Drei Gänge Menü – der kulinarische Blogeintrag

Es sind jetzt sechs Wochen in Belgrad. Der Sommer hat sich verabschiedet und Routine ist eingekehrt. Ich lebe hier mit legalem Aufenthaltsstatus und habe genug Kenntnis der serbischen Sprache, um im Supermarkt Gouda an der Käsetheke zu kaufen. Leider ist der nicht so lecker. Hier wird vor allem „Mladi Sir“ gegessen. Das ist ein bisschen wie Feta, aber etwas milder. Man kann es sich also ganz wunderbar auf das Brot schmieren. Und da wir jetzt eh schon über Essen sprechen, gibt es jetzt einen kleinen Exkurs in die serbische Küche.

First things first – Kaffee {Кафа}

Ich habe ja bereits von den serbischen Cafés geschwärmt, aber hier geht es jetzt um serbischen Kaffee. Der serbische Kaffee ähnelt stark dem türkischen Mokka, wird hier aber Domaca Kafa (heimischer Kaffee) genannt. Dabei wird Wasser in einer Kanne mit staubfein gemahlenem Kaffeepulver erhitzt. Dabei bildet sich Schaum, den es zu erhalten gilt. Ist der Kaffee am Ende von einer schönen Creme bedeckt, hat man alles richtig gemacht. Der Kaffeesatz wird mit in die Tasse gegeben, schwimmt aber nicht wild im Glas umher, sondern bleibt brav am Boden der Tasse. Wenn man nicht  unbedingt noch den letzten Tropfen Kaffee ausschlürfen muss, bekommt man kein Kaffeepulver in den Mund. Der Preis für Domaca Kafa (wie in allen Cafés natürlich mit einem großen Wasser serviert) liegt bei 80-120 Dinar, also 0,6 € – 1 €.

Bier – {Pivo}

„Dober dan, Za mene veliko Pivo Lav molim!“  Mit diesem Satz habe ich gerade (vermutlich grammatikalisch inkorrekt) ein großes Lav bestellt. Lav ist eines der günstigeren Biere hier, schmeckt aber ganz gut. Das große Bier kostet ca. 1 € – 1,40 € (Barpreis versteht sich). Andere populäre Biere sind Jelen (nicht so geil, serbisches Ötti), Niksitschko (gut, gibt es auch ungefiltert und als dunkles) und Laschko.

Wer Bier im Supermarkt kaufen will, wird schnell Bekanntschaft mit dem serbischen Pfandsystem machen. Das, sagen wir mal, semi-gut funktioniert. Die Idee ist folgende: du willst drei Bier kaufen? Dann musst du auch drei leere Flaschen zurückbringen. Oder du zahlst Pfand. Den bekommst du aber nur wieder, wenn du mit den Flaschen und dem Kassenzettel zur Supermarktkasse gehst. Da ich nicht wie der heftigste Alki den ganzen Tag lang ne Plastiktüte mit mir rumschleppe, in der sich meine leeren Flaschen befinden (just in case ich gehe noch einkaufen) mache ich es wie die meisten hier und kaufe Dosen. Auf denen ist kein Pfand. ¯\_(ツ)_/¯ Gestern war ich aber mutig und habe dem Kassierer erklärt, dass ich durchaus willens bin, den Pfand zu zahlen. Das hat ihn sehr überrascht. Ich habe ihm dann noch versucht zu erklären, dass ich ja irgendwie an meine erste Flasche kommen muss, um ihm welche wiederzubringen. Auf jeden Fall habe ich so endlich mal wieder Bier aus der Flasche getrunken. Ist schon besser als aus der Dose.

Fleisch mit Fleisch und Fleisch – {Cevapi}

Cevapi, (eigentlich Ćevapčići) ist ne krasse Sache. Das sollte man meinen, wenn man nach Serbien kommt und das Zeug überall verkauft wird und die Leute einen fragen, ob man es schon probiert hat. Eigentlich ist es aber nur eine über Nacht gut gewürzte Fleischrolle. Manchmal mit etwas Salat, oft im Brötchen serviert. Cevapi gilt in Serbien, Kroatien und Bosnien und Herzegowina als Nationalgericht. Es ist auch ganz lecker, aber (ohne jetzt ein Cevapiketzer werden zu wollen) was fundamental anderes als ne längliche Frikadelle ist so ne Cevapirolle eigentlich nicht. Fun Fact: Die Länge der Cevapi variiert nach Land. Die Längsten gibts in Bulgarien.

{Ajvar}

Ein scharfes Paprika-Auberginen-Muß, dass man als Brotaufstrich essen kann, oder wenn man vergessen hat, Pesto zu kaufen. Hinterlässt eine orangene Zunge. Ebenfalls Nationalgericht diverser Ex-Jugoslawischer Staaten.

Crépes – {Palacinke}

Wer schon mal ein Crépe in Frankreich gegessen hat, der kennt das schlechte Gefühl, wenn man die feine Köstlichkeit mit wenigen Bissen verputzt hat und eigentlich gerade erst richtig Lust bekommt. Das passiert einem in Serbien zum Glück nicht. Die hiesigen Palacinke, die süß {slatko} oder auch salzig serviert werden, sind etwas dicker und größer als ihre Französischen Verwandten. Außerdem werden sie mit mehr Nutella (oder dem jugoslawischen Gegenstück „Eurokrem“) bestrichen. Nach einem guten Palacinke ist man erstmal satt.

Bevor ich nach Serbien aufgebrochen bin, habe ich schon befürchtet, ein Jahr der rein fleischbasierten Ernährung stünde mir bevor. Das Gegenteil ist eingetreten. Seit ich in Serbien bin, esse ich weniger Fleisch denn je. Das liegt daran, dass ich zuhause nur vegetarisch koche und keinen Wurstaufstrich habe (der schmeckt mir hier gar nicht so).

 

Fleisch esse ich nur, wenn ich abends nach einem langen Baraufenthalt noch Hunger bekomme. Dann wartet die nette Omi vom „0-24h Snack“ unten an der Straße schon auf mich und ich esse einen Pljeskavica (das ist Cevapifleisch in einem Fladenbrot mit Gewüzgurken, Kraut, Zwiebeln und Soße). Das kommt aber nicht so häufig vor wie ich befürchtet habe, und so kommt es, dass ich mal mehrere Wochen kein Fleisch esse. In meiner WG hab ich schon das Image, ein richtig guter Koch zu sein, weil ich andauernd neues Zeug ausprobiere und nie Essen bestelle (was in der WG sehr gängig ist).

Mit meinem Teilzeit-Vegetarismus kompensiere ich der Umwelt gegenüber meinen Plastiktütenkonsum hier. Denn alles was man im Supermarkt kauft, wird einem doppelt und dreifach in Tüten gepackt. Weinflaschen auch gerne mal in zwei Tüten,- es soll ja halten. Letztens hab ich ein Packung Kaugummi gekauft. Auch die wurde sorgfältig eingetütet. Einkaufen gefällt mir hier relativ gut. Zwar macht sich der „Sekuritas“ Wachmann vom Supermarkt meines Vertrauens einen Spaß daraus mich auf Schritt und Tritt durch den Supermarkt zu verfolgen (er ist wohl misstrauisch, weil ich so viel Zeit brauche um die Namen der Dinge auf den Preisschildern zu lesen), aber an der Kasse wird das wieder kompensiert. Die serbische Art abzukassieren ist viel angenehmer als die deutsche. Wenn man gezahlt hat und sein Zeug verpacken will, hilft einem die Kassiererin alles in Tüten zu packen, anstatt einen in Panik zu versetzen, indem sie in Windeseile den nächsten Kunden kassiert und die eigenen mit dem fremden Einkäufen vermischt. Dadurch dauert es zwar etwas länger an der Kasse, aber wenn ich zwischen schneller panischer Kasse und langsamer ruhiger Kasse wählen kann, dann nehme ich die ruhige.

Von dem ganzen Schreiben über Essen bin ich jetzt hungrig geworden. Darum endet der Blogeintrag hier. Aber ich werde ganz bald einen weiteren Eintrag schreiben. Es gibt viel zu berichten, ich war auf der selben Party wie der serbische Präsident und die Premierministerin. Außerdem hatte ich Besuch, war im Zoo, habe die Umgebung von Belgrad erkundet und den ein oder anderen Gedanken über Serbien, der aufgeschrieben werden will.

Zu guter Letzt jetzt noch die Vokabeln:

Prijetno – angenehm oder guten Appetit
Paradaijs – Tomate
Krastavac – Gurke
Bundeva – Kürbis
Paprika Babura – Paprika
Zwiebel – Crni Luk
Knoblauch – Beli Luk
Taxameter – Taximetar
dunkel – Tamno
gerne – mosche
muski – Männer (oder Mann, keine Ahnung)
Sprechen Sie englisch? – Da li govorite engleski?
Friseur – Frizer

Machts gut,

euer Anton