LaLaLaLa LaLaLaLa llegó el Francisco

Bereits vor meiner Ankunft in meinem Einsatzland Chile stand fest, dass Papst Franziskus nach Chile kommen würde. Schon seit Monaten bereiten sich die Chilenen auf diesen Hohen Besuch vor, denn das letzte Mal, dass ein Papst zu Gast im eigentlich sehr katholischen Land war, liegt 30 Jahre zurück.

1987 war Johannes Paul II. vom chilenischen Diktator Augusto Pinochet in Empfang genommen worden. Er war gekommen um den vielorts unterdrückten Gläubigen Mut und Hoffnung zu geben. Zum damaligen Besuch kann ich den folgenden Spiegel-Artikel nur wärmstens empfehlen:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13521302.html

Aber jetzt zum eigentlichen Anlass des Artikels:

Wir hatten zwar grundsätzlich geplant zum Papstbesuch in Santiago zu sein und eventuell mal an der Straße zu stehen und zu zusehen wie er in seinem Papa-Mobil vorbei fährt, aber so wie wir es letztendlich erlebt haben, hätten wir es nie erwartet. Durch einen Zufall war Charlotte (Schlotti) auf einen Aufruf eines anderen Freiwilligen/Praktikanten aufmerksam geworden. Er war auf der Suche nach anderen Deutschen, die Lust hatten am Tag des Papst-Besuchs in Santiago auf dem Plaza de Armas die Diversität Chiles hinsichtlich der Immigration zu präsentieren. Wir meldeten uns einfach mal und waren gespannt auf das, was uns erwarten würde.

17. Januar 2018 Schlotti und ich machten uns früh fertig, schmierten Brote, füllten unsere Flaschen auf, packten Obst und Chips ein und machten uns auf den Weg zum Plaza. Denn der Einlass sollte bereits um 14:00 Uhr sein, auch wenn der Papst wohl erst gegen 17:00-17:30 Uhr da sein würde (ohne Fresspaket also nicht überlebbar).

Bereits auf der Straße begegneten wir vielen Gläubigen, die überall im Zentrum freudige Stimmung verbreiteten, sangen und mit bunten Fähnchen wedelten. Als wir dann die ziemlich kurze Schlange vor dem Eingang zum Plaza de Armas sahen, wurde uns allmählich bewusst, dass das wohl eine relativ kleine Gesellschaft werden würde. Pünktlich  um 14:00 Uhr standen wir dann also mitten auf dem Plaza mit überraschend wenig anderen Gästen. Nichtsahnend stellten wir uns einfach mal an den Absperrzaun direkt vor der Kirche in der Papst Franziskus eine Zusammenkunft mit Mönchen, Nonnen, Priestern, Bischöfen und anderen Glaubensanhängern haben sollte. Während der gesamten Wartezeit war die Stimmung gut, ein Chor aus Immigranten sang und mehrere Tänzerinnen aus Kolumbien, Peru und Brasilien präsentierten ihre Trachten mit schwungvollen Bewegungen. Immer wieder wurde gemeinsam eingestimmt und die Zeilen „LaLaLaLa LaLaLaLa llegó el Francisco…“ gesungen.

Auf einem Bildschirm wurde während der gesamten Zeit sein Besuch in einem Frauengefängnis übertragen. Je näher die Papst-Kolonne in Richtung  des Plazas rückte, desto besser wurde die Stimmung (leider auch das Gedrücke nach vorne und die Ellbogen von den Seiten).

Und dann war der Moment auch schon gekommen:

Eine Schar von Polizei-Motorräder, Bullis vollgepackt mit Securitypersonal und schließlich der Papst in seinem berühmten Papa-Mobil. Außer einem netten Lächeln und Winken war leider aber auch nicht drin. Vor allem die Chilenen rings herum waren ziemlich enttäuscht, dass Papst Franziskus nicht zu ihnen gesprochen hat, aber letztendlich sollte man schon Verständnis haben, dass ein 81-Jähriger bei so einer Reise nicht 24/7 präsent sein kann um sich mit jedem zu unterhalten. Gegen die Hoffnungen der Umstehenden verließ er schließlich die Versammlung über einen Seitenausgang. Schlotti und ich hatten allerdings nochmal die Möglichkeit von ihrer Dachterrasse die Papst-Kolonne von dannen ziehen zu sehen. Insgesamt ein lohnenswerter Tag mit einer fantastischen Atmosphäre.

Ich bin zwar nicht fanatisch gläubig, aber trotzdem ist es immer wieder atemberaubend, wie seine Anwesenheit die Menschen berührt und ich bin äußerst froh diese Stimmung ein weiteres Mal  miterlebt haben zu dürfen.