Eine Nacht bei Nomaden

Unterwegs stoppten wir, um auf Kamelen zu reiten.

Spontan mitten in der Steppe bei Nomaden übernachten?
Aufjedenfall ein einzigartiges Erlebnis, dass mir und Sylvia noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Am Samstag morgen fuhren wir zusammen mit Otgoo und seiner Bekannten los. Ziel unserer 7h Fahrt war die Stadt Karakorum («schwarze Berge»). Sie war zwischen 1235 und 1260 Hauptstadt des Mongolischen Reiches.
Dort besichtigten wir das Kloster Erdene Dsuu, das früher eines der bedeutendsten buddhistischen Zentren Asiens war.

Die Klosteranlage

Gegen Abend machten wir uns auf den weg zu unserer Unterkunft,bzw. wir mussten uns erst eine suchen. So fuhren wir also auf der Landstraße entlang und hielten Ausschau nach Jurten.

Als wir schließlich welche entdeckt haben, fragte Otgoo die Nomadenfamilie, ob es möglich sei, dass Sylvia und ich bei ihnen übernachten.

Das Innere einer Jurte

Die Nomaden nahmen uns herzlich bei sich auf und nachdem wir die Jurte betraten (übrigens immer links herum innerhalb einer Jurte laufen) boten sie uns bereits selbstgemachte Nudeln mit Schaffleisch sowie Käse und Milchtee an. Diese Jurte wurde als Küche genutzt, in der gekocht und Käse gelagert wird. Es gab außerdem einen kleinen Fernseher, der durch eine Satellitenschüssel, welche sich draußen befand, die Sender empfangen konnte. Geheizt wird mit einem Ofen in der Mitte der Jurte und Strom liefert eine Solarzelle. Sanitäre Anlagen gibt es dafür nicht, dafür muss die Steppe herhalten.

Die Jurte

Sonnenuntergang in der Steppe

Wir schliefen in einer anderen Jurte, die mit zwei Betten, einem tisch und ebenfalls einem Ofen ausgestattet war. Es wird jeder Platz genutzt, sodass beispielsweise an den Wänden Fleisch zum Trocknen aufgehängt wird.
Wir übergaben der Familie unser Gastgeschenk ( deutsche Süßigkeiten) und spielten anschließend mit den Kindern vor der Jurte. Die Landschaft war traumhaft schön. Weit und breit war bis auf die Nomadenfamilie und wir keine Menschenseele, die Natur war unser Nachbar. Abends schauten wir den Sonnenuntergang an, der die Steppe in rosa und orangefarbenes Licht tauchte.
Nach einer weiteren Tasse Tee versuchten wir mit unserem spärlichem mongolisch ein Gespräch anzufangen. Lustigerweise verstanden wir uns mit Händen und Füßen ziemlich gut und so holte die Familie ihre Familienfotos heraus und wir schauten sie gemeinsam an. Danach konnten wir immerhin die Vokabeln, wie z.B. Mutter, Vater, Schwester, Oma, Opa usw..
Schließlich wurde der Ofen nochmal ordentlich eingeheizt und wir zogen mehrere Schichten an Kleidung an, um uns auf die Nacht vorzubereiten.
Das Feuer hielt die Jurte sehr warm, doch sobald alle schliefen und keiner mehr nachheizt, fühlte es sich so an, als würde man unter freiem Himmel schlafen, was bei minus Temperaturen mitten auf dem Land schon sehr kalt sein kann.

Beim Kühe melken

Die frische Kuhmilch am Morgen entschädigte dafür alles. Es war besonders toll zuzusehen, wie die Frauen am Morgen die Kühe molken und anschließend die frische Milch über dem Ofen erhitzt wird. Zusammen mit selbstgebackenen Keksen war es ungelogen, die beste und bei weitem auch frischeste Milch, die ich je getrunken habe!
Danach bedankten und verabschiedeten wir uns von der Familie, da uns Otgoo abholen kam.
Insgesamt war es sehr interessant einen Tag bzw. eine Nacht bei Nomaden miterleben zu dürfen. Die Familie war unglaublich gastfreundlich und hat sich rührend um uns gekümmert, sodass ich mich trotz Sprachbarriere und dem Fakt, dass wir uns gar nicht kannten, trotzdem wohlgefühlt habe.
Obwohl das Nomadenleben sehr hart und einfach ist, scheint die Familie zufrieden zu sein. Mir gefiel besonders gut, dass jeder in der Familie mithilft. Sowohl die Frauen, als auch die Männer haben bestimmte Aufgaben, die sie jeden Tag erfüllen müssen, damit das Leben auf dem Land möglich ist.
Die Genügsamkeit und Verbundenheit mit der Natur haben mich besonders berührt. Daher nehme ich für mich mit, dass man mit weniger genauso glücklich, wenn nicht zufriedener leben kann und dass es ab und zu ganz schön wäre einfach so in den Tag zu leben.