Cusco

Letztens hat sich jemand beschwert, dass ich ziemlich lange nichts mehr gepostet habe – und naja, die Person hat nicht unrecht. Da es für mich schon am 26.12. nach Cusco ging, habe ich es über Weihnachten nicht mehr geschafft, einen Blogeintrag zu schreiben. Schande über mich.

Zum Ausgleich folgt jetzt der wohl längste Artikel aller Zeiten, denn wie schon erwähnt, habe ich acht Tage in der ehemaligen Inkahauptstadt Cusco verbracht, und bin restlos begeistert!

Cusco, auf Quechua Qosqo, bedeutet „Mitte der Welt“. Das Wort kommt aus dem Aymara, einer weiteren indigenen Sprache der Anden, die heute hauptsächlich in Bolivien gesprochen wird. Schon diese Wortherkunft zeigt, dass die Geschichte Cuscos nicht nur von den Inka, sondern von vielen verschiedenen Völkern geprägt wurde. Als der erste Inka Manco Cápac („Inka“ ist in dem Fall wie Herrscher oder König zu verstehen) die Stadt gegründet hat,wurde die Gegend von den Tampu besiedelt und lag im Einflussbereich der Wari-Kultur. Auch sonst gab es in Peru vor den Inka verschiedenste Kulturen, die uns Europäern kaum bekannt sind; als kurze Übersicht:
https://info-peru.de/peru-und-seine-kulturen-prae-inka/

Für die Inka war Cusco lange das landwirtschaftliche und politische Zentrum ihres Reiches, während der Herrschaft des 9.Inka Pachacútec Yupanqui (ca. 1438-1471) wurde die Stadt auch als Ausgangspunkt für Eroberungen immer wichtiger. Die größte Ausdehnung der Inka-Herrschaft reichte unter dem 10. Inka Túpac Yupanqui vom heutigen Quito im Norden bis Santiago de Chile im Süden, und dem bolivianisch-brasilianischen Grenzgebiet im Osten. Dass dieses riesige Reich von den Spaniern erobert werden konnte, lag vor allem am Bürgerkrieg zwischen den beiden Söhnen des 11. Inka, der das Reich enorm schwächte.
1535 stand Cusco im Zentrum eines monatelangen Aufstands gegen die Spanier, danach verlor es wegen der Gründung Limas und während des Unabhängigkeitskriegs immer mehr an Bedeutung. Das änderte sich 1911 mit der Entdeckung Machu Picchus, heute ist Cusco nämlich als touristisches Zentrum wichtig für ganz Peru, und zieht jährlich unglaublich viele Menschen an – so auch mich :)

Los ging es am 26.12. am Busterminal von Civa, voller Vorfreude auf 22 Stunden Busfahrt. Die ersten Stunden nach Ica gíng es an der Küste entlang, mit tollen Ausblicken in die Wüste und auf die Strände mit ihren Klippen. Die restlichen 18 Stunden haben im Gegensatz dazu überhaupt keinen Spaß gemacht: stundenlang ging es in Serpentinen durch die Anden, und ich war heilfroh, als wir endlich in Cusco angekommen sind.

Das Andenhochland
… ist neben der Wüste definitiv meine Lieblingsregion in Peru! Schon in Huaraz konnten wir beeindruckende Bergketten sehen, das Hochland rund um Cusco hatte für mich aber vor allem wegen der Regenzeit einen besonderen Reiz. Bei unserem Zwischenhalt in Abancay hing der Nebel zwischen den Bergen, während die Sonne aufging, und schöner hätten mich die Anden kaum begrüßen können. Auch bei meinen Ausflügen ins Heilige Tal und zu Palccoyo, dem Regenbogenberg, konnte ich tolle Landschaften bestaunen, dazu aber später mehr.

Machu Picchu
Am 28.12. war es endlich soweit – der Ausflug nach Machu Picchu! Nach einer relativ kurzen Busfahrt nach Ollantaytambo ging es mit Inkarail weiter nach Aguas Calietes. Schon die Busfahrt durch das heilige Teil war wirklich schön, wurde durch die Zugfahrt am Urubambafluß entlang aber noch getoppt; Machu Picchu liegt nämlich in der selva alta, der Zone zwischen dem Andenhochland und dem Amazonastiefland, in der der Regenwald auf die Berge trifft, was die Natur wirklich interessant macht.
Schon Aguas Calientes hat mich sehr fasziniert: das Dorf ist wirklich klein, und unfassbar touristisch, aber hat trotzdem Charme. Zwischen zwei Felswände eingequetscht, und meistens von tief hängenden Wolken umgeben, ist kaum zu glauben, dass so viele Häuser in dieses kleine Tal passen.
Als wir endlich bei Machu Picchu ankamen, haben wir erstmal garnichts gesehen – außer Nebel. Doch schon nach ein paar Minuten hat es immer weiter aufgezogen, und im Endeffekt kam sogar die Sonne raus. Mich hat die gesamte Stadt sehr beeindruckt, nicht nur wegen des wunderschönen und weltbekannten Blicks von Machu Picchu auf die Ruinen der Stadt und Huayna Picchu, sondern auch wegen der Geschichte dahinter, die wegen der vielen gut erhaltenen Mauern noch extrem gut nachzuvollziehen ist. Man kann sich zwischen den Ruinen sehr frei bewegen, und vom Zentrum der Ruinen aus ist die ganze Stätte sogar noch beeindruckender. Ich war mit zwei Chileninnen unterwegs, denen es sehr am Herzen lag, dass ich schöne Fotos bekomme, und einem Guide, der die größeren Touriströme erstaunlich gut vermeiden konnte und extrem viel über die Theorien rund um Machu Picchu wusste. Alles in allem war ich wirklich begeistert von diesem Tag!

Cusco – Altstadt / San Christobal
Mein Hostel lag sehr zentral in der Altstadt, nur zwei Querstraßen vom Plaza de Armas, was wirklich superpraktisch (und schön!) war. Im Vergleich zu Lima ist die ganze Altstadt wirklich süß, mit vielen kleinen Cafes, bei denen man im zweiten Stock auf dem Balkon sitzen kann. Ich habe den gesamten 29.12. in Cusco verbracht, und war zuerst im Mercado San Pedro. Der Markt ist zwar definitiv touristisch, aber trotzdem überraschend traditionell, und neben den klassischen Souvenirs konnte man jede Menge frisches Obst und Gemüse finden, und sehr viele gelbe Sachen, in Vorbereitung an Silvester – dazu später mehr. Ich bin danach durch das Viertel San Christobal zur gleichnamigen Kirche gelaufen (viele Treppen, und bei 3600 Höhenmetern ist das anstrengend) und habe von dort die Aussicht über die Stadt genossen. Danach ging es weiter zu…

Christo Blanco / Sacsaywaman
Auf dem Hügel hinter dem Plaza de Armas gelegen, ist der Christo Blanco –wie der Name sagt- eine weiße Christusstatue, die sich zu einem beliebter Aussichtspunkt entwickelt hat. Von dort aus ist man in ca. fünf Minuten bei Sacsaywaman, einer ehemaligen Militäranlage der Inka zum Schutz der Stadt, bei der die berühmte fugenlose Bauweise zu sehen ist. Da es geregnet hat, während ich dort war, war ich ziemlich alleine, was die Stimmung des Ortes nur noch verstärkt hat. Wieder einmal konnte man sich innerhalb der Ruinen frei bewegen, und so konnte man sich ein echt gutes Bild verschaffen. Ich hatte tatsächlich das perfekte Timing, denn in dem Moment, in dem ich gegangen bin, kam mir eine riesige Menschenmasse entgegen :D

Moray / Salinas de Maras
bzw. mein Programm am 30.12.! Da der öffentliche Nahverkehr im Heiligen Tal nicht überall der beste ist, habe ich mich hier für eine Tour entschieden. Also ging es zuerst nach Moray, einer Anlage aus Terrassen, auf der während der Inka-Zeit wahrscheinlich landwirtschaftliche Experimente durchgeführt wurden. Danach kam mein absolutes Highlight: Die Salzterrassen von Maras! Schon von oben war der Ausblick einfach großartig, und auch generell war ich super begeistert von der ganzen Anlage, die auch heute noch benutzt wird.

Qorikancha (der Sonnentempel)
Da die Tour nach Moray und Maras nur einen halben Tag gedauert hat, hatte ich ein bisschen Zeit übrig, in der ich den ehemaligen Sonnentempel der Inka besichtigen konnte, auf den während der Kolonialzeit ein kloster gebaut wurde. Es ist heute unglaublich interessant zu sehen, wie beide Elemente nebeneinander existieren, und dass im ersten Stock eine Kunstausstellung stattfand, hat mich natürlich auch nicht gestört :)

Pisac
… war ganz oben auf meiner Wunschliste, also habe ich mich am 31.12. auf die Suche nach einem Collectivo gemacht, und nach einer kleinen Weile war ich tatsächlich erfolgreich und auf dem Weg nach Pisac. Allein der Weg durch die Berge war wunderschön, und ich bin noch immer begeistert von der kleinen Stadt. Zuerst war ich auf dem Kunstmarkt im Zentrum, der zwar auch sehr auf Touristen ausgelegt ist, aber doch deutlich traditioneller und orgineller als die in Cusco. Nach einem Mittagessen in einem kleinen Restaurant mit Balkon mit Blick über die Plaza de Armas ging es dann weiter zu den Ruinen, die oberhalb der Stadt an den Bergen liegen. Wieder einmal konnte man sich frei bewegen, wovon ich ein großer Fan bin, und so bin ich den ganzen Nachmittag auf den Inka-Terrassen rumgeklettert und habe die Aussicht ins Tal genossen.

Silvester
Schon Tage und Wochen im Vorfeld konnte man auf den Märkten vor allem eines finden: Gelb. Luftballons, Tshirts, Kuscheltiere, Halsketten, Unterwäsche, usw. in gab es nur noch in gelb, da die Farbe Glück fürs neue Jahr bringen soll. Am Silvesterabend habe ich mich mit Leonie und ihren Eltern getroffen, um Pizza essen zu gehen, und war danach mit ihr, Jon und Lukas Pisco Sour trinken und (ich kann es selbst kaum glauben) Bierpong spielen! Um 12:00 ging es dann weiter zum Plaza de Armas, an dem ganz Cusco für das Feuerwerk und eine andere Neujahrstradition versammelt war: die Menschen begannen, um den Plaza de Armas zu laufen, um Glück im neuen Jahr zu haben. Da es den ganzen Abend geregnet hat, war das alles eine ziemlich nasse und kalte Angelegenheit, aber trotzdem echt schön.

San Blas
Dieses Viertel Cuscos ist definitiv so schön, dass es einen eigenen Abschnitt verdient hat! Gleich nach meiner Ankunft war ich hier mit Stella Cocktails trinken, und habe am 01.01. nochmal einen ganzen Tag dort verbracht. Es gibt unglaublich viele süße Cafes, und ich könnte Ewigkeiten damit verbringen, durch die Gassen zu schlendern und Fotos zu machen.

Palccoyo / Montañas de siete colores
Meinen letzten Tag in Cusco habe ich nochmal mit einer Tour verbracht, dieses Mal zu dem sogenannten Regenbogenbergen. Die Strecke durch die Anden war mal wieder großartig, und wir sind in ein wirklich abgelegenes Gebiet gekommen, in der freilaufende Alpakaherden unterwegs waren !!! Das war fast genauso toll wie die eigentliche Tour :) Im Bus habe ich eine andere Freiwillige aus Arequipa kennengelernt, und wir sind dann zusammen die Berge hochgeklettert. Die Strecke war zum Glück überhaupt nicht steil, wir hatten nämlich alle schon genug mit den 4300 Höhenmetern zu kämpfen. Leider war es mal wieder neblig, drum waren die Farben der Berge nicht ganz so leuchtend, wie sie in der Trockenzeit sein sollen. Nichtsdestotrotz waren die Aussichten einfach der Wahnsinn!

Jetzt bin ich wieder in Lima, und bin ein bisschen überfordert von der Hitze und dem Lärm der Stadt. Cusco war absolut großartig, schaut euch unbedingt die Bilder an!

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