Teil 1: Zwischenseminarsreisebericht

Es ist ja schon ein bisschen her, dass ich es das letzte Mal geschafft habe etwas zu schreiben. Da jetzt aber Ferien sind und ich nach einem verschnupften Wochenende wieder mehr oder weniger auf dem Damm bin, habe ich eigentlich keine Entschuldigung mehr alles noch weiter vor mir herzuschieben. Also Apfelsaftschorle einschenken und los geht´s.
Es ist schon etwas her, im Mai war es, bald schon vor zwei Monaten mittlerweile, da stand das kulurweit-Zwischenseminar an. Ich durfte dafür nach Lima Reisen, auf dem Weg meine, ebenfalls in Bolivien arbeitenden, Mittfreiwilligen treffen und schlussendlich in Lima viele schon auf dem Vorbereitungsseminar liebgewonnene Gesichter wiedersehen. Abgesehen davon war es auch sehr schön sich fünf Tage lang bekochen zu lassen, aber auch wenn das alles sehr schöne Ereignisse und Erlebnisse waren, soll es jetzt hauptsächlich um den Weg nach Lima und wieder zurück gehen.

Wenn man sich den Weg von Cochabamba nach Lima genauer anschaut, stellt man fest, dass sie beiden Städte nicht gerade um die Ecke liegen. Mit dieser bahnbrechenden Erkenntnis im Hinterkopf machte ich mich also an die Reiseplanung und merkte, dass es tatsächlich auch ziemlich lange dauern wird die Strecke zu überwinden. Zweite bahnbrechende Erkenntnis.

Ich wurde mit deutschen Autobahnen und Bahnstrecken und Alpenländischen Tunneln und Pässen sozialisiert.

Diese sind zwar,

wie Autobahnen ab und zu, durch Baustellen verengt

oder die auf ihnen verkehrenden Verkehrsmittel, die einen sicheren Transfer von A nach B bieten, sind mal ein wenig oder ein bis zwei Stunden zu spät, wie die Deutsche Bahn mir im letzten Jahr öfter demonstrierte.

Trotzdem kommt man in der Regel in ca. 5-6 Stunden von München nach Berlin,
kann für den Weg über die Alpen von Füssen zum Gardasee ebenso mit etwa 5 Stunden rechnen (obwohl diverse Pässe zu überwinden und Tunnel zu durchfahren sind)
und normalerweise kann man bei einer Autofahrt mit damit rechnen in einer Stunde 100 km zurückzulegen.
Nicht so in den Anden Boliviens und Perus.
Ich als Teil der Kfz-freien Bevölkerung habe, wenn ich über längere Strecken reisen möchte im Wesentlichen zwei Möglichkeiten:

1. Fliegen: Eigentlich hat jede Stadt in Bolivien und soweit ich bisher weiß auch in Peru einen Flughafen. Diese können zwar bisweilen sehr klein ausfallen, noch kleiner sogar als der berühmte Flughafen „München-Ost“ in Memmingen, aber man kommt schnell zu seinem Ziel.

2. Busfahren: Ebenfalls hat jede Stadt Boliviens und auch Perus, die ich bis jetzt besuchen durfte, ein Busterminal. Hier ist im Vergleich Bolivien etwas angenehmer, da es in Peru auch sein kann, dass alle Flotas, so werden die Busunternehmen hier genannt ihren Abfahrtsort nicht zentral an einem Ort haben, sondern über die ganze Stadt verteilt.

Jetzt gilt es eine Entscheidung zu treffen. Die Busse hier machen ein sehr angenehmes Reisen möglich. Je nach Preisklasse hat man einen Sitz, den man fast als Sessel bezeichnen kann und bis zu 180 Grad umklappen kann. Das bedeutet es ist genügend Platz und Komfort um zu schlafen und wenn nicht gerade ein Mitfahrer beschließt, mitten im bolivianischen Winter das Fenster aufzuschieben, dann ist es auch noch angenehm warm. Als zusätzliches Plus kostet die Fahrt von Cochabamba nach La Paz beim teuersten Busunternehmen nur etwa 50 Bolivianos. Das entspricht etwas mehr als sechs Euro für acht Stunden Busfahrt, die 380 km überbrückt.

Damit wären wir auch schon beim großen Malus am Busfahren in den Anden: Es dauert sehr, manchmal sogar sehr sehr lange. Acht Stunden für 380 km entspricht einem Geschwindigkeitsschnitt von weniger als 50 km/h, und das ist schon respektabel schnell, da die Straßen zwischen La Paz und Cochabamba recht gut ausgebaut sind. Mit dem Flugzeug benötigt man für dieselbe Strecke 45 Minuten. Ich spare mir also für den sechsfachen Preis der Busfahrt über sieben Stunden Zeit, um bei dem Beispiel zu bleiben und bekomme als Bonus auch noch etwas schlechtes Gewissen, geflogen zu sein.
Um mich damit nur ein bisschen quälen zu müssen habe ich mich dafür entschieden zwei Tage extra frei zu nehmen und über den Landweg nach Lima zu reisen und nur den Rückweg zu fliegen um Zeit und Urlaubstage zu sparen.

Arequipa liegt quasi direkt auf dem Weg, weshalb das der Ort der Wahl für mich war um dort für drei Tage Station zu machen. Also stieg ich Mittwochnacht um 22 Uhr in einen Nachtbus nach La Paz, kam dort um sechs Uhr früh an und machte mich auf die Suche nach einem Anschlussbus. Obwohl ich nur erwartet hatte, einen Bus nach Puno, einer Stadt auf der peruanischen Seite des Titicacasees, konnte ich ein Truffi zur Grenze bekommen, dort die Einreiseformalitäten erledigen und von dort aus einen Direktbus nach Arequipa nehmen. Normalerweise muss man als stolzer Besitzer einer Daueraufenthaltsgenehmigung 20 Euro beim Verlassen Boliviens bezahlen, das blieb mir überraschenderweise erspart. Auf dem Weg lernte ich noch eine deutsche Backpackerin kennen, mit der ich mir in Arequipa noch ein Taxi zum Hostel teilen konnte. Ich war nach 21 Stunden also tatsächlich in Arequipa angekommen. Nach ein paar entspannten Tagen ging es weiter nach Lima, 16 Stunden Busfahrt am Stück, dafür gab es aber diesmal ein warmes Essen, Tee und Wasser im Bus, nicht zu vergessen eine Trickfilmbelehrung wie wichtig es ist sich anzuschnallen. In bolivianischen Bussen habe ich bis jetzt noch keine Sicherheitsgurte gesehen.

Die Reise zurück von Lima nach Cocha ging um einiges schneller:

Mit dem Uber zum Flughafen, einchecken, mit einer Person am Schalter, die mich auf Englisch ansprach, durch die Duty-Free-Shops schländern, ein paar unterschiedliche Sorten Pisco probieren, mit den letzten Soles noch eine Flasche kaufen. Dann drei Stunden nach Santa Cruz fliegen, drei Stunden auf den Anschluss nach Cocha warten, währenddessen ein völlig überteuertes Wasser für 15 Bolivianos kaufen, nochmal neu einchecken, durch die Sicherheitskontrolle, dann 45 Minuten nach Cocha fliegen, währenddessen einschlafen, vom Flugbegleiter viel zu früh geweckt werden, ich finde einen Muffin und einen Saft neben mir. Frühstück gerettet.

Fliegen ist eindeutig einfacher, aber ich erlebe auch eindeutig weniger.

In Teil 2 werde ich noch einige Bilder hinzufügen und ein wenig über meine Eindrücke von Peru erzählen.

Liebe Grüße, Benjamin