Tag 47 – Leise rieselt der Schnee

Seit gestern sieht es hier in Orscha so aus:

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Zwar taute es schon wieder leicht, aber für die nächsten Tage ist bereits wieder neuer Schnee vorhergesagt. Es wird also winterlich hier in Orscha, bloß gut das ich Schnee mag, wenn doch bloß die Kälte nicht wäre … Aber an die muss ich mich wohl jetzt gewöhnen. ^^ Der Schnee hat mich aber schon überrascht, es ist schließlich Oktober!

Nächste Woche sind Herbstferien, dadurch wird der Alltag der letzten Wochen etwas durchbrochen. Darüber hinaus wird sich mein Schulalltag im nächsten Quartal, dass dann nach den Ferien am 8.11. beginnt, ändern. Neuer Stundenplan, neue Kurse, neue Inhalte, das wird sehr spannend. Außerdem ist in den Ferien auch ein Feiertag der 7.11., der Jahrestag der Oktoberrevolution, für den auch schon dekoriert wird, heute morgen habe ich zum Beispiel ein großes Banner am Kulturzentrum gesehen.

Tag 33 – der 1. Monat, Russische Musik und Männerschnupfen

Eigentlich wollte ich diesen Beitrag schon vor ein paar Tagen schreiben, ich habe mich aber, offensichtlich, dagegen entschieden. Der Grund dafür war eine hinterhältige, heimtückische Erkältung mit Fieber, welche mich die letzten Tage im Griff hatte; schwer von dieser Krankheit gebeutelt, sah ich mich nicht in der Lage fair und unvoreingenommen zu berichten. Ich gestehe ja, dass ich, wenn ich krank bin, manchmal unter Umständen etwas leidig bin.

Nun aber mein erster Monat Belarus, müsste ich ihn in einem Wort beschreiben so lautet dieses: kalt. Verglichen mit Kiel ist es hier im Herbst deutlich kälter, hinzu kommt, dass hier in der Regel zentral beheizt wird. Die Heizungen werden also an einem bestimmten Stichtag bzw. wenn die Temperatur unter einen gewissen Punkt fällt, von zentraler Stelle aus angeschaltet. Da dies erst letzte Woche der Fall war, war es für mich, der dieses Klima nicht gewohnt ist, drinnen wie draußen kalt. (Ich werde auch das Gefühl nicht los, dass das der Grund für meine Erkrankung ist) Insgesamt würde ich aber nicht sagen, dass das mit der Heizung schlimm war, ungewohnt trifft es eher.

Weiterhin hat dieser erste Monat meine Hoffnung, mich so lange mit Englisch durchzumogeln, bis ich ausreichend Russisch spreche, zerschlagen. Englisch ist definitiv keine Alternative, von Deutsch will ich gar nicht erst anfangen. 🙂 Meine Bemühungen beim erlernen des Russischen habe ich entsprechend forciert und anfänglich war dies sehr erfolgreich, im Supermarkt oder im Bus komme ich super zurecht. Inzwischen aber hat die Grammatik des Russischen eiskalt zurückgeschlagen. Ich jongliere also mit 6 Fällen und den Aspekten (fragt nicht), was meinen Fortschritt enorm bremst. 🙁 Aufgeben ist aber nicht drin! ich lasse mich doch nicht von irgend so einer dahergelaufenen Grammatik ins Boxhorn jagen!

Im Rahmen meiner Bemühung Russisch schneller zu lernen, habe ich mich aktiv mit russischer Musik auseinandergesetzt und höre nun auch privat viel Musik auf russisch. Und nein! Russische Musik besteht nicht ausschließlich aus Gangster Rap und Militärmusik. Ich würde auch nicht sagen, dass russische Musik grundsätzlich weniger intelligent ist als Amerikanische. Es gibt im Prinzip die selben Stilrichtungen wie bei amerikanischer, deutscher, spanischer, französischer oder irgendwelcher anderer Musik auch und generell ist sie genauso (un)intelligent wie letzgenannte.

Was soziale Kontakte angeht, so habe ich einige interessante Menschen in meinem ersten Monat getroffen und je mehr Russisch ich spreche umso besser kann es ja nur werden. 😀

Die nächsten Monate können also kommen. 😀

Vielleicht aber nicht unbedingt sofort, ich muss erstmal Wintersachen kaufen gehen. ^^

Tag 26 – Irgendwas ist ja immer

Nun bin ich also allein; ein interessantes Statement, wenn man bedenkt, dass ich in einer Stadt mit 140.000 Einwohnern lebe. Der springende Punkt ist aber, dass mein „Kollege“ Simon, der Praktikant aus München, gestern die Heimreise angetreten hat und ich nun cer einzige Freiwillige vor Ort bin. Sicherlich bin ich nicht einsam, schließlich habe ich ja auch vor Ort neue Leute kennenegelernt, aber ob der immernoch bestehenden Sprachbarriere habe ich halt in erster Linie etwas mit Simon unternommen.

Apropos Sprachbarriere, mein Russisch macht langsam aber sicher Fortschritte; ich weiß aber wieder, wie ich mich in der 5. Klasse gefühlt habe, als der tiefe Ozean der Begrifflíchkeiten und Ausdrücke auf die ich Englischen zurückgreifen kann, noch eher ein flacher Tümpel, der einem bis zum Knöchel reicht, war.

Mit der Heimreise Simons obliegt es nun mir allein, das Stück das Simon mit der Theatergruppe einstudiert hat am Wochenende im Rahmen eines Theaterprojekts in Minsk auf die Bühne zu bringen. Ehrlich gesagt freue ich mich da aber schon sehr drauf. Ich schätze aber, die Schüler_Innen überbieten diese Vorfreude noch.

 

Tag 21 – 3 Wochen

Drei Wochen soll es also schon her sein, dass ich belarussischen Boden betreten habe. Langsam aber sicher wird das hier also zum längsten Auslandsaufenthalt meines bisherigen Lebens. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass langsam aber sicher meine Wohnung hier in Orscha zu meinem zweiten zu Hause wird. Es ist erschreckend und schön zu gleich. Ich vermisse so langsam auch meine Familie und meine Freunde in der Heimat, bloß gut, dass ich im dritten Jahrtausend lebe, und es die Möglichkeit gibt Videoanrufe zu tätigen. 🙂

Mein erstes Fazit nach drei Wochen ist, dass ich meine Entscheidung für das Auslandsjahr nicht bereue; ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass ich mich immer wieder dazu entscheiden würde. Die Arbeit in der Einsatzstelle ist sehr interessant und die Atmosphäre im Kollegium sehr herzlich, in diesem Stil lässt sich ein Jahr in Belarus sicher gut verbringen.

Noch eine Kleinigkeit, es passt zwar nicht ganz rein ich poste es aber trotzdem mal dazu, ich bin nun stolzer Besitzer einer kyrillischen Tastatur. Das Tippen über die Bildschirmtastur hat mich nämlich so langsam an den Rand des Wahnsinns getrieben. 😀 Ich gestehe aber, dass das Tippen mit der selbigen im Augenblick nach dem Zwei-Finger-Suchsystem abläuft, aber was soll’s.

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