Ich muss mehr schreiben!

Ich bin vom Zwischenseminar in Serbien zurück und wenn mir das eines klar gemacht hat, dann, dass ich nur noch verdammt wenig Zeit hier in Slowenien habe. Und irgendwie habe ich das ganze Schreiben in letzter Zeit so sehr schleifen lassen, was mich ziemlich nervt. Also habe ich mich jetzt mal wieder aufgerafft, um einen Blogeintrag zu verfassen.

Vielleicht fange ich mal damit an, was in der Zwischenzeit alles passiert ist. Wenn ich an mein Ich vom letzen Blogeintrag denke, haben sich nicht nur die Ereignisse, sondern auch ich mich selbst ziemlich entwickelt. Vor allem war ich viel auf Reisen und Trips.

Ich habe irgendwie Angst, dass sich dieser Blogeintrag zu einem dieser typischen „Geh Reisen und finde dich selbst“-Lobhudeleien von einem dieser typischen Ich-träume-auch-schon-auf-Englisch-Instamädels und Jungs entwickelt…. deswegen möchte ich nur ganz kurz beschreiben, wo ich überall war.

  • Österreich
    Eine ehemalige Lehrerin von mir, mit der meine Familie auch ganz gut befreundet ist, hat mich zu ihrer Kursfahrt nach Österreich eingeladen. So bin ich dann für drei Tage noch zu ihnen gestoßen (Ich fahre nach Villach nur eine Stunde mit der Bahn) und hatte da die Möglichkeit, mit endlich mal wieder sportlich zu betätigen und einige schöne Stunden draußen in der Sonne an der frischen Luft zu verbringen. Am Ende habe ich mich (Muskel-)Kater (natürlich ganz inoffiziell, weil auf einer Schulfahrt gibt es ja keinen Alkohol, pfff) zurück nach Kranj geschleppt und den Rest meines Wochenendes im Bett verbracht.
  • Schweiz
    Anfang der Herbstferien Ende Oktober stand eine alljährliche Exkursion in die Schweiz am Gimnazija Kranj an. Wie es der Zufall wollte, war eine Klassenlehrerin wohl krank, und so durfte ich die verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen, hinter den Schülern herzulaufen und aufzupassen, dass keiner verloren geht. Der andere Lehrer, der diese Tour seit zwanzig Jahren oder mehr organisiert, hat währenddessen das Guiding durch das straffe Programm übernommen: Wir sind am Freitagabend mit dem Bus losgefahren und waren dann am nächsten Morgen für eine Stunde in Luzern, dann Bern, Trümmelbachfälle, irgendeine Bergbahn, noch ein Wasserfall und schließlich Übernachtung in einer Jugendherberge in Deutschland, denn in der Schweiz wäre es ja zu teuer gewesen. Am nächsten Tag ging es dann mit dem Rheinfall und einigen kleineren Orten weiter, wobei wir dann am Sonntagabend schon zurück in Kranj waren. Ich hatte echt das Gefühl, ein ganzes Programm für eine Klassenfahrt in zwei Tagen abgehandelt zu haben… War aber auf jeden Fall auch mal interessant!
    Als wir dann zurück nach Slowenien sind, hatte ich die komische und verrückte Erfahrung, dass ich dachte „Boah, endlich wieder zu Hause“… Und das war dann mein persönlicher Travel-Selbstfindungsmoment, an dem ich über die Bedeutung des „Zuhauses“ nachgedacht habe. Hier lasse ich das aber einfach mal so stehen, weil ich jetzt auch nicht zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen bin, das ich ins Internet posaunen will.
  • Piran
    In dieser schönen Stadt am Meer in Slowenien war ich sogar zwei Mal. Das erste Mal auf einem Lehrerausflug/-seminar mit dem Kollegium des Gimnazija Kranj, auf dem ich eigentlich nichts zu tun hatte, außer umherzuwandern und die Stadt zu entdecken. Wirklich eine unglaublich schöne Stadt! Man tendiert ja immer dazu, Vergleiche zu ziehen. Deswegen würde ich Piran am ehesten als kleines Venedig bezeichnen, aber das wird dem auch wieder nicht wirklich gerecht. Auf jeden Fall ist es das wert, einmal ein paar Tage in einer nicht so touristischen Stadt  zu verbringen, in der man Natur und Kultur gleichermaßen genießen kann und man am äußersten Zipfel schon Richtung Norden nach Italien und Richtung Süden nach Kroatien rüberspucken kann.
    Beim zweiten Mal habe ich mich mit Jonas, einem anderen Freiwilligen aus Slowenien, während der Herbstferien dort getroffen, wobei wir Glück hatten, dass wir den letzten wirklich schönen (Altweiber)Sommertag erwischt haben, an dem man mit T-Shirt nach draußen und das Gesicht in die Sonne halten konnte. Wir haben sogar mit gutem Gewissen Eis gegessen, und das immerhin Ende Oktober! Auf diesem Trip ist dann auch eine Schnapsidee entstanden: Und zwar, dass wir nach Prag auf das Konzert von Casper und Marteria gehen wollen – Es liegt ja quasi auf dem Weg zum Zwischenseminar in Serbien….
  • Prag
    Jaa, und dann waren wir tatsächlich auch schon in Prag. Das Konzert war, wie zu erwarten, natürlich mega cool. Da ich weiß, dass ich einige meiner Freunde sehr neidisch machen würde, wenn ich Details erzähle, lasse ich das einfach mal… (aber ich war einen Meter an Caspi dran, Leude!)
  • Budapest
    Nach einer Nacht in Prag ging es dann auch schon weiter nach Budapest. Nach sechs Stunden im Zug wurden wir von Fenja, einer sehr guten und alten Freundin von mir, und Paula, die wie Fenja kulturweit Freiwillige in Ungarn ist, vom Bahnhof abgeholt. Daraufhin folgten zwei einzigartige und absolut erinnerungswürdige Abende in Budapest, da sich von deren Zwischenseminar immer noch ungarische Freiwillige in der Stadt befanden. Zum Beispiel gab es ein gratis „Sting“- Konzert und laange Runden Scharade… Dabei war es vor allem schön, mal wieder Fenja zu treffen. Es ist halt noch einmal etwas anderes, mit jemandem zu reden, der einen schon wirklich lange und gut  kennt – und das auf Gegenseitigkeit beruht.
  • Novi Sad
    Und dann ging es auch schon nach Serbien. Wir kamen Sonntagabend in der Stadt an und sind dort auf andere Freiwillige aus unserer Homezone gestoßen.. und Überraschung: auch das war natürlich ein wunderschöner Abend inklusive Katerstimmung am nächsten Morgen 🙂 Dort ging es dann auch direkt weiter zu unserem Seminarort Sremski Karlovci, etwa eine Stunde Busfahrt entfernt von Novi Sad.

Und was soll ich sagen? Dann ging es direkt in eine lange und vollgestopfte Seminarwoche. Natürlich nach feiner kulturweit-Art mit viel viel Tee, Moderationskarten… und ein bisschen Wein:) Am Ende waren fast alle krank und kaputt… und ich war sehr glücklich, wieder zu Hause zu sein…

Zu Hause?

Meine kleine Achterbahn

Das metaphorische Bild einer inneren Gefühlsachterbahn ist wahrscheinlich älter als die Achterbahn selbst. Trotzdem möchte auch ich dieses Bild noch einmal durchnudeln und hoffentlich etwas geistreich vertiefen. Ich habe die letzten Tage nämlich eigentlich nicht wie ein gleichmäßiges Auf und Ab der Gefühle erlebt, wie man es sich vielleicht vorstellt… bei mir ist es eher wie am Anfang der Achterbahn: Man bewegt sich mit langsamer aber stetiger Geschwindigkeit nach oben, bis man schließlich am höchsten Punkt angelangt ist – und dann, bevor man sich richtig seiner Lage bewusst werden kann, geht es auch schon mit voller Geschwindigkeit, nahezu in freiem Fall, wieder ins Tal hinab.

Genau das trifft auf meine letzte Woche relativ gut zu: Ich hatte immer normale bis schöne Tage, sowohl an meiner Einsatzstelle als auch privat. Zum Beispiel habe ich erste Kontakte zu einigen Mitbewohnern im Wohnheim geknüpft, nichts großes, aber eben mal ein kleines Lächeln oder eine Begrüßung auf dem Flur. Außerdem habe ich erste Unterrichtseinheiten selbst gestaltet und auch mittelmäßige Erfolge erzielt, aber zumindest das Gefühl gehabt, die Schüler würden meine Anwesenheit wertschätzen. Das absolute Highlight war ein Ausflug mit meiner Ansprechpartnerin nach Ljubljana zu der „Open kitchen“, einem wöchentlichen Streetfood-festival… oder so :D. Sie hat mich dann am Sonntag außerdem zu ihrem Geburtstagsbrunch eingeladen, sodass ich insgesamt ein richtig gutes Gefühl und vor allem einen gefüllten Magen hatte.

Nichtsdestotrotz brauchte es dann nur einen Tag, um mich wieder vollständig ins Tal zu befördern. Es war der erste Oktober, der Tag des Studienbeginns. Die Etage im Wohnheim hat sich inzwischen gefüllt und deswegen blickte ich diesem Tag eigentlich sehr optimistisch entgegen. Trotzdem war ich schon von vornherein etwas grundgenervt, weil ich in der Schule viermal denselben Vortrag gehalten habe, und dann auch noch über mein zu Hause (Anflüge von Heimweh garantiert). Dann kam ich zurück ins Wohnheim und fragte zum wiederholten Male beim Personal nach, ob mein erwartetes Paket endlich da sei. Ich wurde schon fast wieder direkt abgewimmelt („No English…“), erfuhr aber, dass Post immer direkt zum Zimmer gebracht wird – da war ich natürlich skeptisch, weil welcher Postbeamter gibt irgendeiner Rezeption schon das Paket irgendeiner Bewohnerin?

Zusätzlich zu meiner Grundstimmung wurde es am Abend dann noch relativ laut in der Etage. Ich habe natürlich eins und eins zusammengezählt und gedacht, dass die Studenten jetzt voll die krasse Hausparty in der Küche am laufen haben. Ich natürlich meinen Mut (und meinen Müll als Vorwand) zusammengenommen und in Richtung Küche gelaufen. Dort angekommen wurde ich etwas enttäuscht: Statt einem allgemeinen Zusammensein waren dort nur zwei Leutchen in der Sitzecke, die einfach nur laute Musik anhatten und sich sonst angeschwiegen haben. Außer ein leicht komisches „Hi…!“ war da nicht wirklich etwas zu holen an zwischenmenschlicher Kommunikation. Für mich war damit irgendwie die Gelegenheit verpasst und ich habe den Abend deswegen alleine verbracht während es draußen auf dem Flur noch lange laut war und gelacht und geredet wurde.

So, jetzt könnte man natürlich denken, dass man einfach zurück in sein Zimmer geht und sich eben anderweitig einen schönen Abend macht. Oder sich einfach sagt: Es werden noch so viele  Abende wie dieser und damit Gelegenheiten kommen, sich näher kennenzulernen. Aber wenn man eine emotionale Person ist, lässt man sich vielleicht eher zu einem Gedankenkarussell hinreißen, das von „Ich werde nie Anschluss finden“ über „Die haben jetzt schon eine Gruppe und ich werde für immer außerhalb dieser Gruppe bleiben“ bis hin zu „Die finden mich bestimmt richtig komisch weil ich mich so zurückziehe“ alles an Selbsthass und vor allem Selbstmitleid zu bieten hat. Vielleicht.

Rückblickend war das natürlich alles halb so schlimm und total unnötig, aber zu dem Zeitpunkt befand ich mich einfach wirklich am Tiefpunkt. Und dann noch mit meinem Freund zu telefonieren hat es auch nicht unbedingt besser gemacht. Im Gegenteil, ich musste nur noch mehr heulen und mir weiter leidtun.

Aber aus dieser Situation kann man definitiv lernen: ich kann mir für die Zukunft hoffentlich öfter zu Herzen nehmen, dass ich allein für meine Empfindungen und meine aktuelle Situation verantwortlich bin. Und dass auch nur ich selbst mich aus einem emotionalen Tief wieder herausholen kann. Und das habe ich dann auch getan: Gleich am nächsten Tag habe ich einigen Lehrern von der Paket-Situation erzählt und nach einigen hilfsbereiten Telefonaten konnte ich dann mein Paket an der nächsten Poststation abholen. Natürlich alles halb so wild. Meine Mitbewohner lächle ich auf dem Flur einfach weiterhin an und halte mich zudem immer öfter zum Kochen in der Küche auf, um vielleicht jemanden zu treffen, ohne mich dabei zu sehr unter Druck zu setzen.

Ein Tief hat natürlich auch den Vorteil, dass es ab jetzt zumindest wieder für eine gewisse Weile wieder nur bergauf gehen kann. Ich erfreue mich ab jetzt  bewusst an kleinen Dingen: Das Schulkantinenpersonal, dass sich augenscheinlich immer freut mich zu sehen, extra langsam mit mir redet und immer ein vegetarisches Menü für mich parat hat. Der Lehrer, der früher in der Schule Deutsch gelernt hat und immer noch alle Lektionen auswendig kann, weswegen er mich immer mit zusammenhangslosen Sätzen wie „Mein Mann bringt Cognac!“ begrüßt. Die Schüler, die immer mehr zuhören und verstehen… und vielleicht sogar ein bisschen Spaß haben am Unterricht. Es gibt außerdem so viele Termine, die jetzt bald anstehen und auf die ich mich freuen kann. Am Dienstag war zum Beispiel eine Feier in der Residenz des Deutschen Botschafters zum Tag der Deutschen Einheit. Vorher habe ich mich schon mit den beiden anderen Freiwilligen in Slowenien getroffen und wir haben uns über unsere bisherigen Erfahrungen ausgetauscht, was wirklich gut tat. Auch die Feier an sich war schön, vor allem der Wein und das Essen 🙂

Zu den anderen Ereignissen schreibe ich dann wieder etwas, wenn es so weit ist. Jetzt bleibe ich erstmal optimistisch und entspanne mich ein bisschen. Hach, was ein Wort zum Wochenende!

 

Vielleicht der Beginn des Alltags

Meine erste volle Woche hier in Slowenien ist um und es ist mal wieder Zeit für einen Blogeintrag. Ich hab lange überlegt, ob ich diese Woche irgendwie in einem Wort zusammenfassen kann, aber sie war eben… vielseitig.

An der einen Schule war ich am Montag und Mittwoch schon mit im Unterricht. Die Kollegen sind echt alle super nett und haben sich teilweise sogar schon Mühe gegeben, mich ein bisschen in den Unterricht zu integrieren. Ich habe schon aufgehört zu zählen, wie oft ich mich einer Klasse vorgestellt habe… wahrscheinlich haben einige die Vorstellung schon mehrfach gehört. Besonders Spaß gemacht hat es mir in den unteren Klassen (also bei uns 10. oder 11. Klasse), weil die alle zwar noch nicht unbedingt perfekt deutsch sprechen, aber alle sehr viel Freude am Lernen mitbringen und (so fühlt es sich zumindest an) deswegen auch ein bisschen mehr Bock auf meine Gesellschaft haben. Inhaltlich konnte ich natürlich noch nicht so viel helfen. Ich saß drei Stunden in der nahezu gleichen Grammatikstunde und habe wahrscheinlich genauso große Augen wie die Schüler gemacht, als es um den Gebrauch des Infinitivs nach Modalverben ging. Danach war ich tatsächlich ein bisschen frustriert- und gelangweilt. Aber es gab auch coole Momente. Zum Beispiel habe ich mit einer Klasse die ganze Stunde ein Interview im Perfekt geführt und durfte Fragen beantworten wie „Was hast du heute gegessen?“ oder „Was hast du bis jetzt hier in deiner Freizeit gemacht?“ (woraufhin ich zugeben musste, dass ich tatsächlich -noch- nicht so viel in meiner wertvollen Freizeit mache. Aber vielleicht hat mich die Antwort ‚Netflix‘ ja ein bisschen sympathisch gemacht).

Ich bin jetzt außerdem ins Schul-WLAN eingeloggt und bin mit ersten Aufgaben betraut worden. Zum Beispiel soll ich mir einmal die Rede zur DSD-Verleihung angucken und gegebenenfalls ein bisschen umschreiben, weil man am Ende (Zitat) „ja doch immer jedes Jahr das Gleiche erzählt“. Bin mal gespannt, ob ich da daran groß etwas ändern kann…

Dies ist auch ein guter Zeitpunkt, mal über das DSD, also das Deutsche Sprachdiplom im Allgemeinen zu sprechen. Der Anspruch, der an die Schüler gestellt wird, ist wirklich krass. Allein die ganze Arbeit die im Vorhinein vonnöten ist: Es reicht nicht, den ganz normalen Deutschunterricht zu besuchen und dann kann man die Prüfung ablegen, sobald man ein bestimmtes Niveau erreicht hat. Sondern man muss neben den üblichen Tests, die ich in der Art zum Beispiel auch von den DELF-Prüfungen kenne und die verschiedenen Kompetenzen wie Lesen, Hören, Schreiben und Sprechen abfragen auch noch einen Vortrag inklusive Plakat oder Powerpoint Präsentation halten. Bei DSD I handelt es sich dabei „nur“ um ein einfaches Thema wie beispielsweise ein eigenes Hobby, aber bei DSD II geht es um wirklich komplizierte aktuelle kontroverse Themen politischer oder wirtschaftlicher Art – und es muss immer ein Vergleich zu Deutschland gezogen werden. Außerdem gibt es dann eben auch noch die schon angesprochenen „normalen“ Fragen, wo der Schüler in der Lage sein muss, spontan auf Fragen zu  antworten oder einen Aufsatz inklusive Zusammenfassung einer Quelle, Diskussion und Beurteilung mitsamt Diagramm- und Grafikauswertung zu schreiben. Es ist also alles wirklich sehr anspruchsvoll und ich komm nicht umhin mich zu fragen, was denn dann den Schülern für ein Bild von Deutschland transportiert wird und ob das jetzt gut ist oder nicht. Ich habe jedenfalls größten Respekt vor den Schülern.

Bei der anderen Schule war ich noch nicht „richtig“ im Unterricht dabei, weil sie diese Woche so eine Art „Exkursionswoche“ hatten. Das war für mich die perfekte Möglichkeit, auch ein bisschen von Slowenien zu sehen. Am Dienstag waren wir zuerst in einer Grotte mit ganz vielen Unterwasserseen, danach in einem Schloss und schließlich in einem Nationalpark spazieren, wo wir uns „natürliche Sehenswürdigkeiten“ angesehen haben, wie durch ausgehöhlten Stein entstandene Brücken und Höhlen. Das war wirklich sehr schön – und glücklicherweise entpuppte sich Anita, meine Ansprechpartnerin, als begeisterte Instagram-Fotografin und hat ein paar schöne Schnappschüsse produziert 🙂

Bei einer anderen Exkursion, was so etwas wie eine kurze Seminarfahrt für Schüler in einem bestimmten Programm war, ging es ans Meer. Und so hatte ich die Gelegenheit, den Sommer im 25 Grad warmen Mittelmeer ausklingen zu lassen. Also das nenne ich Arbeit, die man aushalten kann!

Ich lerne die Schönheit und Vielseitigkeit dieses Landes echt langsam zu schätzen. Hier wo ich bin habe ich 20 Minuten zum nächsten Skigebiet und zwei Stunden Autofahrt weiter ist man fast in Italien mitten im Weinberg. Es gibt also wirklich viele Ecken, besonders viele in der Natur, die ich noch besichtigen muss. Ich freu mich schon drauf 🙂

Von Pantoffeln, Wanderungen und einer Löffel-Suche…

Ich habe mir in der Schule wahrscheinlich schon bessere Titel für Artikel ausgedacht, aber dennoch fasst dieser hier meine vergangenen, ersten Tage hier wohl am Besten zusammen.

Am Freitag, dem 14. September, hatte ich meinen ersten Tag an den beiden Schulen, an denen ich nun tätig bin. Es war immer noch kein „richtiger“ Arbeitstag, denn ich wurde mehr oder weniger nur vorgestellt und ein bisschen herumgeführt . In der Praxis hieß das also: viele Hände schütteln, lächeln, zuhören… und Schlüssel für die Schulen entgegennehmen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich der Verantwortung gewachsen bin, gleich zwei Schlüssel für zwei verschiedene Schulen mit mir herumzutragen, ach herrje. Das bemerkte auch eine Freundin von mir, als ich ihr davon erzählte… was mich nicht wirklich beruhigte. Danke dafür! Wie dem auch sei, ich blickte also in viele neue Gesichter meiner neuen Kollegen, die allesamt wirklich nett und herzlich schienen. Ich freue mich schon, mit ihnen zu arbeiten und dass ich ihre Gunst nicht verspiele… indem ich zum Beispiel die Schlüssel verliere…. Gott, ich darf gar nicht daran denken!

Was ich auch spannend finde, ist der Unterschied zwischen den beiden Schulen: Beide sind zwar ein Gymnasium und das bedeutet in Slowenien, dass es vier Klassenstufen gibt, die unserer 10.-13. Klasse entsprechen, aber in der Architektur unterscheiden sie sich grundlegend. Damit ich jetzt nicht zu sehr in Beschreibungen ausschweife, halte ich diesen Teil kurz… Im Prinzip kann man es sich aber vorstellen wie Schloss Einstein früher vs. heute. Da müsste doch jetzt jeder ein ungefähres Bild vor Augen haben:D

Was beide Schulen jedoch gemeinsam haben- und was mich echt stutzig gemacht hat, ist Folgendes: Jeder Schüler trägt Hausschuhe in der Schule. Wenn viele Jugendliche, egal ob in Jogginghose oder komplett aufgestylt, allesamt in Filzpantoffeln über Linoleum-Fußboden schlittern, dann sieht Ansicht nur witzig aus, es macht auch einen komischen Sound. Aber anscheinend ist das in Slowenien so Gang und Gebe – und bevor jetzt alle danken, diese Schlussfolgerung sei undifferenziert und ich hätte auf dem Vorbereitungsseminar nichts gelernt – Ich habe das von meiner Ansprechpartnerin, die ich danach gefragt habe. Sie sagte, dass das häufig in slowenischen Schulen so gemacht wird, damit man nicht so viel und so oft putzen muss… eigentlich wirklich schlau. Ein positiver Nebeneffekt sei, dass man so gleich erkennen könne, wer nicht rechtmäßig in die Schule gehört… und ratet mal, wer direkt skeptisch von der Seite angeschaut wurde? Richtig:) Nach Rücksprache mit meiner Ansprechpartnerin meinte sie jedoch zu mir, dass ich nicht dazu verpflichtet sei, meine Schuhe jedes Mal zu wechseln, das müssten die übrigen Lehrer schließlich auch nicht. Irgendwie finde ich diese Art von Abgrenzung zu den „normalen“ Schülern gut, irgendwie stört sie mich auch… mal sehen.

Ich habe jedenfalls auch schon einige liebe Schüler kennengelernt. Zwei von ihnen haben mich direkt durch die Schule geführt.. was sehr hilfreich war, denn diese Schule war die ältere, „schlossigere“ Schule von beiden und ich hätte mich direkt verlaufen, wären die beiden nicht gewesen. Außerdem hat mir ein Deutschkurs eine kleine Stadtführung auf deutsch gegeben. Gut, die wurden vielleicht eher von ihrer Lehrerin genötigt, aber ich fands trotzdem irgendwie süß.

Am nächsten Tag, meinem ersten „freien Tag“, machte ich es mir zur Aufgabe, einen Löffel zu kaufen. Ich hatte nämlich am letzten Abend feststellen müssen, dass die Küche im Wohnheim nichts außer Herdplatten zur Verfügung stellt und deswegen hatte ich mir als Löffel für mein Müsli ein geeignetes, löffelförmiges Stück aus einer Plastikflasche herausgeschnitten. Und obwohl ich mich irgendwie sehr gut gefühlt habe, dass ich den nachhaltigen Gedanken verfolgt hatte, schien mir das doch keine dauerhafte Lösung zu sein. Ich verbrachte also meinen Samstagmorgen damit, zuerst durch Kranj zu irren um auf gut Glück ein Geschäft zu finden, das Besteck im Angebot hat (dumme Idee), dann aufgeben zu wollen aber zu merken, dass Kranj ein öffentliches Wlan hat, dann „Besteck“ zu übersetzen und bei Google Maps einzugeben (hätte ich auch vorher drauf kommen können, ja Mama), danach eine halbe Stunde Fußmarsch zum gefundenen Geschäft hinzulegen, nur um zu bemerken, dass dieses nur Besteck von WMF hatte, was nun wirklich nicht meiner Preisklasse entsprach….. und dann auf dem verzweifelten Rückweg an einem Spar vorbeizukommen. Und ja- die hatten einen Löffel. und sogar zwei. Und auch zwei Messer, zwei Gabeln, eine Müslischüssel und einen Becher. Halleluja.

Bleibt mir also nur noch, von den Wanderungen zu erzählen. Meinen ersten kleinen Ausflug ins Grüne habe ich schon gestern vor der Löffeljagd gehabt und dabei einen richtig schönen Ort mitten in der Stadt entdeckt: Es ist eine kleine Schlucht, durch die die Kokra, ein Seitenarm der Sava, fließt und so fast so etwas wir eine „grüne Ader“ durch die Stadt zieht. Links und rechts ist das Ufer mit Bäumen umsäumt und es führt eine malerische Fußgängerbrücke zu dem kleinen Rundweg. An einigen Stellen kann man bis ganz ans Wasser gehen und hätte ich auch noch meinen Zeichenblock dabeigehabt, dann wäre es ein perfekter Tumblr-Moment gewesen:)

Einen ähnlichen Moment hatte ich dafür heute, allerdings nicht durchs Zeichnen, sondern durchs Lesen. Ich habe auf meinem Anstieg auf den Berg an den Kranj grenzt (Smarjetna gora), eine Pause gegönnt und mich dafür ein bisschen abseits des Weges in den Wald verkrochen, weil ich nicht dauernd auf der Straße für einen Schluck Wasser stehen bleiben wollte. Es war nämlich peinlich genug gewesen, vorher schon von einer Oma (oder zumindest hätte sie eine Oma sein können) überholt worden zu sein, der der steile Anstieg überhaupt nichts auszumachen schien. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich vorher, um allein zum Berg hinzukommen, schon drei bis vier Kilometer tendenziell bergan hatte laufen müssen, also erschien mir das nicht fair.

Am Ende des Tages habe ich es aber auf den Gipfel und auch heil wieder herunter geschafft und liege jetzt zufrieden und müde in meinem Bett, um morgen um 7:10 (!) zur ersten Stunde in der Schule zu sein.

Ankommen und (fast) wohlfühlen

Da sitze ich also und versuche, meinen ersten Blogbeitrag aufs Papier, beziehungsweise ins Internet zu schmieren und hoffe, dass es nicht vollkommene Grütze wird.

Vielleicht sollte ich erstmal damit anfangen, was bis hier hin schon alles passiert ist. Offiziell sind bereits zwei Wochen meines Freiwilligendienstes um. Die zehn Tage Vorbereitungsseminar in Berlin vergingen wie im Fluge, was zum Einen an dem durchgetakteten und mental teils wirklich anspruchsvollen Programm lag, zum Anderen an den ganzen lieben Menschen, die ich dort kennengelernt habe. Auf die meisten von ihnen kann ich mich jetzt schon freuen, denn wir werden uns auf dem Zwischenseminar in Serbien Ende November treffen und bestimmt wieder viel Spaß haben (so lange es Wein gibt, versteht sich… :D).

Danach ging es für mich erst einmal wieder für zwei Tage nach Hause in die Heimat. Und dann habe ich auch langsam realisiert, dass es Zeit zum Abschied nehmen war. Ich habe viel darüber nachgedacht, ob es jetzt schlau war, vor der Ausreise nochmals zurück nach Hause zu gehen, denn so musste man von dem ganzen Input und der Vorbereitung auf dem Seminar durch die man sich so bereit gefühlt hat erstmal wieder Abstand nehmen und schließlich noch einmal alle verabschieden… aber letztendlich ist man ja hinterher immer schlauer. Außerdem war es so auch sehr schön: Meine Freunde, oder zumindest diejenigen von ihnen, die noch im Lande und noch nicht über die ganze Welt verstreut sind, haben noch ein kleines Überraschungs-Abschieds-Zusammensein organisiert und es war echt schön, sie alle noch einmal zu sehen und zu drücken. Ganz ganz viele von ihnen, sowie natürlich auch meine Familie, vermisse ich jetzt schon ganz doll – aber ich habe auch einiges an Fotos und Karten mitgenommen, sodass ich mich in den Down-Phasen vielleicht aufmuntern kann.

SO, jetzt hat der Beitrag irgendwie eine traurige Wendung genommen… Zeit, sich wieder dem Schönen und Positiven zu widmen (obwohl ja Heimweh auch irgendwie etwas Schönes ist… aber dazu kommen wir bestimmt an anderer Stelle oft genug).

Nachdem ich dann alles gepackt, wieder ausgepackt, umgepackt und noch schnell alles was mir noch einfiel nachgestopft hatte, bin ich mit zwei Koffern, einen schiebend, den anderen auf dem Rücken, sowie einem Rucksack vor dem Bauch zuerst in den ICE von Hamburg nach München, dann über den Münchener Hauptbahnhof und schließlich in Kranj aus dem Zug gewankt. Das habe ich so ausführlich beschrieben, weil es genauso anstrengend und komisch aussah wie es klingt – aber zum Glück hatte ich immer nette Menschen in der Nähe, die mir geholfen haben, die beiden tonnenschweren Gepäckstücke auf die Ablage zu hieven – Danke euch Samaritern!

Wie schon angeklungen bin ich also heil in Kranj (wird übrigens „Krann“ ausgesprochen) angekommen und auch direkt von meiner Ansprechpartnerin in Empfang genommen und zu meinem Wohnort, dem örtlichen Studentenwohnheim, gebracht worden. Da ich an zwei Schulen tätig bin, trafen wir dort noch die Kollegin der anderen Schule und sie haben mir beim Einchecken und Finden des Zimmers geholfen. Die beiden waren wirklich eine große Hilfe, denn bei mir ist nach meinem platonischen „Dóber dán“ (Guten Tag) auch schon Schluss mit Slowenisch (was sich natürlich hoffentlich noch ändern wird) und damit kommt man in einer Konversation nicht wirklich weit… Danach wurde ich netterweise auch noch zum Essen eingeladen und hatte die Gelegenheit, einige Fragen und Unklarheiten zu klären und mich ein bisschen über die Reise zu unterhalten. Es war also ein sehr lieber, persönlicher und auch herzlicher Empfang und ich habe wirklich das Gefühl, dass ich gut mit den Kollegen hier vor Ort zusammenarbeiten  und  ihnen eine echte Hilfe sein kann.

Mit diesem positiven Gefühl ging ich dann zurück auf mein Zimmer – nachdem ich der Rezeption unten noch mit Händen und Füßen mitgeteilt habe, dass ich noch keine Decke und Kissen habe – und räumte meine Sachen in die Schränke, sodass der einst kahle Raum sich nun schon ein bisschen mehr wie ich selbst und wie ein Zuhause anfühlt. Das einzige, was mich im Moment noch stört sind die hinterlassenen aufgehängten Ausdrucke meiner offensichtlich Vormieterin über der Tür: Eine Collage von „Just girly things“ wie „being young, wild and free“… Da hat mein innerer Sexismus-Alert aber schon gewaltig Alarm geschlagen. Um diesen Bullshit zu zensieren, werde ich mir aber schon irgendetwas zum Darüberhängen einfallen lassen. Der Rest der Einrichtung ist schlicht, aber mehr brauche ich ja auch nicht. Außerdem gibt es gutes Internet, das ist ja schon einmal die halbe Miete:)

Mein erster Tag verlief also ohne größere Hürden als das Beschaffen von Bettdecke und -kissen und ich bin sehr erschöpft aber optimistisch eingeschlafen.