in der 5. Klasse gefühlt habe, als der tiefe Ozean der Begrifflíchkeiten und Ausdrücke auf die ich Englischen zurückgreifen kann, noch eher ein flacher Tümpel, der einem bis zum Knöchel reicht, war.

Mit der Heimreise Simons obliegt es nun mir allein, das Stück das Simon mit der Theatergruppe einstudiert hat am Wochenende im Rahmen eines Theaterprojekts in Minsk auf die Bühne zu bringen. Ehrlich gesagt freue ich mich da aber schon sehr drauf. Ich schätze aber, die Schüler_Innen überbieten diese Vorfreude noch.

 

Tag 21 – 3 Wochen

Drei Wochen soll es also schon her sein, dass ich belarussischen Boden betreten habe. Langsam aber sicher wird das hier also zum längsten Auslandsaufenthalt meines bisherigen Lebens. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass langsam aber sicher meine Wohnung hier in Orscha zu meinem zweiten zu Hause wird. Es ist erschreckend und schön zu gleich. Ich vermisse so langsam auch meine Familie und meine Freunde in der Heimat, bloß gut, dass ich im dritten Jahrtausend lebe, und es die Möglichkeit gibt Videoanrufe zu tätigen. 🙂

Mein erstes Fazit nach drei Wochen ist, dass ich meine Entscheidung für das Auslandsjahr nicht bereue; ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass ich mich immer wieder dazu entscheiden würde. Die Arbeit in der Einsatzstelle ist sehr interessant und die Atmosphäre im Kollegium sehr herzlich, in diesem Stil lässt sich ein Jahr in Belarus sicher gut verbringen.

Noch eine Kleinigkeit, es passt zwar nicht ganz rein ich poste es aber trotzdem mal dazu, ich bin nun stolzer Besitzer einer kyrillischen Tastatur. Das Tippen über die Bildschirmtastur hat mich nämlich so langsam an den Rand des Wahnsinns getrieben. 😀 Ich gestehe aber, dass das Tippen mit der selbigen im Augenblick nach dem Zwei-Finger-Suchsystem abläuft, aber was soll’s.

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Tag 18 – Alltag

Seit zweieinhalb Wochen lebe ich nun in Belarus. Vieles, was am Anfang noch neu und aufregend war, wird so langsam alltäglich. Im Supermarkt komme ich inzwischen sehr gut klar und mit der neuen Währung habe ich mich arrangierte, so dass ich jetzt nicht mehr bei jedem Bezahlen überlege: „Was ist das nochmal in Euro?“ Im Zweifel frage ich ohnehin eine_n Einheimische_n, die/der mir sofort die Preise in US-Dollar und Euro nennen kann. Ich habe es nun auch akzeptiert, dass man sich hier einfach in den Bus setzt und dann jemand vorbeikommt und einem das Ticket verkauft. Nur im Privatbus, der sogenannten Marschrutka (маршрутка), muss man tatsächlich noch selber vorne beim Fahrer zahlen.

Und so erobert der Alltag mein Leben hier in Belarus. Jeden Morgen steht man auf, schlendert zum Bus und fährt zur Schule. Habe ich anfangs zwar auch gemacht, aber inzwischen habe ich keine Angst mehr, wo ich landen könnte. Gefährlich waren vor allem die Marschrutkas, denn hier muss man seinen Haltewunsch rufenderweise bekanntgeben. 😮 Aber auch das klappt inzwischen, so dass ich inzwischen auch mal freiwillig die Marschrutka nehme, anstatt lange zu warten, was ich zuvor nur gemacht habe, wenn ich unter Zeitdruck stand. Tatsächlich habe ich mich sogar schon dabei erwischt, wie ich zu Hause sagte und meine Wohnung meinte. 😀 Ich bin also angekommen, habe mich eingelebt und komme gut zurecht.

Tage 14&15 – Vitebsk

Heute ist der Titel zwar nicht sonderlich kreativ, gibt aber sehr gut wieder, worum es gehen soll. Ich war dieses Wochenende in Vitebsk (Витебск  бел.: Вицебск). Das ist die von mir aus gesehen nächsgelegene Großstadt. Sie ist 1169 Jahre alt und Hauptstadt der Oblast in der ich im Moment wohne, so weit die Fakten. Vitebsk ist eine sehr schöne Stadt, besonders die orthodoxen Kirchen sind sehr sehenswert. Simon, Miriam, sie ist wie ich Kulturweit-Freiwillige wie ich und ich wurden von drei Studenten der örtlichen Universität, Mascha, Gleb und Albert, herumgeführt. Es sei nochmal hervorgehoben, dass die drei ihr Wochenende dafür geopfert haben. 

Vitebsk ist die Heimatstadt Marc Chagalls, dessen Geburtshaus nun ein Museum ist. Zusätzlich gibt es ein weiteres Marc Chagall-Museum. Leider gibt es im Marc Chagall-Museum keine Originale, dennoch war es eine Besichtigung wert. Des Weiteren hat der russische Dichter Alexander Puschkin hier für kurze Zeit gewirkt. Auf beides war Gleb merklich Stolz. Sowohl für Puschkin als auch Chagall gibt es in Vitebsk Monumente. Außerdem gibt es ein, sehr großzügig angelegtes, monument zum Sieg im (Großen) Vaterländischen Krieg (Zweiter Weltkrieg).

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Es handelt sich um wunderschöne Bauwerke, von innen wie von außen. Die orthodoxen Kirchen sind innen mit Ikonen geschmückt. Im Kasaner Dom durfte man leider keine Fotos machen und in der Sophia-Kathedrale fand gerade eine Taufe statt, so dass ich aus Respekt auf Fotos verzichtet habe. Ich hoffe mal, ihr glaubt mir auch so, dass die Kirchen wunderschön waren.

Alles in allem habe ich zwei sehr schöne Tage in Vitebsk verbracht.

Zu guter letzt der Wisent ist ja zusammen mit dem Storch das Nationaltier von Belarus, daher auch der Titel meines Blogs und heute endlich habe ich meinen ersten Storch in Belarus gesehen. Leider ist er abgehauen bevor ich ihn fotografieren konnte, aber irgendwann kriege ich noch mal einen vor die Linse.

Tag 7 – Nur Bares ist Wahres

Eine Woche ist also schon um, mir kommt es vor, als wäre ich gestern erst gelandet. 🙂 Wie dem auch sei. Nach einer Woche habe ich endlich die meisten Formalia klären können (ein Langzeitmultivisum gilt es noch zu beantragen), und ich habe nun die Möglichkeit mich auf meinen Freiwilligeneinsatz zu konzentrieren. Aber erstmal Wochenende. Nachdem ich heute den Tag mit Simon „abgehangen“ habe, werden Simon und ich uns Morgen mit ein paar Schülern zum Bowlen treffen. Das wird bestimmt lustig.

Nun aber zum Titel dieses Eintrages, seit heute bin ich stolzer Besitzer einer belarussischen SIM-Karte, zu meinem erstaunen musste ich feststellen, dass ein extra Terminal bereitsteht, um sein Mobilfunkvertrag bar zu bezahlen. Insgesamt fiel mir in meiner ersten Woche auf, dass hier vieles, wenn nicht sogar das meiste bar bezahlt wird. Das soll nicht heißen, dass es hier keine Kreditkarten gibt, die gibt es sehr wohl, auch eine sogenannte БЕЛКАРТ, die mit der deutschen girocard (früher ec-Karte) vergleichbar zu sein scheint, ist weit verbreitet. Dennoch haben die meisten Menschen, die ich bislang getroffen habe, lieber zum Bargeld gegriffen. Das kommt mir als passioniertem Barzahler natürlich zu Gute, aber selbst für mich war es zunächst ungewöhnlich, die Miete meiner Wohnung bar zu zahlen. Aber genung vom Bezahlen.

Nach einer Woche Belarus, stell ich fest, dass ich anfange mich hier einzugewöhnen, ich fühle mich sehr wohl hier in Belarus, was nicht zuletzt an der wirklich ausgezeichneten Betreuung seitens meiner Einseitzstelle, insbesondere meiner Ansprechpartnerin liegt.

Im Augenblick freue ich mich sehr auf die nächste Woche, da dann mein Einsatz so richtig Fahrt aufnimmt, während ich mich die letzten zwei Tage noch orientieren musste. Und falls ihr euch das fragt, ich weiß auch nicht, wo ich um 23:52 Ortszeit diese Motivation hernehme. 😉

Tag 5 – Neue Schule

Heute war mein erster Tag an der neuen Mittelschule 20. Ich war sehr aufgeregt und durfte feststellen, dass ich vom Deutschkollegium und der Direktorin sehr freundlich empfangen worden bin. Es ist dadurch wesentlich einfacher und ich freue mich schon dort ein Jahr lang arbeiten zu dürfen. Was die Schüler angeht, so war ich doch überrascht, wenn ich an meine Schulzeit zurück denke, kann ich mich nicht daran erinnern, wann meine Klasse mal so ruhig und diszipliniert gearbeitet hätte. Die Kursgröße im Fremdsprachenunterricht ist mit etwa 8 Leuten geradezu ideal. Es kann nun also richtig losgehen.

Neben der Unterstützung des Deutschunterrichts durch Aussprachebeispiele, Gespräche und landeskundliche Informationen, wird es zu meinen Aufgaben gehören die zur Schule gehenden auf die Deutschprüfungen A1 und A2 vorzubereiten. Es ist weiterhin geplant, dass ich bei dem Team für die Spracholympiade mitwirke, langweilig wird mir also nicht werden und ich kann mich auf ein Jahr voller interessanter und spannender Aufgaben freuen.

Falls das jetzt so wirkt, als müsste ich nur arbeiten und würde von Belarus nichts als den Deutschunterricht sehen, kann ich das jetzt richtig stellen, denn ich habe bereits für das übernächste Wochenende eine Führung durch Vitebsk, die Heimatstadt Marc Chagalls, angeboten gekriegt und dass soll nur der erste von vielen Ausflügen in Belarus werden, so dass ich wenn ich nach Deutschland zurückkehre möglichst viel von Belarus gesehen habe.