24.10. – Sie freuen sich, mich zu sehen

Eine der Sachen die mich hier in der Einsatzstelle am meisten freut, ist, dass meine Beziehung zu den Schülern so gut ist.

Ich hatte heute drei Momente, wo ich das wieder richtig doll bemerkt hab. Bei den Klassen 5 und abwärts ist das sowieso schon immer so. Manchmal steck ich so den Kopf rein und grinse oder manchmal lauf ich beschwingten Schrittes rein und winke ihnen zu, oder irgendwie so, wie ich mich grad fühl. Die freuen sich immer total mich zu sehen, rufen meinen Namen, jubeln und so. :3
Das hatte ich heute wieder mit der 3. Klasse von Baigal. Da hab ich den Stundeneinstieg gemacht, weil sie noch schnell ne Audiodatei runterladen wollte. Hab also Freddie die Krabbe mitgenommen (ein Kuscheltier zum zuwerfen) und mich auf den Lehrertisch gesetzt. Die haben sich total gefreut, mich zu sehen. Ich hab dann diese Standardfragen gestellt – „Wie heißt du“, „Wie alt bist du“ und dann noch (ein bisl schwieriger) „Wann ist dein Geburtstag?“
Immer wenn ich die Frage stelle, werfe ich ihnen Freddie zu. Sie fangen, antworten und werfen ihn zurück. Das klappt echt gut.

Danach war ich bei der 9./10. Klasse von Erka. Mit denen mache ich auch die DSD-Vorbereitung, d.h. wir verbringen recht viel Zeit miteinander. Ich hatte ihnen schon am Dienstag gesagt, dass ich am Donnerstag ihre erste Stunde übernehme.
Hatte die dann Donnerstag früh vorbereitet. Thema und Inhalt war schon festgelegt und ich konnte mir überlegen, wie ich das in 40 Minuten rüber bringen will. War recht viel Stoff, ich hatte nicht so viel Handlungsspielraum und habs auch nicht alles geschafft. Ich hab ihnen Redemittel beigebracht (Meiner Meinung nach…; Ich glaube, dass…) und bin noch mal 6 Wörter mit ihnen durchgegangen, die so den Kern des Themas bilden. Es geht um Aspekte, die man mit Familie verbindet (Liebe, Schutz, Geborgenheit…). Danach sollten sie das beides kombinieren und Sätze bilden und dann auch noch aufschreiben. Das hab ich in den 40 Minuten nicht alles geschafft, aber fast.
Aber das wollte ich eigentlich gar nicht erzählen. Was ich eigentlich erzählen wollte ist, dass ich, als ich Donnerstag zum ersten Mal in den Klassenraum gekommen bin (mit Material dabei, offensichtlich der Lehrer) sie mir applaudiert haben. Sie haben applaudiert und gejubelt und ich hab mich total gefreut.
Und die Stunde war auch richtig gut. Obwohl es viel Stoff war und die meiste Zeit nur ich der an der Tafel erklärt. Trotzdem hab ich richtig gemerkt, wie sie sich Mühe geben, wie sie lernen wollen, was ich da vorne erzähle.
Die Wertschätzung dieser Klasse bedeutet mir sehr viel. Die sind zwischen 14 und 15 Jahren alt, da reicht es eben nicht, ein bischen Show zu machen und ein Kuscheltier mitzubringen.

Als ich dann beim Essen war, ist das dritte Nette passiert. Da haben sich so zwei 4.-Klässler zu mir gesetzt und irgendwann war ich auf allen Seiten umgeben von Viertklässlern, die miteinander mongolisch geredet haben, aber auch mit mir Deutsch und Englisch. Das war schon total knuffig.
Dann hab ich ihnen ein bischen von meinen rudimentären Mongolisch-Kentnissen vorgeführt und sie waren ganz begeistert.
Zwischendurch kam ein Mädchen aus der 2. Klasse und hat mir (während sie Essen geholt hat) ein Foto von sich und ihren Schwestern hin gelegt. Das Foto kannte ich schon, das hatte sie mir schonmal erklärt: *zeigen * „Schwester“ *zeigen * „Baby“
Dann hab ich mich noch kurz mit einem Jungen unterhalten, der 7 Jahre in Deutschland gelebt hat.
Ich (ganz langsmam und deutlich): Und wo hast du gelebt?
Er (total schnell): In Saarbrücken im Saarland
Da musste ich nochmal nachfragen, so schnell hatte er geredet.

Na ja. Das freut mich echt jeden Tag wieder. Dachte ich teile das mal 🙂
Liebe Grüße,
Karl

 

4 Gedanken zu „24.10. – Sie freuen sich, mich zu sehen

  1. Wird schwer so viel Begeisterung bei 9. Klässlern in Deurschland zu wecken. Aber mir viel Mühe würde ich dir zu trauen eine positive Geundstimmung zu schaffen.
    Weiter so Karl

  2. Hallo Karl
    Ich habe mich grade mal durch deinen Bericht gelesen. Du schreibst das so, als würde Gabi aus ihrer Schule erzählen…. naja, so ähnlich zumindest.
    Das klingt nach richtig guten Kontakten zu den Kiddis dort. Sprachprobleme scheint es dabei kaum zu geben, wenn man eben aufeinander zu geht.
    Gabi sollte auch mal so einen Blog über ihre Arbeit in der Schule mit Jungs wie Paul Schein und Paul Plüschke anlegen…
    Alles Gute dir.

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