Erste Eindrücke

In dem letzten beiden Tagen ist so viel passiert, und ich habe so viel Neues erlebt, dass ich all die Eindrücke gar nicht in einen Blogeintrag packen kann. Versuchen werde ich es trotzdem :)

Zwischen dem Vorbereitungsseminar und meinem Flug war ich für einen Tag zuhause, um zu waschen, fertig zu packen und spontan auch noch neue Wanderschuhe zu kaufen. Der Tag ging unglaublich schnell vorbei, und dann ging es auch schon mit dem Verabschieden los: abends Clara (meine kleinste Schwester), am nächsten Morgen Hannah („die Mittlere“, die gar nicht gerne so genannt wird), am Flughafen dann Mama & Papa. Auf der Fahrt nach Stuttgart wurde mir dann zum ersten Mal so richtig bewusst, was ich da tue, und mir war das erste Mal in meinem Leben wirklich schlecht vor Aufregung. Zum Glück bin ich dann schon in der Sicherheitskontrolle auf Leonie gestoßen, sodass wir zu zweit Panik schieben konnten.

Nach einem kurzen Flug waren wir auch schon in Amsterdam, und schließlich saßen wir im Flugzeug nach Lima, in dem wir 12 Stunden verbringen würden. Aber hey, wie schlimm kann es schon werden? Nach den ersten 7 Stunden hätte ich das wohl nicht mehr gesagt, denn irgendwann hilft alle Unterhaltung nicht mehr, und man will nur noch endlich ankommen. Neben uns saß ein Peruaner, dem es ähnlich ging – nach 6 Jahren, in denen er in Rumänien gelebt hatte, wollte er auch nur noch schnell nach Hause (zumindest haben wir das so verstanden, da wir nicht gerade perfekt Spanisch sprechen, sind Fehler aber nicht auszuschließen).

Der Landeanflug auf Lima hätte schöner nicht sein können – die Anden sahen im Sonnenuntergang einfach toll aus! Dann ging es nach unten in die Wolken und den Lärm der Stadt. Wir wurden direkt vom Flughafen abgeholt und ich zu meiner Wohnung, Leonie zu ihrem Hotel gebracht (schließlich ging es für sie zwei Tage später noch weiter nach Trujillo). Da meine Vermieterin Rocio auch erst nachts aus Deutschland zurückgekommen ist, wurde ich von dem Sohn einer Freundin empfangen, der mich leider zuerst mal vergessen hatte. So saß ich erst ein Weilchen unten beim Portier, der sich alle Mühe gab, mich aufzumuntern, und das dann auch geschafft hat (danke Gustavo!).

Auch wenn ich schon viel über den Verkehr in Lima gehört hatte, war es doch nochmal etwas ganz Anderes, ihn direkt zu erleben. Getreu dem Motto „wer zuerst hupt, fährt zuerst“ ist es ziemlich chaotisch auf den Straßen, es fahren auch mal vier Autos in drei Spuren oder ein Taxi hält mitten im Verkehr.

Die Wohnung, in der Nadim (einem Freiwilligen, der an einer Schule im Stadtteil Surco arbeiten wird) und ich mit Rocio leben, liegt direkt am Park Campo de marte mitten im Viertel Jesus Maria. Da wir im 17. Stock leben, haben wir einen tollen Ausblick auf die Stadt, und auch der Verkehrslärm ist nicht ganz so laut wie direkt an der Straße. Das beste: bei uns wohnt außerdem die Katze Mini, die tatsächlich sehr klein ist, schielt, wenn sie sich freut, und gerne unter Decken liegt!

Um meinem Jetlag entgegenzuwirken, habe ich abends noch angefangen, auszupacken; mein Plan war, nicht vor 22:00 Uhr ins Bett zu gehen, um gleich einen normalen Schlafrhythmus zu bekommen. Da ich zu diesem Zeitpunkt aber schon 22 Stunden unterwegs war und kaum geschlafen hatte, musste ich irgendwann kapitulieren – in Deutschland war es zu diesem Zeitpunkt schließlich auch schon 4:00 Uhr nachts!
Am nächsten Morgen habe ich dann schließlich Rocio kennengelernt, und auch Nadim wiedergesehen. Unglücklicherweise war das Gepäck der beiden in Madrid bzw. Panama-City geblieben, Nadim wartet noch immer auf seine Koffer.

Eigentlich sollte in Lima gerade der Frühling beginnen, der lässt aber leider auf sich warten. Stattdessen ist die Stadt in dichten, feuchten Nebel gehüllt, der typisch für den Winter an der Pazifikküste Südamerikas ist und la garúa genannt wird. Er hängt schwer zwischen den Hochhäusern und an den Bergen, verschleiert die Sicht auf den Pazifik und sollte laut Rocio längst weg sein. Solange er bleibt, ist es ziemlich kalt und die Luftfeuchtigkeit mit 80% sehr hoch, und da die Wohnungen im Normalfall keine Heizung besitzen und auch die Fenster nicht ganz schließen, habe ich drei Hosen übereinander an.

Am Nachmittag wurden Nadim, Leonie und ich von Sandra Brunträger, der Koordinatorin der Freiwilligen des PASCH-Projekts am Goethe-Institut und meiner Ansprechpartnerin, zu einem Mittagessen ins Goethe-Institut eingeladen. Anschließend hatten wir einen Einführungsnachmittag, bei dem uns aktuelle Projekte vorgestellt wurden und wir noch mal konkreter auf unsere Aufgaben vorbereitete wurden.
Abends hatten wir aber eine ganz andere Mission: den Mercado San Jose finden, der uns von Rocio zum Einkaufen empfohlen wurde. Im Endeffekt sind wir doch in einem großen Supermercado gelandet, der anstatt von Einzelpersonen von einer Kette geführt wird, und so ein bisschen teurer und nicht ganz so frisch ist. Für den ersten Einkauf und ein paar Sachen für den nächsten Tag war das aber überhaupt kein Problem, und wir haben in den nächsten Tagen ja ausreichend Zeit, um doch noch den richtigen Mercado zu finden.

Heute wurde mir zum Frühstück Granadilla angeboten, eine Frucht, die zu den Passionsfrüchten gehört und deren Inhalt aus leicht säuerlichen Kernen besteht, die von süßen, glitschigen Fruchtfleisch umgeben sind. Sie schmeckt echt gut, und ich freue mich schon auf das ganze andere Obst, dass ich hier probieren kann! Außerdem habe ich zum ersten Mal frische Maracuja gegessen (das wollte ich wirklich schon ganz lange mal!), und sie schmeckt überhaupt nicht wie Maracujasaft oder Joghurt, sondern fruchtig-säuerlich.

(Bilder dazu gibt’s hier)

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