Chao Chiquillos

Eine Sache, die ich definitiv während dieses Jahres lerne, ist Abschied nehmen. Es ging los in Deutschland von meiner Familie, meinen Freunden und meiner Heimat. Dann kam nach einem halben Jahr der Abschied von vielen neugewonnen Freunden, die zurück nach Hause geflogen sind. Im Laufe der Zeit lernt man Leute kennen und verabschiedet sie wieder, weil sie weiterreisen oder ihr Auslandssemester vorbei ist und sie zurückfliegen. Bevor dann im Februar nochmal mein eigener großer Abschied bevorsteht, ist diese Woche meine Letzte in der Schule und damit heißt es Abschied nehmen von meinen Schülern und von den Lehrerinnen. Da wird man schon mal emotional, besonders ich.

In meinem Kopf passt das alles momentan nicht zusammen. Einerseits ist es meine letzte Woche in der Schule. Viele von denen, die ich während der letzten Monate quasi jeden Tag gesehen habe, sehe ich zum letzten Mal. Ein komisches Gefühl. Ich habe vor ein paar Tagen die Mail von Kulturweit mit den Infos zum Nachbereitungsseminar bekommen, gucke schon nach Zügen nach Berlin zum Seminar, kümmere mich um die Sachen für meine Praktika und mein Studium. Gedanklich bin ich irgendwie schon wieder in Deutschland. Liegt ja auch nahe, es ist schließlich meine Abschiedswoche.

Aber, halt, stopp. Es ist noch gar nicht vorbei, ich habe noch zwei Monate. Zwei ganze Monate, auf die ich mich schon so lange so sehr freue. Zwei Monate reisen, zwei Monate voller Glücksmomente und Sommer. Und auf einmal kommt mir meine Abreise und Deutschland und alles doch wieder ganz weit weg vor. Wie ihr seht, ich bin irgendwie ganz schön verwirrt.

Gestern hatte ich das letzte Mal meinen B1-Kurs, meine Chiquillos, MEINEN Kurs, den ich alleine geleitet habe. Die Jungs haben mir einen kleinen Abschied organisiert und ich war fix und fertig mit meinen Emotionen. Gerührt. Sprachlos. Dankbar. Stolz. Da sie wissen, dass ich Chips, Kuchen, Kekse & Co. eh nicht esse, haben die Jungs einen Obst-Großeinkauf für mich gemacht. Es gab eine ganze Wassermelone, Blaubeeren, Erdbeeren, Kirschen. Himmel. Glutenfreie Kekse standen da, damit ich wenigstens auch einen Keks essen kann. Und ein Löwen-Kuscheltier, weil das zu mir passen würde und damit ich eine Erinnerung an sie habe. Wie süß ist das bitte??????

Heute machen wir noch eine kleine Weihnachtsfeier im Kollegium. Tina (meine Mitbewohnerin und auch Freiwillige an meiner Schule) und ich steuern unsere selbstgemachten Plätzchen bei. Es ist schließlich Weihnachten, da müssen wir wenigstens einmal Plätzchen backen, dachten wir uns. Am Sonntag wurde daraus dann eine Tagesaktion. Draußen über 30 Grad, wir in Sommerkleidchen. Aus 5 kg Mehl und Mengen an Butter und Zucker, die ich hier nicht nennen will, haben wir Kekse gebacken, damit wir auch ja genug für die vielen Schüler haben. Ein Rührgerät hatten wir nicht, also wurde fleißig mit den Händen geknetet. Ich habe heute noch Muskelkater in meinen Finger, ich wusste nicht, dass das möglich ist. Als um Mitternacht immer noch das letzte Blech mit Keksen im Ofen und noch kein einziges Plätzchen verziert war, war unsere Motivation endgültig im Keller. Genug Kekse haben wir jetzt auf jeden Fall und die Schüler haben sich gefreut.

So, jetzt packe ich, am Samstag geht es nach Brasilien. Heute Abend steht eine Rooftop-Sunset-Party auf dem Programm. Frohe und sommerliche Weihnachten nach Deutschland!