Erste Gedanken auftanken

18/12/2020

Nachdem die ersten Freudensprünge langsam nachließen, kam erstmal eine ziemlich peinliche Frage: Was weiß ich über Griechenland? Nicht viel: Olivenöl, Tzatziki, Oliven und eine europäische Schuldenkrise von 2016, wahrscheinlich auch schon früher und später. Eine komische Mischung und ich muss selbst kurz darüber lachen. Griechische Götter fallen mir noch ein, aber da hört es auch schon auf. Eigentlich doch schon ein paar Dinge, doch weiß ich wenig über das tatsächliche Griechenland, wahrscheinlich gib es auch nicht „das” Griechenland genauso wenig wie es „das” Deutschland gibt.

Das Einzige, woran ich aber gedacht hatte, war, wie lecker die Oliven dort sein müssten. Und wie schön warm es dort sein würde. Wenn ich an Griechenland denke, wird mir warm, denn weiße Strände und Olievnbaumfelder mit einer mediterranen Berglandschaft fluten meinen Kopf. Prahlende wärmende Sonne und schon habe ich mich in ein warmes Bild umhüllt. Klarer blauer Himmel und Sandalen; die Wärme ist bloß ausgedacht und obwohl es gerade ziemlich kühl und karg ist, möchte ich eigentlich nicht wissen, wie sich 40 Grad im Sommer anfühlen. „In den Bergen ist es immer etwas kühler”, beruhigt mich der Geologe George, während wir uns über zoom ein wenig kennenlernen. „Bald fängt hier die Skisaison an” Ich schaue ihn mit großen Augen sprachlos an. Das Bild von Schnee und in Skianzüge eingepackte Menschen passt nicht in den Sommerurlaub der in meinem Hirn festgebrannt ist. 

Die einzige Berührung, die ich je mit der heutigen griechischen Kultur hatte, waren die zahlreichen Restaurantbesuche zu denen meine Eltern mich überredeten und ich mir danach schwor, niemals wieder griechisch essen zu gehen. Gyros und Schaschlikspieße, die von breit grinsenden Männern serviert wurden und mir versicherten, das sei alles sehr gut. Ich fand es schlicht eklig und wahrscheinlich waren es auch oftmals keine Griechen, die diese Restaurants in Berlin betrieben.

George lachte als ich auf seine Frage antworte, dass ich kein Fleisch aß. „Dann sind wir schon vier Leute im ganzen Dorf mit den Freiwilligen gerade!” Das ist eine Tatsache, die ich gar nicht bedacht hatte, aber klar, Länder mit weniger Möglichkeiten und Menschen, die eher auf ihre Großeltern schauen, wachsen mit Fleischkonsum auf. Umweltbewusstsein is wie in allen anderen Ländern der Welt kein Thema, denn oftmals geht es eher um existenzielle Probleme. Dass Umweltbewusstsein auch ein existenzielles Problem ist, fällt im ersten Moment ja nicht auf, solange Essen auf dem Tisch kommt.