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(M)eine unvergessliche Zeit…

Weihnachten, neues Jahr, so schnell kann die Zeit vergehen. Und es sind nur zwei Monate seid meinem letzten Beitrag vergangen und doch ist soviel wieder passiert. Ich werde Versuchen diesen Beitrag nur auf Weihnachten und Neu Jahr zu konzentrieren und in den nächsten meine Ergebnisse zu erläutern.  

Kurz gesagt die Ferienzeit habe ich das erste mal nicht im Familienkreis verbracht, was aber meine eigene Entscheidung war. Es sind nur noch zwei Monate in Serbien und diese wollte ich im vollen ausnutzen, soweit es geht. Und um über die zwei Wochen nicht allein zu sein fragte ich in meinem Hostel, ob ich mich nicht als Volontär einstellen dürfte, nach 10 Monaten wurde es auch endlich mal Zeit 😛 Die letzte Woche in Nis verbrachte ich mit Schülerprojekten für das Goethe Institut, Film Beendung für die ZfA , Fotografieren und Geschenke finden und packen. Hinzu kommt dass ich ziemlich Krank wurde, da ich mir aber schon eine Woche früher Urlaub genommen habe, konnte ich mir eine weitere Auszeit nicht leisten. Ihr könnt euch meine gerenne Vorstellen, aber ich blieb enthusiastisch, vor allem als es um das Geschenke verpacken ging. Ich stellte im ganzen 7 Geschenktüten zusammen, jeweils mit einer Eule und einer meiner eingerahmten Zeichnungen. Es kostete mich ein wenig Zeit, aber ich genoß es Geschenke zusammen zu stellen. Und dann kam der Tag an dem ich für dreieinhalb Wochen nach Belgrad ziehen würde. Es war eine Tortour meine Sachen zu packen, weil ich unglaublich schlecht darin bin, einzuschätzen, was ich alles in dreieinhalb Wochen tragen werde, weshalb ich meinen Koffer einfach mit fast allem zu stopfte, was mein Winter Kleiderschrank zu bieten hatte. Und dann stand ich endlich da, bereit für die Arbeit im Hostel, in dem ich fast jede zweite Woche meine Zeit verbracht hatte, es ist eine lange Geschichte, die ich vielleicht im einzelnen erzählen sollte, vielleicht. Die ersten Tage verbrachte ich damit meinen Tagesablauf zu kalkulieren, was sich als ziemlich schwierig erwiesen hat, da ich jegliches Zeitgefühl verlor und mich in bestimmten ablaufen vollständig verschätze. Meine Schicht war überwiegend die Nachmittagsschicht von 16:00-23:00, heisst aufpassen, aufräumen, Entertainment und Informationen geben, da ich dass vorher auch schon überwiegend auf unterbewusster Basis gemacht habe, war dass nicht neues. Doch ich lernte in den nächsten zwei Wochen aufräumen, ich entdeckte es für mich in einer gewissen weise Neu. Denn es kam vor, dass ich Zeit irgendwie totschlagen musste, meine Bewerbungen und arbeiten konnte ich  nicht im Hostel erledigen, wenn dass Wohnzimmer mit Gästen gefüllt ist, kann ich mich nicht konzentrieren, es fühlt sich falsch an. So versuchte ich mich auf Bücher, Handy und den Fernseher umzuschalten, aber auch dass war nicht wirklich eine Option. Weshalb ich Dragan darum bat, mich mit Arbeit voll zu schütten. Und tatsächlich ist Betten machen, Küche sauber machen, Bad reinigen, Wäsche waschen, Kochen, einkaufen gehen, die beste Meditation und Erholung für die Seele. Hinzu kommen, dann meine Kollegen (Volontäre), die mich ebenfalls auf trab hielten. Da war die liebe Elisabeth aus Mexiko, James aus Schottland (mit einem tiefen Schottischen Akzent) und Sergio aus Spanien. Sergio muss ich im einzelnen ein großes Dankeschön ausrichten, ich kenne ihn nun schon seid 4 Monaten, auch dank ihm war meine Zeit im Hostel um einiges farbenfroher. Die Sache ist die, dass unsere Konversationen ständig auf dem gegenseitigem aufziehen beruhten und manchmal entstanden dabei  so abstrakte Dialoge, die letzten endes sogar wir nicht mehr nach vollziehen konnten 🙂 Er erzählte mir, wie schwierig es doch wäre in Serbien ein One-Night Stand zu haben oder generell mit einem jungen Frau eine kurze Romanze zu führen, dass in dem Fall der Kulturelle unterschied sehr stark spürbar wäre, im Vergleich zu Spanien, wo die Frau doch die Initiative ergreift. Im Vergleich zu anderen Ländern, musste man den serbischen jungen Frauen eins lassen, sie wussten wie man einen Mann um den Finger wickelt, gebraucht und dann wieder gehen lässt, ohne dass sie im ersten Moment bemerken was genau geschieht. Woher ich dass weiss? In den letzten zwei Wochen genoß ich überwiegend die männliche Gesellschaft, auch beim ausgehen und hatte regelmäßig das große Glück, teil an einem echten tiefgründigen Männergespräches zu werden. Wie sich heraus gestellt hat, zerbrechen sich die jungen Herren auch des öfteren den Kopf, was wir Frauen doch so über sie denken und häufig werden die Signale, die wir Aussenden missverstanden oder überhaupt nicht wahrgenommen, oder es fehlt an Selbstbewusstsein. Dass ist mir zumindest in den meisten fällen an den Reisenden aus dem Norden aufgefallen. In Serbien würde ich es ein Spiel nennen und es braucht Übung und Erfahrung von beiden Seiten, bis ein guter und qualitativer Flirt daraus wird. Tempo, Themen, Signale, Körpersprache, Lautstärke und Umstände….

 

Wie gesagt fehlte es unserer Kompanie nicht an Gesprächsstoff und es gab einiges zu Lachen, wie ihr euch vorstellen könnt. Was ich besonders daran genoß, dass ich tagtäglich gemixte Gruppe aus aller Welt hatte und wie man doch einige Klischeeverhalten zu bestimmten Ländern zuordnen kann. Die Sprachdifferenzen, Verhaltensmuster, Gewohnheiten und Themen. Wir Verglichen, tauschten uns aus und diskutierten und bei einer guten Gruppendynamik kommen viele spannende Ansichtsweisen bei raus. Zum Thema Politik, Gesellschaft, Liebe, Kultur etc. Aber am schönsten sind die Abende an denen ich in „meine Jazz Bar“ gehe „Strogi Centr“ , dass besondere an diesem Ort ist, dass jedesmal etwas spannendes passiert, es ist bisher noch nie vorgekommen dass ich diesen „Club“ enttäuscht verlassen hatte (zu diesem Ort, möchte ich eine einzelnen Beitrag zusammen stellen). Kurz gesagt, es gibt fast immer improvisierte life Jazz Musik, wo im Anschluss Tanzen angesagt ist. Die Atmosphäre dort ist unvergleichbar und man hat dass Gefühl Jahrzehnte zurück gebracht zu werden. Dieses Mal hatte ich die Freude Ryan (Hostelgast, aus Amerika) kurz Salsa beibringen zu dürfen. Ich bin kein Profi, aber er erwies mir die große Ehre ständig auf meine Füsse zu treten und die Führung mir zu überlassen. Kurzer Hand, war Sergio derjenige der mich aus dem unvergesslichem Partnertanz rettete. Am gleichen Abend wurde ich zu zwei weiteren Tänzen eingeladen und von einem serbischen Studenten, der sich als Danilo aus Wien vorstellte, für seine Diplomarbeit für den Studiengang Fotografie fotografiert. Als Andenken machte er noch ein Polaroid Bild und gab es mir…es gibt wirklich zauberhafte Abende in Belgrad. Über die Neu Jahreszeit wurden wir mit Sergio und James in dass „Zusatz“ Zimmer, für alle Fälle umgesiedelt, da alles ausgebucht war. Ich und Sergio auf der bequemen Luftmatratze und James auf dem der Matratze auf dem Boden. Auch hier gestallte sich die Zeit als ziemlich aufregend. Die Sache ist die, James schnarcht, ich würde er als ein gemütliches, gesundes und regelmäßiges Oma schnarchen beschreiben. Was mich persönlich ruhig in den Schlaf wiegt. Mich ja, Sergio nicht. Ich wachte um drei Uhr morgens davon auf, dass Sergio mit der Zunge schnalzt, was ich vorerst überhaupt nicht verstehen konnte. Später stand er auf und klatschte leicht in die Hände, ich muss wirklich sagen, dass ich nur mit Willenskraft nicht los prusten musste, es war einfach zu komisch. James schlummerte einfach beseeligt weiter. Als auch dass leises rufen und schnalzen nicht half, Versuchte Sergio James leicht zu verlagern, da er als Profi Fitnesstrainer darauf anzielte die Lungenwege frei zu bekommen und James ein wenig Wach zu rütteln. Doch als ein Waschechter junger Schotte, wie James einer ist, hat er nicht vergessen ordentlich mit seinen Freunden an dem Abend ein gutes Bier zu trinken (vielleicht zwei oder auch drei) und schlief aus diesem Grund wie ein Stein. Es gab einen Tag, da feuerte ich eine kurze Schneeballschlacht im Hostel an. Alle Gäste waren raus und Dragan, Sergio und ich waren dabei alles aufzuräumen und zu Putzen. Ich wurde auf den Dachboden geschickt um frische Bettlacken zu holen und nahm zusätzlich noch etwas frischgefallen Schnee mit, ihr könnt euch Dragans Blick vorstellen, als er mich und Sergio, wie zwei Kinder im Rezeptions berreich mit Schnee ertappte und dabei auch noch etwas selbst abbekam, er kommentierte dass ganze nur mit: „Kinder“. An Weihnachten, Neujahr und Orthodoxen Weihnachten (7.01) wurde alles für dass Abendessen vorbereitet, ich ging mit Dragan auf den Markt, wir kauften alles ein, wonach er seine Kochkunst begann. Von der Seite erscheint es immer so einfach, grazile und so schnell, doch in Wirklichkeit, um dass nach zu machen braucht es Erfahrung, Liebe, Talent und sehr viel Geduld. Denn das Resultat ist immer köstlich.  An den Tagen an denen ich Nachmittags frei hatte, Versuchte ich mich mit meinem Computer in ein gemütliches Kaffee zu verkrümeln um zu arbeiten. Und ich muss ehrlich sagen, ich habe noch nie so gerne am Computer gearbeitet. Ich ging in das Cafe „Cafeteria“ (ein altes Jugendstilgebäude mit 3 Etagen) oder „Aviator“. Ich bestellte immer einen Cappuccino oder eine heiße Schokolade, schaltete meinen Computer ein, machte mir „Nu Jazz“ an, kontrollierte meine E-mails und arbeitete an meinem Lebenslauf. Um mich war ein Gewimmel, Leute trafen sich, es wurde gesprochen, in der Luft lag der Geruch nach frisch gemahlenem Kaffee und draußen schneite es, dass gibt einem Gefühl von innerer Ruhe und Geborgenheit. Das wirkliche Gefühl von Weihnachten und Neu Jahr traf bei uns etwas verspätet ein, da Belgrad eine Schneewelle kurz nach Weihnachten überlief und es war  bildhübsch. Am ersten Tag an dem es durch geschneit hatte, schnappte ich mir meine Kamera und lief drei Stunden durch die Verschneite Stadt, es war Menschenleer und der Schnee noch ziemlich unangetastet, ich fror ziemlich durch, aber es hatte sich gelohnt. Bei Nacht, nimmt Belgrad nochmal eine völlig andere Gestallt an, durch die Unzähligen Lampingons und Neujahrs Beleuchtung erscheint die Stadt noch behüteter und schläfriger. In den darauf folgenden Tagen, kümmerte sich Dragan ebenfalls, auf meine Bitte hin um meine Frisur.  Meine Haare mussten unbedingt wieder weiß gefärbt werden, auf meine kläglichen Proteste meine vorherige Frisur (hälfte braun, hälfte weiß,  zurück gekämmt)  beizubehalten, reagierte er nicht. Er blich vorerst die ganzen Haare, wobei ich vorerst dreißig Minuten, mit einer Tüte aus der Fleischerei auf dem Kopf vor dem Fernseher mir die Zeit vertrieb. Danach wurde die Farbe aufgetragen, es brannte wie in der Hölle. Mein Guter sagte nur: „Wer schön sein will, muss Leiden“. Was ich befürworte, aber zu dem Zeitpunkt stellte ich diese These immer mehr unter Frage. Am Anschluss wurde ich belehrt wie ich richtig mit meinem zerstörtem Haar umzugehen hatte und wann ich am besten welches Shampoo nutzen sollte. Er Stylte meine Frisur um und Nickte mit einem bewilligendem Lächeln in den Spiegel: „Nun meine Liebe, siehst du um einiges weiblicher aus“. Ich sah ihn mit einem ironischem Vernichtenden Blick an, woraufhin wir beide loslachen mussten. „Etwas 80er, 90er Haarstyle, aber es steht dir“. Mir gefällt es, davor trug ich meine Haare über einem halben Jahr zurück gekämmt, nun hatte ich eine Igelfrisur die wild in alle Richtungen steht, wer sagts denn. All diese Kurzen Geschichten, Vorkommnisse und Situationen waren meistens eine Gefühlte Sekunde lang, eine kurze Ewigkeit und nun sind sie schon wieder Vorbei. Die Zeit Verläuft so unbarmherzig schnell. Es gab noch so viel mehr, was ich jetzt im einzelnen nicht erläutern werde, nicht erläutern kann. Es war so schön und es sind nur noch anderthalb Monate, danach ist vorerst meine Zeit hier vorbei…

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Ich und meine Haare

Es wird Zeit eine Zwischenbilanz von meinem Auslandsaufenthalt zu ziehen, ich bin nun schon fast seit 7 Monaten in Serbien und es gab große Veränderungen. Ich würde diese gerne anhand meiner Haare und Frisuren Erläutern, ich dachte mir, das macht es um einiges Spannender, wenn man die Veränderung und Entwicklung bildlich und etappenweise Verbildlicht. Begonnen hat alles mit einer Topffrisur, so werden mich auch die meisten Bekannten in Erinnerung haben, kurzer Haarschnitt, kastanienbraunes Haar, manchmal Wild in alle Richtungen abstehend, aber lang genug um kleine Zöpfchen machen zu können (wenn man etwas skurril wirken möchte). Zu dem Zeitpunkt würde ich mich noch als etwas Unsicher beschreiben. Es war ja auch nur der Anfang meiner Reise. Aber ich erinnere mich noch ganz genau, dass es mich viel Überwindung kostete nicht in Panik zu verfallen, als ich meine ersten Bustickets nach Belgrad am Schalter kaufen sollte. Ein Taxi rufen, überließ ich sehr gerne jemandem anderen. Ein Hostel war für mich undenkbar (ich hatte da sehr veraltete Vorstellungen) und auch alleine Reisen, was ist wenn was schief läuft, etwas nicht nach Plan geht? Nein, viel zu Risikoreich und was werden andere Menschen über mich denken? Was ist wenn ich mich Verlaufe??? Ja, ja ich weiss, sehr kleinlich… Aber Versteht mich doch, mein eingeschätztes Durchschnittsalter beträgt nach einigen Befragungen 23-25 Jahren. Dabei war ich gerade erst mal 18… Jetzt im Nachhinein muss ich sagen, dass es mehr Vorteile in sich birgt etwas älter und reifer zu wirken als du in Wirklichkeit bist, aber zu Anfang gestaltete es sich als ein wenig schwierig „simple“ Fragen zu stellen. Weshalb ich Versuchte ein wissendes Gesicht zu machen, im richtigen Moment zu nicken und Informationen wie ein Schwamm aufzusaugen und im Nachhinein vorsichtig nach zu haken. In Gesprächen mit älteren Leuten oder Backpackern im Hostel hörte ich erst mal aufmerksam zu und erlernte den professionellen „SmallTalk“. Meine Englisch Komplexe Verschwanden mit der Zeit und trotz konstanter Fehler kann ich ohne Punkt und Komma eine Gesellschaftstratsch am Laufen halten, was mir vorher überhaupt nicht bewusst war. Wenn ich ein Thema Aufschnappte, welches mir bekannt vorkam kramte ich all mein angeeignetes Wissen raus und startete durch. Ich lernte die erste Zeit vollkommen selbstständig zu leben, mit Geld umzugehen, zu Planen (was nicht immer funktioniert), auch meinem äußerlichen alters Bild gerecht zu werden auf das ich geschätzt wurde.

Meine Frisur wurde wieder Kürzer, aus dem Grund dass ich mich hinter meinem Pony nicht mehr verstecken konnte und nun an meinem Selbstbewusstsein arbeiten musste und wie macht man das am besten? Haare kurz! Zieht schon mal mehr Aufmerksamkeit auf sich, womit man lernen muss umzugehen und um nicht stupide zu wirken (wenn man sich am liebsten Verstecken möchte) Rücken gerade, Brust nach vorn und zum Ziel, kein rechts, kein links. Das ist die beste Schule. Leider funktioniert dass auch nicht immer, aber bei meiner Körpergröße muss das sein, Verstecken ist schwierig. Viele werden jetzt den Kopf schütteln und sich fragen, hat das Mädel nicht mehr alle Selbstverliebten Tassen im Schrank???  Nun, ich möchte euch sagen, was ich hier seit meiner Ankunft jeden Tag lerne ist Selbstliebe, es gelingt nicht immer, aber es ist sehr wichtig! Und dafür bin ich den Serben sowas von Dankbar, ich bekomme fast jeden Tag Komplimente, von meinen Schülern, von Freunden, von Kollegen, für mein Aussehen, für meinen Charakter und das lässt einen Aufblühen und glücklich sein, Ängste zu vergessen…Komplexe. Und ich kann jetzt euch die Frage beantworten was mir in Deutschland so gefehlt hat, das Lächeln, die Ehrlichkeit, Komplimente, Herzlichkeit, Einfachheit im Umgang mit anderen. Ich habe aus Deutschland so viele Berührungsängste mitgebracht, völlig einfache Umarmungen, Schulter klopfen, auf die Wange küssen, Körperkontakt brachte mich in Panik, weil ich nicht wusste wie ich richtig damit umzugehen hatte. Nachdem mir dass alles bewusst wurde, wollte ich eine große Veränderung die meinem inneren Leben gerecht wird. Haare färben! Davor war das für mich ein völliges Tabu, es ist schlecht für die Haare, wird das denn gut aussehen usw. ? Ich machte es genau an dem Tag als meine Mutter mich besuchen kam, ohne sie Vorzuwarnen. Ich liebte es, sie war schockiert und pisackte mich die nächsten Tage, aber alle gewöhnten sich sehr schnell daran, es passte zu mir. Bei mir begann eine experimentelle Etappe, änderte meinen Kleidungstil radikalisch, ich stellte eine ganze Sonnenbrillenkollektion zusammen und fing an große, verrückte Ohrringe zu tragen. Ich nahm wieder die Fotografie auf, nahm am Masterclass von Margarita Kareva aus Russland teil, lernte den serbischen National Geografic Fotografen Marko Stomatovic kennen, der alle Fotografieevents vorbereitete. Begann an den Filmarbeiten für den Deutschlehrertag, Theaterfilm und UNESCO-Film in der Schule. Wurde zuversichtlicher wegen meiner Zukunft und meiner Pläne. Machte regelmäßig Sport und lernte fleißig serbisch, wurde Stammgast in Belgrad und lernte sehr viele Menschen kennen, durchlebte verschiedenste Situationen, lustige, skurrile, traurige. Es handelte sich dabei von Partys, tanzen und Spaß, tiefgründigen politischen Diskussionen und einfachem Informationsaustausch, bis zu tiefgründigen Gesprächen, Polizeieinsetzen und Stillem Beisammensein und einfachem genießen von kleinen Dingen. Ich Wurde im Umgang mit anderen einfacher und entspannter. Fand ein zweites Zuhause, wo ich jederzeit willkommen bin.

Dann kam die Fahrt nach Berlin am 1.Juli. Ich ging nicht nochmal zum Friseur um meine Haare erneut zu Färben. Ich flog, stieg aus dem Flieger, setzte mich in die S-Bahn, fuhr kurz nach Hause, zog mich schnell um und fuhr gemeinsam mit meiner Mutter zum Abiball meiner Schwester. Sie wusste nicht das ich komme, als ich sie mich sah, schrie sie auf und rannte auf mich zu, sie war so hübsch in dem Kleid und wir weinten uns gemeinsam in der Umarmung die Augen aus. Der Abend war skurril, da waren meine Lehrer die mich vor einem Jahr verabschiedet hatten, meine Familie und es fühlte sich alles so surreal an zurück zu sein. Mich rettet nur der Gedanke dass ich zurückkehren würde, ich weiß nicht warum. Die ersten zwei Wochen versuchte ich Serbien und Deutschland irgendwie in meinem Kopf zu verbinden, dass diese beiden Welten parallel zueinander existieren und das die Zeit weitergegangen ist… Ich lebte mich wieder in den Alltag ein, verfiel aber wieder ziemlich schnell in meinen alten Deutschen Muster, was mich ziemlich wütend aber auch traurig machte, alles was ich aufarbeitet hatte, an mir selbst konnte man so einfach wegschnippen. Ich traf alte Bekannte und Freunde und Verstand, dass die Zeit auch hier weitergegangen war und ich Standhafter in meinen Überzeugungen geworden bin und das wir aneinander vorbei redeten und wie falsch doch einige sein können. Dadurch das in Serbien viele Menschen zu mir sehr ehrlich sind, sowohl positiv als auch negativ, stimmt die Körpersprache und die Intention miteinander überein, viel Gestik, viel Mimik, viel Stimmungschwankung. Ich Verstehe das. Und plötzlich ist etwas faul, mir wurde plötzlich die Brille von den Augen genommen und ich Verstand für mich selbst ob mein Gegenüber für mich interessant ist oder nicht, ob wir die gleiche Sprache sprechen oder nicht. Ich ging zu meiner alten Friseurin, die mir den Rest des Blonden Haares von den Seiten Schnitt und die langen Strähnchen da ließ, jetzt war ich halb, halb. Meinen Geburtstag wollte ich nicht in Berlin feiern, nach drei Wochen wollte ich wieder raus, mein Derzeitiges Leben befindet sich in Serbien und irgendwie kam ich nicht zur Ruhe. Ich und meine Schwester packten die Koffer und machten uns auf unsere erste gemeinsame, selbstständige Reise. Es ging Vorerst nach Budapest, dann nach Belgrad, Kotor, Kraljevo und wieder zurück nach Nis, wo wir kurz zur Ruhe kamen, nach drei Wochen. Es kam noch eine alte Schulfreundin dazu und es ging zurück nach Belgrad. Im Rückblick muss ich sagen, dass ich mir solche Reise vor einem Jahr, nie zugetraut hätte in der Organisation. Hinzu kam, dass wir sehr Spontan alles machten, wir buchten Zimmer 3 Tage vor unserer Ankunft, kauften Kurzfristige Touren und genossen die kleinen Momente. Als ich meine Schwester zum Flughafen brachte ergriff mich wieder die Traurigkeit, ich war wieder allein, ohne Familie in einem fremden Land das ich sehr liebe. Die nächsten Tage verbrachte ich mit meiner Schulfreundin, die bald darauf auch zurück flog. Ich wurde Krank und machte eine Woche zuhause Pause, ohne jeglicher Gesellschaft, was sehr erholsam war. Ich reiste wieder los, war in zwei Wochen, bei drei verschiedenen Familien zur Übernachtung, arbeitet für das Goethe Institut in Kragujevac an einem weiteren Film. Meine Serbisch Kenntnisse verdoppelten sich, dadurch dass mein Umkreis nur Serbisch sprach. Auch die Angst vor der Sprache wurde mir genommen und ich wurde unglaublich müde. Ich kam zurück nach Nis und freute mich auf meine eigene Wohnung und auf meinen Kater, Wanja. Ich zog mich etwas zurück, fing an von Zuhause am Computer zu arbeiten, mein Freundeskreis in Nis löste sich langsam auf, dadurch dass alle Abiturienten weggingen und ich lernte mich selbst zu bespaßen. Es machte mir auch nichts aus, allein mit sich selbst zu sein, muss man auch erst mal lernen. Allein im Kaffee zu sitzen, Shoppen zu gehen und Situationen zu reflektieren. Alleine Reisen, kam nun für mich auch in Frage, ich empfand es auch als sehr angenehm. Aber nach drei Wochen, verfiel ich der Routine, die mir nicht imponierte, es kam eine leichte Melancholie und ich wusste nicht was ich genau tun sollte. Dann starb mein Kater und mich rettete die Arbeit, der Deutschlehrertag der am nächsten Tag stattfand. In der Woche darauf flüchtete ich nach Belgrad, wo man mich Auffing und wieder unter Menschen brachte. Ich wurde abgelenkt, umarmt und ausgeführt, dass war was ich brauchte. Und seit langem fühlte ich mich wieder weiblich und begehrt, darf man das so sagen, ohne falsche Hintergedanken zu wecken? Der Grund dafür waren die jungen Herren, die ich nur kurz kennengelernt hatte, aber die mir genug Aufmerksamkeit schenkten um mir das Gefühl zu geben, dass ich auch als junge Frau Interessant sein kann. Ein leichter Flirt, nicht mehr, aber es war schön. Kokett, interessant, schön zu sein. Ich vereinbarte einen Friseur Termin für nächste Woche. Diesmal wollte ich weiss-blond, nicht gelblich. Ich kam silbrich, weiß-blond raus und es gefällt mir. Ich ging zur Kosmetikerin zur Gesichtsreinigung, besuche jetzt regelmäßig das Fitnessstudio und habe ein persönliches Training vereinbart. Am Sonntag kam ich zur Fashionshow nach Belgrad zu der ich als zusätzlicher Fotograf von einem Bekannten eingeladen wurde (dazu später). Ich fühlte mich wieder gut in meiner Haut. Was durch meine in Freunde in Belgrad sehr unterstützt wurde. Ich sollte kurz erwähnen, dass ich ziemlich verunsichert zurückkam, als ich bei der Anprobe der Models Fotos machte, da ich Verstand was für ein Weg bis nach oben, noch vor mir liegt. Und die Karrieretreppe hoch zu kommen scheint ziemlich schwierig zu sein. Im November beginnt meine Bewerbungsphase für die Studiengänge in Deutschland… Und ich weiß jetzt nicht ob die Erfahrungen, die ich die letzten anderthalb Jahren gemacht habe, für meine Bewerbungsmappe reichen. Plötzlich bin ich voller Zuversicht ohne Grund und nach einer Weile stehe ich wieder da und denke mir, die Arbeit die ich leiste kann nicht gut genug sein.

Was ich aber nun ganz genau sagen kann ist, dass ich endlich einen Weg fand mich selbst zu realisieren und  genau zu Verstehen was ich will, warum ich etwas tue, wofür ich das tue, mit welchen Menschen ich in Kontakt stehen möchte, wer meine Zeit klaut, was mir wichtig ist und was nicht…und das sind die ersten Schritte zur Selbstverwirklichung. Und das Wünsche ich jedem auf seinem Lebensweg!

 

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Meine allerliebste Baba Dessa

Vielleicht ist euch aufgefallen, ob im Gespräch, im Blog oder woanders, bei mir im Zusammenhang mit Serbien ständig der Name „Baba Dessa“ fällt. Nun, hier möchte ich sie euch nun vollständig vorstellen und Charakterisieren. Baba Dessa ist eine ältere Dame, mit stolzen 80 Jahren, dabei habe ich sie um 10 Jahre jünger geschätzt. Alles fing damit an, dass sie meine Vermieterin ist und über mir wohnt. Sie ist eine kleine, zierliche Frau mit einer riesen Lockenmähne, glaubt mir so ein Haar in ihrem alter habe ich noch bei keinem gesehen. Letztens beim Friseur hat sie ihre ganze Haarespracht aus ihrem Knoten gelöst. Die Friseurin machte sich eifrig daran dem Haar noch mehr Volumen zu geben in dem sie die Haare gegen den Strich aufbürstete. Dessa sah aus als hätte sich ein riesiges flauschiges Schaf bei ihr auf dem Kopf bequem gemacht, so unglaublich flauschig und Rund, ich muss davon unbedingt noch ein Foto machen. Ebenfalls muss ich erwähnen dass sie so ein Typ Frau ist wie man das aus klischeehaften italienischen Erzählungen kennt. Morgens und abends läuft sie in quietsch blauen Puschen und einem Pinken Bademantel durchs Haus und etlichen Lockenwicklern im Haar. Nachts zieht sie sich eine Tüte über die Frisur um sie nicht zu verknoten, hat mir zumindest ihre Enkeltochter erzählt. Sie ist seit 10 Jahren Witwe, was sie aber nicht davon abhält mir jeden Tag von ihrem Mann (der Mathematiker war) zu erzählen. Ich könnte jeden Tag bei ihr Klopfen und sie würde mich zum Kaffee einladen, was auch regelmäßig passiert. Wenn man bei Dessa zu Besuch ist wird man auf Serbisch mit Erzählungen über ihre Familie, Freunde und Wetter Überheuft, egal ob du serbisch sprichst oder nicht, dadurch fühlt man sich sofort pudel wohl. Dessa ist eine sehr energische und quirlige Dame, die ständig etwas tun muss, trinkt man Kaffee, muss unbedingt noch dies und das auf den Tisch. Doch wenn es mal ernst wird kann Dessa auch ganz anders, ich erinnere mich als wir zur Polizei mussten wegen der Visums Beantragung. Sie zog sich in einen diskreten Anzug um, schminkte sich dezent (Lippenstift ist in Serbien übrigens sehr wichtig) und türmte ihre Harre zu einem festen Knoten auf. Dann war sie fertig. Später erzählte sie mir dass sie ehemalige Sekretärin beim Militär war, vielleicht erklärt dass ihre Laute und lieblich, aufdringliche Art beim Sprechen. Ein klein wenig erinnert sie mich an eine Mischung an italienischer Dominanz, einer Prise Griechischer Lautstärke und einem Esslöffel Russischer Verrücktheit und Herzlichkeit. Ich muss gestehen, dass ich kaum richtige Sommerkleidung mitgebracht hatte, die ganze 30Grad aushalten würden. Weshalb ich mich eines schönen Tages auf den Weg machte einzukaufen. Diesmal allein. Ich geriet in den H & M, obwohl ich kein großer Liebhaber dieser Kette bin. Und fand nach 2 Stunden, anstrengendem Suchen zwei schicke Jumpsuit die mir, oh Wunder, wie angegossen passten, was bei meiner Körpergröße häufig ein großes Problem darstellt. Denn aus irgendeinem Grund sind sich anscheinend alle Modedesigner einig, dass je größer die Person ist, desto dicker oder dünner ist sie (eine „normalheit/durchschnitt“ gibt es nicht). Naja, einer war mir dann doch im Brustraum/Rippen zu weit, aber ich nahm in trotzdem mit, in der Hoffnung das mir schon was einfallen würde. Ich bezahlte eine stolze Summe, was mich ziemlich verunsicherte.

Ich kam nach Hause und stakste Schnurstraks zu Baba Dessa um ihre Meinung zu hören. „Lepo Matzo!“, sie klatschte erfreut in die Hände, ich zeigte ihr den zweiten. Sie lächelte erfreut: „Lepsche“, was sogar eine Steigerung bedeutet, dann bemerkte sie aber dass der Jumpsuit doch nicht ganz gut sitzt. Sie lief eifrig zu einem Schrank und nahm einige Stecknadeln heraus, nach 20 Minuten saß alles Brillant. Baba Dessa war nämlich auch noch Schneiderin und nähte alle ihre Kleidung von Hand. So überrascht sie mich immer wieder. Als ich Besuch hatte und meine beiden Betten besetzt waren, zog ich für eine Nacht zu ihr aufs Sofa, so eine gute Nacht hatte ich lange nicht mehr. Und so geht unser Zusammenleben schon seit 2 Monaten, worüber ich unglaublich froh bin. Ihren Geburtstag hatte ich auch gemeinsam mit ihrer Familie gefeiert. Tanja (Englischlehrerin) und Selena sehe ich ja regelmäßig, also kenne ich auch schon fast die ganze Familie. Was ich auch noch erwähnen möchte. Wenn ich mal für 5 Tage nicht in Nis bin und wieder zurück komme, erscheint mir meine Wohnung plötzlich sauberer. Wahrscheinlich Heinzelmännchen… Und wenn ich mal eine Information Tanja oder Dessa erzähle, kann ich mir zu 99,9% sicher sein das am nächsten Morgen die ganze Familie davon weiß und vielleicht manch einer mehr.

 

Übrigens bei dem Fotoshooting war es sehr schwierig ihr zu erklären still zu halten wenn ich klicke… Was aber die Fotos auch umso Authentischer macht.