Es weihnachtet

Srećan badnji dan! Am 6. Januar beginnt das christlich-orthodoxe Weihnachtsfest. Für halb neun abends bin ich bei meinen Vermietern zum Essen eingeladen. Alle (meine Vermieter und ihre Tochter) begrüßen mich fröhlich mit einem „Srećan badnji dan!“. Das „badnji“ steht für die Blätter einer Eiche. Die sind ganz wichtig für das Weihnachten hier. Und schon ehe ich richtig angekommen bin, geht es an die Traditionen. Mein Vermieter zündet in einer, bezeichnen wir es als „kleine Tasse“ Weihrauch an und beginnt damit in jeden Winkel des Hauses zu gehen, um alles zu heiligen, auch mich.

Dann soll ich mir eine Handvoll Korn aus einer Schale nehmen, während mein Vermieter das Haus verlässt. Er kommt daraufhin wieder herein mit einem einzigen Eichenblatt in der Hand und geht zu uns. Wir müssen uns dann gegenseitig „Srećan bandji dan!“ wünschen und ihn dabei mit dem Korn bewerfen. Das wird dann noch zweimal wiederholt und ich muss sagen, dass das unglaublich viel Spaß macht!  Die drei Blätter verbrennt meine Vermieterin dann in der Pfanne so, dass sie irgendwann durch die Wärme hochfliegen. Ich glaube sie macht das einfach nur, weil es lustig ist.

Nach dem die Tochter das serbische Vaterunser aufgesagt hat, geht es ans Essen. Aber natürlich nicht ohne einen Rakija, den mir mein Vermieter noch vor dem Essen andreht. Darauf folgt ein Glas Wein und so beginnt schon ein wenig beschwipst das Essen mit noch mehr Wein. Alles, was jetzt auf dem Tisch steht ist vegan. Keine tierischen Produkte, nur Fisch, der darf natürlich nicht fehlen. Später gehen Milica (die Tochter) und ich noch aus, ins Café ihres Onkels, ein unglaublich schönes Café, ich glaube sogar mein Lieblingscafé in der Stadt.

7. Januar: „Srećan Božić!“ bdt. „Frohe Weihnachten!“ Aber genau das sagt man heute nicht. Man sagt „Christos se rodi“ , was bdt. „Christus ist geboren“ und man antwortet darauf „Vaistinu se rodi“, was so viel bdt. wie „Natürlich wurde er heute geboren“.

Es ist 8 Uhr morgens. Ich tauche wie bestellt bei meinen Vermietern oben auf. Zlata und Milica sind genauso verschlafen wie ich, als ich ins Wohnzimmer komme. Dort sitzt noch jemand. Er war heute Morgen der erste Mensch, der als Gast das Haus betreten hat. Von meinem Vermieter wird er mir stolz als sein „lucky man“ vorgestellt. Denn weil er der erste heute war, bringt er der Familie Glück für das kommende Jahr ins Haus. Außerdem muss er noch einen Toast (schreibt man das so?) ausbringen. Dafür gibt uns mein Vermieter ein schönes großes Glas vollgefüllt mit heißem Rakija. Das ist warmer, süßer (durch Honig) Rakija, der noch vieeel mehr Prozent an Alkohol enthält, als normaler Rakija (Normaler Rakija ist schon stärker als Vodka), wie er mir stolz erklärt. Ehm ja.. cool, wieso das alles aber auf leeren Magen??? Also nippe ich nur daran und dann geht es zum Glück schon ans üppige Frühstück, bei dem an Weihnachten niemals der russische Salat fehlen darf! Der eigentlich gar nicht russisch ist, aber einfach so genannt wird. Ab heute darf man wieder alles tierische essen und deshalb steht davon gaaanz viel auf dem Tisch, wir mussten ja schon sehr lang darauf verzichten in letzter Zeit (gestern). Ach ja, davor wird das Haus nochmal mit Weihrauch geheiligt, weil’s so toll ist! (Es ist in der Tat echt witzig dabei zuzusehen, nur falls das von meiner Schreibart nicht so rüberkommt)

Um 10 Uhr treffe ich mich dann mit Iva, einer Freundin von mir hier und wir fahren zu ihren Großeltern zu meinem 2. Weihnachtsessen. Ich bin sooooo voll, ach du meine Güte… Aber hier bekomme ich weitere Traditionen mit, z.B. drehen wir so ein spezielles Brot, d.h. wir stehen alle im Kreis und drehen es gemeinsam und hören irgendwann auf.(Sicherlich gibt es eine bestimmte Drehzahl, aber ich hab jetzt nicht mitgezählt). Das Brot besteht praktisch aus mehreren Knoten. Einer in der Mitte, umringt von den Restlichen um ihn herum, steht der Mittlere für Liebe und dir anderen für Gesundheit oder andersrum. Jedenfalls ist dort ein Stück Holz, eine goldene Kugel und ein Sonnenblumenkern versteckt. Ich finde bei mir den Kern, was heißt, ich werde dieses Jahr wohl total busy sein bzw. dass eben dieses Jahr viel ansteht für mich. Wir werden sehen.

Vor dem Essen war ich schon satt. Nach dem Essen bin ich einfach nur überfüllt. Was tut man nicht alles aus Höflichkeit… Jedenfalls müssen Iva und ich jetzt Eichenzweige in den Ofen werfen und dabei sagen: „Koliko iskreca, toliko parica!“ Das heißt: „Wie viele Funken, so viel Geld.“ Also so viele Funken bzw. Knistern die Zweige beim Verbrennen von sich geben, so viel Geld bekomme ich dieses Jahr. Das wird mir dann erst erklärt, nachdem ich meine Zweige schon reingeworfen habe, also habe ich nicht darauf geachtet, wie sehr es geknistert hat.

Ich komme später am Nachmittag jedenfalls total erschöpft nach Hause und muss erst einmal einen Nap halten. Das war viel Neues auf einmal, aber es war auch unfassbar toll das alles miterleben zu können.