Eine Million Grüntöne: Bogács.

Mit etwas Verspaetung kommt jetzt auch ein kleiner Bericht von meiner Klassenfahrt nach Bogács.

Nachdem ich erst am Samstag Abend aus Pécs wiederkam, blieb zuhause in Budapest nur kurz Zeit, die neue Mitbewohnerin zu begrüßen, Waesche zu waschen und umzupacken. Und am Montag ging es dann in einem kleinen Bus mit 13 Kindern los:  Drei Tage, vierte Klasse. Meine Ungarisch-”Kenntnisse” waren gefragt.

Der erste Stop war für uns Mátraháza, der höchste Punkt Ungarns. Nach wochenlangem Sonnenschein war der Regen pünktlich zu unserer Klassenfahrt da, wie das halt immer so ist. Deshalb fiel die Wanderung auf dem Berg relativ kurz aus, wir machten nur schnell ein paar Fotos, liefen etwa einen Kilometer und fuhren den Rest weiter mit dem Bus. Im Bus war immer gute Stimmung, es wurde gesungen und ich wurde in alle Spiele eingebunden.

Nach etwa drei Stunden kamen wir in Bogács an, die Fahrt war allerdings absolut ertraeglich. Es reichte schon, aus dem Fenster zu schauen und einfach die Natur zu genießen. Alles war grün. Wir fuhren durch die Berge, über schmale Schotterstraßen in einem Tunnel von grünen Baeumen, Straeuchern, Büschen und Blumen. Irgendwie ist die Natur in den letzten Wochen explodiert, das, was bei meiner Ankunft noch braun und trostlos war, ist jetzt knallgrün, riecht nach Sommer und überfordert alle Sinne.

Bogács selbst ist ein Dorf, liegt an einem See und nah an den Bergen. Wir bezogen unsere Jurta, hatten ein kleines Haeuschen für uns. Dort machten wir gleich Essen, es gab Páprikas mit Wurst, Nockerl und Tomate. Vor dem Essen ging es noch schnell ins Thermalbad von Bogács, wo das schlechte Wetter dann auch ganz egal war. Das warme, dampfende Wasser war Entspannung pur. Danach wurde das Essen über dem Feuer gekocht und ausgeteilt und zum Nachtisch gab es selbstgemachte Waffeln mit Nutella.

Der zweite Tag begann mit ein bisschen Sport, laufen und schwimmen. Dann ging es los nach Eger, wo wir die Kirche besichtigten und durch die Innenstadt liefen. Ansonsten wurde gespielt, gekocht, gebacken, Fußball gespielt und abends gab es eine Disko mit Kakao und ein paar Maedchen tanzten.

Am letzten Tag fuhren wir mit einer kleinen Eisenbahn durch die Berge, durch einen Tunnel aus Grün. Oben angekommen, wanderten wir die fünf Kilometer am Wasserfall und an Seen vorbei nach unten. Dort wurden wir vom Bus abgeholt, fuhren nach Poroszló und machten dort noch eine Fahrt mit Motorbooten auf dem verwinkelten Tisza-See. Das war zum einen entspannend, zum anderen aber auch absolute Reizüberflutung. Ich saß mit vier Maedchen in einem Boot (natürlich war der Motor unseres Bootes nach der Haelfte kaputt, sodass wir abgeschleppt werden mussten), und die vier versuchten, mir einige Worte auf Ungarisch beizubringen. Waren natürlich so Worte, die man jeden Tag braucht. Wie zum Beispiel Seerose. Oder Alge. Danach gab es nur noch etwas zu essen und dann ging es wieder Richtung Budapest. Um 20 Uhr waren wir an der Schule, um 21 Uhr war ich zuhause.

So drei Tage mit einer vierten Klasse und einer fremden Sprache können schon anstrengend sein. Aber das schöne überwiegt definitiv. Ich habe viel von Ungarn gesehen und bin unglaublich dankbar dafür, dass ich mitfahren konnte.

Aber wofür ich noch viel dankbarer bin und was ich nie vergessen werde, das sind die kleinen Dinge, die die Kinder mir beigebracht haben. Kinder sind naemlich ziemlich toll und es interessiert sie nicht, wie schlecht ich ihre Sprache spreche. Sie versuchen einfach, mir alles zu zeigen.

Viele der Kinder, die mitgefahren sind, sind es nicht gewohnt, eine warme Mahlzeit zu bekommen. Sie sind es gewohnt, sich mit dem Kleinsten zufrieden zu geben und nicht viel zu fordern. Ich glaube, von den Kindern habe ich am meisten über das Leben gelernt.

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