So ein Sportpalast hat schon was. Vor allem in einem Land wie Kamerun. Die Volleyballer machen die Nation stolz. Die Fußballmannschaft sowieso. Wo kann man diese Helden feiern? Im Sportpalast! Na klar! Das dachte sich vielleicht auch China und schenkte Kamerun ein futuristisches Stahlgebäude. Ein selten schönes Raumschiff, wenn es denn ein Raumschiff wäre. Doch es bleibt am Boden und in die Luft gehe höchstens ich, wenn ich es sehe, denn der Sportpalast ist im doppelten Wortsinn ein glänzendes Beispiel für: Erst bauen, dann denken.
Jetzt stellen wir uns ein Fest für die „Unbezähmbaren Löwen“ vor. Da kommt der Mannschaftsbus. Der hält am Hintereingang. Es fährt das Präsidentenpaar ein. Auch ihre Limousine passt auf den Hof hinter dem Zaun. Jetzt überlegen wir mal zusammen und damit haben wir dann die Chinesen überholt: Soll da nur Herr Präsident und seine Gattin der Fußballmannschaft gratulieren? Dafür brauchst du keinen Sport-, dafür hast du den Präsidentenpalast. Wenn wir also einen Sportpalast haben, brauchen wir auch Leute, die darin feiern können. Bis jetzt ist alles ganz einfach und man glaubt, das hätten auch die Chinesen… naja, wir machen mal weiter. Die Gäste fahren natürlich mit ihren eigenen Autos zum Sportpalast. „Einmal Sammeltaxi zur Ehrenfeier“ – nein, das geht natürlich nicht.
Ihr merkt, hier müssen wir nicht Logistik studieren, um zu erkennen: Sportpalast geht nur mit großem Parkplatz davor, daneben, dahinter. Das haben dann die Chinesen auch bemerkt, so ist es ja nicht. Aber da war das Ufo eben längst mitten in Yaoundé gelandet. Auf der gegenüberliegenden Seite: Wohnhäuser.
Ich weiß nicht, wie ihr seid. Ich bin da jetzt eher so, dass ich sage: Okay, Wohnhäuser, da leben Menschen. Die haben dort ihr Zuhause. Die lümmeln abends auf ihren Sofas und gucken auf Canal 2 ihre Télénovela und essen ihre Kochbananen mit Fisch. Bevor sie schlafen gehen, gucken sie vielleicht noch mal aus dem Fenster und fragen sich, wann der Sportpalast endlich eröffnet wird. Der steht ja jetzt schon eine ganze Weile da. Ich denke also: Lebensraum für Menschen ist nicht gleich Parkplatz für Autos. Da passt was nicht. Und da haben wir jetzt was gemeinsam: die Chinesen und ich. Die dachten das nämlich auch oder jemand von der Stadt Yaoundé hat das gedacht. Oder einfach alle zusammen. Aber uns unterscheidet dann doch was. Ich hätte jetzt gesagt: Das Raumschiff ist nun mal da. Machen wir einfach ein Wissenschafts- oder Raumfahrtmuseum rein. Wir nutzen es als Aula für die Universität Yaoundé I oder meinetwegen auch als schönen Konzertsaal für Leute, die mit dem Taxi kommen.
Jetzt passt auf: Die Chinesen oder die Stadt Yaoundé hatten eine andere Idee. Die wollten nämlich unbedingt den Parkplatz. Jetzt sagt vielleicht eine oder einer von euch: „Ist doch klar, die Häuser müssen weg!“ Und ich sage: Du kannst dich direkt mal in der chinesischen Baubranche bewerben oder dich um ein Praktikum bei der Stadtplanung Yaoundé kümmern, weil: Genau das haben die Damen und Herren auch gesagt, die ihren Parkplatz vor dem Sportpalast haben wollten. „Weg mit den Häusern!“ Jetzt sind die Häuser weg. Der Parkplatz ist fast fertig. Bald können sie feiern.
Mehr von diesen unglaublichen Geschichten, bitte, Jule! Decke alle Skandale Kameruns auf!
Tolle Reise, die du machst. Ich wäre gern dabei.
Viel Spaß noch!
Anita