Von Pantoffeln, Wanderungen und einer Löffel-Suche…

Ich habe mir in der Schule wahrscheinlich schon bessere Titel für Artikel ausgedacht, aber dennoch fasst dieser hier meine vergangenen, ersten Tage hier wohl am Besten zusammen.

Am Freitag, dem 14. September, hatte ich meinen ersten Tag an den beiden Schulen, an denen ich nun tätig bin. Es war immer noch kein „richtiger“ Arbeitstag, denn ich wurde mehr oder weniger nur vorgestellt und ein bisschen herumgeführt . In der Praxis hieß das also: viele Hände schütteln, lächeln, zuhören… und Schlüssel für die Schulen entgegennehmen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich der Verantwortung gewachsen bin, gleich zwei Schlüssel für zwei verschiedene Schulen mit mir herumzutragen, ach herrje. Das bemerkte auch eine Freundin von mir, als ich ihr davon erzählte… was mich nicht wirklich beruhigte. Danke dafür! Wie dem auch sei, ich blickte also in viele neue Gesichter meiner neuen Kollegen, die allesamt wirklich nett und herzlich schienen. Ich freue mich schon, mit ihnen zu arbeiten und dass ich ihre Gunst nicht verspiele… indem ich zum Beispiel die Schlüssel verliere…. Gott, ich darf gar nicht daran denken!

Was ich auch spannend finde, ist der Unterschied zwischen den beiden Schulen: Beide sind zwar ein Gymnasium und das bedeutet in Slowenien, dass es vier Klassenstufen gibt, die unserer 10.-13. Klasse entsprechen, aber in der Architektur unterscheiden sie sich grundlegend. Damit ich jetzt nicht zu sehr in Beschreibungen ausschweife, halte ich diesen Teil kurz… Im Prinzip kann man es sich aber vorstellen wie Schloss Einstein früher vs. heute. Da müsste doch jetzt jeder ein ungefähres Bild vor Augen haben:D

Was beide Schulen jedoch gemeinsam haben- und was mich echt stutzig gemacht hat, ist Folgendes: Jeder Schüler trägt Hausschuhe in der Schule. Wenn viele Jugendliche, egal ob in Jogginghose oder komplett aufgestylt, allesamt in Filzpantoffeln über Linoleum-Fußboden schlittern, dann sieht Ansicht nur witzig aus, es macht auch einen komischen Sound. Aber anscheinend ist das in Slowenien so Gang und Gebe – und bevor jetzt alle danken, diese Schlussfolgerung sei undifferenziert und ich hätte auf dem Vorbereitungsseminar nichts gelernt – Ich habe das von meiner Ansprechpartnerin, die ich danach gefragt habe. Sie sagte, dass das häufig in slowenischen Schulen so gemacht wird, damit man nicht so viel und so oft putzen muss… eigentlich wirklich schlau. Ein positiver Nebeneffekt sei, dass man so gleich erkennen könne, wer nicht rechtmäßig in die Schule gehört… und ratet mal, wer direkt skeptisch von der Seite angeschaut wurde? Richtig:) Nach Rücksprache mit meiner Ansprechpartnerin meinte sie jedoch zu mir, dass ich nicht dazu verpflichtet sei, meine Schuhe jedes Mal zu wechseln, das müssten die übrigen Lehrer schließlich auch nicht. Irgendwie finde ich diese Art von Abgrenzung zu den „normalen“ Schülern gut, irgendwie stört sie mich auch… mal sehen.

Ich habe jedenfalls auch schon einige liebe Schüler kennengelernt. Zwei von ihnen haben mich direkt durch die Schule geführt.. was sehr hilfreich war, denn diese Schule war die ältere, „schlossigere“ Schule von beiden und ich hätte mich direkt verlaufen, wären die beiden nicht gewesen. Außerdem hat mir ein Deutschkurs eine kleine Stadtführung auf deutsch gegeben. Gut, die wurden vielleicht eher von ihrer Lehrerin genötigt, aber ich fands trotzdem irgendwie süß.

Am nächsten Tag, meinem ersten „freien Tag“, machte ich es mir zur Aufgabe, einen Löffel zu kaufen. Ich hatte nämlich am letzten Abend feststellen müssen, dass die Küche im Wohnheim nichts außer Herdplatten zur Verfügung stellt und deswegen hatte ich mir als Löffel für mein Müsli ein geeignetes, löffelförmiges Stück aus einer Plastikflasche herausgeschnitten. Und obwohl ich mich irgendwie sehr gut gefühlt habe, dass ich den nachhaltigen Gedanken verfolgt hatte, schien mir das doch keine dauerhafte Lösung zu sein. Ich verbrachte also meinen Samstagmorgen damit, zuerst durch Kranj zu irren um auf gut Glück ein Geschäft zu finden, das Besteck im Angebot hat (dumme Idee), dann aufgeben zu wollen aber zu merken, dass Kranj ein öffentliches Wlan hat, dann „Besteck“ zu übersetzen und bei Google Maps einzugeben (hätte ich auch vorher drauf kommen können, ja Mama), danach eine halbe Stunde Fußmarsch zum gefundenen Geschäft hinzulegen, nur um zu bemerken, dass dieses nur Besteck von WMF hatte, was nun wirklich nicht meiner Preisklasse entsprach….. und dann auf dem verzweifelten Rückweg an einem Spar vorbeizukommen. Und ja- die hatten einen Löffel. und sogar zwei. Und auch zwei Messer, zwei Gabeln, eine Müslischüssel und einen Becher. Halleluja.

Bleibt mir also nur noch, von den Wanderungen zu erzählen. Meinen ersten kleinen Ausflug ins Grüne habe ich schon gestern vor der Löffeljagd gehabt und dabei einen richtig schönen Ort mitten in der Stadt entdeckt: Es ist eine kleine Schlucht, durch die die Kokra, ein Seitenarm der Sava, fließt und so fast so etwas wir eine „grüne Ader“ durch die Stadt zieht. Links und rechts ist das Ufer mit Bäumen umsäumt und es führt eine malerische Fußgängerbrücke zu dem kleinen Rundweg. An einigen Stellen kann man bis ganz ans Wasser gehen und hätte ich auch noch meinen Zeichenblock dabeigehabt, dann wäre es ein perfekter Tumblr-Moment gewesen:)

Einen ähnlichen Moment hatte ich dafür heute, allerdings nicht durchs Zeichnen, sondern durchs Lesen. Ich habe auf meinem Anstieg auf den Berg an den Kranj grenzt (Smarjetna gora), eine Pause gegönnt und mich dafür ein bisschen abseits des Weges in den Wald verkrochen, weil ich nicht dauernd auf der Straße für einen Schluck Wasser stehen bleiben wollte. Es war nämlich peinlich genug gewesen, vorher schon von einer Oma (oder zumindest hätte sie eine Oma sein können) überholt worden zu sein, der der steile Anstieg überhaupt nichts auszumachen schien. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich vorher, um allein zum Berg hinzukommen, schon drei bis vier Kilometer tendenziell bergan hatte laufen müssen, also erschien mir das nicht fair.

Am Ende des Tages habe ich es aber auf den Gipfel und auch heil wieder herunter geschafft und liege jetzt zufrieden und müde in meinem Bett, um morgen um 7:10 (!) zur ersten Stunde in der Schule zu sein.