Huaraz

Ich kann es selbst kaum glauben, aber ich bin am Freitag tatsächlich um halb sieben aufgestanden, obwohl ich nicht arbeiten musste! Stattdessen hab ich für unseren Wochenendtrip gepackt, Essen vorbereitet und noch ein bisschen aufgeräumt (welch Motivation). Kurz darauf saßen wir auch schon im Bus nach Huaraz, und als wir acht Stunden später ankamen, war es auch schon wieder dunkel. Huaraz ist die Hauptstadt der Bergregion Ancash in den Anden, ca. 450 km nördlich von Lima. Die Stadt liegt auf 3100 Höhenmetern inmitten der Hochgebirgsregion Cordillera Blanca, in der sich auch Perus höchster Berg Huascarán (6768 m) befindet.

Im Vorfeld hatten wir alle ziemlichen Respekt vor der sogenannten Höhenkrankheit, denn obwohl wir uns mit der Busfahrt eigentlich langsam an die Höhe gewöhnt haben, sind 3100 m Höhenunterschied eben doch nicht zu unterschätzen. Die Höhenkrankheit wird durch eine Verengung der Blutgefäße und damit verminderter Sauerstoffaufnahme ausgelößt, und schränkt durch Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit und Schwindel sehr ein. Auch wir wurden nicht ganz verschont, es hätte aber noch deutlich schlimmer sein können, und so haben wir echt Glück gehabt :)

Unser Hostel war total süß, und wurde als Familienbetrieb geführt – alle unglaublich lieb und hilfsbereit! Spätestens als uns die neunjährige Tochter am Samstag die Marmelade zum Frühstück gebracht hat, waren wir alle hin und weg. Danach ging es auch schon los zur ersten Tour zur Laguna Parón auf 4200 m – den Großteil der Höhenmeter haben wir aber im Bus überwunden. Allein die Fahrt durch das Gebirge war den Ausflug schon wert, und es war unglaublich interessant zu sehen, wie sehr sich die ländliche Bergregion von der Metropole Lima unterscheidet. Neben Häusern aus Ziegeln und Wellblech, vor denen Straßenhunde im Müll gewühlt haben, stehen ein Friseursalon und ein Fitnessstudio; der Plaza de Armas mit Blumenbeeten und Palmen steht im krassen Gegensatz zur kahlen Berglandschaft. Zum ersten Mal in Peru sehe ich die traditionelle Kleidung der Quechua (wobei Quechua auch nur ein Sammelbegriff für alle Ethnien ist, deren Muttersprache eine der Quechua-Sprachen ist). Ein Mädchen im Hannah-Montana-Tshirt treibt Schafe vor sich her, läuft an einem Fußballplatz entlang und zu Autowerkstatt, die zur Straße offen ist. Wir kommen an einer Schule vorbei, deren Wände zum Thema Umweltschutz bemalt wurden, an einer Kirche, und immer wieder an Baustellen. Umso weiter wir in die Berge fahren, desto mehr sehen wir kleine Höfe, die man bei uns wohl als Bergbauern bezeichnen würde, viele Häuser sind mit Sprüchen beschrieben, die auf die anstehende Bürgermeisterwahl Bezug nehmen.

Nach einer doch langen Busfahrt, deren letztes Stück über schmale Serpentinen schon spannend war (zum Glück wusste der Busfahrer, was er tut), kommen wir schließlich an der Laguna Parón an, und was soll ich sagen: schaut euch die Fotos an, denn man kann kaum glauben, wie knallblau die Lagune wirklich ist. Nach einer kurzen Wanderung kamen wir zum Mirador, dem Aussichtspunkt, von dem man einen absolut großartigen Blick auf die Lagune, den Gletscher und die umliegenden Berge hatte!

Am nächsten Tag ging es schon um 5:00 Uhr wieder in den Bus, dieses Mal zur Laguna 69, zu der man 7km wandert und dabei 800 Höhenmeter überwindet – das ist wirklich nicht wenig, wenn man bei 3800m anfängt. Zuerst geht es recht flach durch ein Tal, das mich unglaublich an die Highlands erinnert hat, nach ca. 2,5km wird es schließlich steiler, und der Weg schlängelt sich in engen Kurven den Berg hinauf. Nach ca. 2h wandern kommt man auf eine atemberaubende Hochebene, die auch schon eine kleine Lagune beheimatet, und kann sich auf einem flachen Stück kurz entspannen, bevor der berüchtigte letzte Kilometer kommt, der steil nach oben zur Lagune führt. An diesem Punkt hatten Leonie und ich einen Kein-Bock-mehr-Moment, und die Höhe hat einem allmählich wirklich zu schaffen gemacht. Es ist einfach nicht angenehm, nach 5 Metern schon wieder außer Puste zu sein, weil es sich anfühlt, als gäbe es einfach zu wenig Sauerstoff. Insgesamt war die Tour aber auch für mich als nicht wirklich begeisterten Wanderer gut zu machen, und die spektakulären Ausblicke haben genug Anlässe für Pausen gegeben!

An der Laguna 69 angekommen, haben wir wegen des Nebels leider eher wenig gesehen, und es war unglaublich kalt, sodass wir uns recht schnell auf den Rückweg gemacht haben. Als es dann gehagelt hat, hatten wir mit Sonne, Nebel, Regen und Schnee wirklich alles durch, was das Wetter so zu bieten hat, und waren nach insgesamt 6h in den Bergen auch ausgelastet. Zum Glück haben wir abends ein süßes kleines Restaurant namens Chilli heaven gefunden, wo wir uns sehr gut erholen konnten :)

Und Montag ging es auch schon zurück nach Lima – das Wochenende ist deutlich schneller vergangen als gedacht! Huaraz war toll, nicht nur wegen der spektakulären Touren, sondern auch wegen der ganzen neuen Eindrücke von Peru, die mir gezeigt haben, in was für einer Blase ich in Lima lebe.

Bilder!!!

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