Ankommen und (fast) wohlfühlen

Da sitze ich also und versuche, meinen ersten Blogbeitrag aufs Papier, beziehungsweise ins Internet zu schmieren und hoffe, dass es nicht vollkommene Grütze wird.

Vielleicht sollte ich erstmal damit anfangen, was bis hier hin schon alles passiert ist. Offiziell sind bereits zwei Wochen meines Freiwilligendienstes um. Die zehn Tage Vorbereitungsseminar in Berlin vergingen wie im Fluge, was zum Einen an dem durchgetakteten und mental teils wirklich anspruchsvollen Programm lag, zum Anderen an den ganzen lieben Menschen, die ich dort kennengelernt habe. Auf die meisten von ihnen kann ich mich jetzt schon freuen, denn wir werden uns auf dem Zwischenseminar in Serbien Ende November treffen und bestimmt wieder viel Spaß haben (so lange es Wein gibt, versteht sich… :D).

Danach ging es für mich erst einmal wieder für zwei Tage nach Hause in die Heimat. Und dann habe ich auch langsam realisiert, dass es Zeit zum Abschied nehmen war. Ich habe viel darüber nachgedacht, ob es jetzt schlau war, vor der Ausreise nochmals zurück nach Hause zu gehen, denn so musste man von dem ganzen Input und der Vorbereitung auf dem Seminar durch die man sich so bereit gefühlt hat erstmal wieder Abstand nehmen und schließlich noch einmal alle verabschieden… aber letztendlich ist man ja hinterher immer schlauer. Außerdem war es so auch sehr schön: Meine Freunde, oder zumindest diejenigen von ihnen, die noch im Lande und noch nicht über die ganze Welt verstreut sind, haben noch ein kleines Überraschungs-Abschieds-Zusammensein organisiert und es war echt schön, sie alle noch einmal zu sehen und zu drücken. Ganz ganz viele von ihnen, sowie natürlich auch meine Familie, vermisse ich jetzt schon ganz doll – aber ich habe auch einiges an Fotos und Karten mitgenommen, sodass ich mich in den Down-Phasen vielleicht aufmuntern kann.

SO, jetzt hat der Beitrag irgendwie eine traurige Wendung genommen… Zeit, sich wieder dem Schönen und Positiven zu widmen (obwohl ja Heimweh auch irgendwie etwas Schönes ist… aber dazu kommen wir bestimmt an anderer Stelle oft genug).

Nachdem ich dann alles gepackt, wieder ausgepackt, umgepackt und noch schnell alles was mir noch einfiel nachgestopft hatte, bin ich mit zwei Koffern, einen schiebend, den anderen auf dem Rücken, sowie einem Rucksack vor dem Bauch zuerst in den ICE von Hamburg nach München, dann über den Münchener Hauptbahnhof und schließlich in Kranj aus dem Zug gewankt. Das habe ich so ausführlich beschrieben, weil es genauso anstrengend und komisch aussah wie es klingt – aber zum Glück hatte ich immer nette Menschen in der Nähe, die mir geholfen haben, die beiden tonnenschweren Gepäckstücke auf die Ablage zu hieven – Danke euch Samaritern!

Wie schon angeklungen bin ich also heil in Kranj (wird übrigens „Krann“ ausgesprochen) angekommen und auch direkt von meiner Ansprechpartnerin in Empfang genommen und zu meinem Wohnort, dem örtlichen Studentenwohnheim, gebracht worden. Da ich an zwei Schulen tätig bin, trafen wir dort noch die Kollegin der anderen Schule und sie haben mir beim Einchecken und Finden des Zimmers geholfen. Die beiden waren wirklich eine große Hilfe, denn bei mir ist nach meinem platonischen „Dóber dán“ (Guten Tag) auch schon Schluss mit Slowenisch (was sich natürlich hoffentlich noch ändern wird) und damit kommt man in einer Konversation nicht wirklich weit… Danach wurde ich netterweise auch noch zum Essen eingeladen und hatte die Gelegenheit, einige Fragen und Unklarheiten zu klären und mich ein bisschen über die Reise zu unterhalten. Es war also ein sehr lieber, persönlicher und auch herzlicher Empfang und ich habe wirklich das Gefühl, dass ich gut mit den Kollegen hier vor Ort zusammenarbeiten  und  ihnen eine echte Hilfe sein kann.

Mit diesem positiven Gefühl ging ich dann zurück auf mein Zimmer – nachdem ich der Rezeption unten noch mit Händen und Füßen mitgeteilt habe, dass ich noch keine Decke und Kissen habe – und räumte meine Sachen in die Schränke, sodass der einst kahle Raum sich nun schon ein bisschen mehr wie ich selbst und wie ein Zuhause anfühlt. Das einzige, was mich im Moment noch stört sind die hinterlassenen aufgehängten Ausdrucke meiner offensichtlich Vormieterin über der Tür: Eine Collage von „Just girly things“ wie „being young, wild and free“… Da hat mein innerer Sexismus-Alert aber schon gewaltig Alarm geschlagen. Um diesen Bullshit zu zensieren, werde ich mir aber schon irgendetwas zum Darüberhängen einfallen lassen. Der Rest der Einrichtung ist schlicht, aber mehr brauche ich ja auch nicht. Außerdem gibt es gutes Internet, das ist ja schon einmal die halbe Miete:)

Mein erster Tag verlief also ohne größere Hürden als das Beschaffen von Bettdecke und -kissen und ich bin sehr erschöpft aber optimistisch eingeschlafen.