Baklava am Bosporus



Verrückte Pläne kann man schnell schmieden – so auch unser Plan, spontan doch nicht Skifahren zu gehen, sondern einfach nach Istanbul zu fahren.
Unsere ambitionierte Idee, über Batumi nach Trabzon nach Istanbul zu fahren, schien mir erst etwas zu chaotisch, um zu funktionieren. Zu Gut war die Idee aber, um sie nicht umzusetzen.
Besser als eine Woche Skifahren war es alle Male und entgegen meiner Erwartungen hat auch alles funktioniert.

Na ja, Tadeus hat zwar keinen Zug bekommen, seinen Bus verpasst – aber könnte ihn noch mit einem Taxi hinterher jagen und einholen. Doch noch mal alles gut gegangen.

Die Türkei ist für mich ein immer bekanntes und auch präsentes Land gewesen, war aber nie das Land gewesen, wo ich unbedingt hinreisen wollte. Als aber die Idee aufkam, einmal nach Istanbul zu kommen, fiel mir auf wir verlockend die Stadt ist.
Istanbul ist im Gegensatz zu Tbilisi halt wirklich eine Metropole – eine Stadt, die ein ganzes Land für sich sein könnte, mit mehr Einwohner:innen als Georgien insgesamt hat.

Die Reise begann – wie bei uns üblich so chaotisch und eigen. Anstatt zusammen nach Batumi zu fahren, haben wir alle unseren eigenen Weg oder Zeit genommen. Sofie ist morgens, ich abends Zug gefahren und Tadeus dann Bus, den er schicksalhaft durch einen Anruf dann doch noch bekommen hat.

Morgens in Batumi hatten wir dann nicht so ganz genau einen Plan, wie wir nach Trabzon kommen wollten. Wir sind erst mal mit dem Taxi bis zur Grenze gefahren und wie erhofft gab es hinter der Grenzkontrolle dort dann auch Busse nach Trabzon.
Nach stundenlangem Sitzen kamen wir dann in Trabzon an – warum wir noch mal genau hier einen Zwischenstopp machen wollten … es war günstiger, von hier zu fliegen und die Bilder bei Google hatten ganz cool ausgesehen. Unser Eindruck von Trabzon war eher anders. Die Stadt nicht als hässlich zu beschreiben ist schwierig, touristisch war es dort kein bisschen, aber dafür wenigstens „authentisch“.

Entspannt mit schlechtem Wetter haben wir dort erst mal unseren ersten Urlaubstag verbracht. Das Wetter war so ekelhaft, dass man sich außer zum Essen kaum aus dem Airbnb heraus getraut hat.
Türkisches Essen ist aber ein Highlight an sich. Von Baklava, Kebab, Dürum bis Gözleme und Börek haben wir uns die ganze Woche satt gegessen. Den darauffolgenden Tag wollten wir schließlich dann auch nutzen, dass wir in Trabzon sind bzw. in der Umgebung. Unser Ziel war Uzungöl – der Ort, den man auch bei Googlebildern sah, wenn man Trabzon googelt.

Bilder von einer grünen Sommerseeoase haben wir gefunden – in unserem Fall sind wir aber in einem nebligen Schneeparadies angekommen. Die Baumspitzen von schweren Schneewolken verhangen.
Durch den Schnee sind wir gestapft- vorbei an den Warnschildern. Auf Bären könnten wir treffen, auf Wildschweine. Uns egal, wir wollten hoch hinaus. Irgendwann ich dann aber nicht mehr. Einfach zu kalt. Dafür haben wir dann im Schnee noch unsere Orangen gegessen und das obligatorische “Gipfelsefie“ gemacht. Sofie bestand darauf.
Schnell dann wieder runtergelaufen. Tadeus war noch Eisbaden, Sofie und ich haben uns eher für Essen und Wärme entschieden.

Am nächsten Tag dann der Flug nach Istanbul. Zu früh oder zu spät am Flughafen, gestresst oder entspannt – egal – fliegen immer kacke und nervig.
Angekommen nachmittags wurde erst mal auf der europäischen Seite der Stadt die Gegend um unser Airbnb und der Stadtteil Karaköy erkundet. Wir haben Simit gegessen und Çai am Rande Galata Brücke getrunken. Wie es sich für Touristen gehört. Streit um Authentizität gab es in dieser Woche oft. Muss man das jetzt sehen oder nicht? Ist das überhaupt interessant? Kultur oder Konsum? Vielleicht ein Kühlschrankmagnet?

Wie auch immer man seinen Urlaub mag, ich war von Istanbul begeistert.
Tbilisi lebt, aber Istanbul ist ein dagegen einziger Rausch. Die Stadt ist so groß, dass wir natürlich wussten, sie nicht richtig begreifen zu können. Verloren gefühlt haben wir uns sofort, aber das hat auch den Reiz ausgemacht, sich einfach von der Stadt treiben zu lassen.
Pläne hatten wir nur ein bisschen. Die Klassiker wollten wir als Erstes abarbeiten, am ersten richtigen Tag sind wir also erst mal zur Hagia Sophia. Unseren Plan vor allen anderen um sieben Uhr morgens aufzustehen, könnten wir dann nicht ganz umsetzen, wir waren nicht wie erst erdacht um zehn, sondern um eins bei der Hagia Sophia.
Die Moschee war beeindruckend und riesig, trotzdem sehr dunkel. An den anderen Moscheen hat mir eher gefallen, dass die meistens hell, offen und einladend sind. Teppichboden macht dabei schon einen großen Unterschied. Die Hagia Sophia hatte dagegen eher etwas von einer Kirche, eben genau diese ehrfürchtige kalte Stimmung war dort auch. Nach der Hagia Sophia sind Sofie und ich noch etwas rumgeschlendert und haben einen versunkenen Palast besichtigt, abends waren wir noch zu zweit vegan essen – Tadeus wollte etwas alleine machen und nun ja, jeder braucht seine Freiräume.

Die Tage darauf sind wir viel wirklich viel gelaufen … nach Cihangir, zum archäologischen Museum, zum großen Basar, in unzählige Moscheen. Auf die asiatische Seite war zu Fuß schwierig, da mussten wir dann eine Fähre nehmen. Entgegen unseren Erwartungen war einfach mal so kurz rüberfahren dann doch nicht so einfach bei ungefähr eineinhalb Stunden unterwegs sein. Wir haben Üsküdar und Kadiköy besucht. Schön war die Architektur im Gegensatz zur europäischen Seite nicht, es gab wie erwartet in Kadiköy Unmengen an Cafés, auch vegane Supermärkte, aber sonst für uns nicht viel Interessantes.

Sofie und ich hatten an dem Punkt so viel gesehen und waren rumgelaufen, dass nun ausruhen angesagt war. Die Tage danach wurde die Nutzung des ÖPNVs von Istanbul auch verstärkt, so viel rumlaufen war einfach nicht mehr drin. Die Dinge, die man in der Stadt besichtigen konnten, wurden trotzdem nicht weniger. Wir waren in noch mehr Moscheen im Istanbul Museum of Painting and Sculpture und in den Vierteln Balat und Fener. Den letzten Tag wäre, wenn unsere Kraft nicht versagt hätte, natürlich noch mehr Kulturbesichtigung drin gewesen. Aber hier gab es gleichzeitig eine Sache, die wir in Georgien schmerzlich vermisst haben. Ikea.
Als sind Sofie und ich an unserem letzten Tag zu Ikea gefahren. Jonte war schon da gewesen. Es war wie zu erwarten und erhofft genauso wie in Deutschland.

Die Meinungen über die Stadt waren zuletzt sehr unterschiedlich, gesehen haben wir aber auch alle unterschiedliche Teile der Stadt. Noch mal nach Istanbul kommen wollen, würde ich auch jeden Fall. Dort Mal für eine längere Zeit zu Leben ist schwer einzuschätzen. Die Stadt ist zu groß, um komplett dort zu leben … vermutlich würde man sich immer nur in seinem Stadtteil oder seiner Gegend aufhalten und bewegen. Die Freude auf Ruhe und Tbilisi war bei uns allen aber groß, für mich ja auch so langsam die letzten Wochen dort …

Bis bald!

Das Ende des Jahres

2022 ist vorbei.

Um Weihnachten herum ist die Melancholie schon ein wenig gestiegen, die meisten von uns haben sich entschieden, in Georgien zu bleiben. Wir wollten zusammen Weihnachten feiern. Ein wenig traurig war ich schon nicht zu Hause zu sein – trotzdem hätte es sich nicht gelohnt für den Aufwand kurz nach Deutschland zu fliegen.

Für unser Weihnachtswochenende hatten wir ein wahrhaftiges Festessen geplant, was es auch wirklich wurde. Während sich Tadeus und Jonte um Rotkohl, vegetarischen Braten und Klöße gekümmert haben und Klara für den Nachtisch zuständig war, hab ich als Vorspeise einen Salat gemacht. Zusammen mit den Freiwilligen aus Gjumri in Armenien haben wir dann abends gefeiert – was vor allem Essen hieß. Geschenke wollten wir, wie hier traditionell erst an Neujahr verteilen.
Das georgische Äquivalent zu unserem Weihnachten mit Geschenken wird am 31.12 gefeiert. Wir wollten aber mit allen Traditionen standhalten und haben deswegen am 24. gefeiert.

Der Abend war hier Essen bis zum Umfallen – irgendwie aber auch eine Weihnachtstradition. Am ersten Weihnachtsfeiertag – verschlafen sind wir spät aufgewacht – haben wir zum Sonnenuntergang noch einen Ausflug zu den Chroniken von Georgien gemacht. Das ist ein monumentales Denkmal aus Säulen, relativ außerhalb des Zentrums auf einem Hügel.


Die Sicht war bedrückend wie beeindruckend zugleich. Jonte und ich hatten einen Ausblick auf das Tbilisi Reservoir und komplette Wohnviertel nur aus Sowjet-Plattenbauten, die wir noch nie betreten hatten, in den Randbezirken von Tbilisi. Eigentlich sah es unfassbar bedrückend, durch den warmen Sonnenuntergang, irgendwie aber harmonisch aus und hätte mit der Sicht auf die Berge für uns auch eine Stadt aus einem Science-Fiction Film sein können.

Wir haben realisiert, wie sehr wir uns dadurch eigentlich für die Stadt begeistern können, das Zentrum westlich und europäisch so genau, dass wir uns immer wohlfühlen, aber trotzdem gibt es Teile der Stadt, die uns durch ihr anders sein, immer wieder begeistert staunen lassen.

In der nächsten Woche fingen dann so langsam die Weihnachtsfeiern an, für die Schule hab ich meinen Kolleginnen eine kleine Weihnachtswintergeschichte illustriert und diese dann mit ihnen bei einer kleinen Weihnachtsfeier gelesen.

Die Weihnachtsfeiern fingen entspannt an, wir haben erst mal kleinere Tagesausflüge um Tbilisi herum gemacht und meistens kleine Ruinen und Festungen erklimmt. Nach kurzer Zeit aus der Stadt raus zeigten sich wieder die monumentalen Berge des Kaukasus, die wie Wurzeln aus dem Boden herausragten und sich durch die Gegend schlängelten.


Neujahr war schön – es gab meine Leibspeise Sushi – endlich konnte ich alle davon überzeugen. Da in Georgien Neujahr sozusagen Silvester und Weihnachten in einem Fest sind, hatten wir große Erwartungen. Um null Uhr war auch Feuerwerk zu sehen, aber trotzdem wirkte es relativ ruhig und man merkte, dass es schon wirklich ein Familienfest hier ist. Die Zeit, um genau null Uhr anfangen zu schießen mit Raketen, wurde hier auch nicht so genau gesehen, irgendwie passend zu Georgien.

Die Ferien hatten danach weitaus noch keine Ende – ohne Schnee war Skifahrern leider nicht möglich, aber Pläne lassen sich ja immer schnell ändern. Die komplette Reizüberflutung – wieder in einem anderen Land kommt aber das nächste Mal!

Frohes Neues!


Winter und Kälte

Es ist kalt draußen – und dunkel – und nass – naja, im Moment ist es auch Nacht. Schon der 19. Dezember. Surreal, wie schnell die Zeit hier vergeht, das Seminar in Armenien ist schon wieder weit in die Ferne gerückt. Haben wir viel gemacht? Nein, nicht wirklich. Eigentlich nur versucht unseren Alltag zu leben, dabei rauschen die Wochen vorbei, ohne das wir uns aus dieser dunklen, mittlerweile Smog verhangenen Stadt heraus bewegen. Sicher zwei oder drei Wochen lang keinen Sonnenstrahl am Himmel gesehen.

So einladend und lebendig Tbilisi am Ende des Sommers gewirkt hat, mit vollen Straßen und bunten Baumen – so trist, trüb und verschlafen wirkt es jetzt.
So dominierend die alte Schöne kaputte Architektur der Stadt anfangs gewirkt hat, als man noch damit beschäftigt war, die Straßen der Stadt zu erkunden, so bedrückend ist es jetzt im grauen jeden Tag an den dominierenden Sowjetplattenbauten in Graubraun vorbeizulaufen – mein Schulweg umfasst leider wirklich nicht die schönsten Teile der Stadt.

Auf der Rückreise aus Armenien entlang der Grenze zu Aserbaidschan hab ich mich richtig auf Georgien gefreut, auf Tbilisi, auf die neue Wohnung. Umziehen hat sich aber als noch viel anstrengender herausgestellt, als ich mir während des Seminars noch ausmalte.

 

Angekommen in Tbilisi – erst mal total erschöpft, keine mobilen Daten mehr, musste ich wieder herausfinden, wo unsere neue Wohnung überhaupt genau ist. Das geschafft hab ich Jonte, der schon in der Wohnung seit drei Tagen war, begrüßt und mir die Zimmer angeschaut.

Jonte war mal so frei gewesen und hat die Zimmerordnung selbst verteilt. Mit meinem Zimmer war ich aus sehr zufrieden, definitiv die schönsten Möbel und das kleinste Bett, aber damit hatte ich kein Problem.
Tage später hat Jonte mir dann auch noch so nebenbei erzählt, dass die georgische Oma des Vermieters in der Wohnung gestorben ist. Genauer gesagt in meinem Bett. Nun ja … passt irgendwie zur Stimmung in der ganzen Wohnung. Leicht skurriler Sowjetflair mit der ganzen Einrichtung.

Die Woche danach so grau wie unspektakulär. Wie mussten uns immer noch ausruhen, wirklich sehr viel ausruhen von einer Woche Armenien. Im Laufe der Woche ist auch Tadeus wieder gekommen und sonst ist außer Alltag nichts Bedeutendes passiert. Zeitweise habe ich viel darüber nachgedacht, ob ich mittlerweile an meiner Alltagsroutine Freude gefunden habe, ich habe aber realisiert, dass die ganze Zeit hier nie wirklich als Alltag anerkennen kann – zu viel passiert. Die Wochen hier kann man mittlerweile leider schon abzählen, die Pläne, die Urlaube, die Reisen, die wir noch machen wollen, lassen sich jetzt schon kaum noch in die Wochen quetschen.

Anfang Dezember hat mich meine Freundin Emma aus Deutschland übers Wochenende besucht, sie ist Donnerstag Nachmittag angekommen und ich habe sie nach der Schule vom Flughafen abgeholt. Dann haben wir uns erstmal abends bei uns ausgeruht und dann habe ich ihr die Rustaveli und die Altstadt gezeigt. Später sind wir dann ins Lolita gegangen, natürlich gab es auch Khachapuri. Wir sind dann, weil Emma so müde war, relativ früh schlafen gegangen, weil wir für den nächsten Tag auch große Plane für die Stadterkundung hatten.

Freitag haben wir dann die zwei alten Betlemi Kirchen in der Altstadt besichtigt, sind dann über die Friedensbrücke gelaufen und mit der Gondel hoch zum botanischen Garten gefahren. Den Teil der Stadt besucht man meistens wirklich nur als Tourist. Der botanische Garten war schön, aber im Winter trist und grau und wir sind dann schnell zurück in die Altstadt gelaufen, um uns dort mit Jonte in einem Café zu treffen. Der große Plan für den Abend war das KHIDI. Der zweitbekannteste Techno Club nach dem Bassiani in Tbilisi. 25 Euro Eintritt schon sehr teuer – hat sich gelohnt – Emma und ich waren bis sechs Uhr im Club, bis wir vor Müdigkeit fast umgefallen sind. Samstag hatten wir dann bisschen ein Durchhänger, haben lange geschlafen und nachmittags sind wir dann zur Fabrika gegangen, wo ich mit Emma noch in ein paar Second Hand Läden war.

Das Wochenende mit Emma war sehr schön. Festgestellt haben wir in den Wochen darauf aber auch, was wir schon von den Georgier:innen gelernt haben: die Gastfreundschaft.
Besuch kommt bei uns in den letzten Wochen nicht zu knapp, anstatt das wir andere Orte erkunden und Land und Leute besuchen, besuchen uns andere. Freunde aus Deutschland, Familie, Freiwillige aus Armenien, Freiwillige aus Aserbaidschan. Schön ist es immer, Bericht über die Wochen um Weihnachten folgt das nächste Mal!
Bis dann und შობას გილოცავთ!

Blick auf den Ararat

 Armenien! Bevor wir gefahren sind und ich meine Sachen gepackt habe, ist mir aufgefallen, wie wenig ich über Armenien weiß. Also fast gar nichts, nur so ein bisschen. Die Hauptstadt ist Jerewan, Bergkarabach, Konflikt, Abhängig von Russland auch viele Kirchen wie in Georgien.

Ich hab mich eigentlich aber wieder sehr gefreut, ohne große Erwartungen in ein neues Land zu reisen und auch aus dem Alltagsstress rauszukommen (auch, wenn Armenien im Nachhinein auch so anstrengend war, dass Stress da nicht wirklich weggefallen ist).

Wir (Tadeus, Felix, Sofie und ich) sind auf jeden Fall am Samstagmorgen losgefahren, haben uns erst mehrere Lobiani geholt und uns dann bei der Metro Station getroffen. Wir saßen schon im Bus, als Felix gerade noch rechtzeitig kam und der Bus dann pünktlich losfuhr.  Die Fahrt war zusammengefasst, vor allem lang. Am Anfang noch sehr schön und abwechslungsreich den Übergang der Landschaften zwischen Georgien und Armenien zu sehen. Der Grenzübergang zwischen Georgien und Armenien war auch schnell gemeistert, keiner von uns wurde an der Grenze zurückgelassen, Sofie wurde nur einem Hund angefallen, der unbedingt auch was von ihrem Lobiani abhaben wollte.

Zum Ende der Fahrt hinhat es sich dann aber schon sehr zäh in die Länge gezogen, die Raucherpausen und Essenspausen haben mir dann auch wirklich gereicht, ich wollte einfach nur noch ankommen.

Kurz vor fünf waren wir dann auch endlich da. Vorteil unseres Airbnbs war es, dass es direkt in der Nähe des Busbahnhofs lag und wir so einfach in zehn Minuten dort hinlaufen konnten. 

Geschafft im Airbnb haben wir erst mal unser Zeug ausgepackt und ein bisschen entspannt. Die ganze Wohnung war sehr im ehemaligen Sowjetstil mit Gasheizung, Gasofen – wirkte wie in der Zeit zurückversetzt. 

Als es schon dunkel war, haben wir uns hinausgewagt und sind in die Innenstadt von Jerewan gelaufen. Von den Erzählungen der armenischen Freiwilligen wusste ich schon, dass Tbilisi und Jerewan wohl sehr unterschiedlich seien sollten, was man im Laufe der Woche beim Erkunden der Stadt dann auch selber gemerkt hat.

Unser Ziel war es erst mal uns am Abend SIM Karten zu besorgen, was auch einfach funktioniert hat. Jerewans Zentrum ist nämlich sehr strukturiert aufgebaut – ein rundes Zentrum mit großen breiten eckigen Straßen und einem geordneten Straßenaufbau. Der Stadtkern wirkte auf uns zuerst viel großer als der von Tbilisi und so bekam man auch das Gefühl, die Stadt sei insgesamt größer, trotzdem war das ganze Zentrum etwas lebloser. Dadurch, dass an bestimmten Seiten dort vor allem viele große Botschaften und Hotelgebäude waren, wirkten die großen Straßen leerer und unbelebter als die kleinen Gassen von Tbilisi. 

Nachdem wir unsere SIM Karten hatten, wollten wir dann typisch armenisch Essen gehen. Sofie hatte von einem Bekannten Empfehlungen für Sehenswürdigkeiten und Restaurants bekommen, ein Restaurant haben wir ausprobiert, das hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Pappsatt waren wir alle am Ende, aber dafür haben wir Tolma, gefüllte Weinblätter, Lavash, Ghapama (gefüllter Kürbis mit Fleisch), natürlich auch Khachapuri, weil wir als Georgier:innen nicht drauf verzichten konnten und noch mehr gegessen. Danach haben wir dann noch die armenischen Freiwilligen zum Kickerspielen in einer Bar getroffen, sind aber nicht wirklich lange geblieben, weil wir vom Tag ziemlich fertig waren und morgen für ein ganzes Kickerturnier noch mal kommen wollten.

 

Sonntagmorgen sind Sofie und ich als Erste wiedermal aufgewacht und weil in unserer Wohnung nichts zu Essen hatten, sind wir zum Frühstücken in ein Café in der Innenstadt gelaufen, zur Abwechslung gab es Mal wegen meiner Erkältung Tee und keinen Kaffee. Am hellen Tag hatte die Stadt etwas noch Ruhigeres und Verschlafeneres. Die Sicht auf die Hügel vor der Stadt hatte etwas noch Surrealeres als in Tbilisi, die Stadt könnte irgendwie auch auf dem Mars sein.

Als wir nach unserem Spaziergang zurück dann wieder im Airbnb waren, haben alle immer noch geschlafen, was wir dann aber schnell geändert haben.

Wir wollten nämlich bald losfahren und uns in Garni einen Tempel anschauen. Nach einer ungefährem Stunde Fahrt waren wir auch in Garni und haben uns noch mit Proviant versorgt: Gata, ein süßes Brot mit Walnüssen. Wir sind noch ein wenig durch die Gegend gelaufen und haben eine kleine Wanderung gemacht. Die Freiwilligen aus Armenien haben wir dann später beim Tempel getroffen. Der war auch sehr schön, aber extrem touristisch überlaufen, überall wurden Bilder gemacht. Insgesamt ein schöner und auch entspannter Ausflug, vor allem die Landschaft Armeniens ist sehr beeindruckend. 

Der Rückweg gestaltete sich dann aber erst etwas schwieriger, weil es nirgendwo in der Nähe Taxis gab, und wir erst mal etwas verloren in der Gegend herumstanden. Nach etwas Stärkung durch Kuchen und Abwarten sind wir dann aber auch nach Hause gekommen (Faszinierend in Georgien und in Armenien ist für mich immer noch die monumentale Auswahl an Kuchen, Torten und süßem Gebäck, was es quasi in jedem Supermarkt und in jeder Bäckerei gibt). 

Abends sind wir wie schon erwähnt noch mal in die Bar vom Vorabend gegangen, um ein Kicker Turnier veranstalten. Gegen meine Erwartungen hat es wirklich viel Spaß gemacht. Danach haben wir noch eine der bekanntesten Attraktionen von Jerewan bestiegen – die Kaskaden, das sind riesige Treppen. Oben sind wir dann auf der Aussichtsplattform wieder erfroren und dann zurück nach Hause gefahren.

Montagmorgen fing dann auch unser Seminar an – leider nur online. In unserer Wohnung hatten wir uns dann alle jeder einen Platz für sich zum Arbeiten gesucht. Wir haben das Ganze natürlich mit klassischen Einstiegsspielen angefangen und erst mal mit unserem neuen Trainer eine Vorstellungsrunde gemacht. Inhaltlich waren die Sachen, die wir während des Seminars gemacht haben (Text über bisherigen Freiwilligendienst schreiben, Film drehen, Besprechung spezieller Problemsituationen) fand ich sehr gut, und auch zumindest teilweise interessanter als das Vorbereitungsseminar. Der ganze Onlineaspekt hat es zu einem zäherem Unterfangen gemacht und vor allem in die Länge gezogen. Dann ging meine Motivation halt im Laufe der Woche auch etwas runter, die Müdigkeit wurde von Tag zu Tag vor dem Bildschirm eventuell etwas größer und die Kameras wurden immer weniger angeschaltet.

Abends nach dem ersten Seminartag ist Jonte dann noch zu uns gekommen, und wir haben etwas zusammen gekocht (ruhiger, aber schöner Abend). 

Unter der Woche haben wir sonst nichts mehr wirklich Großes gemacht, außer manchmal ein bisschen im Zentrum Jerewans rumzulaufen, wegen der Online Seminareinheiten hatten wir dann leider kleine Zeit, uns noch länger spezielle Sachen innerhalb oder außerhalb der Stadt anzuschauen. Trotzdem war unser einheitliches Talent immer zu jeder Einheit zu spät zu kommen, wodurch wir unseren Trainer eventuell zum Verzweifeln gebracht haben.

Den letzten Samstag sind wir dann aber noch einmal aus der Stadt herausgefahren, um noch ein bisschen mehr zu sehen: und zwar zu einem Kloster in der Nähe von Dilijan. Erst haben wir uns das Kloster angeschaut und sind ein bisschen in der Umgebung rumgelaufen, bis die armenischen Freiwilligen nachgekommen sind. Unser Plan war es dann noch wandern zu gehen und direkt in den Nationalpark von Dilijan zu fahren, um auch mal etwas Wald und nicht nur braune Berge und Hügel zu sehen. Aufgrund von Zeitmangel und unsicherer Taxirückfahrtsituation sind wir dann aber einfach irgendeinen Weg in der Umgebung des Klosters hochgelaufen und dann noch einen Hügel hochgeklettert. Aus dem ganzen Wanderplan ist dann eher ein kleiner Spaziergang geworden. Wir hatten mit unserem Taxifahrer von der Hinfahrt abgeklärt, dass er uns auch wieder abholen sollte und mussten deswegen schon wieder zurücklaufen. Auf der Rückfahrt sind wir dann alle vor Müdigkeit eingepennt und erst wieder bei Sonnenuntergang in den Vororten von Jerewan aufgewacht.

Sonntagmittag, Klara, Felix und ich saßen schon wieder im Bus Richtung Tbilisi, hab ich dann gemerkt, wie viele Eindrücke die ganze Woche hinterlassen hat und wie fern die Woche davor schon wirkte. Die ganzen Eindrücke sind schwer in einem Satz zusammenzuschachteln, aber nach Armenien würde ich auf jeden Fall noch einmal fahren, wenn ich die Zeit hätte (hier immer Mangelware). Müde und fertig war ich aber froh über die hoffentlich nächsten ruhigeren Wochen in Tbilisi. 

Bericht über Dezember kommt hoffentlich bald – vielleicht brauche ich aber auch wieder ein paar Wochen. Bis dann!

Alltagsroutine oder Alltagsstress

Routine hat sich hier längst etabliert, die Woche in der Arbeit geht immer sehr schnell vorüber. Morgens aufstehen, schnell mit der Metro zur Schule. Da dann erste Stunde vierte Klasse – meistens wird ein Lied gesungen oder ein Spiel gespielt, danach erst mal eine Stunde elfte Klasse. Meistens ein bisschen zuhören und beim Lesen verschiedener Texte, beispielsweise zum Thema Generationskonflikte dann Begriffe erklären. Danach fängt meine vierte Stunde oft in einer achten oder einer siebten Klasse damit an, dass ich sie nach dem Tag frage, wie das Wetter ist oder was sie am Wochenende gemacht haben.

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So oder so ähnlich verlaufen die meisten Schulstunden in der Schule. Ich helfe immer ein bisschen mit, oft auch spontan, je nachdem, wo ich gerade gebraucht werde. In meinen Pausen gehe ich oft in den nächstgelegenen Park oder in ein Café als Abwechslung. Dann bin ich meistens so um 13:00 Uhr oder 14:30 Uhr mit der Schule fertig und fahre nach Hause.
Routine ist für mich dann auch immer bei dem Gemüseladen auf dem Weg zwischen Metro und Schule etwas Gemüse/ Obst zu kaufen und mir dann nach der Schule was zu Essen zu machen. Danach steht meistens irgendeine Aufgabe an und so vergeht der ganze Nachmittag ziemlich schnell – wenn wir Zeit haben, kochen wir halt noch zusammen und schauen Dark.

Hat die letzten zwei Wochen nicht wirklich funktioniert. Die vorletzte Woche hatte nämlich auch nicht wirklich was mit ner Alltagsroutine zu tun und war insgesamt hier bisher auch die Anstrengendste. Die Kombination aus Wohnungssuche und der Besuch der anderen Freiwilligen aus Georgien und Armenien hat das Ganze ziemlich stressig gemacht und wurde so zu der bisher wirklich nervigsten Woche.

  

Wohnungssuche hat sich als ziemlich nervenaufreibend herausgestellt, das ewige Anrufen bei Unmengen an Wohnungen, bei denen man weiß, dass man nie eine Rückmeldung bekommt, ist sehr frustrierend und hat die Stimmung allgemein nicht verbessert. Dadurch hat der Besuch der anderen uns auch mehr gestresst, als das wir uns freuen konnten. Na ja Wohnung sollte mittlerweile so gut wie geklärt sein (Im Nachhinein hat jetzt auch alles mit der Wohnung geklappt, war aber auch noch unsicher bis kurz vor Einzug).

Insgesamt kann man aber definitiv erkennen, dass der Wohnungsmarkt durch die überfüllte Stadt sich definitiv verteuert hat und Wohnungssuchen hier im Moment kein Spaß macht. Da dachten wir manchmal, wir wären hier gerne vor einem Jahr gewesen, als alles noch ein Drittel weniger oder sogar nur die Hälfte gekostet hat.

Der Besuch der Anderen war eigentlich ganz schön, auch wenn wir sie nur abends kurz gesehen haben. Den ersten Abend haben wir in ihrem Airbnb verbracht, was ganz schön war. Nach dem Abend waren alle aber schon so müde, dass die Luft die ganze Woche ein bisschen raus war. Am Tag danach bin ich mit Sofie noch zum angeblich besten Vintage Laden der Stadt, weil sie immer noch eine Lederjacke kaufen wollte. Wir sind leider nicht fündig geworden und wollten dort auch die Armenier:innen treffen, die sich aber auch schon im Second Hand Einkaufsparadies verrannt hatten und deswegen erst später dort angekommen sind.

Sonst hatten wir nur ein großes Ziel für das Wochenende, nämlich endlich den Techno Club von Tbilisi auszukundschaften. Die ganze Organisation zog sich erst mal über den Abend hin in die Länge, weil Planung in so großer Gruppe schon sehr schwierig ist und wir haben es dann auch erst so um drei oder halb vier in den Club geschafft. Die Meinung der Gruppe war kontrovers, ob sich die 60 Lari jetzt gelohnt haben, ich fand’s aber insgesamt sehr cool, bis auf die ganzen aufdringlichen grabschigen Männer halt.


Die zwei Wochen danach waren auch insgesamt unspektakulär. Ich versuche eigentlich zu vermeiden, dass mein Alltag ins Aufgabenabarbeiten ausartet. Ich habe oft das Gefühl, dass auch meine Freizeit oft zu einer Liste an Dingen wird, die ich abarbeite. Es fällt schwer, sich einfach seinem Alltag hinzugeben und nicht immer diesen Erlebnisdrang zu haben. Einerseits habe ich das Gefühl, dass ein normaler Alltag mir mal guttun würde, andererseits fühle ich mich dann nach drei Tagen schon wieder gelangweilt und will etwas Neues erleben.

Na ja die letzte Woche, über die ich hier berichte, war auch von unserem Umzug eingenommen. Tadeus war in der Woche zuerst in Berlin und in der Woche haben Jonte und ich nachmittags hauptsächlich damit angefangen, Zeug in der Wohnung zusammenzupacken und am Freitagabend haben wir dann unsere ganzen Sachen zu Klara in die Wohnung gefahren, wo wir sie die Woche, die wir in Armenien sind und in Tbilisi keine Wohnung hatten, lagern wollten. Abends haben wir dann noch ein Restaurant WG Abend gemacht, Essen war so lala und von der Woche in Armenien berichte ich dann das nächste Mal!

Ohne Zeitgefühl

Ähhm ja keine Ahnung mehr, wo wir jetzt genau sind. Anscheinend an dem Punkt, an dem die Tage immer schneller vergehen und die Wochen immer mehr verschwimmen und man nicht mehr auseinanderhalten kann, wo wir gerade eigentlich sind.
Nicht mehr am Anfang auf jeden Fall. Die ersten Tage kamen mir noch lange vor, wo man alles was man sah, erst mal verarbeiten und einordnen musste. Wo man erst mal verstehen und realisieren musste, wo man hier jetzt ist.
Mittlerweile verläuft alles im Alltag, aber es gibt sehr oft noch diese Geistesblitze.

In Georgien. Eigentlich so jedes Mal wenn man einfach nur zu den Hügeln und den Rändern der Stadt blickt. Da denke ich immer noch: krass hier! Mit dem Nacherzählen der einzelnen Erlebnisse ist mittlerweile offensichtlich schwierig, ich versuche trotzdem noch ein bisschen eine zeitliche Reihenfolge einzuhalten.

Nachdem wir aus Batumi wiedergekommen sind, war Sofie ja auch dabei und wir haben zusammen/ bzw. sie alleine noch mal die Stadt erkundet; sie war ja erst einmal da. Abends am Montag den dritten Oktober waren wir als Freiwillige eingeladen bei einem Empfang der deutschen Botschaft. So elitär wie es klingt, war es dann auch. In einem großen Hotel mit Händeschütteln mit dem Botschafter. Neben dem Botschafter war auch der georgische Premierminister anwesend und andere wichtige Leute. Mein persönliches Highlight war auf jeden Fall das Buffet. Die Auswahl war eine Mischung aus Deutsch und Georgisch, die Brezeln waren eher schlecht und der Bienenstich sehr gut.
Sonst kann man noch von dem Abend berichten, dass wir andere Freiwillige kennengelernt haben, die über andere Organisationen in Georgien sind.

Das Wochenende danach saß ich mit Klara noch im Café im Mziuri Park und wir haben etwas Georgisch gelernt. Das mit dem in Cafés rumsitzen kommt natürlich öfters vor, ist halt auch eins meiner Haupthobbys und hier in Tbilisi sehr leicht auszuleben, die Dichte an Cafés ist überwältigend. Danach waren wir noch in dem verschiedensten Second Hand Läden der Stadt, wo ich auch fündig geworden bin.
Fast vergessen am Freitag davor waren wir auch noch auf einem Fußballspiel: Dinamo Batumi gegen Dinamo Tbilisi. Zu meiner großen Enttäuschung war das Stadion leider nicht wirklich gefüllt, eigentlich saßen nur in einem Block ein paar Fans rum. Das Spiel selber hat mich jetzt auch nicht wirklich gecatcht – ich bin eh kein Fußball Fan – aber da war mir eher nach Einschlafen zumute. Die anderen waren auch enttäuscht, aber wenigstens hat Tbilisi gewonnen (offensichtlich unsere favorisierte Mannschaft). Fürs nächste Mal haben wir aber beschlossen, auf ein Länderspiel zu gehen.
Sonntag sind Tadeus, Jonte und ich dann ins georgische Nationalmuseum gegangen. War schön anzusehen, aber ich zumindest hatte mir mehr Geschichtliches erhofft. Das Museum war eher eine große Sammlung an Tieren, Waffen, Schmuck und Vasen, aber im obersten Stockwerk gab es zumindest was zur Geschichte.
Abends haben wir dann wieder als WG zusammen gekocht, es gab Kürbissuppe – war sehr lecker!


Im Unterricht fühlt man sich manchmal weniger, manchmal mehr hilfreich. Es gibt Schulstunden, in denen man wirklich mithelfen und sich einbringen kann, indem man viele Fragen beantwortet, Ausdrücke erklärt, Spiele mit den Schüler:innen spielt. Es gibt aber auch Stunden, in denen man kaum etwas sagt und vor allem zuschaut und zuhört. Langsam fängt bei uns jetzt auch das Lesefüchse Projekt (heißt jetzt neu Seitenweise an). Dabei kann ich mit den Schüler:innen aus der neunten und zehnten Klasse zusammen ein Buch lesen, wozu sie dann ein Lesetagebuch und ein offeneres kreatives Projekt umsetzen können. Das ist ganz interessant, weil ich dann mal sehr frei und eigenständig mir überlegen kann, was ich in der AG machen möchte.


Schule hat in der Woche aber auch nicht so viel Zeit eingenommen, ab Montag lag ich nämlich wegen Erkältung für zwei Tage erst mal nur im Bett und konnte die Tage danach in der Schule aber auch nicht viel wegen Heiserkeit sagen. Die Woche danach war die Erkältung leider immer noch da. Mit Klara bin ich in der Woche am Donnerstagabend durch Zufall, dann aber noch in eine Wine Bar gelaufen – Wein hab ich zwar nicht getrunken, sondern Pfefferminztee, aber große Empfehlung auch für das Essen. Die Bar war sehr vibey, mit so schönen alten Holzstühlen und ein Jazz Tunes.

Das Wochenende war für mich immer noch durch Kranksein geprägt, am Samstag habe ich mit Klara einen Töpferkurs gemacht. Freue mich schon auf meine schöne Tasse hier, da steht auch auf Georgisch mein Name drauf.


Abends haben wir uns dann schließlich mal aufgerafft, einen der Techno Clubs von Tbilisi auszuprobieren – das ist, obwohl wir die Wochenenden davor auch immer motiviert waren, bisher noch nicht zustande gekommen. Tbilisi ist nämlich auch für eine große Technoszene bekannt.
Wir haben uns abends erst mit zwei georgischen Studentinnen getroffen und waren bei Fabrika und in einer Bar, bis wir dann in den Club: Leftbank Tbilisi gegangen sind.

Die Bar war ganz cool und sehr interessant, sich so ein bisschen mit den Studentinnen zu unterhalten.
Junge Menschen aus Georgien kennenzulernen ist immer spannend, man merkt eine komplett andere Stimmung in der jüngeren Generation in Georgien. Dort ist das Ziel noch vorhanden, etwas allgemein in der Gesellschaft zu verändern. Sie wissen, dass in diesem Land noch viel möglich ist. Viele sind deswegen direkt auf ein Studium fokussiert, auf das Arbeiten und erfolgreich etwas beeinflussen können.

Ganz anders als bei mir eigentlich oder bei meinen Freunden in Deutschland, wo niemand genau weiß, was er/ sie will, und wo man oft einfach schaut, was auf einen zukommt.

Am Sonntag sind dann schon meine Eltern für eine Woche zu Besuch gekommen. Mit denen bin ich erst mal etwas durch die Altstadt gelaufen und danach noch mal in unser Lieblingsrestaurant Essen gegangen. Montag und Dienstag hab ich mir extra für die beiden freigenommen. Am Montag habe ich mit ihnen im Hotel gefrühstückt, was auch georgisch und sehr lecker war.

Dann wollten meine Eltern, wie die klassischen Touristen auch erst mal die Altstadt und viele alte Kirchen besichtigen. Wir haben also die Betlemi Kirchen angeschaut und sind nach oben zum botanischen Garten gelaufen. Dort konnten meine Eltern dann die große Aussicht über Tbilisi bestaunen und dann wollten wir einen Rundweg zum Mtatsminda Park machen, das sollte so zwei Stunden dauern. Unten am Weg hat es dann aber angefangen in Strömen zu regnen und wir sind in ein Café geflüchtet. Dort gab es dann noch mal etwas Chachapuri und einen Kaffee, bis der Regen aufgehört hat. Der Rundweg, den wir dann gelaufen sind, war sehr schön und auch hoch und weit von Stadtzentrum. Der Verkehr der Autos war dort trotzdem immer noch grölend laut zu hören. Beim Mtatsminda und beim Fernsehturm oben waren wir dann sehr müde und ich war wegen meiner Erkältung immer noch angeschlagen, aber runtergelaufen sind wir dann trotzdem noch. Abends sind wir dann in das sehr beliebte Restaurant Lolita gegangen. Das Essen war sehr lecker, aber wir mussten uns erst mal einen anderen Tisch suchen, weil bei unserem auf der Bank ein Hund lag, der dort friedlich schlummerte und auch nicht so aussah, als ob er sich dort bald wegbewegen würde.

Hunde in dieser Stadt, werden, obwohl sie Straßenhunde sind, genauso wie die meisten Katzen gut behandelt. Alle sind markiert und werden von einer Tierschutzorganisation überprüft und so gehören sie fest zum Stadtbild von Tbilisi dazu und werden respektiert.

Dienstag mussten dann natürlich als erstes Mal alle Kunstmuseen der Stadt ausgekundschaftet werden. Wir waren in der Nationalgalerie von Tbilisi, wo es zwei Ausstellungen gab, eine davon von dem bekannten Künstler Pirosmani. Das andere Museum war nicht wirklich unser Geschmack und mit fünf Stockwerken aber dafür sehr groß.

Den restlichen Teil der Woche bin ich dann wieder Arbeiten gegangen und war nur abends mit meinen Eltern essen, was aber auch schön war. Samstags wollte ich mit meinen Eltern noch aus der Stadt rausfahren, aber weil die beiden von den Tagen davor so erschöpft waren, sind wir dann ins ethnografische Museum gefahren. Das Museum war zwar vollgepackt mit Schulklassen, die Ausflüge gemacht haben, aber durch die alten georgischen Gebäude wirklich sehenswert zum Anschauen. Danach bin ich mit meinen Eltern noch durch das schöne und aufgeräumte Vake gelaufen und ich habe endlich mal Sushi hier bekommen – war ganz gut, aber im Vergleich zu den guten Düsseldorfer Sushi Läden halt nur okay.

Sonntag habe ich mich dann morgens von meinen Eltern verabschiedet, die an dem Tag zurück nach Hause geflogen sind. Danach bin ich mit Tadeus zusammen nach Telavi gefahren, einer für Georgien mittelgroßen Stadt in Kachetien. Jonte war an dem Tag theoretisch auch dort allerdings nicht mit uns, sondern als mit seiner Schule bei einem Klassenausflug. Da wir erst mal herausfinden mussten, wie und von welchem Busbahnhof man nach Telavi fährt, sind wir auch nicht wie geplant um 10 Uhr losgefahren, sondern erst um 11:20 Uhr. Die Fahrt mit der Marshrutka hat dann leider auch nicht wie erwartet ein bis zwei Stunden gedauert, sondern sich auf drei hinausgezogen, weswegen wir erst um drei in Telavi angekommen sind (die Strecke des Fahrers war auch komplett mit Umwegen, aber alle Mitfahrenden wurden auch extra in jedem kleinen Ort, wo sie jeweils hinwollten, rausgelassen).

Also angekommen mussten wir erst mal schnell ins nächste Restaurant für eine kleine Stärkung rennen und danach sind wir dann einfach ein bisschen durch die Stadt gelaufen, haben die Aussicht auf die Berge genossen, eine Festung und eine Kirche angeschaut. Die Stadt war wirklich schön und ruhig, immer präsent waren am Rande die Berge zu sehen, die auf mich sogar ein wenig bedrückend und bedrohlich wirkten. Nach Telavi würde ich definitiv gerne noch einmal fahren und auch Mal die Umgebung anschauen. An dem Tag hatten wir dann leider keine Zeit mehr und haben dann am Abfahrtsort der Busse nach einer Marshrutka gesucht – ohne Erfolg, die waren nämlich alle schon weg. Unser Plan B war dann, uns heimlich in den Bus von Jontes Klassenausflug zu schleichen, leider war der schon eine halbe Stunde früher weggefahren. Schlußendlich blieb uns dann nur die Möglichkeit, mit dem Taxi zu fahren, was zwar deutlich teurer als Bus war, aber dafür waren wir dann auch schon nach eineinhalb Stunden in Tbilisi.

Also das war also die Zusammenfassung der letzten Wochen, komme mit dem ganzen Schreiben nicht mehr so ganz hinterher, im Moment ist hier ein einfach zu wenig Zeit, deswegen mal sehen wann ich das nächste Mal schreibe.

ნახვამდის

Die Verlängerung des Sommers!

Das Wochenende nach unserer ersten Arbeitswoche! Auch wenn ich zwar erst eine Woche in der Schule war, muss ich sagen, hab ich mich schon sehr aufs Wochenende gefreut. Naja, es ging dann zwar nicht so toll los, weil unser Wasser ausgefallen ist und wir samstags dann eigentlich auch nichts gemacht haben außer herumzuliegen (hatte man nach der ersten Woche aber auch sehr nötig).

Am Sonntag sind wir dann aber endlich mal ausgeschlafen aufgestanden und meine Idee war es, Mzcheta anzuschauen, das ist eine kleine Stadt vor Tbilisi mit ungefähr 8000 Einwohnern. Dort steht die bekannte Swetizchoweli-Kathedrale, die auch UNESCO Weltkulturerbe ist.
Also hinfahren wollten wir mit einer Marschrutka, so werden hier die Minibusse in Tbilisi genannt. Die Fahrt hat so ca. 25 Minuten gedauert und zwei Lari gekostet (das sind so 75 Cent).


  
Angekommen haben wir festgestellt, dass Mzcheta eine wirklich kleine Stadt ist, außer der Kathedrale und noch einer anderen Kirche gab es nur wenige kleine Straßen mit vielen Läden für Touristen/ Touristinnen, die vermutlich bei der Reise durchs Land hier nur einen kurzen Stop machen, um sich die Kirchen anzuschauen. 

Wir sind dann also als Erstes zur Swetizchoweli-Kathedrale und haben sie uns von außen angeschaut, drinnen war gerade Gottesdienst (für vier Stunden!). Danach sind wir bei dem windigen Wetter ein wenig durch die kleinen Straßen gelaufen und schnell am Ende des Ortes beim Fluss gelandet.

Jonte wollte unbedingt zu einer Kirche auf der anderen Seite des Flusses auf dem Berg und hat dann versucht, auch direkt einen Bootsfahrer davon zu überzeugen, ihn einfach rüber zu fahren. Leider hat er aber nur Bootstouren gemacht. Wir haben dann entschieden dafür eine Ruine 20 Minuten zu Fuß vom Zentrum entfernt zu besichtigen. Jonte ist den Hügel hochgeklettert und Klara und ich haben uns dazu entscheiden, eher den offiziellen Weg zu nehmen. 

Oben war die Sicht weit und groß. Einmal aus der Stadt rausgefahren und schon ist man überall von Hügeln und Bergen umgeben. Obwohl die Landschaft in Georgien natürlich noch woanders natürlich noch viel beeindruckender sein kann, war es schon toll, auch einmal aus dem sehr vollen Tbilisi rauszukommen.

Die Menschenmassen auf der Straße und vor allem in der Metro sind jeden Tag schon anstrengend und das ganze etwas stressig, man muss sich erst mal an die riesige Stadt gewöhnen. Den Tag in dem wirklichen „Kaff“ habe ich deswegen muss ich sagen schon sehr genossen. Wir sind dann ein bisschen in der Ruine rumgelaufen und Jonte ist noch ein bisschen auf Mauern rumgeklettert und hätte dabei fast seine Lederjacke verloren.

Nachdem wir wieder zurück in den Ort gelaufen sind, haben wir erst mal ein sehr schönes Café/ Restaurant in einem Garten direkt am Fluss ausfindig gemacht und dort sehr lecker georgisch gegessen. Dabei kamen dann auch noch Katzen vorbei, die gerne etwas von Jontes Fleisch abbekommen hätten. Wir sind im Laufe des Nachmittags dann schließlich noch in die beiden Kirchen hineingegangen, man konnte dabei leider nicht so viel sehen, weil es dort sehr voll war, aber dafür haben wir direkt mal bei mehreren Hochzeiten zuschauen können. 

Schließlich wollten wir dann auch mal so langsam zurückfahren, weil um 18 Uhr unsere erste Sprachstunde anfangen sollten und wir natürlich nicht zu spät kommen wollten. Wo die Marschrutka in dem Ort fuhren, wussten wir erst mal nicht, aber durch Nachfragen haben wir dann auch schließlich die Bushaltestelle gefunden und irgendwann kam auch ein Bus.

Wo man hier wann einsteigt und ob es richtige Haltestellen gibt, habe ich noch nicht so ganz herausgefunden, meistens stehen irgendwo Leute am Straßenrand und der Busfahrer hält einfach. 

Unsere erste Sprechstunde abends war für uns auch sehr augenöffnend. Wir hatten das georgische Alphabet zwar schon ein bisschen geübt, aber Hilfe bei der Aussprache war definitiv besser als alleine zu lernen.

Über die einzelnen Schultage gibt es von der Woche nicht wirklich viel zu berichten, meistens habe ich weiterhin einfach in den verschiedenen Klassen und Stufen geholfen, manchmal habe ich Aufgaben aus dem Buch mit den Schüler:innen besprochen oder einfach viel mit Aussprache und Satzbildung im Unterricht geholfen. 

Montag Nachmittag bin ich nach der Schule noch in ein Café gegangen und dann ein bisschen rumgelaufen durch den Stadtteil Saburtalo in dem meine Schule liegt, geprägt von eher breiten Straßen und vielen Plattenbauten. Auch wenn die alten Gebäude in Tbilisi vom ästhetischen Wert natürlich am schönsten sind, hat dieser Teil der Stadt auch etwas an sich. Feststellen muss ich jetzt schon, dass ich mich ein bisschen in die Stadt verliebt habe. Das merkt man immer, wenn man einfach nachmittags durch die Straßen spazieren oder abends im Dunkeln bei leichtem Regen rumläuft. Am besten wärs halt nur ohne die Unmengen an Autos mit dem konstanten Hupen, was hier nie aufhört. Aber das gehört zur Stadt halt irgendwie dazu.

Sonst hab ich unter der Woche nachmittags noch das Museum of Photography and Multimedia in Tbilisi angeschaut, wo es eine Ausstellung über den Angriffskrieg auf die Ukraine gab und in welcher auch die Situation der Jahre zuvor durch verschiedene Fotografien dargestellt wurde. 

Donnerstag Abend hatten wir dann noch Sprachkurs und haben endlich mal ein Verb kennengelernt, freue mich schon, meine tollen Sätze dann auch mal im Alltag einsetzen zu können. Ich meine ჩემი მეგობრები ლამაზი არიან ist schon ein schöner Satz. Mal schauen, ob mich jemand versteht.

Freitag war dann endlich wieder Wochenende, man kommt hier aber auch einfach jetzt in so einen Alltag langsam, dass die Tage unter der Woche wirklich schnell vorbeigehen. Wir wollten ja nach Batumi fahren und deswegen hab ich nach der Schule erst mal schnell meine Sachen gepackt und als die anderen kamen, sind wir dann auch schnell zum Bahnhof. Glücklicherweise war mein Platz direkt am Fenster, sodass ich für die fünfstündige Fahrt (der Zug war extrem langsam) wenigstens eine sehr schöne Aussicht hatte. Die Landschaft mit den kargen Bergen und Hügeln hatte etwas Bedrückendes, aber auch Schönes an sich. Leider wurde es dann halt auch dunkel und mit aus dem Fenster schauen war es dann aus, abends kamen wir irgendwann sehr müde an. Als Nächstes war es erst mal unser Ziel, Sofies Wohnung zu finden, was sich aufgrund von falschen Ortsangaben auf Google Maps und allgemeiner Planlosigkeit erstmal in die Länge gezogen hat.

Sehr froh, Sofie dann gefunden zu haben, sind wir erst mal in ihre Wohnung und haben unser Zeug da abgeladen, sie hatte aber leider nichts zu essen da, also sind wir direkt raus, getrieben von Hunger, um was zu Essen zu finden. Wir sind durch die Stadt gelaufen, am Meer entlang, haben uns Essen gekauft und saßen noch am Strand herum. Irgendwann sind wir dann zu Sofies Wohnung zurück, eigentlich mit dem Ziel schlafen zu gehen, sind dann am aber schon im Wohnzimmer eingepennt.

Samstag hatten wir das Ziel, den botanischen Garten von Batumi zu besuchen, das war der Ort, den ich dort am liebsten sehen wollte. Batumi selbst ist nicht wirklich schön zum Anblicken, die Stadt ist stark durch Touristen/ Touristinnen geprägt, aber der botanische Garten hat sich schon gelohnt. Wir sind dort erst mit dem Taxi hingefahren und durch den sehr großen Park gelaufen. Am Ende waren wir so müde, dass wir noch ein bisschen am Strand rumlagen.


Abends sind wir dann in Batumi Essen gegangen, Georgisch wie immer. Nach so viel Chatschapuri haben wir aber mal entschieden, ne Pause davon zu machen. Danach haben wir Schüler:innen aus Sofies Schule aus der 12. Klasse getroffen, mit denen sie sich angefreundet hat. Wir sind noch zusammen in eine Bar gegangen, waren aber alle vom Vorabend noch so müde, dass wir relativ früh gegangen sind. Sonntag haben wir nur den Hausstrand in Batumi direkt besucht und waren dann noch für die Zugfahrt Snacks einkaufen. Sofie hat abends einen Zug früher genommen, weil der andere ausverkauft war. Sie kam für Montag und Dienstag noch mit nach Tbilisi, weil am Montag den dritten Oktober ein Empfang von Seiten der deutschen Botschaft war. Abends kamen wir offensichtlich mal wieder übermüdet und fertig in unserer Wohnung in Tbilisi an und über die Tage danach berichte ich nächstes Mal, wenn ich’s noch schaffe. 

Bis bald und ნახვამდის!


Aufgewacht im Kaukasus

Hi!
Anfangen ist schwierig, was soll ich auch als Erstes erzählen – wie wir mitten um vier Uhr nachts übermüdet hier gelandet sind, wie der erste Tag in der neuen Stadt war, wie ich mich von meinen Freunden und Freundinnen und Familie verabschiedet habe, aber vielleicht fange ich am besten erst mal damit an, wer ich bin.

Mein Name ist Lilofee, ich bin 18 Jahre alt, komme aus Düsseldorf und helfe jetzt für ein halbes Jahr in Tbilisi an einer Schule im Deutschunterricht als Freiwillige.
Heute bin ich nun seit eineinhalb Wochen in Tbilissi, und wenn mir wieder jemand schreibt, wie es denn nun hier so ist und wie es mir geht, weiß ich wirklich nicht, was ich antworten soll, diese Woche war schon so viel an Erfahrungen, Eindrücken, Erlebnissen und Gefühlen, sodass sie sich jetzt schon schlecht zusammenfassen lässt.
Naja, mein Ziel ist es aber diese Zeit so gut es geht festzuhalten, sei es mit den Unmengen Fotos, die ich die ganze Zeit mache oder eben mit diesem Blog.
Ich fange also am besten chronologisch an, mit dem Moment, als wir hier frühmorgens gelandet sind, sehr müde, aber durch einen Adrenalinkick auch hellwach zugleich.
Die Passkontrollen und das Kofferholen verliefen bei uns allen problemlos, man bekam nur einen kleinen Stempel in seinen Reisepass. In der Flughafenhalle wurden Felix und Klara dann relativ schnell durch Leute, die sie sich irgendwie organisiert hatten, abgeholt. Die Restlichen von uns standen dagegen noch länger etwas ratlos in der Eingangshalle des Flughafens, wo wir von Taxifahrern angequatscht wurden, mit diesen zu fahren. Letztendlich haben wir es aber geschafft, zwei Bolts zu rufen, was wir mit dem einzigen Bargeld, was wir hatten 26 Lari die georgische Währung) auch dann noch bezahlen könnten. Tadeus und ich wurden beide auch vor unserer Wohnung rausgelassen und haben nach etwas suchen auch schließlich den Eingang gefunden. Als Jonte und Sofie nach ein paar Schwierigkeiten auch schließlich in unserer Wohnung ankamen, brachten sie auch direkt einen streunen Hund bis vor unsere Haustür mit, wir haben ihn Anton getauft. – Insgesamt ein abenteuerliches Ankommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wirklich lange schlafen kam an diesem Tag aber auch nicht für uns infrage, denn wir wollten natürlich direkt Tbilisi erkunden und Sofie sollte am nächsten Tag schon weiter nach Batumi fahren, wo ihre Schule ist und wollte deswegen noch etwas von der Stadt sehen.
Wir sind alle erst mal zum Hauptbahnhof, um zu herauszufinden, mit welchem Zug Sofie am nächsten Tag nach Batumi fahren konnte und haben dort an der Metro dann auch noch Klara getroffen. Nachdem wir uns alle Metrotickets für ein halbes Jahr besorgt hatten, sind wir dann zur Rustaveli Allee gefahren, die größte Hauptstraße in Tbilisi, auf der viele Geschäfte und Sehenswürdigkeiten liegen. Nachdem wir dort verschiedene beeindruckende und wichtige Gebäude des Landes gesehen hatten, wie das Parlamentsgebäude, haben wir uns schließlich auch SIM Karten besorgt. Durch das viele Rumlaufen war es dann auch schon wieder 18 Uhr. Wir haben uns abends mit Felix verabredet und nachdem wir noch die Friedensbrücke ausgekundschaftet hatten, sind wir dann zum ersten Mal alle zusammen georgisch Essen gegangen, es war wirklich sehr lecker, dafür habe ich auch direkt am ersten Abend mein Vegetarier sein gebrochen. Als wir Felix und Klara verabschiedet hatten, die schon in ihre Airbnbs zurückgefahren sind, sind die anderen von uns noch mal durch das nächtliche Tbilisi gelaufen und schließlich sind Sofie und ich auch zurück zu unserer Wohnung, weil wir vom Tag schon sehr müde waren.

Der erste Eindruck von Tbilisi ist jetzt noch schwierig für mich zu fassen, es ist eine schöne und wilde Stadt mit vielen Seiten. Die Stadt zeigt immer eine andere Fassade, je nachdem, wo man sich gerade aufhält. Mal wirkt sie wie die schicke Seite von Paris mit teurer Designermode in großen Geschäften am Freiheitsplatz, mal wirkt sie bei der Fabrika wie hippe und alternative Seiten von Berlin, mal besteht die Stadt nur aus wuseligen kleinen Ständen mit eigentlich allen Dingen, die man dort auf der Straße kaufen kann, oft eng und chaotisch.

Zu fassen ist die Essenz von Tbilisi aber nicht wirklich, zu flüssig sind die Teile der Stadt zu sehr im Wandel – das im nämlich sofort zu erkennen – festgefahren ist diese Stadt definitiv nicht, sie sprudelt eher geradezu vor Lebendigkeit.

Am nächsten Morgen (unser erster richtiger Tag) habe ich Sofie morgens um 8 Uhr erst mal zum Bahnhof gebracht, wo sie dann ihren Zug nach Batumi genommen hat. Danach bin ich noch mal zurück in die Wohnung und sollte mich dann um 10 Uhr mit meiner Ansprechperson  in der Schule treffen, natürlich habe ich mich erst mal verlaufen, und meine Schule, die auf einem Hügel liegt, erst eine halbe Stunde später gefunden. Dort wurde ich dann allen Lehrerinnen und Lehrern aus dem Deutsch Kollegium vorgestellt und schließlich auch dem Direktor. Danach bin ich noch ein bisschen durch die Stadt gelaufen und habe mir in einem Café etwas zu Essen gekauft. Abends haben Jonte, Tadeus und ich dann zusammen gekocht und unsere WG Küche eingeweiht.

Den Freitag hatten wir alle noch frei und mussten deswegen noch nicht arbeiten, wir haben also zu dritt den botanischen Garten von Tbilisi erkundet und sind erstmal mit der Seilbahn auf den Berg hochgefahren und sind dort noch auf einer alten Festung herumklettert. Die Aussicht über die Stadt war schon sehr beeindruckend. So richtig realisieren, dass ich jetzt für ein halbes Jahr hier leben werde konnte ich in dem Moment und jetzt auch noch nicht – für mich fühlt sich die ganze Stadt noch so fremd an – das Gefühl war für mich, wie als sei man in einem Computerspiel in einer fremden Welt abgesetzt worden, ohne eine wirkliche Verbindung zu meinem bisherigen Leben. Als wir dort über die Stadt blicken, fühlte sich alles sehr surreal an die Stadt mit ihrem weiten und verstreuten Panorama. In der Ferne konnte man den großen Kaukasus sehen.
Im botanischen Garten haben wir dann noch etwas die Ruhe genossen, die man in dieser sehr aktiven Stadt dann doch nur schwierig findet, und schließlich sind wir dann zur Fabrika, einem hippen renovierten Gebäude mit Geschäften und Bars gefahren, wo wir auch Klara getroffen haben. Dort haben wir nur etwas getrunken, weil alle Restaurants und Cafés voll waren, das Nachtleben von Tbilisi war sehr am Sprudeln. Wir sind also zu einem anderen Restaurant gelaufen (das Shavi Lomi, große Empfehlung) und haben dort sehr lecker georgisch gegessen. Danach ging der Abend aber noch damit weiter, dass wir einen Spielplatz mit ein paar streunenden Hunden, die es hier genauso wie Katzen überall in Tbilisi gibt, ausgekundschaftet haben. Felix, der hier seinen letzten Abend hatte, bevor er nach Kutaissi gefahren ist, ist mit uns dann noch einmal zur Fabrika gekommen, bis wir uns dann so um ein Uhr nachts verabschiedet haben.

Samstag hatte Tadeus dann die Idee, einen Flohmarkt zu besuchen. Jonte hat sich an dem Tag mit der Ansprechperson von seiner Schule getroffen und konnte deswegen nicht mitkommen, aber auf dem Flohmarkt haben wir dann noch Klara getroffen. Es gab dort größtenteils Antiquitäten und wir haben uns für unsere WG als Dekoration noch eine alte Landkarte von Georgien gekauft. Dann sind wir noch ein bisschen bei der Rusatveli entlanglaufen und haben ein paar schöne Second Hand Kleidungsläden angeschaut und haben uns etwas zu Essen bei den vielen kleinen Bäckereien am Straßenrand, die es hier gibt, gekauft. Tadeus ist dann wieder nach Hause gefahren, um Fußball zu schauen, und Klara und ich sind noch ein bisschen durch ein paar Läden gelaufen.
Abends sind wir noch bei einem großen Markt, wo viel Gemüse verkauft wird, vorbeigelaufen und bei vielen Läden, in denen alles Mögliche wie Schuhe, Sonnenbrillen, Handyhüllen, Koffer und Klamotten verkauft werden.
Danach sind wir noch ein bisschen durch Tbilisi bei Nacht umhergeirrt, die Stadt schläft nachts definitiv nicht wirklich ein und sind dann wieder bei der Fabrika gelandet. – Unser Ziel, Einheimische kennenzulernen, haben wir an diesem Abend immer noch nicht wirklich geschafft, die georgische Sprache ist schon eine Barriere mit dem geschwungenen Alphabet und der für mich zumindest schwierigen Aussprache.

Sonntag haben wir dann nicht mehr viel gemacht, außer ein bisschen herumzulaufen und etwas Obst und Gemüse auf dem Markt zu kaufen, was dort günstiger als im Supermarkt ist und uns teilweise auch noch geschenkt wurde. An dem Abend haben wir auch nicht mehr wirklich viel gemacht, weil wir am nächsten Tag ja arbeiten sollten und das auch mein erster richtiger Tag in der Schule seien, sollte.

 

Montag fing dann sie Schule für mich an, nervös war ich ein bisschen, aber das würde vor allem von meiner Müdigkeit verdrängt. Früh aufstehen wird mir in Zukunft vermutlich auch am meisten schwerfallen, das habe ich im letzten halben Jahr einfach komplett verlernt. Zwar musste ich erst um 9 Uhr da sein, aber da meine Schule in einem anderen Stadtteil liegt, musste ich schon 30-40 Minuten früher losgehen und wollte am ersten Tag natürlich auch nicht zu spät kommen. An dem Tag bin ich, wie in der ganzen Woche immer bei verschiedenen Lehrerinnen mit in den Unterricht gekommen und habe mich vorgestellt und Fragen von den Schülerinnen und Schülern beantwortet. Die Fragen  waren je nach Klassenstufe auch immer unterschiedlich komplex, ich hatte in der ganzen Woche die Möglichkeit, alle Klassenstufen von der vierten bis zur zwölften Klasse kennenzulernen. Manchmal habe ich aber auch einfach nur zugehört oder geholfen, etwas an die Tafel zu schreiben. In der ersten Woche muss man natürlich erst mal seinen Platz in dem Ganzen finden und ich wollte mir den Unterricht erst mal allgemein anschauen.
Meine Schule ist mit 2500 Schülerinnen und Schülern ist hier auch sehr groß, was man vor allem in den Pausen gemerkt hat. Hier gibt es zwar nur fünf Minuten Pausen zwischen den einzelnen Unterrichtsstunden, aber da es keinen richtigen Schulhof gibt, bricht in den Pausen mit Brüllen und Rennen ein großes Chaos aus, durch das man sich immer erst durchschieben muss, um zu seinem nächsten Raum zu kommen. Im Unterricht wurden die Schüler und Schülerinnen immer in A und B Gruppen aufgeteilt, einmal eher für Leistungsstarke und einmal für Leistungsschwächere. Dadurch ist die Gruppengröße mit ungefähr sechs bis 14 Schülerinnen und Schülern aber auch immer sehr angenehm und es entsteht kaum Unruhe im Klassenzimmer.

Puh – das ist jetzt sehr viel Text, wie ich grad merkte, für diese ersten eineinhalb Wochen sollte das erst mal reichen. Mal sehen, wann ich wieder dazu komme, den nächsten Blogeintrag zu schreiben, ich habe mir eigentlich alle zwei Wochen vorgenommen, aber hier kommt natürlich öfters was dazwischen.
Nächste Woche wollen wir aber auch vielleicht nach Batumi fahren, dann hab ich wieder viel zu berichten.
Bis bald!