რახთება?

Die Welt hatte ihn gerufen und er kam. Während die Sonne hinter das Gebirge purzelte, verschreckt und schwach vom grausigen Windstoß der sie durch die Täler gehetzt hatte, trabte er mutigen Schrittes heran, dem Sturm entgegen. Die Hufe seines Rosses kämpften sich sicher durch die Felsen des Hanges. Das verflossene Blut der Sonne bespritzte seinen Helm, aber tropfte nicht herab, es klammerte sich an den Helden. Die Wolken waren ihm Pegasusflügel, der Donner und der Blitz sein göttlicher Zorn. Am höchsten Punkt blickte er herab mit ruhigem, ernstem Blick. Herab auf die Zerstörung und die Finsternis der einstmals grünen Auen seines Vaterlandes. 20 Jahre hatte er in Höhlen gelebt, verborgen vor der Schönheit seiner hehren Heimat ebenso wie vor dem Schrecken und dem Chaos. Nun war die Zeit der Vergeltung für die Herrschaft seines Vaters gekommen. Vergeltung für den Mord an seiner lieben Mutter, die unter höchsten Qualen sich ins Schwert für ihres Kindes Rettung geworfen hatte. Ihre Todesschreie hatten ihn gezeichnet und der Schatten seiner Wangen wurde jetzt noch tiefer hier, im Angesicht des Elends, welches sein Volk hatte ertragen müssen. Die Gräser waren ergraut und fahl und auf ihnen vertrockneten die Trümmer einstmals großer Städte. Dörfler mühten sich zwischen kalten Schauern auf dem braunen Matsch ihrer Felder, ihr Zittern galt nicht allein der Kälte, es galt den schwarzen Schergen, die mit blitzender Rüstung auf dem kalten Stein der Heerstraße auf und ab ritten, Botschafter der Unterdrückung. In der nächstgelegenen Stadt zerrten zwei ihrer geharnischten Gehilfen – ehemals ihrer Opfer Freunde, aber nun gebeugt unter das fügende Joch der Täter – einen Schmied mit seiner Familie aus dem Loch seiner Behausung. Mit einem Spieß trieb der Eine sie zum stählernen Gefährt, in das sie zu zig Anderen gepfercht wurden, mit grobem Holz steckte der Andere ihr Hab und Gut in Flammen. Mager und hoffnungslos schluchzten die Kinder des Schmiedes und spähten durch den Spalt zwischen ihren Fingern zurück auf die schlingenden Flammen. Plötzlich bemerkte ihr Vater die Gestalt am Himmel, wie sie zwischen Nebel und Bergkuppe zu schweben schien. Ihre goldene Panzerung war wie ein neues Sonnenlicht, ihr ausgestrecktes Schwert blitzte wie ein rächendes Gewitter im Lichte der Unwetter, ein Prometheus, ein Menschenfreund. Trotz der Totenstille, irgendetwas schien zu erklingen, eine Brise Melodie fegte über die Ebenen. Ja, vielleicht war es pure Einbildung, aber ein wärmender Funke sanfter Harmonie war deutlich zu spüren gewesen im Land. Die verhärmte Stirn des Schmieds spannte sich, die Gesichtsmuskeln schöpften gierig diese Hoffnung. Mit heftigen Gesten und Rufen appellierte er an seine Brüder, seine Mitgefangenen: „Wer für seine Freiheit strebt, muss auch für sie kämpfen!“. Und unter dem kläglichen Gekreisch der Wachen sprengte die wilde Menschenmenge den eisernen Käfig des Gefangentransports und entriss den Wachen ihre Spieße und Äxte. Begeistert hieb man auf seine Peiniger, da ertönte schon der dumpfe, blecherne Bass einer Fanfare. Die Schwarzen Reiter galoppierten von allen Seiten herbei und bald war der Aufstand mit Lanzen niedergestochen. In ihrem eigenem Blute wälzten sich die Übermütigen. Der Held runzelte die Stirn, trieb sein Ross an und verschwand bald zwischen den Wolken auf seinem Abstieg hinab ins Tal. Die Menge stöhnt und jubelt zugleich, die Mikrophone kommentieren schallend, die Geschichte der Vorjahre scheint sich einmal mehr zu wiederholen. Dem Lauf eines vertrockneten Bächleins folgend, gelangte er auf die Hochebenen zum höchstgelegensten Bergdorf im ganzen Gebirge, zur Grenze der modernden Zivilisation. Eine Taverne hatte es schon vor dem Bürgerkrieg dort nicht gegeben, so ärmlich war das Dorf und jetzt war es kaum mehr von der kargen Bergnatur zu unterscheiden. Die Wohnhöhlen kauerten sich moosbehangen in den schützenden Schoß der Erde, in ihren Augenhöhlen glimmten schwach die Versuche eines Feuers. Zu dieser Tageszeit – es war mittlerweile fast nachts – trieben die Hirten allesamt ihre treuen Schäfchen zurück in ihre Höhlen. Sie hatten kein Licht nötig, um ihren Heimweg zu finden, ihre Fackel war die Monotonie der letzten 50 Jahre. Die wurde mit einem Mal durchbrochen durch das Klappern eines fremden Tieres. Nun, ganz fremd war es nicht, die Alten erinnerte es an friedlichere Zeiten. Man bestaunte und erschreckte sich vor dem hell erstrahlenden Helden, der seinen Helm zum Zeichen der Unschuld in den linken Arm genommen hatte, mit der Rechten die Zügel seines Fuchses führend. Der Held sprach: „Ich bin n0tail, einziger Sohn des irren Königs und rechtmäßiger Erbe auf seinen Thron. Ich bin gekommen um fy zu stürzen und seine Finsternis zu brechen. 20 Jahre war ich tot geglaubt, seit meiner Geburt glaubte man nicht an meine Existenz. Aber jetzt bin ich gekommen. Also fürchtet mich nicht, sondern leitet mich den richtigen Weg, damit ich im Schutze der feindlichen Nacht ins Herz ihrer Dunkelheit dringen kann.“ Zuallererst freuten sich die Alten, denn sie schwelgten in der friedlichen Nostalgie, dann die Jungen, denn sie schwelgten in der Aussicht auf eine freie Zukunft. Man bot dem Fürsten alle Hilfe an, die in die Sinne kam, aber dieser lehnte entschlossen, aber gütig ab. Im Feuerschein erfreuten sich die Hirten an dessen Gestalt, an den weisen, krausen Brauen, den sicheren, wissenden Augen und dem tapferen feurigen Mund. Seine Haare flatterten ohne Eitelkeit und doch verhießen seine Züge Respekt und Macht. In die Bärte der Ältesten sickerten bei seinem Anblick heimliche Tränen zur Kühlung der unerwarteten Hoffnungswärme. Da verfinsterten sich ihre Gesichter. „Ich spüre Erschütterungen, etwas kommt in dieses Dorf, ein Ritter auf einem Ross!“, „Dies ist kein Ritter und kein Ross hoher Herr, dies sind die schwarzen Schergen. Oh Mutter Erde, dieses Dorf ist verloren und wird brennen, Ihr müsst vor diesem Grauen fliehen!“ Panik breitete sich unter den Anwesenden aus, die Gesichter wurden bleich, als blickten sie in die nackte Hölle. „Ruhe unter euch, Gefährten!“, rief der Fürst, „Betet nicht zu Mutter Erde, sondern glaubt an den Gott der Freiheit, der Menschlichkeit. Euch wird kein Leid geschehen, bleibt in euren Hütten!“ Dabei zog er sein Schwert aus der Scheide und schritt ruhig auf den brachen Platz, um den sich alle Höhlen gruppiert hatten. Das Beben des Erdbodens wurde lauter und dröhnender und in der Dunkelheit zeichnete sich ein Reiter dadurch ab, das er noch millionenfach schwärzer war als die Nacht. Stumm glitt er durch die Nacht, unerbittlich auf das Dorfe zu. Der Held kniete auf sein Schwert gestützt mit andächtig gesenktem Kopf. Mit Schrecken lugten die Bewohner auf den Platz und beobachten wie der Scherge gelassen seine Zügel zog und vor dem Helden hielt. Die Menge ist ganz still. Volle Konzentration auf das Geschehen. „Du erkennst mich und kniest doch nicht vor mir, deinem rechtmäßigen Gebieter. Die Schlechtigkeit deines Wesens hat dich schwach gemacht und verblendet vor der Wahrheit dieser Welt. Trotzdem gebe ich dir die Rettung, die du so offen zu verschmähen scheinst. Knie vor mir, lege diesen Panzer nieder und offenbare dich, dann darfst du sühnen deine Schuld und in Frieden leben oder sterben… Nun du redest nicht, sondern schwingst nur deine Waffen. Diese Mörderklingen verteidigen nichts von Wert, sie werden dir nicht helfen. Wehren kann sich nur, was auch gut ist, denn nur was gut ist, will auch wirklich leben. Du denkst vielleicht, ich rede Unsinn, denn deine Waffen haben dich schon oft gerettet, haben noch viel öfter getötet. Aber gerettet vor welcher Gefahr? Ihr Gewissenlosen tötet, weil ihr nichts Anderes kennt, diejenigen, die euch bedrohen, können euch nicht töten, denn sie glauben nicht an Mord! Auch ich kann kein fremdes Blut erkalten. Aber ich bitte dich, erhebe die Hand nicht gegen mich, denn sie wird dich lieber selbst richten.“ Mit diesen Worten, warm und ehrlich gesprochen, versuchte er das Herz seines Gegenübers zu bezwingen, doch erhob dieses wie prophezeit den Arm mit dem Schwert und lies es über dem baren Haupt des Prinzen niederfahren. Ein gewaltiges Licht blitzte auf, als die Klinge das fremde Fleisch berührte. Es tauchte mit seiner Kraft die ganze Ebene, das Gebirge darüber und das Tal zu seinen Füßen in Tageshelle und mit ihm brach ein singender Ton aus der Einsamkeit der Finsternis, schwoll im Bruchteil einer Sekunde zu reißenden Höhen und einem Fluss an Melodien und verstummte, so wie auch das Licht erstarb. Begeisterungsstürme entfacht der Pathos, die Menge dürstet nach mehr. Was sie sieht, erhebt sie in unvorhergesehene Höhen und schmeichelt ihrem Stolz. Gerächt und gerecht! Die Stille tobte vor Wut. Das war nicht vorhergesehen gewesen, noch weniger hatte es die Propaganda prophezeit. Ein unerhörter, weicher Klang voll Vergebung, ein nie zuvor gesehenes, gleißendes Licht moralischer Stärke, so etwas hätte es niemals wieder geben sollen. Die fetten Staatsräte diskutierten noch, während sich das Licht schon durch die nächsten Schlachten schlug. Es nahm Dorf um Dorf mit Zärtlichkeit und tünchte die grausigen Befestigungsanlagen der nächsten Stadt in mondlichtweiß. War der erste Sieg nicht einmal sekundenlang gewesen, bestand die Wärme nun doch immer länger. Und drang unaufhaltsam näher heran. In der Provinzhauptstadt saß der Gouverneur auf seinem eisernen Thron inmitten seiner betuchtesten Offiziere. Alle von ihnen hatten betrogen und gemordet, Unsägliches getan, allen voran jedoch ihr Anführer. In den Jahren seiner Tyrannei war es ihm das liebste Vergnügen gewesen, was anderen Menschen vor Scheußlichkeit die Sinne erstickte. Des Nachts schwärmten schwarze Schergen in seinem Auftrag aus, immer auf der Suche nach solchen Geschöpfen, die es zu zerstören galt. So entführten sie bevorzugt Kinder, die in der Kürze ihres Lebens noch rein und hold geblieben waren. Diese Unschuldigen zu martern und zu foltern, waren die liebsten Stunden des Gouverneurs. Mit einem heißen Messer schnitt er ihnen hässliche Fratzen ins Gesicht und ergötzte sich an ihren Schreien. In ihrer Qual trieb er sie zu Taten, die die unschuldigen Herzen mit Schwärze korrumpierten und besah sich kichernd ihren Niedergang. In seinem ganzen Leben hatte er mit bösen Farben gemalt, doch nun sah er zum ersten Mal das leibhaftige Licht, nun half ihm seine Mordlust nicht, nun waren sie alle versammelt in blankem Horror, der Generalissimus und sein Stab. Da tat sich schon das Portal des Saales auf und hinein schritt der Prinz. „Legt eure Macht zu euren Füßen, übergebt euch der Gerechtigkeit und euch soll nichts widerfahren, was nicht Recht oder Richtigkeit in sich trägt.“ Und mit einem Mal beugten sich die Verbrecher, weniger dem Recht, als ihrem Egoismus. Allesamt wurden sie abgeführt von den Bewohnern dieser Stadt, die für solch lange Zeit ihre Sklaven gewesen waren, es stand ein fairer Prozess bevor. Damit hatte der Held diese Provinz befreit und mündig gemacht. Die Rückeroberung der Moral hatte begonnen und dafür marschierten in langen Reihen auch die einfachsten Bewohner. Allgemeine Trunkenheit macht sich für eine kurze Periode breit. Die Welt läuft in ihren ihr angedachten Bahnen, so macht es wieder Spaß! Das Publikum versteht nicht ganz den Grund seines Glücks, für Reflexion bleibt keine Zeit. Die Aufmerksamkeit richtet sich zwangsgemäß wieder auf das Spiel. Jahre waren ins Land gegangen. Der Prinz arbeitete mit aller Macht für den Sieg und erkaufte ihn sich Stück für Stück mit dem Schweiß der Unermüdlichkeit. Nach dem ersten Triumph hatte sein Ruhm alle Grenzen überquert und mit sich die Hoffnung geschleust. Geschleust in die Herzen derjenigen, die noch Mensch geblieben waren nach all diesen Jahren. Die Hälfte des Reiches war dem Guten verfallen, man war dort unaufhaltsam mit seinen barmherzigen Armeen eingezogen. Aber bald verhärteten sich die Grenzen zwischen Gut und Böse, alle Überläufer waren schon aus den Fängen der Finsternis geflohen und die Zurückgebliebenen waren Feiglinge, Herzensschwache, Königstreue oder verblendete Eiferer, Alle unter den Fängen des Zauberers fy vereint mit der Legitimation des irren Prinzenvaters. Es hieß also weniger Vater gegen Sohn, als n0tail gegen fy. Doch wie konnte man diesen Kampf für sich entscheiden? Man vertraut nun in den Rängen auf eine verrückte Strategie, der Rahmen soll gesprengt werden. All das aufgestaute Vertrauen lasten sie auf ihren Helden und man lehnt sich zurück. Die Ruhe vor dem Sturm beruhigt auch die Gemüter und wiegelt Emotionen ab. Selbstbewusst jubeln bereits Einige und rufen ihrem Helden zu. All das kann ihn jetzt hinter seinen Headset-Toren nicht erreichen. Mit seinen treusten Gefährten war er vor die Mauern seines Feindes geritten, denn nun wollte er alles beenden. Der Bann konnte nur gebrochen werden, indem man den bösen Mächten ihre Maske herunterriss, das wusste er. Die weißen Reittiere seiner Gefolgsleute scheuten, als sie den Krallen der Festung nahe kamen. Deren Türme ragten spitz in den Himmel und blickten mit fahlem Augenlicht auf die Gruppe der Ehrenvollen mitten in diesem ausgefransten, kranken Land, während an ihren Wänden das dicke Blut in Strömen sich hinunterwälzte. Plötzlich reiften im Kern dieses seelenlosen Gebäudes gewaltige Kräfte heran und langsam richteten sich die Schemen eines Riesen über den Zinnen auf, in bläulichen Schwaden wabernd und mit gnadenlosem Blick. Den einen Finger krallte er, mit dem Anderen strich er sich über den kalten Nebel seines Bartes. Seine Stimme grollte in den Höhen: „Endlich bist du gekommen, Abtrünniger! Lange genug hast du die Menschen vergiftet mit deinem faulen Zauber, hast ihnen die enormen Werke unserer Zeit in saure Tropfen aufgelöst. Diese Unglücklichen, ihr Schicksal bekümmert mein Herz, aber ich gebe sie nicht verloren… Welcher Eifer umwölkt nur euer Herz, meine Kinder und blendet euch doch mit seinem Glanz. Aber ich kann das nicht geschehen lassen, so schnell will ich nicht aufgeben. Seht und staunet!“ Und im Tosen seiner Worte stampfte er dreimal fürchterlich auf und die Welt begann sich zu drehen durch seine riesenhafte Erschütterung. Sie drehte und drehte sich in wirre Formen, in Unzusammenhänge, in Farben, die man nie zuvor gesehen. Die treuen Gefährten verloren das Bewusstsein. Ein harter Schlag und kreativ, das muss man zugestehen. Jetzt bangt das Publikum mit Hasenzähnen. Man hatte es doch befürchtet, er ist diesem Genie noch nicht gewachsen, ja, war man ehrlich, hatte man auch nie daran geglaubt. Alles emotionale Blendkraft, alles Träumerei. Nur um die Wette war es schade, man hatte so viel schönes Geld gesetzt. Naja, nächstes Jahr ist auch ein Jahr. Sie kamen wieder zu sich, weich waren sie gebettet auf den grünen Wiesen. Die Sonne blinzelte sie zärtlich an, wie eine Mutter ihre liebsten Kinder. Hinter ihnen den Hügel hinauf tanzten die feuchten Schatten eines Buchenwaldes, vor ihnen lag das Tal ihrer Heimat seit ewigen Zeiten. Das Flötenspiel der vergnügten Vogelscharen begleitete sie auf ihrem Weg zurück, während in ihrem Inneren Zufriedenheit und Sicherheit gediehen. Jeder kannte seinen Platz, jeder kannte seine Zukunft und war glücklich. Alle Träume standen ihnen offen, nur ein letztes Hindernis verwehrte diesen Pfad. Hinter dem Wald, das war bekannt, stand das Hexenhaus, ein Nährboden finstere Pläne, die dieses Paradies zerstören wollten. Und so rüsteten sie sich in ihren Häusern zum Kampf, küssten ihre Liebsten und zogen frohen Mutes in das Auge der Gefahr. Wegwärts gesellten sich die edelsten Geschöpfe dieser Landen hinzu, die tapferen Hirsche genauso wie die mächtigen Flussgeister. Wenn schon nicht Zuversicht, so war doch jedenfalls Entschlossenheit in aller Herren Munde. Sie arbeiteten sich über den Hügelkamm eines tief schlummernden Riesen und erblickten bald die scheußliche Hütte. Auch wenn der Schrecken sich wie faules Gas in ihren Reihen entzündete, siegte dennoch Pflicht. Mit dem schweren Rasseln ihrer Rüstungen umstellten sie den Feind und forderten ihn mit lauten Rufen, sich zu zeigen. Erst Stille, dann ein fürchterliches Gelächter und schon schlurfte die gekrümmte Magierin auf ihrem Stab in den Kreis ihrer Herausforderer. Ihr spitzer Hut verdeckte ihren Blick, aber mit einem Knurren hob sie ihre Hände, bereit zum Wirken ihrer Zauber. Da brach die Schlacht los, und zwischen Feuerdampf und schwarzen Löchern stürmten die Krieger heran. Viele, so schien es, gingen bei der Heldentat zu Boden, aber schließlich erreichte die Menge ihr Ziel. Mit zwei Schlägen hieb Einer der Kreatur die knorrigen Hände ab, sie zerflossen stinkend in der Luft. Unbändige Wut hatte sie zur Meute gemacht und die Meute wollte Rache für den Prinzen! Ja, Rache für den Prinzen, woher kam diese Gefühl, wo war der Prinz? Und plötzlich rief sie eine schwache Stimme zur Vernunft. Als sie nun in die Augen des am Boden kauernden Geschöpfs blickten, fuhr ihnen ein eisiger Schauer durch aller Glieder. Diese treuen, guten, warmen Pupillen, wie sie kraftlos, aber fest und stolz die rasende Menge der Gefährten fixierten. Die eigenen Gefährten. Die mordenden Gefährten. Und da wurden die Krieger sich des Betrugs bewusst und bereuten inbrünstig. Es verpuffte das Hexenhaus, die blühende Landschaft, die ganze geträumte Umgebung und in ihren Armen blieb nur der blutende Held zurück. Beinahe hätten sie ihn getötet, unter dem falschen Zauber des blauen Riesen. Aber nur beinah! Sie baten den Fürsten um Vergebung, der in seiner unendlichen Güte nicht zögerte und sofort brachen die Mauern der dunklen Festung, das Zauberreich stürzte in sich zusammen. Der Nebel lüftete sich im ganzen Land, so auch im Kopf des irren Königs und seiner Gefolgschaft, die zerfetzte Marionette floh aus seinen Gliedern. Mit Tränenflüssen schloss er den geliebten Sohn in seine Arme. Am Himmel blinkten die Sterne auf, Einer nach dem Anderen gesellten sie sich zurück in die Welt und kündigten mit ihrem Hoffnungsschimmer eine große Zukunft an. Das Volk feierte und sperrte den bösen Zauberer ins magische Exil. Die Städte leuchteten wie Kinderaugen, das Leid der Vergangenheit schwemmte endlich an die Oberfläche und… Die Menge tobt unter den fassungslosen Sätzen der Kommentatoren: „Und damit ist die Sensation perfekt, Europa entscheidet diese Weltmeisterschaft für sich, ich kann es kaum glauben!“ „Mann, eine unglaubliche Leistung von n0tail und ein einzigartiger Tag für unsere europäischen Fans. Wer hätte dieses Ergebnis noch vor einem Jahr für möglich gehalten?“ Der Held, der Weltmeister springt von seinem PC auf und rennt unter tosendem Applaus auf die Bühne, er lächelt zuversichtlich, ein Gewinnerlächeln. (Sein Kontrahent zieht sich traurig ins Backstage zurück, nachdem er ihm noch obligatorisch zum Sieg gratuliert hat.) Jetzt hebt unser Held ganz cool die Trophäe in die Höhe, aber es entfährt ihm doch ein Freudenschrei. Das kommt gut beim Publikum an, ihre Emotionen wurden endlich reflektiert. Derweil dröhnt schon die Meinung der Experten durch das Stadion, sie lässt sich natürlich nicht so leicht beeindrucken wie der Plebs: „Man muss sagen, das hat er wirklich fantastisch über das Spiel hinweg aufgebaut, die Erlöserrolle war weitaus gründlicher als fy. Zweifellos hat er damit den Grundstein für dieses furiose Finale gelegt.“ „Ja, da kann ich dir nur zustimmen, er hat seine Rolle und vor allen Dingen seine Moral dort einfach besser vertreten. Direkt am Anfang natürlich das Definieren der Gerechtigkeit als moralische Sicherheit und später dann ein stringentes Durchführen seiner philosophischen Position. Noch dazu hat er das sehr subtil angestellt, ich denke, dass hat neben den NPC’s nicht einmal fy selbst kommen sehen.“ „Ja, durchaus ein cleverer Schachzug, diese Manipulation von Gut und Böse gleich von Anfang an und man hat auch gesehen, wie unvorbereitet sein Gegner auf diese Taktik gewesen ist. Er hat einfach keine kreative Antwort gefunden, sondern hat das Ganze stupide im finalen Kampf kopiert und man sieht ja am Ergebnis, dass das nicht der Leistung eines viermaligen Champions würdig war.“ „Das liebe ich auch einfach an diesem Spiel, es ist eine einzige, riesige Sandbox und wir werden jedes Mal aufs neue überrascht, wie man dieses Reich erobern kann.“ Und so schreitet die Diskussion, in der sich alle einig sind, voran und trägt die Zuschauer noch über den Rest des Abends, bis irgendwann der Moderator in die Kamera lächelt und die ‚Menschen dort draußen an den Geräten‘ verabschiedet: „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend, ich hoffe dieser Sieg hat Ihren Gerechtigkeitssinn wieder ins rechte Maß gerückt und sie leben zufrieden weiter bis ans Ende. Und wenn Sie nicht gestorben sind, dann leben Sie noch heute!“