Back to the roots

Alles aufsaugen. Wie ein Schwamm. Das war das Bild, das uns Kulturweit auf dem Vorbereitungsseminar vermitteln wollte. Und genau so fühle ich mich jetzt. Wie ein Schwamm, der jeden Moment aufsaugt.

Nach Brasilien, Sylvester und ein paar Tagen Verschnaufpause in Santiago ging es direkt wieder los. Eine Woche Surfcamp. Ein Feriencamp, an dem einige meiner Schüler teilgenommen und das ein paar andere Freiwillige und ich betreut haben. Eine Woche surfen, wir Freiwillige als Entertainer und Aktivitätenplaner, tägliches Yoga mit Lea am Strand, campen, Lagerfeuer, Deutsch lernen, viel Spaß, viel Herzlichkeit und ein trauriges Abschiednehmen am Ende.

Für Trauer war allerdings nicht lange Zeit, es blieb ein Tag zum Sachen durchwaschen und Backpack packen bevor es dann vor gut einem Monat los ging auf große Reise. Chiles Süden. Patagonien. Von ganz unten wieder hoch nach Santiago.

Leider verlief der Start nicht ohne Zwischenfall, im Bus zum Flughafen wurde mein Handy geklaut. Der Schock saß erst einmal tief. Einfach aus der Hand gerissen und weg war sowohl der Dieb als auch das Handy. Handylos für die nächsten sechs Wochen bis ich wieder in Deutschland bin. Detox.

Es kann nur besser werden, habe ich mir gesagt und so war es dann auch. Stop 1: Torres del Paine, erster Tag, erste Wanderung. Und was für Eine. DAS Highlight Chiles (wie viele sagen) ist es für mich nicht, die Natur ist aber wirklich einfach nur beeindruckend. Stop 2: Glaciar Perito Moreno, ein Gletscher, der von der Fläche her größer ist als Buenos Aires. Sprachlosigkeit. Staunen. Stop 3: Fitz Roy, quasi der argentinische Torres del Paine, noch mehr wandern. Beautiful Patagonia. Windig, sehr windig, aber häufig sonnig, wir Glückspilze. Danach brauchten wir dann auch erstmal Pause von unseren Wanderschuhen.

 

Etwas komplizierter als gedacht erwies sich unser Rückweg von Argentinien nach Chile. 12 Stunden Nachtbus waren nicht genug, danach ging das Abenteuer erst richtig los. 12 Stunden trampen, meine erste Hitch-Hiking-Erfahrung, 180 km, 8 Mitfahrgelegenheiten, 28 Grad, die Carretera Austral hoch. Von Pick-up-Ladeflächen über LKWs bis hin zum Baustellenfahrzeug war alles dabei. Und das alles nur, um die berühmt-berüchtigten Mamorhöhlen zu sehen. War es das wert? Ja! Look at this:

 

Handy weg hat noch nicht gereicht, ich wurde auch noch krank. Eine richtige fette Erkältung hat noch nicht gereicht, dazu kam auch noch ein Magen-Darm-Infekt. Es hieß also ein paar Tage Zwangspause für Lea. Noch nicht 100%ig fit, aber wieder etwas erholter, ging es weiter nach Chiloé. Insel-Roadtrip. Viel Autofahren. Viele Pinguine. Viele Holzkirchen. Viel Wasser. Viele Steghäuser. Viel schön.

 

Und auf einmal hatten wir nur noch drei Stops vor uns. Puerto Varas: Vulkan-View, fancy kochen, Radtour am See, Wasserfälle. Cochamó: Chiles Yosemite Park, Mammutbäume, alles grün, wandern, Refugio mitten im Dschungel, kein Netz, kein Wlan, begrenztes warmes Wasser, begrenzter Strom, 4 Tage back to the roots. Pucón: last but not least, roadtripping, Zauberwald Huilo Huilo, Termas Geometricas, heiße Quellen mitten in der Natur, baden im See mit Ausblick auf den aktiven Vulkan Villarrica, ganz viel Obstsalat, was ein schöner Abschluss.

 

Heute morgen um halb sechs dann Ankunft in Santiago. Home Sweet Home. Nachhausekommen. Glücklich. Immer war diese Reise für mich weit weg, quasi der letzte Abschnitt meines Chile Jahrs, das ganze Jahr über habe ich darauf hingefiebert. Und jetzt plötzlich ist auch diese Reise vorbei, ebenso wie alles Andere, ebenso wie meine Zeit in Chile. Meine letzte Woche. Und die werde ich bis zur letzten Minute ausschöpfen und genießen.

Ich sauge auf. Die Stadt. Die Sonne. Die buena onda. Chile.