Guten Morgen, Guten Abend, oder auch Gute Nacht!?

Mimimi

– Ja, mein erster Tag in Ulaanbatar war furchtbar. So, jetzt ist es raus. Die Müdigkeit hatte mich fest im Griff und die Tatsache, das eine Reise, die 14:15 (Do) gestartet ist und 07:30 (Fr) geendet hat nur ca. 7h gedauert haben sollte hat mich völlig verwirrt. Der Tag war von Fetzen von Schlaf zerstückelt, ich hatte andauernde Kopfschmerzen und nie das Gefühl, richtig wach zu sein. Nur einmal kurz, nach einer Tasse Kaffee, schwarz, auf ex.

Dafür, dass er aber so furchtbar war, war der Tag eigentlich ganz nett.

Durch Ulaanbaatar

Nachdem ich vom Flughafen ins Auto gestiegen war, wurde eine holprige Konversation begonnen, dieaus ein paar wenige Fragen, dann Antworten und dann ein Weilchen Stille bestand. Viele meiner Fragen bzw Antworten wurden dem Fahrer übersetzt, was die Konversation noch zusätzlich holpriger machte… Während ich also immer schläfriger wurde, betrachtete ich die Welt draußen, die im Gegensatz zu dem Auto sehr  fremd aussah. Auf der linken Seite Plattenbauten, zahllose Hochhäuser, die im Bau waren, im Prinzip war von hier aus die ganze Stadt eine einzige Baustelle. Auf der anderen Seite Hügel, vollständig von grünbraunem Gras bedeckt. Schließlich bin ich dann doch eingeschlafen. Nicht allerdings, bevor ich zwei mal dazu aufgefordert worden war ^^

Jedes Mal, wenn ich aus meinem Dösen aufwachte, hatte ich das Gefühl, mitten in einem Autounfall zu stecken. Der Verkehr in Ulaanbaatar ist bemerkenswert. Noch habe ich keinen einzigen Unfall erlebt, aber die Menge an Spurwechseln, Reindrängeln, Hupen und unvorhersehbarem Abbiegen hat mich schon als Beifahrer auf der Rückbank überfordert. Und dazwischen laufen, wie selbstverständlich, Fußgänger umher, da weder die Autofahrer noch sie wirklich viel Acht auf Fußgängerüberwege geben.

Wir ließen mein Gepäck in der Wohnung (aus der wir aber anscheinend noch am Abend wieder ausziehen sollten) und fuhren zu meiner Arbeitsstelle. Ich fange zwar erst am Montag an, aber die Schule ist näher am Stadtzentrum und da waren ein paar mehr Ansprechpersonen. Außerdem hatte ich mich mit Lotta und Christhin am Flughafen spontan an einem Ort verabredet, wo wir alle noch nie gewesen waren. „Auf dem großen Platz, am Fuß der Dschingis Khan Statue“.

Mein zukünftiger Arbeitsplatz

In der Schule angekommen, wurde ich nach und nach vom gesammelten Deutsch-Kollegium begrüßt (ca. 6 Lehrerinnen, wenn ich mich nicht vertan habe) und konnte mich erst mal ausruhen. Außerdem habe ich Max und Vero kennengelernt, zwei Lehramt-Studierende, die mit Hilfe des BLLV (Bayrischer Lehrer und Lehrerinnen Verband) ein Praktikum an dieser Schule machen. Die beiden sind auch meine Mitbewohner und waren gerne bereit, mir bei der Lösung meiner Probleme zu helfen. 1) Geld zu wechseln, bzw abzuheben, 2) den „Großen Platz“ zu finden und 3) eine Handy-SIM-Card für die Mongolei zu besorgen. Vorher bekam ich aber in der Mensa der Schule ein ziemlich gutes Essen (siehe Foto).

Ein Teller, wie Schrat (mein Vater) von ihnen träumt ^^

Zu sehen: Reis (nicht sehr stark gewürzt), Krautsalat (ebenfalls nicht überraschend), Äpfel und Brot (auch nicht wirklich anders als ich es kenne). Einzig das Getränk hat mich nachdrücklich daran erinnert, dass ich mich hier in einem fremden Land befinde. Es war ein süßer, gekochter Jogurth, eine dicke, milchige Flüssigkeit, die zwar absonderlich, aber doch sehr gut schmeckte.

 

Danach folgten meine ToDos:

1) Das Geld abheben gestaltete sich als schwierig, aber sicherlich kein Problem, das sich nicht lösen lässt. Mir wurde daraufhin Geld geliehen, was ich dankend annahm.

2) Der „Große Platz“ heißt eigentlich „Sukhbaatar Platz“ und das Treffen hat überraschend problemlos funktioniert. Ich war wirklich beeindruckt. Gemeinsam schlenderten wir ein wenig durch die Stadt.

Der Sukbataar-Platz und die Statue ~Not mine, Credit to https://foxstudio.biz/

3) Im Shangri-La Center wurde nach einer längeren Konversation in brüchigem Englisch eine SIM Karte mit Mongolischer Nummer erworben, bei der ich mir noch nicht hundert prozentig sicher bin, was genau sie kann (abgesehen von 8 GB Datenvolumen/31 Tage), aber die Ziffern über den kyrillischen Worten sind so groß, dass ich mir keine Sorgen mache. Vielleicht kann meine Mentorin das am Montag ja mal für mich übersetzen. Nachhaltig verwirren mich vor allem die SMS, die ich andauernd auf mongolisch zugesendet bekomme. Aber wenn sie denen ähneln, die mir ein Deutschland mein Anbieter schickt, sind sie bestimmt nicht wichtig.

Das Ende eines viel zu langen Tages

Nachdem ich mich dann mit Google Maps zurück zur Schule manövriert hatte, sind wir zur alten Wohnung gefahren und in eine neue umgezogen. Die neue Wohnung sieht toll aus, ich poste Fotos, sobald ich gute habe. Zu dritt sind wir noch einkaufen, was ewig gedauert hat, weil die anderen mindestens genau so durch waren, wie ich. Wir haben fast eine XXL-Packung Mais gekauft, ich habe in unregelmäßigen Abständen absurde Produkte vorgeschlagen (Gartenschlauch, Bügelbrett, Paper-Cup-Receiver) und das Wasser was wir kaufen wollten haben wir irgendwo stehen lasen und mussten es am Ende suchen. Am Ende haben wir die Sachen fürs Abendessen bekommen, aber ich konnte den Laden nicht ohne ein paar Sachen verlassen, die ich nie zuvor gesehen hatte: 1 Dose eines unglaublich Süßen, weißen Getränks, von dem ich den Namen vergesen habe und einer Dose eingelegte Seidenwürmer.

Zuhause wurde gekocht und die Beute ausprobiert. Das Getränk war trinkbar, die Seidenwürmer haben wir probiert (es gibt ein Foto, aber das muss echt nicht hier auf den Blog) aber zum Abendessen gab es ganz klassisch Nudeln.

Als ich dann im Bett lag, bin ich sofort eingeschlafen. Ich habe nicht noch sinniert darüber, wie anders hier alles ist und wie man sich dennoch zu Recht findet. Ich habe nicht meine Fähigkeiten ausgewertet, mich mit Hand und Fuß zu verständigen. Ich habe keine Pläne für die kommenden Tage gemacht. Ich bin einfach nur todmüde eingeschlafen. Tatsächlich froh, seit bestimmt 5 Jahren zum ersten Mal wieder mit Kuscheltier zu schlafen…

5 Gedanken zu „Guten Morgen, Guten Abend, oder auch Gute Nacht!?

  1. Ich erinnere mich dass dies der erste Eintrag war den ich von deinem Blog gelesen habe. Nun habe ich endlich mal die Zeit gefunden die vorherigen ebenso zu lesen und gleich auch die darauf folgenden.
    Ich finde es unglaublich interessant was dir bisher schon passiert ist und bin gespannt was noch folgen wird. Und vielen, vielen Dank dass du es öfter mal vertonst. Es ist schön mal deine Stimme zu hören. ^-^

  2. Lieber Karl,
    du schreibst so ehrlich und authentisch : Es macht wirklich spass deinen Blog zu lesen!
    Ich werde versuchen es so oft wir möglich zu machen
    Liebe Grüsse
    Jeannie

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