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Strogi JAZZ

*Grundsätzlich sollte man Wissen, dass Belgrad eine Stadt ist die nie schläft. 24 Stunden kann man irgendwo, irgendwie mit irgendwem immer irgendwas finden, heißt man ist immer mit  Essen versorgt, wenn man es am meisten braucht. Unter der Woche geht man üblicherweise aus, auf einen Rakija oder ins Kafana auf ein herzliches Gespräch. Die Straßen erfüllen Stimmen, Gelächter und Musik die aus den vielen Bars heraushallt. In den letzten Monaten wurde es immer mehr für mich zur Tradition den Freitag oder Samstagabend mit ein paar Freunden und Gästen aus dem Hostel in der Cocktailbar „Bar Central“ (https://www.facebook.com/BarCentral011/?rf=492236534261100)  oder  im Jazz Club – „Strogi Centar“ (https://www.facebook.com/strogicentarjevremova/?ref=br_rs) zu verbringen. Und wie ihr euch vorstellen könnt haben sich dabei einige spannende Geschichten ereignet, wovon ich aber nur einen Bruchteil wiedergeben kann…Tanzen bis zum geht nicht mehr….ist nur eine davon

Ich bin wiedermal in meinem geliebten Belgrad und meine Geschichten wollen nicht zu Ende gehen. Diesen Abend passierte mir etwas, was sich vorher keinesfalls erahnen ließ. Aber kurz zum Anfang. Am Abend stand wieder die große Frage, was wollen wir Unternehmen? Unsere Gruppe setzte sich aus zwei Franzosen, zwei Amerikanern, einem Neuseeländer und mir zusammen. Bunt und Holprig. Vorerst gab es ein hin und her, Wohin, Wieso, Warum, Essen, Club, Restaurant und wir einigten uns um punkt 21:00 Uhr wieder zu treffen und uns dann gemeinsam auf den Weg zu machen, irgendwohin. Es war schließlich Samstagabend. Gesagt getan. Geeinigt wurde sich auf ein Technoclub „Plastic“, die Show sollte aber erst richtig um 1:00 Uhr beginnen, weshalb ich wieder das so geliebte Angebot machte zu „Strogi Centar“ zu gehen, einen „Jazz Club“ – ein Geheimtipp wenn ihr mich fragt. Ihr müsst euch ein altes, ziemlich dunkles und schäbiges  altes Haus  im Zentrum Vorstellen. Unscheinbar, wenn man nicht weiß was dahinter steckt. Wir betraten das Treppenhaus und bezahlten Eintritt, statt einer Life-Jazz-Band , die ich erhoffte, sollte heute ein Tanzabend stattfinden. Strogi Centar ist eine große 4-Zimmer alt-bau Wohnung mit 4-Meter hohen Wänden, altem Parkettboden,  die von Oben bis unten bemalt und Tapeziert sind. In den Räumen hängen alte Kronleuchter,  stehen alte Tische, bequeme Sofas und Barhocker. Durch die Spärliche Beleuchtung entsteht eine sehr gemütliche und Geborgene Atmosphäre und durch die schweren roten Samtvorhänge vor den Fenstern, wird das Gefühl von „Retro“ wieder zum Leben erweckt. Wo Normalerweise die Life-Band steht, wurde Platz gemacht und daneben ein DJ-Pult aufgestellt. Wir setzten uns an zwei Tische und bestellten Bier. Ich bin nicht Raucherin, aber da ich hier nicht das erste Mal bin, weiß ich was mich erwartet, weshalb ich mir ein paar Cigarillos zum Paffen bereit legte, Erklärungen später. Es herrscht noch eine ruhige Atmosphäre mit nicht zu energischem Jazz.  Doch schon nach 20 Minuten macht sich die erste eifrige Gruppe in dem Raum ans Tanzen. Die Franzosen freuen sich und Nickolos neben mir schmunzelt. Die nächsten 15 Minuten füllt sich die Tanzebene langsam und der DJ stellt den Lautstärken Pegel hoch. Ich beobachte aufmerksam das Geschehen. Die Franzosen beugen sich zu mir rüber und einer von ihnen, Rafael beginnt eine Konversation über einen Mustage den er eine Zeit lang getragen hatte. Unsere  Konversation über verschiedene Bärte und Frisuren vertieft sich.

Ich Zünde mir einen Cigarillo an, das Licht im Raum wird diesig und die ersten Rauchwolken schweben zu den Kronleuchtern hoch. Die Stimmen in den Räumen werden aufgeregter und lauter und die Tanzebene füllt sich. Ich bemerke einige äußerst Interessante Tänzer, die ein gutes Rhythmusgefühl haben, wobei ich zugeben muss, dass alle Personen sich gut zu der Musik bewegen, was nicht häufig der Fall ist. An meine Mitstreiter stelle ich keine allzu hohen Erwartungen, genauso wie sie an mich. Rafael versucht mich einige Minuten äußerst eifrig davon zu überzeugen, dass er ein sehr schlechtes Tanzgefühl besitzt und generell schlecht im Tanzen ist. Nach weiteren 5 Minuten ist er der erste der sich unter die Leute mischt. Ich muss einfach Lächeln. Nickolos, bemerkt meine Aufgewecktheit und blickt mich Fragend an. Ich  drücke den Cigarillo aus und klopfe das Mundstück aus. „Showtime“, würde ich sagen. Ich sehe ihn auffordernd an, er schüttelt nur den Kopf. Ich  geselle mich eifrig zu

Rafael und der Frauengruppe die energisch Mittanzt. Wir tanzen ziemlich Euphorisch, da keiner irgendjemandem das Gefühl an Unbehaglichkeit gibt, nach einigen Minuten ist unsere ganze Gruppe auf der Tanzfläche und ich sehe Moves und Tanzfähigkeiten, bei allen die ich kein wenig erwartet hätte, nur der Nickolos lässt sich Zeit und schaut uns interessiert zu. Ich packe mein ganzes Wissen und beherbergte Leidenschaft aus. Von Jazz, Foxtrott, Hip-Hop, Reggae und Step skills einlagen ist bei allen etwas mit dabei. Die Tanzpartner „Konversation“, wenn man das so nennen kann, wechseln kontinuierlich. Und plötzlich stellt sich Nickolos gegenüber von mir und legt einen super Hip-Hop, Streetdance, Mix mit Step hin, so wie das wahrscheinlich nur Amerikaner können. Ich sehe das als Aufruf und erwider Energisch, ein gleich gewachsener Tanzpartner…Nun dreht sich alles nur um die Jazzmusik, den Rhythmus und den Tanz. Nach einer halben Stunde schwitzen wir alle wie in der Hölle ….. Kleine Pause und wieder sind wir beim Tanzen. Rafael und ich starten einen kleinen Salsa, wobei das ziemlich komisch sein mochte, da er zwei Köpfe kleiner ist als ich, wir gaben unser bestes und lachen dabei ausgiebig. Eine junge Frau, die sich als Jazz-Tänzerin entpuppt, fordert uns alle zu einem kleinen Battle auf. Nach drei Stunden plumpsen wir völlig fertig in die Divans in dem Nebenzimmer. Und, das war nur der Anfang aller Geschichten im Strogi….

 

P.S.: Obwohl mein Freiwilligendienst nun schon offiziell zu Ende ist, kann ich es mir nicht verkneifen noch einige verspätete Berichte zu erstellen und meine Geschichte bis zu Ende zu führen…

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Mein Zuhause.

Normalerweise würde ich jetzt nicht unbedingt mein zu Hause vorstellen wollen, da dass in irgendeiner Hinsicht schon eine persönliche  Rückzugsort ist. Da ich, dass aber alles auflösen muss, würde ich es gerne in Erinnerung behalten wollen, wie es war. Meine Wohnung. Meine erste „eigene“ Wohnung. Und sie war zu Anfang „schockierend“. Aber sie hat sich mit mir weiter entwickelt. Zu Anfang ein leeres Blatt, danach wurde sie Schritt für Schritt ein zu Hause, ich durfte sie nach Lust und Laune, so weit es ging einrichten. Es hat ungefähr 6 Monate gedauert bis ich mich endgültig wohl fühlte. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, mit welchen ersten Eindrücken ich mein Neues Wohnheim im März 2018 betrat. Ich war geschockt, kahle, leere Pfirsich gestrichene Wände, dunkel, ein einziges Fenster im Schlafzimmer, vor dem ein riesiger Röhrenfernseher stand, zwei Betten aus den 50ern mit Federmatratzen und ein Tischlampe. In der Küche- endlose Kabel, ein uralter Kühlschrank, ein Campingherd und zwei kleine Fenster die in die Garage schauen. Dass Badezimmer war das Highlight, vollkommen blau befliesst , wobei viele Fliesen schon abgefallen sind, eine Badewanne ohne Vorhang, braune Kacheln auf dem Boden, und ein kleines undichtes Fenster und eine armselige Glühbirne – kurz gesagt eisekalt. Am liebsten wollte ich mich umdrehen und raus, aber aus irgendeinem Grund blieb ich. Mir bot sich später die Möglichkeit mich nach einer neuen Wohnung umzuschauen, aber ich ließ es dabei. Die ersten drei Wochen lebte ich mich ein und lernte meine Rettung kennen – RABAC. Ein Chinesisches Kaufhaus, über drei Stockwerke groß, welches alles zu bieten hat was dass arme Freiwilligenherz für seine Wohnung begehrt. Im großen und ganzen kümmerte ich mich fast um alles, Teppiche, Decken, Duschvorhang, 20 Kissen und Bilderrahmen. 

Doch am meisten machen mich kahle Glühbirnen verrückt, weshalb ich mich als erstes um Lampen kümmerte. Doch es kam vor, dass mein Enthusiasmus Rückschläge erlitt. In Indien hatte ich gelernt, dass ein gutes Bad mit fliessendem Wasser, dass Wertgeschätztere Zimmer in der ganzen Wohnung sein sollte. Und in der Hinsicht wurde meine Theorie wieder bekräftigt. Im Winter, in einem ziehenden Badezimmer zu Duschen ist ziemlich unangenehm, ein ständig abfallender Duschkopf bringt einen zu Weißglut und ein nicht funktionierender Boiler lässt einen einfach nur Verzweifeln. Heizen ist auch so eine Sache, dass funktioniert nämlich nur mit einem Heizkörper in dem sich Heizstäbe befinden mit einem Ventilator der die Luft raus bläst. Was eine positive Seite und eine negative Seite hat, einerseits bezahlt man wirklich nur dan, wenn man heizt,andererseits heisst, dass  der Heizkörper im Winter ohne Punkt und Komma am Heizen ist! Denn genauso schnell wie die Luft warm wird, genauso schnell wird sie wieder kalt. Aber es gab Abende an denen ich mich freute meine Wohnung zu betreten und mich einfach nur ins Bett fallen zu lassen und meine Zeichnungen zu betrachten.

 

 

Es überraschte mich selbst, aber es gibt Abende an denen ich ohne Pausen durchzeichne, nach einem Monat hatte sich an Haufen an Skizzen, Zeichnungen und Aquarell Bildern bei mir angesammelt, weshalb ich mich um Bilderrahmen kümmerte. Nun hängen rund 30 Bilder an meinen Wänden, die Hälfte versuche ich so gut wie möglich zu Verschenken, was aber nicht so wirklich gelingen will. Denn sobald bei mir ein leerer Platz entsteht, hänge ich sofort ein neues auf, ein Teufelskreis. Zur Weihnachtszeit kümmerte ich mich um Lichterketten und ließ Frank Sinatra spielen, dass gibt einem die Atmosphäre. Ebenfalls hat sich bei mir eine ganze Sonnenbrillen und Ohrring Kollektion zusammengestellt, die ich danke meiner Aufenthalte in Belgrad regelmäßig erfrische. Meine Schwäche sind tatsächlich die einheimischen Designer, Künstler und Juweliere die ihre meisten Ständchen auf den Straßen und in den kleinen Kunstgalerien haben. Es sind noch ausgefallene, moderne und Verrückte Ideen, die man sich auch noch leisten kann. Generell scheint hier alles noch viel Lebendiger. Wenn man Kochen möchte geht man auf den Markt, kauft von den einheimischen Bauern frisches Gemüse, Obst, Käse und Eier, später geht man zur Fleischerei, da all diese Produkte im Laden viel Teurer sind. Man isst dass was der Monat hergibt, heißt im Winter keine Tomaten und Gurken, sondern Kartoffeln, Krautsalat, Zwiebeln und Bohnen.

Wenn man gemeinsam ins Kafana  (traditionelle Küche) geht, wird für alle bestellt und geteilt, da die Portionen einfach zu riesig sind. Es wird gesprochen, getratscht und Unterhaltungen geführt! Aufgrund des Zigarettenkultes, wird man wegen einer ziemlich unauffälligen Frage, plötzlich in ein langes Gespräch mit einbezogen. Leichtigkeit im Umgang miteinander scheint hier viel alltäglicher, leider liegt auf dem ein großer Schatten des Geld mangels. Denn genug Arbeit und Geld gibt es hier nicht. Weshalb die ganze junge Generation sich darauf vorbereitet nach dem Masterstudium ins Ausland zu gehen, denn dort gibt es eine bessere Zukunft…da macht traurig. Denn so schön die Atmosphäre hier auch ist, ohne Geld, kämpft man jeden Tag um dass überleben.