Archiv des Autors: Lennard Maroldt

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Liebe Leser*innen,

Nach einer lang andauernden Pause wird dies mein erster Beitrag im Jahr 2018 und gleichzeitig mein letzter.

Der Titel meines Blogs, der unverkennbar darauf hinweist, dass ich hier von meinem freiwilligen sozialen Jahr in der Republik Moldau berichte, hat spätestens Anfang Februar an Aktualität verloren.

Die Routine, mit der ich meinen Aufgaben als Freiwilliger in der Hauptstadt des besagten Landes nachging, verlor sich jedoch schon früher.

„Sie müssen das Land umgehend verlassen.“

Die entscheidende Antwort der Sachbearbeiterin in der Migrationsbehörde, welche auf meinen wiederholten Antrag auf eine einjährige Aufenthaltsgenehmigung folgte. Ein Schlusswort, dass ich gleich am darauffolgenden Tag wieder zu hören bekam. Laut Erfahrungen der anderen Freiwilligen, schien sich der auf den Antrag folgende Prozess von Sachbearbeiter*in zu Sachbearbeiter*in unterscheiden weshalb sich ein weiterer Besuch im Migrationsamt wohl lohnen könne. Wieder bewaffnet mit meinen Unterlagen und einem hilfsbereiten Dolmetscher, wartete ich am nächsten Tag im Warteraum des Büros bis meine Nummer auf dem Bildschirm erschien, fand mich vor der gleichen Mitarbeiterin wieder, die mir innerhalb von zehn Sekunden erklärt hatte, dass sich ein weiterer Versuch nicht lohnen würde. Es sei zu spät. Weitere Nachfragen ergaben, dass sich die ganze Behörde einig war: Ich muss die Republik Moldau verlassen und an der Grenze Strafe zahlen, weil mein Aufenthalt inzwischen die 90 Tage überschritten hatte.

Ohne den ganzen Prozess genau zu erläutern möchte ich jedem raten, der einen längeren Aufenthalt in der Republik Moldau plant und aus der Liste an verlangten Dokumenten für die Aufenthaltsgenehmigung nicht schlau wird, dass es empfehlenswert ist ein beglaubigtes, für das besagte Land bescheinigtes,  mit Beglaubigung der moldawischen Botschaft versehenes, in die rumänische Sprache übersetzt und notariell beglaubigtes Führungszeugnis im Vorhinein zu beantragen. Ein Tipp, den ich gerne vor einem Jahr erhalten hätte, den ich aber meiner Nachfolgerin rechtzeitig geben konnte.

Glücklicherweise musste ich nicht, wie befürchtet mein Auslandsjahr frühzeitig beenden, sondern wurde in Suceava Rumänien an einer Schule aufgenommen. Dafür bin ich sehr dankbar!

Im Laufe der nächsten Wochen verließ ich für den bereits geplanten Skiurlaub in Braşov, Rumänien die Moldau kurzfristig dann endgültig. Ich entging der Strafzahlung an der Grenze, wieso, weiß ich nicht und fing 10 Tage später an meinem neuen Arbeitsplatz an.

Zwei FSJ Standorte, die sich für mich nicht vergleichen lassen.

Die 500.000 Einwohner Hauptstadt, wich der 90.000 Einwohner Stadt in der Region Bukowina.     Mein vierzigminütiger Arbeitsweg wich einem eine, später zehn Minuten langen Arbeitsweg (Ich bin umgezogen) und die große Freiwilligengruppe, in der ich viele Freundschaften geschlossen habe musste ich ein halbes Jahr früher als geplant verlassen. Auch die kyrillische Schrift auf Verkehrsmitteln und Läden war nicht wiederzufinden.

Mein neuer Arbeitsplatz gefiel mir sehr gut, Lehrer und Schüler empfingen mich freundlich und schnell fand ich viel Freude daran meine neuen Klassen zu unterrichten, sowie im Unterricht zu assistieren. Freunde für einen regelmäßigen Kaffee und ein Bier fand ich, ebenso wie eine Möglichkeit Sport zu treiben. Die Wochenenden nutzte ich, oder Maxime und ich (ein Freiwilliger aus Frankreich, wir unternahmen viel zusammen) für Ausflüge um Sofia, die Hauptstadt Bulgariens oder andere Ecken Rumäniens kennenzulernen.

Suceava ist ruhiger als Chisinau, fußläufig erreichbar, gemütlicher jedoch auch eintöniger als der Alltag in der Hauptstadt. Ins Herz geschlossen habe ich die Stadt trotzdem, hauptsächlich aufgrund der Menschen, die ich kennenlernen durfte und wegen der wundervollen Aussicht auf die grünen/gelben oder schneebedeckten Felder mit den Karpaten im Hintergrund, wenn ich aus dem Fenster meiner Wohnung blickte. Die letzten Monate verstrichen wieder im gemütlichen Alltag, bestehend aus Arbeit, Sport, Reisen und ganz vielen Tassen Kaffee bei interessanten Gesprächen und Rumänisch Unterricht.

Zu meinen absoluten Highlights des zweiten Halbjahres zähle ich das Osterfest und die freien Tage in denen meine Freundin mich besuchte und ich ihr Suceava zeigen konnte, meine Trips nach Cluj, Braşov und Sofia und der Urlaub am Ende mit meinen Freunden. Angekommen mit dem Flugzeug in Chisinau (Ich hab es probiert, ich durfte wieder einreisen nach 90 Tagen), schauten wir uns die interessanten Ecken der Moldau an (Orheiul Vechi, Tiraspol in der autonomen Region Transnistrien), verbrachten Zeit an den schönen Stränden am Schwarzen Meer und in der schönen Stadt Odessa, in der Ukraine, in Suceava und in Bukarest. Danach arbeitete ich die letzte Woche in meiner Schule, bei voller Sommerferienstimmung der Schüler und unterrichtete deutsch in zwei Sommercamps. Es war eine wundervolle Erfahrung am Ende manche Schüler auch außerhalb des Unterrichts bei organisierten Aktivitäten, sowie Deutschspielelernstunden besser kennenzulernen und ich wurde aufrichtig nach dem frühen WM-Aus Deutschlands getröstet. Das alles machte mir den Abschied von meinem ganzen Freiwilligen Jahr und den letzten Wochen umso schwieriger.

Sitzend im Kaffee am Flughafen in Bukarest, halte ich das hier für die beste Möglichkeit, mich noch einmal schriftlich mit meinem ganzen FSJ auseinanderzusetzen. Mein Flug geht ja erst in sieben Stunden.

Die letzten zehn Monate werden mir als unvergleichbare Erfahrung erhalten bleiben, eine Zeit, in der ich viel lernen konnte über andere Länder, deren Geschichten und Menschen, die ich so nicht kennengelernt hätte, sowie über mich selbst. Angefangen mit der Situation in einem Land wie Moldawien ohne sprachliche Kenntnisse fast alleine zu wohnen und fast auf sich alleine gestellt zu sein. An dieser Stelle kann ich meinen Mitbewohner und Freund Henning nicht vergessen, der mich mit einem halben Jahr Vorsprung und viel besseren Sprachkenntnissen unterstützt und mir den Anschluss zu den anderen Freiwilligen deutlich erleichtert hat. Es galt für mich aufgeschlossener gegenüber neuen Bekanntschaften zu werden und viel Englisch zu sprechen, sich eigenen Interessen zu widmen, wofür ich demnächst vermutlich wieder weniger Zeit haben werde. Ich habe neue Länder, Umstände und eine Gastfreundschaft kennengelernt die in Deutschland leider nicht als selbstverständlich gilt, während doch viel was wir als selbstverständlich sehen (da geht es von Meinungsfreiheit bis zu sauberen Wasserleitungen) von mir nun anders betrachtet werden kann. Die zehn Monate wurde eine neue Selbstständigkeit von mir verlangt, die ich nun auch in Zukunft größtenteils zu bewältigen weiß. Ein Strudel aus kaum erfassbaren Erfahrungen die auf mich weiterhin Einwirken und für die ich dankbar bin.

Das Ganze soll für mich an dieser Stelle mit einem Fazit enden: Ich möchte in Zukunft jede Gelegenheit nutzen etwas Neues zu erfahren wann immer sie sich bietet und meine eigenen Ansichten und Überzeugungen zu stärken, zu verändern oder manchmal komplett umzudenken.

 

Zeit für Schreibarbeit

 

Wir schreiben den 11. Dezember, es bleiben mir 13 Tage Zeit um in Weihnachtsstimmung zu kommen. Ganz viele Bilder zeigen mir, dass die Temperaturen in Deutschland niedriger sind und der Schneefall stärker als in Chişinău. Von den erwarteten -20° C bisher keine Spur.

Versuchen wir halbwegs chronologisch an den vorletzten Beitrag anzuschließen. Neben der ein bisschen zerrissenen Chernobyl Tagestour verbachten wir einige Tage in der Hauptstadt der Ukraine. An Kiew, einer in meinen Augen sowohl sehr schönen als auch historisch interessanten Stadt, konnte man sich in dem kurzen Zeitraum gar nicht sattsehen. Besonders beeindruckt war ich von einer empfehlenswerte Freetour durch die Stadt, an der wir als einzige Interessenten teilnahmen. Unserer Besichtigung des Höhlenklosters, des Maidans sowie den ewig langen Rolltreppen zugehörig zu der Tram kommt dazu. Erreicht haben wir Kiew durch eine 4stündige Busfahrt über die ukrainische Grenze nach Odessa (eine ebenfalls sehr sehenswerte Stadt, wo ein Tag nicht ansatzweise zur Besichtigung reicht). Von Odessa aus nahmen wir den Nachtzug und kamen fast ausgeschlafen am nächsten Morgen in Kiew an.

Nach einer verkürzten Arbeitswoche begann dann auch schon unser Zwischenseminar in Timişoara. Es wurden Erfahrungen ausgetauscht und natürlich auch ordentlich reflektiert. Mein bisheriges FSJ kann ich nun mit einem Sprung in das ungewisse Dunkel vergleichen, ich lande auf einer bunten Hüpfburg voller neuer Eindrücke und bin sehr begeistert, meistens.. Besonders eindrucksvoll war meiner Meinung nach unser Besuch bei der NGO „GTR“. Dabei handelt es sich nicht um den berüchtigten Grafiktaschenrechner, sondern die Organisation „Generatie Tanara Romania“. GTR setzt sich gegen den Menschenhandel in Rumänien ein und kümmert sich um die Betroffenen. Es gibt weitere Projekte zur Unterstützung von Flüchtlingen und anderen Bedürftigen. Neben der Einnahme durch Spenden finanziert sich die Organisation durch den Verkauf von Marmelade. In Chişinău gibt es eine ähnliche Organisation, der ich bei Gelegenheit einen Besuch abstatten werde.

In der Arbeitsstelle habe ich derzeit neues Projekt mit den Schülern begonnen. Das Projekt ist angelehnt an die Vorbereitung auf den „Jugend debattiert“ Wettbewerb, an dem Moldawien leider nicht teilnimmt. Ziel des Projektes ist, dass die Schüler in einer Debatte ordentlich argumentieren und eine ihnen vorgegebene Position vertreten können. Das Projekt bereitet die Schüler zudem auf ihre DSD II Prüfungen vor.

Ansonsten gestaltet sich die Freizeit hier als abwechslungsreich. Ich habe jetzt endlich eine (leider etwas monotone) Möglichkeit gefunden Sport treiben zu können. Am Wochenende gab es eine ordentliche Partysafari. Außerdem haben wir den Weihnachtsmarkt besucht, der seit Anfang Dezember genauso hell und bunt glitzert, wie das festlich dekorierte Stadtzentrum. Wirklich weihnachtlich wirkt das ganze jedoch nicht auf mich. Das kann daran liegen, dass ein Mobilfunkanbieter, als Sponsor des Weihnachtsmarktes, Einfluss auf die Musik hat und auf einer großen Leinwand Werbung für Produkte macht. Ein anderer Grund ist, dass die meisten Moldauer ein orthodoxes Weihnachtsfest ab dem 7. Januar feiern.

Zum Abschluss hier der Link zu der oben beschriebenen Organisation und ein paar Bilder:

http://www.generatietanara.ro/en/

Maidan, Kiew

Maidan, Kiew

Höhlenkloster, Kiew

U-bahn, Kiew

Odessa

Weihnachtsmarkt, Chisinau

Stadtzentrum, Chisinau

 

Themenbad Tschernoby

Liebe Leser*innen,

In diesem Sonder (-supermega) -Beitrag möchten wir, Thekla und Lennard, unseren katastrophentouristischen Ausflug nach Tschernobyl kritisch reflektieren.

 

„Sicherheitshinweise für die Reise nach Tschernobyl“

„Macht Radioaktivität unfruchtbar?“

 

So begann der Trip für uns bereits am Vorabend bei der gemeinsamen Recherche im Hostel in Kiew.

Beruhigend war die Aussage, dass man wohl bei einem Aufenthalt von 6-8 Stunden innerhalb der Zonen nahe des Tschernobyl Reaktors genauso viel Strahlung ausgesetzt sei, wie bei einem einstündigen Flug über den Atlantik. Der Abend blieb jung, da wir am darauffolgenden Morgen um 6:30 Uhr in der Früh aufbrechen mussten.

Um die besagte Stadt zu erreichen fuhren wir 2 Stunden in einem der vielen Tschernobyl Reisebusse.

Wir hatten eine Ganztagestour (inklusive Mittagessen) gebucht, einen eigenen Geigerzähler hielten wir jedoch nicht für notwendig. Vorbereitet auf das was uns erwartete, wurden wir durch einen Dokumentarfilm, während der Anreise. Diesen verschliefen wir leider prompt. Es war einfach noch zu früh für müde Freiwillige, denen solche Zeiten inzwischen fremd erscheinen.

Fragwürdig erschien uns der Ausflug erstmals, als wir am ersten Checkpoint (30 km entfernt) neben einem Tschernobyl Souvenirshop anhielten.

Nachdem wir diesen passierten und uns somit in der 30 Kilometerzone um den Kernreaktor befanden, startete die eigentliche „Sightseeing Tour“. In einem monotonen Tonfall trug die Reiseleiterin uns vor, welche Gebäude wir aus dem Bus zu unserer Linken und Rechten sehen bzw. nicht mehr sehen konnten. Die restliche Gruppe war mit diesen Informationen sichtlich zufrieden gestellt. Schnell stellte sich heraus, dass die Intention der anderen 9 Teilnehmer eher ein aufregendes Profilbild, als eine Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes war. Zugegebenermaßen waren auch wir im Vorfeld an den Bildern der verlassenen Ruinen interessiert.

Das Interesse legte sich jedoch noch vor dem Erreichen des ersten geplanten Stops.

Unsere Reiseleiterin schien ganz verwundert zu sein, dass wir, im Gegensatz zu den anderen Mitreisenden, uns auch nach Nachfrage gegen ein Gruppenfoto vor dem Stadteingangsmonument entschieden.

Einer der darauffolgenden Stops war ein verlassener Kindergarten. Nachdem die Reiseleiterin uns ausführlich über die gefährlich hohe Strahlung abseits der Wege informierte, lieferten sich die Teilnehmenden einen Wettkampf, fasziniert davon, welche Strahlenwerte ihr Geigerzähler doch erreichen konnte. Der Gewinner machte sich auch nicht die Mühe den nervenaufreibenden Alarm Ton seines Geiger-Müller-Zählrohres abzuschalten, welcher wohl hörbar den gesunden Grenzwert überschritten hat.

Noch begeisterter waren sie jedoch von den, von anderen Touristen, platzierten Puppen an dem Eingang des Kindergartens. Mit der Besichtigung eines, aufgrund einer Katastrophe verlassenen Ortes hatte das nichts zu tun.

Unser nächster prägnanter Halt war der 1986 außer Kontrolle geratene Reaktor Nummer 4. Eingeleitet wurde der Stop durch die genauen Anweisungen der Reiseleiterin, den besagten, fast völlig von einem metallenen Sarkophag umschlossenen Reaktor, nur aus einem bestimmten Winkel zu fotografieren. Die Arbeiter, und das zum Atomkraftwerk hinzugehörige Gelände, durften keineswegs auf den Bildern zu sehen sein. Dem Anschein nach wird auf dem gesamten Gelände weiterhin gearbeitet. Wir erfuhren auf Nachfrage, dass die Arbeitszeiten je nach Strahlengrad variieren und die Arbeiter nach 15 Tagen die Zone für die gleiche Anzahl an Tagen verlassen müssen. Mehr Geld erhalten die Arbeiter jedoch nicht, obwohl sie der radioaktiven Strahlung ausgesetzt sind.

In Prypjat erkundeten wir zu Fuß die berühmten Überreste des Jahrmarktes und besichtigten ein Schulgelände. Es scheint einen großen Reiz zu haben, illegal, in die verlassene Stadt einzudringen und diese zu zerstören. So sind die leer stehenden Gebäude nur aufgrund der Verwüstungen ein Blickfang für die Katastrophentouristen.

Eine ordentliche Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes über mehrere Stunden fiel uns sehr schwer. Beim Anblick der Ruinen fielen Sätze wie „Macht Radioaktivität eigentlich den Boden kaputt?“ Bei einem gemeinsamen Mittagessen in der Kantine aßen wir mit weiteren Touristen neben den Arbeitern des Atomkraftwerkes. Das große Highlight war die vorangehende Kontrolle des Strahlenwertes durch ein kurzes Scannen der Kleidung, Hände und Füße. Auch hier bereitete eine eventuelle radioaktive Verseuchung den Teilnehmern Freude, die auf unzählbar vielen Fotos festgehalten wurde (siehe Facebook). Nach dem Mittagessen war auch der letzte Funke unserer Konzentration dahin. Zwei Stunden lagen jedoch noch vor uns. Unter anderem der Besuch der geheimen sowjetischen Militärbasis, genannt Tschernobyl 2. Während unsere Auffassungsgabe gegen null sank und wir langsam unserer Gruppe mit großem Abstand hinterher trotteten, stieg unsere Abneigung gegenüber den anderen Teilnehmern. Selbst ein harmloser Stockwurf eines Teilnehmers, zu der Unterhaltung des Pförtner Hundes, missfiel uns. Alles was die anderen taten, empfanden wir als doof und einfallslos. Für die letzten Attraktionen fehlte uns dann sogar die Motivation den Bus überhaupt zu verlassen. Der Blick durch die beschlagenen Scheiben des Busses war für uns vollkommen ausreichend. Dementsprechend groß war die Freude bei der Wiederankunft in Kiew.

Abschließend können wir sagen, dass es uns nicht möglich war unser vorhandenes Wissen mit dem Erlebten vor Ort zu verknüpfen. Diese Kommerzialisierung einer atomaren Katastrophe verhinderte unserer Meinung nach eine angemessene Auseinandersetzung damit. Uns ist bewusst, dass es dennoch eine prägende Erfahrung war. Wir persönlich halten uns in Zukunft von ähnlichen Touren fern.

Strahlungsmessung des Geigerzählers wird fotografiert

 

 

Von einem Alltag in Chisinau und Urlaub in Transsilvanien

Mein letzter Eintrag ist jetzt mehr als einen Monat her und ich befinde mich, wenn nicht gerade Ferien sind, in einem gemütlichen Alltagstrott.

In der Schule konzentriere ich mich nun auf meine kleinen Projekte, die ich mir mit verschiedenen Klassen vorgenommen habe. Eine Woche lang war ich als Vertretungslehrer auf mich alleingestellt vor der Klasse. Abgesehen davon, dass manche Klassen die Situation ausgenutzt haben und zu Stundenbeginn genauso wenige Schüler wie Lehrer anwesend waren, hat das super geklappt. Der Unterricht mit den interessierten Schülern hat mir sogar richtig Freude bereitet. Als Freiwilliger, frisch aus der Schule kann ich die Schüler*innen, die es bevorzugten früher mit dem Wochenende zu beginnen, genauso verstehen.

Ab und zu gelingt es mir in der Schule mit meinem schlechten rumänisch bei dem Hausmeister den Schlüssel für den „Sal de festiva“ zu organisieren und meine Freistunden am Klavier zu verbringen. Oft genug folgt jedoch auch auf meine eingeübte, fragende Bitte keine Schlüsselübergabe, sondern eine mir leider unverständliche Antwort. Hilft uns dann auch die Zeichensprache nicht weiter, so tut mir mein Gegenüber irgendwann leid, weil er sich mit mir rumschlagen muss und ich gebe auf. Das bringt mich zu einem klaren Ziel was ich mir gesetzt habe: so viel rumänisch zu lernen, bis ich mich mit dem Hausmeister unterhalten kann!

Letzte Woche gab es Herbstferien und passend zu Halloween haben wir Urlaub in Transsilvanien gemacht. Ein freiwilliger Freund nahm uns in seiner Wohnung in Brasov auf. Jetzt weiß ich wo Dracula, oder eher Vlad lll sein Unwesen getrieben hat und wie sich Halloween in Brasov so feiert. Eins meiner Highlights war es jedoch endlich wieder richtige Berge zu sehen. Umgeben von den schneebedeckten Karpaten fühlte man sich wie im Skiurlaub (das Skifahren hat natürlich gefehlt).

Zuletzt wurde nun auch endlich die Zentralheizung in Chisinau angeworfen. Das bedeutet für mich: kein Frieren mehr in den Klassenräumen im Keller der Schule (Dort ist sowohl mein eigener Unterricht als auch meine Sprachstunden untergebracht). Wäre die Heizung weiterhin ausgeblieben und die Temperaturen stetig gesunken, dann hätte ich mir wohl einen Kosmonauten Anzug gegen die Kälte kaufen müssen.

Hier zum Abschluss ein paar Bilder:

Schloss Bran

Schloss Bran

Beerge

und nochmal Berge

 

 

(M)ein völlig neues Umfeld

Die letzten neun Tage brachten wieder viel Programm innerhalb, sowie außerhalb des Landes mit sich. In Chişinău ist aus Sommer nun sehr schnell Herbst geworden, was bedeutet: Ich habe die Winterjacke und den Schal aus dem Schrank gekramt und frage mich was ich wohl anziehen werde, wenn die versprochenen -20° Celsius erreicht werden.

Über das Wochenende reiste ich mit meiner Ansprechperson für ein DSD2 Seminar nach Constanta. Nach einer ca. zehn stündigen Busfahrt (das Passieren der EU Grenze nahm zwei Stunden in Anspruch), empfing uns in Constanta eine starke Brise, ausgehend von dem Schwarzen Meer und ein gemütliches Hotelbett. Das Seminar diente unter anderem zum Austausch der Lehrer von Schulen in Rumänien und meiner Einsatzschule in Moldawien, die das deutsche Sprachdiplom anbieten. Das Bestehen der sogenannten DSD2 Prüfung ermöglicht es den Schülern in deutschsprachigen Ländern studieren zu können. In diesen ausgewählten DSD Schulen wird dann Deutschunterricht angeboten. Abwechslungsreich wurden verschiedene Modelle zur Unterrichtsgestaltung, von der Benutzung digitaler Medien bis zu einer Spielstunde Schafskopf (ein traditionelles Kartenspiel aus Bayern), vorgestellt. Ich habe einen klaren Favoriten: Die Internetseite Kahoot – Lehrer haben die Möglichkeit online ein Quiz für die Schüler*innen anzulegen. Die Schüler loggen sich im Unterricht ein und testen, mit multiple choice Fragen, ihr Wissen zu behandelten Unterrichtseinheiten. Natürlich kam auch eine Stadt-, Kneipen-, Strandbesichtigung in Constanta nicht zu kurz.

Zurück in Chişinău waren wir am dritten Oktober, anlässlich des Tages der deutschen Einheit, von der deutschen Botschaft zu einem Fest eingeladen. Anders weiß ich das Event im Nachhinein nicht zu beschreiben. Wir gingen davon aus, dass es sich um ein gemeinsames Essen in dem Rahmen der Wahlparty (ca. 40-50 Gäste) handelt, da auf der Einladung die Rede von einem Restaurant war. Umso größer war die Verwunderung, als wir, nachdem wir den Metalldetektor und die Sicherheitskontrollen passiert hatten, vor einem Saal, gefüllt mit sehr viel schicker gekleideten Gästen (bei mir war eine Jeans und ein kariertes Hemd angesagt), standen. Nach der moldawischen und der deutschen Nationalhymne hielten die deutsche Botschafterin und der Präsident der Republik Moldau, Dodon eine Rede zum Jahrestag, der Zusammenarbeit der Republik Moldau und Deutschland und 25 Jahre diplomatische Beziehungen. Dazu wurde ein Film gezeigt (leider auf Rumänisch) und anschließend das Buffet eröffnet.

Den Tag darauf wohnten wir mit einer kleinen Gruppe an interessierten Schülern einer Ausstellungseröffnung bei. Die Ausstellung zeigte die Projekte junger deutscher Architekten (mit jung war unter 45 Jahren gemeint, da eine frühe Karriere als Architekt sehr schwierig sei), welche die Aufgabe gemeistert hatten, ihre Bauwerke an z.B. von der Umwelt oder durch Platzmangel gegebene Voraussetzungen anzupassen. Sehr gut gefiel mir die Rede des stellvertretenden Botschafters. Er sah in dem Projekt ein Vorbild, nachdem auch Teile Chişinăus wieder für die breite Bevölkerung bewohnbar gemacht werden könnten. Spätestens nach einer kurzen, für uns organisierten Privatführung, war auch das Interesse der Schüler geweckt.

Also wie gesagt, es ist viel passiert. Hier wie üblich ein paar Bilder dazu:                                         Demnächst werde ich herausfinden, wie sich die Bilder anordnen lassen!

Altes Kasino und Industiehafen

 

Constanta Altstadt

 

Blick auf das Schwarze Meer

 

Wellenbrecher

 

Architekturausstellung

 

Architekturausstellung

 

Festsaal

 

deutsche Botschafterin und Präsident Dodon

 

Buffet am 3. Oktober

Was es zu erzählen gibt

Es ist wieder eine Woche vergangen, die 30° schlugen schnell seit meiner Ankunft in bodenständige 20° um, die Stadt bleibt spannend und die Kommunikation schwierig.

Inzwischen habe ich eine*n Sprachlehrer*in gefunden und heute hatte ich meine zweite Stunde auf englisch-rumänisch. Ein wenig helfen mir meine Spanischkenntnisse bei der Grammatik und dem Wortschatz, es gibt jedoch viele Besonderheiten. Ein Beispiel ist, dass der Artikel hinten an das Nomen gehängt wird, wie z.B. die Kartoffel-cartoful, das Telefon-telefonul, die Äpfel-merele (Angaben sind ohne Gewähr). Das der Unterricht zusätzlich mein englisch auffrischt, kommt mir sehr zugute, da unter den Freiwilligen hauptsächlich englisch gesprochen wird.

Freiwillige gibt es hier mehr, als ich erwartet habe. Dank meinem Mitbewohner fällt es mir einfacher Anschluss zu finden, da ich seit dem ersten Tag überallhin mitgenommen werde und neue Gesichter kennenlerne. Zudem bekamen wir über das Wochenende Besuch von meiner Mitfreiwilligen aus Bãlţi. Anlässlich ihrer, vermutlich unnachlässige Neugierde auf die Hauptstadt Moldawiens, sowie unserer Einladung zu der, von der deutschen Botschaft organisierten, Wahlparty in der Residenz der Botschafterin.

Für die Mitarbeiter der Botschaft, uns Freiwillige, und viele weitere Gäste gab es ein Buffet und es wurden Getränke ausgeschenkt. Zeitgleich zeigten und verkündeten eine Leinwand und ein Fernseher die Wahlergebnisse auf Englisch und deutsch. Als ein Programmpunkt war ein Quiz zu den Wahlen vorgesehen, wobei jedoch die Reden einzelner Politiker untergingen. Die Veranstaltung endete um 21 Uhr. Auch von der Schule Kogalniceanu, meiner Einsatzstelle, waren Schüler und Schülerinnen eingeladen, die für das deutsche Sprachdiplom angemeldet sind. Als die letzten Gäste des Abends, saßen wir drei Freiwillige mit der Botschafterin und ihrem Sohn auf der Couch und schauten die TV Debatte zu Ende.

Was das Essen hier in Chişinău betrifft, sind Placintas als Snack zu empfehlen. Ich als Laie würde sagen, dass sind Teigtaschen, gefüllt mit Kartoffeln oder Käse. Verwundert war ich, das hier kaum andere Restaurantketten als Andys Pizza und La Placinte anzutreffen sind. Beide Ketten gehören, wie ich erfahren habe, dem Sohn des ehemaligen Staatspräsidenten und sind in der ganzen Stadt verteilt. Erst genannte Kette serviert alles an Fastfood. Bei La Placinte gibt es einheimische Gerichte und so bieten beide ab und zu eine ganz gute Abwechslung. Den Mac Donalds hier habe ich bis jetzt gemieden.

Das wars auch schon.. hier noch ein paar Bilder:

Gates of Chisinau

 

Das Buffet

 

„Warte, ich mache noch schnell ein Foto bevor wir reingehen“

 

Flugzeug

 

Das sollte bei allen Ampeln so aussehen

Jetzt bin ich also hier..

Ich denke gegen Ende, des jetzt schon sechsten Tages in Chişinău, ist es dann doch Zeit etwas zu schreiben und mit meinem Blog zu beginnen.

Hätte ich mit meinem ersten Eintrag am ersten oder zweiten Tag begonnen, dann wäre eines meiner großen Themen die Schwierigkeiten im öffentlichen Nahverkehr gewesen. Am ersten Morgen schien es mir fast unmöglich meine Einsatzstelle zu erreichen, da es keine festen Abfahrtzeiten gibt und die Haltestellen nicht zwingend im Bus angezeigt werden. Durch die Hilfe von Google Maps in Zusammenarbeit mit einer groben Karte von den Busrouten Chişinăus kam ich dann doch relativ pünktlich. Jetzt ist der morgige Weg zur Routine geworden und ich verbringe auch weniger Zeit mit dem vergeblichen Warten an falschen Bushaltestellen.

An meiner Einsatzstelle, der Liceul Mihail Kogalniceanu, verstehe ich mich, seit meinem ersten Besuch direkt nach Ankunft, sehr gut sowohl mit den Schülern als auch den Deutschlehrern. Dabei wurde mir das von mehreren Personen anders prophezeit. Meine Aufgabe besteht momentan darin, im Unterricht zu hospitieren oder eher gesagt meistens am Anfang der Stunde für eine Fragerunde der Schüler offen und danach einfach präsent zu sein. Die Runden gehen jedoch meistens, sei es aus Schüchternheit oder mangelndem Interesse, nicht über die Fragen hinaus: Woher kommst du? Wie heißt du? Es wird aber von Tag zu Tag besser!

Was mit der Zeit immer deutlicher wird… ICH MUSS DRINGEND RUMÄNISCH LERNEN. Es gestaltet sich als sehr schwierig, wenn auch nicht als unmöglich, ohne irgendwelche hilfreichen Sprachkenntnisse Essen zu bestellen. Komischerweise verspüre ich, sobald meiner Bestellung eine Frage folgt, den Drang meine miserablen Spanischkenntnisse auszupacken, weil sie der rumänischen Sprache dann doch noch am ähnlichsten sind. Letztendlich helfen aber nur Handzeichen und Hoffen. Ähnlich ist es mit dem Einkaufen. Stellt nicht gerade die Kasse ein Hindernis dar weil der Betrag mir angezeigt wird (ich muss dringend die Zahlen lernen) und freundlich lächeln hilft, so ist es schwierig zu kochen ohne die Zutaten (wie zb. Sahne) zu finden. Zum Glück übernimmt meistens mein Mitbewohner den Part der Verständigung aber das kann ja nicht immer so weiter gehen…

Zuletzt war die aufregendste Tour bis jetzt unser Ausflug nach Soroca. Dort genossen wir bei einem Apfelfest die Gastfreundschaft und erkundigten die Gegend. Wir wurden mit Mămăligă (ähnlich wie Polenta) und Wein versorgt und haben von dem Ufer der Dnister (auf Google Maps steht Tyra obwohl das der altgriechische Name ist?) auf die Ukraine geschaut. Bei einer kleinen Tour durch die Gegend besichtigten wir unter anderem den von Romas erbauten Nachbau des weißen Haus.

Hier ein paar Bilder:

 

Liebe Leser*innen

In meinem Blog werde ich unregelmäßig meine Gedanken und Erfahrungen preisgeben.

Es handelt sich dabei um subjektive Eindrücke, die lediglich einen kleinen Einblick in meinen Alltag hier ermöglichen sollen.