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Immer wieder sonntags

Ich sitze auf meiner Fensterbank, beobachte die Bauarbeiter, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite schon seit Monaten dabei sind, ein Haus zu bauen, und stecke mir meine Haare mit etlichen Haarnadeln zu einem Dutt zusammen. Wie jeden Sonntag warte ich darauf, dass es 13 Uhr ist und ich mich auf den Weg zum Balletttraining machen kann.

Dort angekommen werde ich von einem freundlichen Здравей begrüßt und während die Gruppe vorher noch ihre révérence macht, bleibe ich am Rand stehen und dehne mich ein bisschen.  Die anderen Tänzer*innen aus meiner Gruppe sitzen meistens schon hinten im Tanzsaal, dehnen und unterhalten sich. Das würde es Zuhause nicht geben. Von klein auf hat man an meiner Ballettschule gelernt, dass man nicht spricht, weil es den Unterricht stört. Was für mich auch befremdlich wirkt ist, dass die anderen während kurzer Dehnpausen oder auch zwischen den Übungen zur Seite gehen, um ihre Nachrichten am Handy zu checken. So etwas würde es Zuhause erst recht nicht geben.

In den vergangenen Monaten fand das Training immer in einem Tanzsaal in der dritten Etage des Gebäudes statt. Der Raum war schön groß und hell und aus den Fenstern konnte man die Berge sehen. Leider ist das Training mit Beginn des neuen Jahres ins Erdgeschoss umgezogen. Der Raum ist kleiner, die Ballettstangen wackliger, es gibt keinen Tanzteppich und der Ausblick beschränkt sich auf einen Parkplatz. Ein Glück, dass wir meistens nur zu viert sind.

Der Unterricht beginnt, die Musik erklingt und sofort breitet sich ein positives Gefühl in mir aus. Auch wenn ich vorher nicht immer wirklich motiviert bin, verfliegt das sofort, sobald ich die ersten plié und tendu gemacht habe. Es ist schön, in einem fremden Land in einem fremden Tanzsaal zu stehen und trotzdem ein vertrautes Gefühl zu haben.

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