Überlebenszeichen

Es tut mir leid! Als ich den Blog eröffnet habe, habe ich mir vorgenommen, mindestens einmal die Woche zu schreiben und siehe da der letzte Blogeintrag ist schon fünf Wochen her… Schande über mich! Ein bisschen ärgere ich mich auch, weil es jetzt so viel Arbeit ist, die letzten Wochen samt aller Erlebnisse und Erkenntnisse lyrisch schön zu verpacken…


2,5 Monate in Chile also.

Es fühlt sich an als wäre es schon eine Ewigkeit her,

…dass ich das letzte Mal herzhaft in ein richtig sättigendes Graubrot mit Salami gebissen habe (ja Mama, ich vermisse deine jeden Morgen liebevoll für die Schule geschmierten Butterbrote).

…dass ich mich über die 238 beschwert habe, die schon wieder 5 Minuten zu spät ist.

…dass ich alleine mit dem Auto durch die Gegend gebraust bin.

…dass ich vor dem Süßigkeitenregal im Supermarkt gestanden habe und naiv geglaubt habe, dass es Gummibärchen ja wohl in Chile geben wird (gerade habe ich richtig Heißhunger auf Gummibärchen, aber ich nenne es Selbstbeherrschung nicht von meinen zwei verbliebenen deutschen Tüten zu naschen).

 

Täglich stelle ich fest, was für ein privilegiertes Leben ich doch eigentlich in Deutschland habe und trotzdem fühle ich mich hier gerade doch eigentlich ziemlich wohl.

…Mein Bett ist gemütlich und mein Zimmer ist chaotisch wie immer.

…Meine Schüler grüßen mich auf dem Flur mit einem „Oh, hallo Mary!“ (Marie kann hier eigentlich keiner aussprechen).

…Nach einem Trip freue ich mich nach dem 2km Fußweg vom Busterminal nach Hause endlich das Straßenschild „Cuca Burchard“ zu erblicken, denn dann ist die Dusche, der Kühlschrank und mein Bett nicht mehr weit.

…Mittlerweile habe ich, der Schnäppchenjäger, günstige Supermärkte mit richtig guten Angeboten gefunden und sogar einen, der Toffifee für umgerechnet 1,40€ verkauft (mit mir haben sie jetzt einen neuen Stammkunden).

…Besonders schön ist es nach einem Trip von meiner Gastmutter zu hören, dass meine Gastschwestern bereits gefragt haben, wann ich wohl zurückkomme, denn ich sei ja schon so lange weg.

…In der Schule habe ich bereits eine Art Stammplatz im Lehrerzimmer und weiß, dass ich zur Mittagspause einen kleinen Sprint dorthin zurück legen sollte um nicht ganz hinten in der Warteschlange für die Mikrowelle zu stehen.

…Wege die ich anfangs zur Sicherheit mit dem Micro (Bus) oder dem Colectivo (Sammeltaxi) gefahren bin, laufe ich jetzt zu Fuß und genieße es sogar (angenehmer Nebeneffekt: man spart Geld).

…Selbst der Hund hört seit letzter Woche auf mein „Aquiles, adentro“, das ihm sagen soll, dass er von der Eingangspforte weggehen soll. Ich schaffe es nicht nur in den Vorgarten einzutreten, sondern auch die Haustür aufzuschließen ohne das er mich attackiert!

 

Jeden Tag wird es wärmer und ich stehe nicht mehr morgens auf und habe das Gefühl, dass meine Füße und meine Nase abfrieren. In zwei Wochen sind Sommerferien. In drei Wochen dann Weihnachten?! Weihnachtsstimmung stellt sich gar nicht ein, da hat auch das heutige Plätzchenbacken nichts geändert. Es ist und bleibt einfach zu heiß…

4 Gedanken zu “Überlebenszeichen

  1. Du hast ohne mich Plätzchen gebacken ?!? Aber die schmecken bestimmt nicht so gut – oder?
    Ohne dich hab ich gar keine Lust auf plätzchenbacken.
    Denk an dich!!!

    • Hat auch gar nicht so Spaß gemacht wie sonst…:( nächstes Jahr stehe ich wieder bei dir in der Küche! Haben aber anscheinend trotzdem geschmeckt: Dose samt Inhalt sind auf mysteriöse Weise aus der Küche verschwunden…

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