16.- 27.9. – Den Transitbereich verlassen

Die erste Woche verging wie im Flug. Während ich diese Zeilen schreibe ist ja auch schon die zweite Woche und es passiert die ganze Zeit etwas neues. Jeden Tag gibt es neue, kleine, faszinierende Dinge, die ich gar nicht alle aufsaugen, beobachten, geschweige denn hier berichten kann. Ich werde also die letzten zwei Wochen grob zusammenfassen. Einen Reisebericht vom Kovsgol-See gibt es trotzdem noch. Zuerst aber ein kleiner Kommentar zum Titel dieses Eintrags.

Während meiner ersten Woche in Ulaanbaatar habe ich mich häufig sagen gehört: „Das fühlt sich so surreal an.“, oder „Ich fühle mich, als wäre ich noch nicht hier.“ Und das hat gestimmt. Meine Realität hat einen kleinen Hopser gemacht, meine CD hatte einen Sprung und hat kurz ausgesetzt. Und als ich den CD-Recorder geschüttelt habe, hat ein neues Lied gespielt. Sehr merkwürdig war das für mich. Ich glaube so was habe ich noch nie erlebt. Damals in Schottland vielleicht, keine Ahnung. Während ich diese Zeilen aber schreibe, habe ich das Gefühl, mich auf das neue Lied eingestellt zu haben. Es ist neu. Es ist merkwürdig. Und es gleicht nichts, das ich schon einmal gehört habe. Aber es ist jetzt meine Realität.

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Wir waren sehr viel Essen. Das ist so an sich schonmal eine gute Zusammenfassung. Mit Mathias Bückert, der so ein bischen übergeordnet für mich und die anderen PAD- und ZfA-Freiwilligen verantwortlich ist. Der PAD (Pädagogischer Austauschdienst) und die ZfA (Zentralstelle für Auslandsschulwesen) sind Partnerorganisationen von kulturweit. Dann war ich viel mit Vero und Max essen. Das ist total krass, weil Essen gehen hier in etwa genau so teuer ist, wie Essen kaufen und zuhause Essen. Selbst in guten Restaurants. Die ganze Zeit hatte ich fremdes Essen, aber kein mongolisches:

Das hat bis Mittwoch gedauert. Da gab es dann gleich zwei traditionelle mongolische Gerichte. Buuz und Schafshirn.

Das Schafshirn war mega gut. Jedes Stück hatte eine andere Konsistenz. Manche waren wie Kaugummi, andere sind auf der Zunge zergangen. Die Soße war umwerfend und die Gewürze wirkten auf mich gar nicht so fremdländisch… Die Buuz waren in Ordnung, aber nicht special. Aber merke: Kalt schmeckt das Schafshirn nicht so gut 🙁

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So. Außerdem habe ich mich eingelebt. Mein Zimmer eingerichtet (unordentlich gemacht), Essen gekauft zum überleben und begonnen, mich in der Schule zurecht zu finden. Die Hospitationen aus der ersten Woche sind in der zweiten genau so weitergegangen. Aber ich durfte ein bischen mehr mitmachen in vielen Stunden.

Die Arbeit mit den Kindern ist unglaublich erfüllend. So erfüllend, dass ich den Beruf „Lehrer“ wieder auf die Liste der Berufe gesetzt habe, die ich in Erwägung ziehen würde. Ich habe einfach riesen Spaß daran, mir zu überlegen, wie ich etwas am liebsten beigebracht bekommen würde. Hauptsächlich wie man diesen oder jenen Inhalt in ein Spiel verpacken könnte. Die Zeit an dieser Schule hier ruft außerdem viele positive Erinnerungen an meine Schulzeit herauf. Ich vermisse zum Beispiel die Montessori-Methoden hier unglaublich. Aber vielleicht kann man daran ja was ändern.

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Außerdem die anderen kulturweit-Freiwilligen. Die sind echt toll. Wir haben uns in der ersten Woche am Mittwoch alle getroffen und ich habe das Gefühl, sie sind nie mehr als einen Anruf weit weg. Das mir langweilig oder einsam wird, davor habe ich also keine Angst. Auch wenn Max und Vero nur noch ca. 3 Wochen hier bleiben.

Morgen zum Beispiel fahren wir zu einer riesigen Dschingis-Khan-Statue außerhalb der Stadt. Für den Sonntag ist der Narantuul-Market geplant, ein riesen großer Markt, genannt der Schwarzmarkt wo man einfach alles kriegt. Und das zu unglaublichen Preisen. Von Handtüchern, gefakten Markenklamotten, Sonnenbrillen über Haushaltswaren, Elektronik, sogar Tapete zu traditioneller mongolischer Kleidung, original Ansteckern aus UdSSR-Zeit und Replikas von Rüstungen. Ich war am Samstag nach meiner Ankunft schon mal da, um einen kleinen Geniestreich meinerseits auszubügeln: Keine Unterhosen und auch kein Handtuch einzustecken. O.o

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Was gibts sonst noch so zu erzählen? Ich hab manchmal Kopfschmerzen. Häufig ehrlich gesagt. Aber das krieg ich in den Griff. Manchmal sehe ich Bilder oder höre Lieder und dann hab ich ein bischen Heimweh. Aber das geht vorbei. Tja. So ist das eben.

Hier noch zwei Fotos. Ich sollte echt mehr fotografieren hier in der Stadt…

5 Gedanken zu „16.- 27.9. – Den Transitbereich verlassen

  1. Die Fotos von der Stadt sehen ganz schön aus… hängt wohl alles von der Perspektive ab. Wir sind per Google streetview durch die Stadt gesaust, und das sah meist recht grauslig aus… mach paar Fotos, die die STadt von der schönen Seite zeigen…
    Ich hoffe nur, der Blog ist in China nicht gesperrt, er ist immerhin eine offizielle deutsche Website… Da ist so megaviel gesperrt mittlerweile, ich bin gespannt.
    Das Essen sieht alles lecker aus…. Du machst HotPot nicht? WAAAAASSSS??

  2. Hallo in die Mongolei,
    mir ging es vor vier Jahren in Rumänien sehr ähnlich. Genieß deine Zeit und viel Spaß bei deinen Erkundungstouren und Reisen!

    Viele Grüße aus Norddeutschland
    Susanne

  3. Deine Berichte sind faszinierend. Ich bin begeistert und freue mich immer, sie zu lesen. Was Du schreibst und wie Du schreibst.
    Ja, die Melodie einer völlig anderen Kultur hören und sich davon tragen lassen. ??
    Erlebnis …..
    In Deinem letzten Bericht schreibst du von dem Biienenschwarm. Welche Frisur haben denn die Bienchen? Dein Pferdeschwanz ist für sie sicher auch eine neue Melodie. ?⚘

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