Bienvenida Primavera

Oh sunny days. Bienvenida Primavera. Vor ein paar Tagen war Frühlingsanfang und so fühlt es sich auch an. Ich sitze auf meinem Bett, die Fenster voll aufgerissen, Blick auf den Park, die Sonne knallt in mein Zimmer, mein Lieblingsspot momentan. Die beste Inspiration für Kreativität und einen neuen Blogpost. Die Bäume werden wieder grün, die Parks sind voller Menschen, der Himmel ist blau, die Sonne scheint, alles blüht.

Apropos blühen: das tut in diesem Jahr auch die Atacama Wüste im Norden Chiles. Alle paar Jahre verwandelt sich die trockenste Wüste der Welt aufgrund von besonderen Winden und Samen in ein lilianes Blumenmeer. Und wenn wir schon mal hier sind, können wir uns das natürlich nicht entgehen lassen. 2 Nachtfahrten im Bus, eine sich doch schwieriger als gedacht gestaltende Autovermietungs-Suche und eine auch deutlich schwieriger als gedachte Blumen-Suche wurden dafür in Kauf genommen. Typisch chilenisch hat alles am Ende irgendwie geklappt, obwohl wir die Hoffnung zwischendurch schon mehrfach aufgegeben haben. Und wie sich das gelohnt hat: wir stehen mitten in der Wüste, irgendwo im Nirgendwo, um uns herum nichts als eine lilaner Teppich aus Blumen, kilometerlang, Sonnenuntergang, Euphorie pur, Happiness overload. Eins meiner Highlights bis jetzt.

Und auch sonst hat dieses „typisch chilenisch“ in letzter Zeit eine große Rolle gespielt. Vor einer Woche waren die Fiestas Patrias, die Nationalfeiertage. Alle Chilenen sind außer Rand und Band, preisen diese vier freien Tage als die Besten des Jahres an, wochenlang ist nur die Rede von „el dieciocho“, dementsprechend hoch waren meine Erwartungen. Im Prinzip geht es an diesen Tagen eigentlich nur um drei Dinge: Essen, Betrinken und Feiern. Dafür gibt es spezielle Fondas, ziemlich viele und um eine Gute zu erwischen, muss man schon ganz genau Bescheid wissen. Einige sind mit Festivals vergleichbar, Andere eher mit einem Schützenfest. Viele Chilenen fahren mit Freunden oder der Familie an die Küste, es wird gegrillt, Terremoto – ein Getränk aus Alkohol, Sirup und Ananaseis, gruselig!!! – getrunken und Cueca getanzt. Die chilenischen Fiestas Patrias muss man erlebt haben, reicht dann aber jetzt auch wieder.

Terremoto heißt übrigens Erdbeben. Und da das hier durchaus schon mal vorkommt, gibt es in der Schule Terremoto-Übungen. Alles läuft genau so ab, wie in Deutschland die Feuer-Übungen, nur dass halt von dem Szenario eines Erdbebens ausgegangen wird. Dass in Deutschland Feuer deutlich wahrscheinlicher als ein Erdbeben ist, war für viele Schüler nur schwer nachzuvollziehen, was mich zum Schmunzeln brachte. Erdbeben sind hier eben etwas „Normales“, die Menschen sind darauf eingestellt, die Gebäude entsprechend gebaut. Ein Free-Walking-Tour-Guide meinte am Anfang meiner Chile-Zeit mal, vor einem Terremoto müsse man grundsätzlich keine Angst haben, nur vor dem gleichnamigen Getränk. Dem ist Nichts hinzuzufügen.

Cueca. Ein traditioneller chilenischer Paartanz. Wurde an den Fiestas Patrias zwischendurch sogar im Club getanzt. Auch in der Schule gab es einen kompletten Tag, an dem kein Unterricht stattfand und dafür den ganzen Vor- und Nachmittag im Schulhof von allen Schülern Cueca getanzt wurde. So kam natürlich auch ich nicht um einen Crash-Kurs herum und da man nicht nein sagt, wenn man zum Tanzen aufgefordert wird, hatte ich direkt ausreichend Möglichkeiten, das Gelernte in die Praxis umzusetzen – zur Begeisterung meiner Schüler.

Wie ihr seht, bin ich also voll und ganz dabei, das Land und seine Kultur kennenzulernen. Und das genieße ich in vollen Zügen.