von Flughäfen und Schnee

5. Januar, 7:15: Aufstehen ist angesagt. Heute geht es zurück nach Serbien. Für knapp über eine Woche war ich jetzt zu Besuch wieder in Deutschland und es war so wunderbar alles und jeden wiedergesehen zu haben. So fällt einem auch der Abschied schwer und ich muss gestehen, dass ich eigentlich gerne länger bleiben würde…

8:00: Es geht los zum Münchner Flughafen mit einem großen Wanderrucksack im Gepäck nur gefüllt mit Lindt, Stollen, Plätzchen und anderem Süßkram. Alles Mitbringsel für meine Lieben in Serbien. Die Leute vom Sicherheitscheck wünschen sich sicher mit mir befreundet zu sein, wenn sie meinen Rucksack durchleuchten werden.

12:15: Ich mache mich auf das Flugzeug zu verlassen. Draußen begrüßt mich der wunderschön eisige Wind bei heftigem Schneefall. Ach, München, wieso tust du mir das an? Mein Flug hätte schon um 11:15 gehen müssen. Um 11:40 begann dann aber doch endlich das Boarding und wir wurden mit dem Bus zum Flieger gebracht, in dem wir daraufhin eine Weile gewartet haben. Die Passagieranzahl viel noch etwas Mau aus, bis dann eine neue Ladung an Menschen das Flugzeug betrat. Das war genau in dem Moment, als sich unser Pilot vorstellte mit den Wort: „Herzlich Willkommen erst einmal, ich wünschte, ich könnte Ihnen bessere Nachrichten überbringen. Mein Name ist (Keine Ahnung) und ich wäre heute ihr Pilot auf dem Flug nach Belgrad gewesen.“ Joa. Cool. Also mussten wir das Flugzeug wieder verlassen. Wetterbedingt konnten wir nicht starten. Dann bringt uns unser Bus zurück zum Gebäude, zu einem falschen Eingang. Hier kommen eigentlich nur Leute an, die schon einen Flug hinter sich haben, damit sie einen Sicherheitscheck durchlaufen. Das Personal dort, hat natürlich keine Ahnung, wer wir sind und was wir hier machen und müssen erst einmal rumtelefonieren, ob sie uns jetzt nochmal checken müssen oder nicht. Wir warten und wollen eigentlich nur schnell zur Information, um zu sehen wie es jetzt weitergeht. Aber natürlich müssen wir nochmal gecheckt werden, zum Glück stehe ich nicht sehr weit hinten in der Schlange, doch der zu gut gelaunte Mitarbeiter, der noch gemütlich seinen Kollegen mit einem lauten Handschlag und den Worten: “ Ja, Servus, (Name), was geht!“ begrüßt, gibt meiner Laune den Rest.

16:00: Wir rollen langsam an und schon bald hebt unser Flieger ab!! Zwar mit einer Stunde Verspätung, aber immerhin! Nach der erneuten Sicherheitskontrolle sah ich diese unglaublich lange Schlange vor der Information und war froh, dass ich mich nicht anstellen musste. Ich wurde in meiner Lufthansa-App automatisch umgebucht und eingecheckt auf einen Flug um 14:55. Herrlich! Also ging ich zu meinem Gate und wartete, snappte meine Wochenendvibes (obriges Bild) und bekam darauf eine Antwort von Paul, der auch heute wieder zu seinem Einsatzort flog. Allerdings von Frankfurt aus, der Glückliche! Da war das Wetter einwandfrei… wäre ich doch nur auch von dort aus geflogen, ahhh! Aber gut, mit einer Stunde Verspätung bekam mein Flug seine Flugerlaubnis und es ging los. Mein Gefühl von heute Morgen, „ich wolle doch noch nicht zurück“, war schon längst umgeschlagen in: „Ich hoffe ich komme heute noch zuhause an!“

Irgendwann nach 20 Uhr: Ich sitze im Bus nach Hause! Ich kam um 17:45 in Belgrad an und erwischte gleich den Shuttlebus zum Busbahnhof. Der Fahrer sagte zu mir zweimal etwas auf serbisch und ich, dadurch, dass ich serbisch jetzt eine Woche aus meinem Kopf verbannt hatte, schaute ihn verwirrt an und erwiderte ihm mit dem, was ich immer zur Hand hatte: “ Kako? Gorvorim sripski samo malo. Engleski?“ (Was? Ich spreche nur wenig serbisch. Englisch?) Daraufhin musste er schmunzeln und er sagte mir auf Englisch, ich solle bei seiner Kollegin zahlen. Aber allein dieses Schmunzeln hob mich wieder auf Wolke 7. Ach, die Serben sind sooo toll und so herzlich! Angekommen am Busbahnhof verpasste ich meinen Bus um 10 Minuten und mein nächster ging erst in 1 1/2 Stunden. Aber kein Problem, so konnte ich mich zum nächsten Supermarkt aufmachen und mich mit Essen und Trinken eindecken. Ich hatte heute genau 2 Brezen gegessen… Und nun ja ich sitze hier also dann im Bus und plötzlich beginnt unser Bus Geräusche zu machen. Hm, ok. Der Bus fährt also bei der nächsten Haltemöglichkeit rechts ran, die Busfahrer beleuchten den Bus finden aber nicht die Ursache. Wir fahren weiter. Das Geräusch kommt wieder. Wir fahren langsamer bis wir  nur noch tuckelnd durch die verschneiten dunklen Straßen fahren. Autos hupen, umfahren uns. Wir bleiben wieder irgendwo stehen. Die Busfahrer gehen raus und telefonieren und beginnen an den Reifen herumzuschrauben. Nach 20-30Minuten fahren wir endlich weiter. Keine Geräusche mehr.

23:55: Ich Bin Da! Vor 10 Minuten bin ich am Busbahnhof in Uzice angekommen! Den ganzen Tag war ich so fertig und mir kommt es so unglaublich spät vor ( Ich meine es ist spät, dafür, dass ich eigentlich um 17:00 hier ankommen wollte.). Aber dann geht mir wieder mein Herz auf beim Anblick meiner Stadt. Wieder mitten in den Bergen! Und das Stadtzentrum ist so schön beleuchtet! Und morgen ist Weihnachten! Hach! Und dann war ich wieder überrascht, wie viele Leute noch auf den Straßen waren und einfach einen Nachtspaziergang oder so gemacht haben! In Deutschland sehe ich ja schon zu dieser Jahreszeit ab 21 Uhr weniger Menschen draußen, als es hier im kurz vor Mitternacht der Fall ist! Diese langweiligen Deutschen… Ich bin eine davon, ich würde jetzt auch viel lieber in meiner warmen Wohnung sein und schlafen. Und das tue ich dann auch. Endlich!

Noch kurze Worte zu meinem Hinflug nach Deutschland im Dezember, nachdem ich 3 1/2 Monate nicht mehr zuhause war. Einfach weil es sich nicht lohnt dazu einen extra Eintrag zu schreiben: Das Erste wunderbare war ja schon die Begrüßung des Flugpersonals auf Deutsch! „Hallo.“ Wunderschön! Ach! Aber es war schon sehr komisch, meinen Freund wiederzusehen, der mich vom Flughafen abgeholt hat. Er sah so anders aus. So echt! Und seine Stimme klang ganz anders, als über Skype (Ach, die gute Skype-Beziehung, jetzt geht’s damit wieder weiter). Ich musste ihn auf der ganzen Fahrt über anschauen, weil es wirklich so surreal war. Auch, als ich mein Zimmer wieder betrat, das mittlerweile eine Abstellkammer für alle Dinge geworden war, die meine Mutter aus dem Weg haben wollte. Cool. Und als ich meine Freunde wieder getroffen habe. Das war alles so einfach und so normal, als ob sich nichts verändert hätte. Hatte es ja auch nicht. Und dass man einfach immer jedes Wort verstanden hat. Göttlich! Trotzdem habe ich in Deutschland erst gemerkt, dass ich mich irgendwie verändert habe. Einfach das Gefühl, wenn ich durch die Straßen gelaufen bin, war anders als zuvor, aber ich kann es auch nicht wirklich beschreiben, inwiefern. Was aber sehr amüsant war, als es darum, ging, was wer die letzten Monate so getrieben hatte, war die Antwort von meinen Freunden immer so: „Öhm…nix eigentlich.“ Und da war ich schon froh, dass ich in Serbien war und die ganze Zeit praktisch, auch wenn es manchmal nur Alltag war, so gesehen trotzdem immer etwas erlebt hatte und ich nicht nur zuhause rumgegammelt bin. Was ich aber sehr vermisst hatte, war es wieder mit meinen Freunden in den Dialekt abzurutschen, auch wenn es nicht direkt ein Dialekt ist, aber eben kein Hochdeutsch. Vielleicht Umgangssprache mit Dialektanteil? Ist ja egal, aber schön war’s. Trotzdem freue ich mich auf meine letzten 1 1/2 Monate hier in Serbien! Es steht viel an!