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10 Tage on the road- good people good time

Gut zwei Monate ist es jetzt her, dass ich den irren Trip startete, der mir im Austausch gegen so einige Stunden Schlaf die volle Dröhnung Activity und liebe Menschen gebracht hat. Angefangen damit meine Familie und einige enge Freunde mal wieder zu sehen, anlässlich einer Bat Mitzwa im Schweizer Baden. Los gings am Donnerstagabend mit dem Bus über Prag und ein ziemlich verhackstückeltes „Abendbrot“ (ich schien so etwas wie eine Erinnerung auf zwei Beinen für viele Restaurantinhaber zu sein, ihre Öffnungszeiten auch ja nicht überzustrapazieren, denn überall wo ich auftauchte machte man kurzfristig zu, sodass es schließlich ein sehr kurzes meet and greet mit einem der Prager Freiwilligen im schnuckeligen Prager Busbahnhofburgerking gab) nach Karlsruhe, wo meine Familie mich aufgabelte und wir gemeinsam in den Schwarzwald fuhren. Nach einem schönen Raclette bei Oma und Opa, begleitet von ein paar wohligen Heimatgefühlen ^^ machten wir uns Samstagmorgen dann also zu besagter Bat Mitzwa auf. Als jüngere von zwei Schwestern kannte Sarah wie wir zwar bereits den Ablauf der Zeremonie, das tat unser aller excitement aber keinen Abbruch. Meine Familie und ich als Christen beobachteten das traditionelle Fest nochmal mit einer besonderen Faszination. So ganz und gar nicht vergleichbar mit meiner eigenen Konfirmation gestaltete sich die Aufnahme meiner kleinen Freundin in die jüdische Gemeinde, oder besser gesagt der offizielle Beginn ihrer religiösen Mündigkeit.. Während ich die eigenen Gottesdienste häufig mit der Stille in vielen Momenten verbinde, spürte ich hier wie die „Geselligkeit“ unter den Verwandten bereits während des Gottesdienstes einzutreten begann. Im Scherz sprachen wir auch von einem fröhlichen Marktplatz, auf dem jeder die Möglichkeit besitzt sich frei zu bewegen, umherzugehen und auch mal miteinander zu sprechen. Ein Großteil des Gottesdienstes wird auf hebräisch gehalten, häufig auch vom Rabbi gesungen- und von allen die sich der hebräischen Sprache ausreichend mächtig fühlen miteinzusteigen. Die Synagoge ist in zwei Räume geteilt: das Erdgeschoss mit der Bima (das Lesepult des Rabbis, traditioneller Weise in der Mitte des Raumes), wo sich die Männer zum Gebet aufhalten, sowie eine Art Empore, von welcher aus die Frauen den Gottesdienst beobachten können. Was soll ich sagen, das Judentum ist eine alte Religion. Der Gottesdienst war allerdings gerade für die Kinder, die- wer erinnert sich nicht selbst daran- wirklich wenig Sitzfleisch hatten, sehr entspannt. Die offzielle Aufnahmezeremonie gegen Ende des Gottesdienstes gefiel mir auch dieses Mal sehr gut. Gegen Ende begann der Rabbi damit auf schöne Charakterzüge von Sarah einzugehen und sie mit wichigen Werten des jüdischen Glaubens zu verknüpfen, was ich als sehr bestärkendes „Aufnahmeritual“ empfand. Anschließend durften wir alle Bonbons auf sie werfen, worauf auch der Rabbi vorbereitet war und sich kurz vor Ende der Ansprache mit einem Cowboyhut wappnete. Im Gegensatz zu der armen Sarah, die darüber hinaus auch noch sehr schnell von einer Kinderscharr umgeben war, die sich über die Bonbons hermachte. Nach der Kiddusch und einem gemeinsamen Tag sehr kurzer Stunden wurden abends noch alte Discoschlager und Lateinamerikanische Musik aufgelegt und wir tanzten bis spät in die Nacht.

Nach diesem kleinen „Push“, durch meine Liebsten und ihre Wärme machte ich mich mit einem KINDER- Adventskalender im Gepäck wieder auf nach Prag, von wo aus ich zusammen mit den Pragern den Zug nach Žarnovica in der Slowakei, zu unserem Zwischenseminar in einer kleinen Hütte in den Bergen nahm. Das war gegen Ende nicht ganz unspannend, denn wir hielten praktisch an jedem Milchkännchen und weil man das zu wissen schien, wirkte wohl auch die Bemühung, über jeden Halt oder die Ausstiegsrichtung zu informieren, überflüssig. Die Türen waren jederzeit zu öffnen und Bahnsteige gab es ab und an einfach nicht.

Google Maps war am Ende auf jeden Fall ein Segen. Ich weiß wirklich nicht, ob wir sonst den richtigen Ausstieg ermittelt hätten.

Erstmals konnte ich wirklich nachvollziehen wie die lustige Geschichte meiner Urgroßmutter zustande gekommen sein mag, die meiner Familie einmal einen ziemlichen Schrecken einjagte, weil sie vermeintlich verloren ging, beim Verlassen des Zuges auf der falschen Seite. Erst als der Zug weitergefahren war sah sie sich irritiert in der Mitte der Gleise stehen und muss ähnlich unbeholfen ausgesehen haben wie wir.

Um so größer war dafür das HALLO mit den anderen Freiwilligen, als man sich zwischen den Gleisen entdeckte.
Und was soll ich sagen? Es war großartig. Für mich wurden gleich mehrere Kindheitsträume war, als ich mein erstes Pferd ritt (Kinderponyreiten auf dem Weihnachtsmarkt jetzt mal ausgelassen) und wie Almöhi (nur ein bisschen weniger schlagkräftig fürchte ich) Holz für den Kamin hackte. Wir verbrachten echt ein paar super Tage dort oben in Horné Hamré, mit viel Natur, gutem Essen und natürlich Hüttengaudi.

 

Neben einem Tagestrip durch die schöne Landschaft des „Urpínska lesostep“ ins verwunschene Örtchen Banská Štiavnica (Ich übertreibe nicht. Das kleine Städtchen hätte die perfekte Filmkulisse für ein Märchen abgegeben. Regelmäßig wurde das Stadtbild des Hauptplatzes sogar über sicherlich sehr große, aber gut versteckte, Lautsprecher von volkstümlicher Musik untermalt und die Inszenierung schien perfekt!) Einen Ausflug auf den Kalvarienberg schafften wir leider nicht- der Anblick war aber wirklich toll. (https://www.banskastiavnica.travel/wp-content/uploads/2014/06/BS_kalvaria_Niznanska_small.jpg)


Außerdem bekamen wir auch spannende Besucher, die den Weg bis zu unserer kleinen Hütte in den Bergen auf sich nahmen.
Eines Nachmittags war das eine Beamtin der Deutschen Botschaft in der Slowakei, die uns detaillierte Einblicke in ihren eigenen Arbeitsalltag, darüber hinaus aber auch in die Arbeit im Auswärtigen Dienst im Allgemeinen gab. Sie sprach dabei auch über ganz pragmatische Faktoren, die es zu beachten gibt, persönliche Entscheidungen, die es zu treffen gilt und Strapazen für die Familie, die Sonnenseiten einer Arbeit sehr abwechslungsreicher Tätigkeitsbereiche und kleine Stolpersteine der Diplomatie, was uns die Arbeit glaube ich allen auf eine reizvolle und gleichzeitig authentische Art und Weise näher brachte.

Einen anderen Abend verbachten wir mit einem slowakischen Filmemacher, der gemeinsam mit seinem Team -ich möchte sagen großartige- Aufnahmen von der oberen Tatra gemacht hatte, die er in seinem Film „The Immortal Forest“ mit uns teilte. Ich konnte mich zuvor nie sonderlich für Dokumentationen dieser Art erwärmen, aber die Bilder die sich uns dort zeigten waren wirklich wunderschön und hochfaszinierend. Von der Beziehung einer Bärenmutter zu ihren Jungtieren, über die Kletteraktivitäten der Bären in den Baumwipfeln auf der Suche nach Nahrung hatten er und seine Kollegen es durch viel Geduld und monatelanges auf der Lauer liegen wirklich geschafft einzigartige Momente festzuhalten. Für mich war nicht nur der Begriff „Zierbelkiefer“ (bei jedem TABU-Spiel sicher der Hitter), sondern auch die Tatsache, dass ich bei der Begegnung mit einem Bären nicht mal auf einem Baum sicher wäre, neu. Unser Interesse hat er auf jeden Fall geweckt, und wer weiß, vielleicht werden einige von uns doch noch im Sommer ihren Schlafsack packen und für ein paar Tage selbst auf Erkundungstour in die obere (oder vielleicht auch untere) Tatra gehen..

 

Als mich meine Kollegin fragte, ob ich mich gut erholt hätte, konnte ich nur mit „mental“ antworten-positiv gemeint!-, was sie zum lachen brachte und ich fragte mich was für Klassenfahrtsfilme sich darauf wohl in ihrem Kopf abspielten.. Und so falsch hätte sie damit ja gar nicht mal gelegen!

Zwar bereuten Juls und ich unsere Entscheidung zu keinem Zeitpunkt noch ein Wochenende Wien vor unserer Rückreise nach Brno einzuschieben, aber dennoch haben wir uns Sonntagabend nach einem letzten Sprint zu unserem Bus nach Brünn, glaube ich auch beide wieder sehr auf unser (mittlerweile schön eingelebtes) Zuhause und unser Bett gefreut. Auch wenn das feine Bett, welches uns eine fröhliche Jungs-WG von Couchsurfern in Wien zur Verfügung stellte, tiptop war- wir wurden mit „Manner“ auf unseren Kopfkissen und veganem Curry empfangen:)
Die Jungs waren echt super. Wir gingen zusammen auf eine Jam-Session, wo einer von ihnen mit seiner Band auftrat und waren völlig hin und weg von diesem „Fancy Place“, wie Juls ihn betitelte, was die Wiener zum schmunzeln brachte.

Wir statteten Dürer und der Gang einen Besuch im Albertina Museum ab, entdeckten ein paar nette Läden, schlenderten über einen der ersten Weihnachtsmärkte auf dem Wiener Unicampus, tranken einen Kaffee bei „Dem Mann der verwöhnt“ (zugegeben keins der berüchtigten Kaffeehäuser Wiens sondern eine Bäckerei-Kette dort, aber Cappuccino konnten die auch) und kokettierten mit der Streetfashion, die uns auf den befüllten Straßen rundum Stephansplatz und Fußgängerzone begegnete. Sogar die sonst eher nervtötend frühe Dämmerung trug ihren guten Teil zu dem Tag bei. Die etlichen Laternen und Scheinwerfer rückten die Wiener Hofburg schon ins rechte Licht und gaben ein bisschen den k. und k. Flair der Stadt preis.

Ich denke ich werte es als ein gutes Zeichen, dass es kaum einen Ort auf unserer Reise gab, den ich nicht nochmal sehen möchte (das kleine Kuff, in das wir uns auf einem „kleinen“ Spaziergang durch die Landschaft von Horné Hámre verirrten, jetzt mal ausgenommen).

Ich grüße euch lieb aus einem verschneiten Brünn

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