Arequipa

Alleine die Busfahrt durch die Wüste war die Reise nach Arequipa wert; stundenlang war nichts anderes zu sehen als Sand und Meer, unterbrochen nur ab und zu durch grüne Flecken, wo die Flüsse aus den Anden kleine Oasen bilden. Die Küste Perus unterscheidet sich stark von den klassischen Stränden in Europa: Liegestühle, überfüllte Parkplätze und Eisverkäufer sind hier nirgens zu finden, stattdessen gibt es kilometerlangen wilden Strand, an dem nur ab und zu ein kleiner Ort liegt, von dem aus die Fischer aufs Meer fahren.

Etliche Fischerdörfer und 17 Stunden später waren wir dann endlich in Arequipa, und nach einer kleinen Verwirrung wegen sehr ähnlich klingender Straßennamen hatte ich auch mein Hostel gefunden. Und wer hätte es gedacht – von sechs Leuten in meinem Dorm waren mal wieder fünf Deutsche! Wohin man in Peru auch fährt, die einzige Deutsche ist man mit Sicherheit nicht. Yay.
Dann ging es aber auch schon los mit meinem Programm, denn wer braucht schon Schlaf, schließlich bin ich nur für vier Nächte in der ciudad blanca, der weißen Stadt!

Plaza de Armas und Kathedrale
Unzählige Reiseblogger schwärmen von der Plaza de Armas und vor allem der wunderschönen Architektur. Und auch wenn ich ein bisschen überrascht war, weil die Stimmung so ganz anders war als in Cusco, hat mich der Platz in seinen Bann geschlagen. Von drei Seiten wird der Platz umgeben von weißen Gebäuden mit Säulengängen, auf denen es viele Cafés gibt, von denen man das geschäftige Treiben von oben beobachten kann; mehr als nur einmal saß ich auf den Balkonen, um Mokka zu trinken und die Aussicht zu genießen, und hab mir dabei unvermeidlich einen Sonnenbrand auf der Nase geholt.
Doch dominiert wird die Szene ganz klar von der eindrucksvollen Kathedrale auf der Längsseite des Platzes. Schaut euch am besten selbst die Bilder an, dann wisst ihr, was ich meine! Im Inneren ist die Kathedrale erstaunlich unspektakulär, dafür kann man für nur 10 Soles ein kleines Museum besichtigen, in dem man an der Geschichte der Kathedrale auch die Entwicklung der Stadt seit der Kolonialzeit nachverfolgen kann. Auch rund um die Plaza de Armas ist das historische Zentrum wirklich schön, es gibt viele kleine Shops für Touristen, und die Kirche Claustros de la Companía, deren Innenhof kunstvoll gestaltet wurde.

Monasterio de Santa Catalina
Mein absolutes Highlight in Arequipa! Das Kloster ist nur wenige Querstraßen von der Plaza de Armas entfernt, und absolut einen Besuch wert. Noch immer leben ein paar Nonnen in der „Stadt in der Stadt“, doch der Großteil ist für die Öffentlichkeit freigegeben, und man darf sich ohne Guide frei im Gelände bewegen.
Santa Catalina ist wirklich eine andere Welt: es fühlt sich fast an, als wäre die Zeit stehengeblieben, wenn man durch die wunderschönen Innenhöfe und Gassen schlendert und den Lärm der Stadt nur noch gedämpft aus der Ferne hört. Die Wände sind in knalligen Farben gestrichen, überall sind Blumen, und es macht furchtbar viel Spaß, die kleinen Gänge zu erkunden und immer neue Ecken zu entdecken. Dazu kommen die ehemaligen Zimmer der Nonnen, die historisch fast komplett erhalten sind und mit dem Infoflyer ein sehr realistisches Bild vom Leben damals zeichnen.

Mundo Alpaka
Leider eine ziemliche Enttäuschung… Im Internet dargestellt wie eine Farm voller süßer Alpakas, ist Mundo Alpaka hauptsächlich ein Laden mit überhöhten Preisen, einem kleinen Bereich mit Infotafeln und wenigen Alpakas, die gefüttert und fotografiert werden können. Und so süß sie auch sind, der Rest der Einrichtung hat mir überhaupt nicht gefallen: Frauen in indigener Kleidung sitzen auf dem Boden und bearbeiten die Alpakawolle zur Weiterverarbeitung, während Fotos von ihnen gemacht werden und Touristen-Guides in schicken Kostümen den Besuchern den Prozess erklären, als ob die Frauen das nicht selbst könnten. Nach fünf Minuten war mein Besuch vorbei.

Mercado San Camilo
Der Markt war wirklich eindrucksvoll: weder auf dem organisierten und touristischen Markt in Cusco noch auf dem kleinen, chaotischen Märkten Limas habe ich so eine riesige Auswahl an Obst und Gemüse gesehen. Dazu kommen Käse, Fleisch, Backwaren und Kunsthandwerk; in der riesigen Halle ist einfach alles zu finden. Außerdem ist der Markt wirklich authentisch, ich als Touristin war definitiv die Ausnahme, und auch in den Nebenstraßen war der Alltag Arequipas mit Händen zu greifen, und ich habe nochmal einige neue Eindrücke zum Leben der Menschen in Peru gesammelt.

Mirador de Yanahuarna
Während meiner Reise nach Arequipa war es Regenzeit, das ist wichtig, um zu verstehen, warum ich vom berühmten Mirador (Aussichtspunkt) im Stadtteil Yanahuarna nur so mittelmäßig begeistert war. Der Blick über die Stadt ist schön, ebenso der Park, aber wegen des Nebels am Nachmittag konnte man den Vulkan Misti, für den der Aussichtspunkt bekannt ist, leider nicht sehen. Ich pack mal ein Foto dazu, das zeigt, wie es hätte sein können, wenn ich mich ein bisschen besser informiert hätte und schon morgens nach Yanahuarna gekommen wäre! Also habe ich die Zeit anders genutzt, und das traditionelle queso helado probiert, das bei einem Besuch in Arequipa nicht fehlen darf; ein Eis, das trotz seines Namens überhaupt nichts mit Käse zu tun hat. Außerdem war ich auf einem klassischen Touristenmarkt, der mich mit seinen vergleichsweise sehr niedrigen Preisen doch noch dazu bewegt hat, einen Schal aus Alpakawolle zu kaufen.

Reserva Nacional de Salinas y Aguada blanca
Am nächsten Tag ging es ganz früh los, und zwar in den Nationalpark der Salinas y aguada blanca, was ich jetzt mal frei als Salz- und Wasserflächen übersetzen würde. Das frühe Aufstehen hat sich aber voll gelohnt, denn kaum hatten wir das Stadtgebiet von Arequipa verlassen, wurden wir mit einem großartigen Blick auf die Vulkane belohnt – dank der frühen Uhrzeit ganz ohne die Wolken, die mir am Vortag die Aussicht verdorben hatten. Schon als wir auf dem Weg zum Nationalpark waren, habe ich die beeindruckenden Berge mit der kargen Vegetation bewundert; zum Teil auch, um mich von der besorgniserregend schmalen Straße abzulenken, die passenderweise nur schlicht la pista genannt wird. Da der Nationalpark noch kein bekanntes Touristenziel ist, war unser kleiner Bus der einzige weit und breit, was mich noch in meiner Entscheidung bestärkt hat, den überlaufenen Colca Canyon zu meiden.
Der erste Stop im Park war an einem riesigen Bergsee, in dem sich die Wolken und der knallblaue Himmel gespiegelt haben. Vor der Kulisse der schneebedeckten Gipfel konnte ich zuerst meinen Augen nicht trauen, als ein pinker Flamingo an mir vorbeispaziert ist – genau so schnell, wie er kam, war er aber auch schon wieder weg, und so konnten wir ihn und den Rest nur noch aus der Ferne beobachten. Der Strand selbst war unglaublich schön, es war fast wie am Meer, und erst in der absoluten Stille der Berge habe ich bemerkt, wie sehr mich der ständige Lärm in Lima mitnimmt.
Weiter ging es am See entlang, immer wieder an Alpakaherden vorbei, die an- und zum Teil auf dem Weg gegrast haben. Das Verhältnis Mensch-Alpaka lag wahrscheinlich bei 1:75, wenn nicht mehr, in der ganzen Hochebene konnte ich nämlich nur wenige kleine Dörfer sehen. Mal wieder wurde mir bewusst, wie sehr sich das harte und entbehrungsreiche Leben auf dem Leben auf dem campo, den abgelegenen Gebieten auf dem Land, von dem unterscheidet, das ich in Lima kennengelernt habe.
Der nächste Stop unserer Tour waren die heißen Quellen von Lorén, die malerisch in den menschenleeren Bergen lagen. Vom nächsten Bauernhof kam eine junge Frau mit dem Fahrrad, um uns die offiziellen Eintrittskarten zu verkaufen und das klapprige Gatter zu öffnen. Ganz Peru liegt in einer seismisch aktiven Zone auf dem Pazifikgürtel, in der Gegend rund um Arequipa gibt es deswegen viele Vulkane, von denen einige noch aktiv sind. Den kleinen Vulkan, der für die Erwärmung der heißen Quellen verantwortlich ist, konnten wir sogar „besichtigen“!

Danach ging es auch schon wieder zurück nach Arequipa – viel zu schnell, auch wenn selbst die Fahrt durch den Nationalpark eindrucksvoll war. Die unglaubliche Weite, die in den Hochtälern der Anden zu spüren ist, habe ich so in Europa noch nie erlebt, und einen besseren Abschluss für meine Zeit in Peru hätte ich mir nicht wünschen können.

Fotos hier

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