So, jetzt ist es auch Zeit für mein erstes richtiges Update aus Vietnam. Bevor ich aber anfange, möchte ich noch kurz sagen, dass alles was ich hier schreibe nur meine eigenen, individuellen Erfahrungen und Eindrücke sind. Sie beschreiben das Land in keinem Fall in allen seinen Facetten und zeigen kein Bild der gesamten Realität.
Nach dem 10-tägigen Vorbereitungsseminar am Werbellinsee mit gut 200 Anderen, die so wie ich das Glück haben, ihren Freiwilligendienst im Ausland verbringen zu dürfen, ging es zwei Tage später dann von Berlin aus los… wo ich den tollsten Abschied von meinen Freunden und meiner Familie hatte, den man sich nur vorstellen kann (Überraschung und Tränen inklusive)
Ich bin jetzt seit gut zwei Wochen hier. 9.276,56 km Luftlinie weg von Zuhause, weg von allem Bekannten, allem Sicheren, allem, was ich jetzt 12 Monate lang vermissen muss. Aber wie ich innerhalb der ersten drei Wochen feststellen konnte ist es kein negatives, sondern ein sehr positives Heimweh. Ich freue mich schon jetzt total auf meine Ankunft in Berlin in gut elf Monaten. Aber gleichzeitig freue ich mich unglaublich auf die Zeit hier. Auf die Stadt, die Kultur, die Menschen, die Reisen.
Ich bin immer noch ein bisschen überrumpelt von der Schnelllebigkeit, aber doch der Ruhe, mit der die Menschen hier an ihr Leben gehen.
Es ist laut, voll, dreckig und vor allem heiß. Heute hat mein Handy mir 37°C angezeigt und man merkt es. Gerade in der Innenstadt, in der ich jetzt eine kleine Wohnung gefunden hab, ist es schwer, mal eine Abkühlung zu bekommen. Von dem Tipp, die Klimaanlage so wenig wie möglich anzumachen, mache ich aktuell Gebrauch, aber merke noch nicht wirklich, dass mir das bei der Gewöhnung an das Wetter hier hilft. Leider! Aber ich denke, dass ich mich irgendwann daran gewöhnen werde… früher oder später… hoffentlich. Durch den vielen Verkehr und die dadurch entstehende Luft wird es mir nicht wirklich leichter gemacht.
Oh ja, der Verkehr! Mein erster Gang auf die Straße gestaltete sich tatsächlich als Abenteuer. Bei einem Zebrastreifen hält nämlich leider niemand an, um mich über die Straße zu lassen, also muss ich mir wohl oder übel ein Herz fassen und auf gut Glück einfach loslaufen. Und das klappt erstaunlich gut. Einfach loslaufen, denn wenn du auf eine Lücke im Verkehr wartest, kannst du vor allem in der Rushhour Stunden warten. Also, gooo! Zwar werde ich immer noch angehupt, wie bei drei türkischen Hochzeiten zusammen, aber die Mofafahrer suchen sich ihren Weg um mich herum. Die einzige Regel im Verkehr, der gefühlt keine Regeln besitzt: nicht ausweichen und keine hektischen Bewegungen. Einfach ruhig und in einem gleichmäßigen Tempo laufen und dann passiert auch nichts. Mit dem ersten Schritt auf die Straße umgibt dich der Verkehr und du wirst wie in einem Fischschwarm umfahren und gleitest letztendlich auf der anderen Straßenseite wieder aus dem Getümmel heraus.
Naja, eher rein ins nächste Getümmel. Auf den Bürgersteigen findet man nämlich nicht seine Ruhe. Wenn es überhaupt Bürgersteige gibt, dann muss ich mir meistens meinen Weg durch das Labyrinth aus Garküchen und Mofas suchen. Außerdem werde ich auf meinem halbstündigen Fußweg nach Hause an gefühlt jeder Ecke angesprochen, ob ich denn nicht ein Mofa brauche, das mich nach Hause bringt. Hier ist es nämlich sehr unüblich zu laufen. Die meisten nehmen sich selbst für einen fünf Minuten Weg ihren Roller. Da ist es klar, wenn man als Fußgänger auffällt, wenn man allein auf den Bürgersteigen entlang läuft. Aber ich werde nicht nur dauernd angesprochen. Oft breitet sich ein Lächeln auf den Gesichtern der Menschen aus, denen ich auf der Straße begegne und sie nicken mir zu. Man fühlt sich schon fast ein bisschen besonders (was man hier ja eigentlich auch ist). Und auch wenn eine Sprachbarriere zwischen mir und den Vietnamesen oft deutlich spürbar ist (Englisch wird hier nämlich zu großen Teilen nicht verstanden), werde ich oft auf vietnamesisch vollgequatscht, woraufhin ich mein Gegenüber leider nur fragend und mit einem Lächeln anschauen kann. Gestern kam die Putzfrau meines Hauses in mein Zimmer und fing an mit mir zu reden. Plapperte in einem munteren Vietnamesisch drauflos und schien mich irgendwas gefragt zu haben. Ich fing an zu lachen und einfach zu nicken, woraufhin sie anfing, zu putzen. Scheint wohl eine richtige Reaktion gewesen zu sein. Während sie putzte redete sie weiter mit mir und fing, als sie sah, dass ich kein Wort verstehe und sie ratlos anschaue, an zu lachen und macht fröhlich mit ihrer Arbeit weiter. Also, auch wenn es große Sprachbarrieren gibt, die mich eigentlich tagtäglich begegnen, komme ich auch mit Händen und Füßen mehr oder weniger zurecht. Und wenn nicht, ist die beste und einfachste Lösung immer noch das Lächeln 🙂
Ich denke, das wars von meiner Seite erstmal. Ich werd mich bald mal wieder melden und von meinen neuen Erfahrungen berichten.