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Es ist noch nicht zu Ende…

Eigentlich hätte ich zum Ende meines Freiwilligendienstes im Februar 2019 einen kleinen Beitrag schreiben sollen, wo ich nochmals eine Auswertung zu meinem ereignisreichen Freiwilligendienst in Serbien mache, dem Nachbereitungsseminar und wie ich mich nun zurück in Deutschland fühlte. Zu Anfang hatte ich das auch wirklich vor, aber es gab da noch eine unbeendete Sache die mit meinem Freiwilligendienst eng zusammen hängt. Mich verließ in den letzten Monaten in Serbien der Gedanke nicht, dass ich versuchen wollte einen Weg zu finden in Serbien etwas länger zu bleiben…doch diesmal seriös, es gar mit meinem Studium zu verbinden.

Genau in den letzten mir bevorstehenden Wochen erkundigte ich mich nochmal genauer nach den Filmuniversitäten, traf zufälliger Weise eine Studentin und begab mich zu den Vorstellungsgesprächen um mich genauer zu informieren.  Mir war klar, dass Serbien nicht gerade an der Spitze der Weltrangliste für die Universitäten steht. Aber darin sah ich auch seinen Reiz, der Balkan ist noch ziemlich unangetastet und noch nicht von der Schnelligkeit und Hektik ergriffen worden, wie es in den Nordeuropäischen Ländern der Fall ist. Alles befindet sich noch in der Entwicklung und das Lebensgefühl welches einen dort ergreift ist ehrlich und lebendig. Das war übrigens der erste Unterschied der mir wieder ins Auge stach als ich in Berlin landete, diese Stille und leblose akkurate Fassade die eine Illusion von Freiheit und Möglichkeiten gibt, aber leider nirgendwo hin führt. Der ein oder andere wird sich meiner Worte anschließen können, der andere kategorisch dagegen sein. Man sollte meinen ich bin zu zynisch geworden, oder erleide immer noch den Kulturshock, ich möchte euch vergewissern dass ich den Kulturschock in den nächsten zwei Wochen überwinden konnte, allein mithilfe des Gedanken dass ich wusste, dass ich für das Bewerbungsverfahren nochmal nach Serbien fliegen würde (und ich dort unter völlig anderen Umständen einen Monat verbringen würde). Das würde nochmal ein anderes Licht auf mein vorhaben bringen. Gleichzeitig bewarb ich mich noch an zwei weiteren Universitäten in Deutschland und wartete auf Antworten.

Ich befand mich in den nächsten zwei Monaten in der völligen schwebe, versendete Bewerbungen, half ein klein wenig in der Familie aus und wartete… Es gab zahlreiche Diskussionen bei mir zu Hause wegen meiner „Schnapsidee“, meine Familie konnte sie nachvollziehen (da sie mich besucht hatten), aber so wirklich ernst wurde es, als ich Ihnen die Summe für das Studium nannte. Da erkannten alle, dass ich es wirklich ernst meinte. Die Studium kosten in Serbien sind für Ausländer schon erheblich (in etwa pro Jahr 3.500-4.500 Euro).  Ich wollte es trotzdem versuchen, an dem Bewerbungsverfahren teilnehmen, ich hatte mich schon eingetragen und befand mich im regelmäßigen Kontakt mit dem Professor  für Filmregie, der für meine Vorbereitung zuständig war. Worauf meine Familienangehörigen mich fragten: „Und was ist wenn sie dich nehmen? Wie sollen wir dich unterstützen?“. Ich Versuchte das ganze damit zu begründen, dass ich es doch erst mal einfach versuchen wollte. In den nächsten zwei Monaten kaufte ich die Flugtickets, besprach alles mit Freunden und Bekannten in Serbien und meldete mich in meinem heißgeliebten Hostel als Volontärin an.  Die Zeit in Deutschland verlief im Schneckentempo und gleichzeitig doch wieder sehr schnell. In der Zeit bekam ich von zwei Universitäten nochmal zwei unbegründete Absagen, was einerseits frustrierend aber auch erleichternd war. Doch das Gefühl von völliger Ungewissheit blieb, ich hatte keinen weiteren Plan, der mir die nächsten Jahre Sicherheit gäbe und das war am Nervenaufreibendsten.  Je näher der Tag des Abflugs kam desto hibiliger wurde ich,  ich wollte aufbrechen und gleichzeitig nagte an mir immer stärker die Unsicherheit. Das eine war seiner Familie stand zu halten zu überzeugen, dass andere seinen eigenen Gedanken zu Opfer zu fallen und alles liegen zu lassen. Ich habe in Berlin alles was man braucht und auch noch mehr, warum also wollte ich nach zwei Monaten wieder zurück? Vielleicht bildete ich mir doch alles einfach nur ein? Und es gab da noch eine weitere Sache, ich hatte immer noch nach drei Monaten keine Antwort  von der Filmuniversität Babelsberg und sollten sie mich zum Bewerbungsverfahren einladen, würde das genau auf die Tage fallen die ich in Serbien war, ich hoffte nur dass sie das Verfahren verschoben haben.

 

Und dann war es soweit, ich saß plötzlich an einem regnerischen Tag in Berlin im Flugzeug und landete nach zwei Stunden im Sonnigen Nis. Es war wie im Film, tatsächlich. Plötzlich ergriff mich die Gewissheit, dass alles seinen Weg gehen würde und ich machte mich Zielstrebig an meinen Plan. Das erste was ich unbedingt erwähnen muss ist, dass mir Irina (meine Bekanntin) für die nächsten drei Tage einfach ihre ganze Wohnung überlassen hatte, ohne wenn und aber (da sie mit ihrem Mann vereiste). Ich war Baff, ich hätte mich das nicht getraut. Das Haus zu finden war eine Tortour, da die Straßen Namen verändert wurden und einige gar nicht mehr existierten, wobei mir der eifrige Taxifahrer sehr half. Letzten Endes stellte sich heraus das wir zweimal im Kreis um das Haus gefahren waren, und trotz der Umstände, machte der Fahrer mir einen Rabatt und wünschte mir frohe Ostern. Ich betrat die schöne Wohnung und lies alles fallen und betrat den Balkon. Es schien die Sonne, es bellten Hunde und miauten Katzen, kreischten Kinder, es roch nach Benzin und verbrannten Holz, mir wurde klar dass ich das Vermisst hatte. Die Berge, den Fluss und die hässlichen Hochhäuser.  Ich rief Freunden und Bekannten an, deren Stimmen zu hören, es war schön. Mir wurde immer klarer weshalb ich wieder da war.  Ich hatte mir hier ein Leben in einem Jahr aufgebaut, welches ich noch nicht bereit war los zu lassen, es gab noch so vieles zu tun und jetzt konnte es wieder los gehen.  Ich nahm mir eine Woche Zeit, Freunde zu treffen bevor ich die restlichen drei Wochen nach Belgrad gehen würde. Ich hatte immer ein Dach über dem Kopf und die ausgiebigen Gespräche brachten mich wieder in Schwung. Eine andere Geschichte ist noch ein Shooting mit Marko Stamatovic, der mich einlud an seiner Ausstellung teil zu nehmen, dazu müsste ich einen einzelnen Beitrag verfassen.

 

Und eines schönen Morgens, befand ich mich wieder in Belgrad. Ich kam Sonntag um 8 Uhr in der Stadt an, die Stadt schlief. Es hatte sich wenig verändert und doch alles. Diesmal war ich hier nicht als Kulturweitfreiwillige da… nicht im Auftrag des Goethe Instituts.  Nikola lief mir im Treppenhaus entgegen. Die Wiedersehens Freude war groß. Er begutachtete mich prüfend: „Du hast dich nicht verändert.“  Ich grinste wie ein Honigkuchen Pferd, es hatte sich nichts verändert. Die nächsten Stunden verbrachten wir mit Klatsch und Tratsch und mit meiner Einweisung der Aufsichts schichten an der Rezeption. Dragan hatte alles so koordiniert, damit ich an den vorbereitungs Tagen frei hatte. Ich hatte die ersten Tage die vorbereitungs Stunden mit dem Professor  und meine Nervosität war groß. Vorerst, ob ich mich auch gut genug auf die Prüfung vorbereitet hatte und  die Serbische Sprache. Es würde alles in Serbisch sein… Was mir jedoch auffiel, ist dass sich nach zwei Monaten die Sprache gefestigt hat und wo ich früher länger nach gedacht habe, die Unsicherheit vollkommen verflogen war. Was das Sprachverständnis anbelangt, bin ich erstaunt wie wenig Übersetzungshilfe ich brauchte.

Bei der ersten Vorbereitungsstunde lernte ich drei weitere Bewerber kennen, alle drei Sprachen fließend Serbisch, waren aber entweder wo anders groß geworden  oder lebten wo anders. Ich verbrachte die erste Stunde erstmals schweigend und hörte zu. Mein Professor war gleichzeitig der Dekan der Akademie und erinnerte mich an ein magisches Wesen. Ich schätze ihn auf die 60, er ist ein groß gewachsener Mann , an die 2 Meter, mit langen Armen und Beinen und hat durch seine großen Ohren etwas Elfisches an sich. Aber am beeindruckensten sind seine Hände, seine Finger erscheinen unglaublich lang und durch die Gestikulierung wird das nochmal unterstrichen. Ich musste dummer weise an Harry Potter denken und Hogwarts. Schon bei dem ersten Gespräch beeindruckte mich Prf. Elcic, es war seine ruhige ausgeglichene Art etwas zu erzählen und gleichzeitig die volle Konzentration auf seine Worte zu leiten. Bei unserer ersten Stunde wurde uns nochmal erklärt wie die Prüfung verlaufen würde, wonach wir mit einer Kurzfilm Analyse begannen.  Ich hätte nie gedacht, wie spannend es sein kann einen alten Film zu analysieren, vor allem die versteckte Symbolik, Metaphorik und Geschichte dahinter. Hinzu kam nochmal die Jugoslawische und Balkanische Kinomotografie die sich thematisch erheblich von unserer unterscheidet. Die nächsten drei Stunden hörte ich und meine Mitbewerber mit größtem Interesse zu und wurde von der Begeisterung des Professors mit gerissen. Es fanden jeweils noch weitere 4 Vorbereitungskurse statt die jeweils drei Stunden andauerten. Dazwischen bekam ich genug lern Material und Aufgaben die ich versuchte Selbstständig zu lösen. Es galt für mich vor allem mein allgemeines Kulturelles Wissen zu verbessern, die Deutsche und Russische Klassik aus der Literatur, Musik und Film aufzufrischen. Die Serbokroatische Kinomotografie zu lernen und wichtige Geschichtliche Ereignisse aufzurufen. In meiner Freizeit erstellte ich mir eine allgemeine Liste mit allen wichtigen Namen und Daten um in meiner Hostelschicht mich dann mit Dragan oder Nikola zusammen zu setzten und alles nochmal durch zu gehen. Beide waren sehr eifrig dabei mich zu unterstützen wo sie nur konnten. Dragan zog mich immer wieder auf, wenn ich vollkommen offensichtliche Dinge nicht wusste oder vergaß, an einigen Stellen war das ziemlich peinlich, zum Beispiel wer denn in Deutschland den Nobelpreis in der Literatur  bekommen hatte, wer ist Boris Becker (Tennis oder Fußball), bekannte Deutsche Philosophen oder der bekannteste italienische Regisseur.

Die  Sache war die, dass jedem Bewerber aus unserer Runde, die Prüfung unterschiedlich zusammen gestellt wurde. Mein Professor war so erfreut zu hören, dass ich russische Wurzeln habe, dass er mir direkt Dostojevski, Chehov und Tolstoi auftischte und die ganze Deutsche Weltliteratur noch mit hinzu. Anfangs dachte ich, ich komme allein zurecht, nachher stellte sich heraus, dass Dragan mit großer Freude alle meine Fragen beantwortete und ich mich jedes Mal aufs neue fragte, woher er das bloß alles wusste. Es fädelte sich sogar eine so Art lockere Unterrichtsstunde ein. Er kochte und ich stellte ihm kluge oder manchmal weniger kluge Fragen. Es schien niemanden wirklich zu stören. Ich fing wieder an mit Gästen auszugehen und quatschte manche Tage lang unsinniges Zeug.

In meiner Schicht, räumte ich auf, bezog Betten, wischte den Boden, kümmerte mich um die Registrierung von neuen Gästen und informierte über Sehenswürdigkeiten. Das war für mich wie eine Meditation in der ich vollkommen das Gehirn abschalten konnte. Doch im Großen und Ganzen war es doch sehr ermüdend. An einigen Tagen  fühlte ich mich so ausgelaugt, dass ich versuchte in meiner Freizeit einfach durch die Stadt zu spazieren. Mir wurde auch immer klarer, dass ich mir einen festen Bekanntenkreis in Belgrad aufbauen müsste. Gäste sind schön und gut, aber man wird es leid immer wieder die gleiche Geschichte zu erzählen.

Ich bin auch nicht zu romantisch in Anbetracht dessen wie die Menschen in Belgrad leben. Überwiegend Arm oder von dem nötigsten was die Materielle ebene angeht, aber dagegen muss ich sagen, dass die Menschen äußerst gepflegt aussehen (es gibt immer ausnahmen). Viele Arbeiten im Sommer in Deutschland um dann dieses Geld der Familie rüber zu schicken, aber vollständig das Land verlassen kommt für wenige in Frage. Der Plan der meisten jungen Leute besteht darin in Deutschland oder Kanada zu studieren, da für eine gut bezahlte Arbeit die Chancen in Serbien sehr gering sind. Eine Versicherung haben wenige und Medizinische Hilfe kann teuer werden. Es gibt sehr vieles negatives, man könnte meinen, dass das Land eigentlich verloren sein müsste, da das Wirtschaftliche System kaum funktioniert. Doch diese Menschen haben den Krieg und die Bombardierung 1999 noch frisch in Erinnerung und das scheint auch der Schlüssel zu deren erfinderischem und lebensfrohen Lebensgeist zu sein. Schlimmer geht immer und man sollte aus dem geringsten das größte für sich machen. Und was bringt einem Selbstmitleidig in einer Ecke zu sitzen, wenn man sich auch an den kleinen Dingen und seiner Mitmenschen erfreuen kann. Es gibt nie nur weiß und nur schwarz… und das macht die Entscheidung umso schwerer.

Nun bin ich seid 3 Monaten wieder in Deutschland, ich wurde angenommen. Ich habe die Zusage. Ich erinnere mich an die Prüfung. Zwei Tage, am ersten der schriftliche Teil der gesamt drei Stunden andauerte und am nächsten der mündliche, bei dem auch alle anderen Professoren der verschiedenen Fachrichtungen mit dabei waren um ihre potenziellen Studenten zu begutachten. Die mündliche Prüfung bestand aus drei abschnitten, Analyse, Vorstellung der eigenen Arbeiten und Ideen Ausarbeitung. Meinen Mitschreitern waren vor mir dran, einerseits war es erleichternd, weil ich mir ihre Sprechweise und Inhalt genauer merken konnte um sie wieder zu benutzen oder mich darauf zu beziehen. Aber es nagte auch sehr an meiner Selbstsicherheit was meine Sprachkenntnisse anging,  ich Verstand alles, doch meine Ausdrucksweise haperte. Die Professoren ließen mir beschwichtigend Zeit, wenn Sie merkten dass die Aufregung mir die Sprache verschlug. Der Knoten löste sich im Laufe der Prüfung und ich überging einfach eigene Sprachfehler um jedermanns Zeit nicht zu schinden. Die Prüfung dauerte ganze 5 Stunden, mein Kopf fühlte sich zum Ende an wie Brei, wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt. Als ich noch am gleichen Tag die Antwort bekam, dass ich die Prüfung bestanden hatte, kam die Information erst mal nicht wirklich an. Als ich die Nachricht Dragan überbrachte, hüpfte er vor Freude und schenkte mir eine kräftige Umarmung, ich brachte nur ein schwaches Lächeln zu Stande – ich war vollständig ausgelaugt. Die darauf folgende Woche verbrachte ich mit Übersetzungen von Papieren, Stipendien Suche, Nebenjob Möglichkeiten und befasste mich mit der Wohungsfrage. Ich freute mich auf Deutschland, auf meine eigenes Bett und meine Familie, die Puste war raus und das Ziel weshalb ich gekommen war, erreicht.

Natürlich sollte ich noch in meinem Beitrag ein paar Charaktere nicht unerwähnt lassen die diese vier Wochen mich mit begleitet hatten und mit denen ich zahlreiche Abende einen unersetzbaren Austausch an Erfahrungen und Geschichten verbracht habe. Die Xenia aus Russland, die seid 7 Jahren in Hongkong studierte und arbeitet und einen ziemliche direkte aber gutmütige Art an den Tag legte. Der Julian aus Argentinien, der mit mir als Volontär  die letzten drei Wochen arbeitete, der jeden Abend (aber auch wirklich jeden) zum Tango ging, für 3-6 Stunden und einfach ein seeeehr ruhige und ausgeglichene Art hatte zu reden, vielleicht lag es ja an dem Mate Tee den er die ganze Zeit trank. Jacob aus Australien, ein schon alter Freund, dessen Freundin aus Bosnien kommt, weshalb er ständig zwischen Australien und Bosnien pendelt, wir warten alle nur darauf, wann endlich die Heirat verkündet wird. Eine sehr liebe Schriftsteller Seele. Peda die Sportskanone und Lebensguru, der als Gast für zwei Wochen bei uns war (wir haben uns herzlich über ihn amüsiert). Und noch viele mehr. Wir kochten, lachten, schauten die letzten GoT und Eurovision 2019 (hätte nie gedacht wie lustig das sein kann). Ein Monat, mit unglaublich vielen Ereignissen, die ich nicht alle auf einmal wiedergeben könnte. Man könnte schon eine ganze Seifenoper darüber Filmen 😀

 

Hätte mir jemand vor ein und halb Jahren gesagt wo ich jetzt sein würde. Hätte ich ungläubig gelacht und mit dem Kopf geschüttelt.

Serbien?  Wo ist das und was soll ich da?

 

P.S.: Zu den Fotos, zahlreiche sind Zeitversetzt entstanden, überwiegend in dem Halben Jahr in dem ich mich in der Vorbereitungszeit befand. Hierfür bin ich Patrick Citera, Marko Stamatovic, ihnsie.de und Sina Paulitz für die tollen Fotoshootings dankbar. Ebenfalls konnte ich dem halben Jahr meine Portrait und Fashion Fotografie vertiefen, was dazu geführt hat dass meine ersten Arbeiten auf Photo VOGUE veröffentlicht wurden und ich mit ersten Model Agenturen zusammen arbeite – mehr dazu unter @juliaerns / @julernstil

 

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Strogi JAZZ

*Grundsätzlich sollte man Wissen, dass Belgrad eine Stadt ist die nie schläft. 24 Stunden kann man irgendwo, irgendwie mit irgendwem immer irgendwas finden, heißt man ist immer mit  Essen versorgt, wenn man es am meisten braucht. Unter der Woche geht man üblicherweise aus, auf einen Rakija oder ins Kafana auf ein herzliches Gespräch. Die Straßen erfüllen Stimmen, Gelächter und Musik die aus den vielen Bars heraushallt. In den letzten Monaten wurde es immer mehr für mich zur Tradition den Freitag oder Samstagabend mit ein paar Freunden und Gästen aus dem Hostel in der Cocktailbar „Bar Central“ (https://www.facebook.com/BarCentral011/?rf=492236534261100)  oder  im Jazz Club – „Strogi Centar“ (https://www.facebook.com/strogicentarjevremova/?ref=br_rs) zu verbringen. Und wie ihr euch vorstellen könnt haben sich dabei einige spannende Geschichten ereignet, wovon ich aber nur einen Bruchteil wiedergeben kann…Tanzen bis zum geht nicht mehr….ist nur eine davon

Ich bin wiedermal in meinem geliebten Belgrad und meine Geschichten wollen nicht zu Ende gehen. Diesen Abend passierte mir etwas, was sich vorher keinesfalls erahnen ließ. Aber kurz zum Anfang. Am Abend stand wieder die große Frage, was wollen wir Unternehmen? Unsere Gruppe setzte sich aus zwei Franzosen, zwei Amerikanern, einem Neuseeländer und mir zusammen. Bunt und Holprig. Vorerst gab es ein hin und her, Wohin, Wieso, Warum, Essen, Club, Restaurant und wir einigten uns um punkt 21:00 Uhr wieder zu treffen und uns dann gemeinsam auf den Weg zu machen, irgendwohin. Es war schließlich Samstagabend. Gesagt getan. Geeinigt wurde sich auf ein Technoclub „Plastic“, die Show sollte aber erst richtig um 1:00 Uhr beginnen, weshalb ich wieder das so geliebte Angebot machte zu „Strogi Centar“ zu gehen, einen „Jazz Club“ – ein Geheimtipp wenn ihr mich fragt. Ihr müsst euch ein altes, ziemlich dunkles und schäbiges  altes Haus  im Zentrum Vorstellen. Unscheinbar, wenn man nicht weiß was dahinter steckt. Wir betraten das Treppenhaus und bezahlten Eintritt, statt einer Life-Jazz-Band , die ich erhoffte, sollte heute ein Tanzabend stattfinden. Strogi Centar ist eine große 4-Zimmer alt-bau Wohnung mit 4-Meter hohen Wänden, altem Parkettboden,  die von Oben bis unten bemalt und Tapeziert sind. In den Räumen hängen alte Kronleuchter,  stehen alte Tische, bequeme Sofas und Barhocker. Durch die Spärliche Beleuchtung entsteht eine sehr gemütliche und Geborgene Atmosphäre und durch die schweren roten Samtvorhänge vor den Fenstern, wird das Gefühl von „Retro“ wieder zum Leben erweckt. Wo Normalerweise die Life-Band steht, wurde Platz gemacht und daneben ein DJ-Pult aufgestellt. Wir setzten uns an zwei Tische und bestellten Bier. Ich bin nicht Raucherin, aber da ich hier nicht das erste Mal bin, weiß ich was mich erwartet, weshalb ich mir ein paar Cigarillos zum Paffen bereit legte, Erklärungen später. Es herrscht noch eine ruhige Atmosphäre mit nicht zu energischem Jazz.  Doch schon nach 20 Minuten macht sich die erste eifrige Gruppe in dem Raum ans Tanzen. Die Franzosen freuen sich und Nickolos neben mir schmunzelt. Die nächsten 15 Minuten füllt sich die Tanzebene langsam und der DJ stellt den Lautstärken Pegel hoch. Ich beobachte aufmerksam das Geschehen. Die Franzosen beugen sich zu mir rüber und einer von ihnen, Rafael beginnt eine Konversation über einen Mustage den er eine Zeit lang getragen hatte. Unsere  Konversation über verschiedene Bärte und Frisuren vertieft sich.

Ich Zünde mir einen Cigarillo an, das Licht im Raum wird diesig und die ersten Rauchwolken schweben zu den Kronleuchtern hoch. Die Stimmen in den Räumen werden aufgeregter und lauter und die Tanzebene füllt sich. Ich bemerke einige äußerst Interessante Tänzer, die ein gutes Rhythmusgefühl haben, wobei ich zugeben muss, dass alle Personen sich gut zu der Musik bewegen, was nicht häufig der Fall ist. An meine Mitstreiter stelle ich keine allzu hohen Erwartungen, genauso wie sie an mich. Rafael versucht mich einige Minuten äußerst eifrig davon zu überzeugen, dass er ein sehr schlechtes Tanzgefühl besitzt und generell schlecht im Tanzen ist. Nach weiteren 5 Minuten ist er der erste der sich unter die Leute mischt. Ich muss einfach Lächeln. Nickolos, bemerkt meine Aufgewecktheit und blickt mich Fragend an. Ich  drücke den Cigarillo aus und klopfe das Mundstück aus. „Showtime“, würde ich sagen. Ich sehe ihn auffordernd an, er schüttelt nur den Kopf. Ich  geselle mich eifrig zu

Rafael und der Frauengruppe die energisch Mittanzt. Wir tanzen ziemlich Euphorisch, da keiner irgendjemandem das Gefühl an Unbehaglichkeit gibt, nach einigen Minuten ist unsere ganze Gruppe auf der Tanzfläche und ich sehe Moves und Tanzfähigkeiten, bei allen die ich kein wenig erwartet hätte, nur der Nickolos lässt sich Zeit und schaut uns interessiert zu. Ich packe mein ganzes Wissen und beherbergte Leidenschaft aus. Von Jazz, Foxtrott, Hip-Hop, Reggae und Step skills einlagen ist bei allen etwas mit dabei. Die Tanzpartner „Konversation“, wenn man das so nennen kann, wechseln kontinuierlich. Und plötzlich stellt sich Nickolos gegenüber von mir und legt einen super Hip-Hop, Streetdance, Mix mit Step hin, so wie das wahrscheinlich nur Amerikaner können. Ich sehe das als Aufruf und erwider Energisch, ein gleich gewachsener Tanzpartner…Nun dreht sich alles nur um die Jazzmusik, den Rhythmus und den Tanz. Nach einer halben Stunde schwitzen wir alle wie in der Hölle ….. Kleine Pause und wieder sind wir beim Tanzen. Rafael und ich starten einen kleinen Salsa, wobei das ziemlich komisch sein mochte, da er zwei Köpfe kleiner ist als ich, wir gaben unser bestes und lachen dabei ausgiebig. Eine junge Frau, die sich als Jazz-Tänzerin entpuppt, fordert uns alle zu einem kleinen Battle auf. Nach drei Stunden plumpsen wir völlig fertig in die Divans in dem Nebenzimmer. Und, das war nur der Anfang aller Geschichten im Strogi….

 

P.S.: Obwohl mein Freiwilligendienst nun schon offiziell zu Ende ist, kann ich es mir nicht verkneifen noch einige verspätete Berichte zu erstellen und meine Geschichte bis zu Ende zu führen…

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Es geht Modisch weiter…

Nun, es ist wieder zwei Wochen her, aber ich hole das Versäumte nach. Denn ich wurde zur ersten Fashionshow des jungen serbischen Designers Stefan Đoković als Fotograf eingeladen, was mich Vorerst sehr erfreute. Zu Verdanken hatte ich das  einer ganzen Kette an Zufällen und Ereignissen die im April Anfingen. In einer Bar, nach dem Zwischenseminar treffen. Unsere Freiwilligengruppe traf sich mit ein paar anderen Hostelgästen, in einer Bar nicht weit von unserem Hostel. Es fing alles ganz schön an, eine einfache Konversation, über dies und das. Nicht weit von uns Bemerkte ich einen jungen Mann, äußerst gepflegt, allein, ziemlich Müde und einem schwarzen Chihuahua, er rauchte genüsslich seine E-Zigarette und saß einfach da. Unsere Stimmung kippte nach einer Zeit, da plötzlich zwischen zwei Personen in unserer Gruppe eine heiße Diskussion über ein politisches Thema entflammte. Alle waren Übermüdet und keiner wagte sich in der Konversation anzuschließen. Zwei Mädels aus Schweden standen auf und gingen zu dem jungen Mann mit dem Hund und fragten ihn ob sie ihn streicheln dürften, ich schloss mich Ihnen kurz darauf an. Nach einer Weile stellte sich heraus dass er Filip Karlo heißt und Backstagemanager von Fashionshows ist und so fing alles an. Nach einigen anderen Projekten und  5 Monate später lädt mich Filip ein, Backstage bildlich die Atmosphäre festzuhalten. Ich nehme aufgeregt und Dankend an. In Nis, probiere ich alle möglichen Kleidung Komplektationen aus und werde nach einer Stunde fündig. Ein Outfit ist extravagant und Auffällig, gleichzeitig Elegant, dass andere zurückhaltend und unauffällig. Kamera fertig und los geht’s. Im Hostel lasse ich mich von Dragan und Nikola nochmal beraten, die gleichzeitig belustigt aber auch ernsthaft meine Bemühung mit verfolgen und kommentieren. Wofür ich beiden sehr Dankbar bin. Ich Verabrede mich mit Filip um 14:00 Uhr um mich zu erkunden Wo, Was Wie. Erwarten tut mich das große Hotel „METROPOL“ in Belgrad, schon nach einigen Minuten wird mir klar dass es sich hier nicht um preiswerte Mode handelt. Das Hotel ist Offensichtlich nur für sehr Wohlhabende Persönlichkeiten Vorgesehen und protzt nur so von „heißen Schlitten“ auf dem Parkplatz. Drinnen ist ein heißes Durcheinander und wie erwartet beachtet mich keiner, nach einiger Zeit finde ich Filip, der vollkommen vertieft ist in seine Arbeit als Manager und alle irgendwo hin Dirigiert. Als er mich sieht breitet sich ein breites Lächeln auf seinen Lippen aus, in einem Rasentempo legt er mir meine Aufgabe nochmal dar, die ziemlich simpel ist und mich ein wenig ins Stolpern bringt. „Fotografier alles was du als Sehenswert empfindest und halte die Atmosphäre fest, du bist überall“. Nach diesen Worten wurden wir wieder Unterbrochen und er ließ mich zurück. Ich wusste was mich erwartet und dass ich noch ganz am Anfang von allem stehe, doch Irgendwie ließ mich einfach das Gefühl nicht mehr los, dass ich keinen Schritt weitergekommen bin…Ich stand genau da, durchlebte die gleiche Situation wie ein Jahr zuvor, und zwei Jahre zuvor auch. Ob bei den Horrornächten, der Cinema for Peace Foundation, der Presseabteilung die mit der ARD Zusammenarbeitet oder jetzt beim Goethe Institut, die Aufgabe lautet immer; „Mach mal etwas, wir schauen mal was das wird, wie Qualitativ das ist!“ Ich Verstehe das. Ich kann das Nachvollziehen. Doch in dem Moment stand ich da, in dem Saal in dem Models, Friseure, Kostümere, Fotografen und Koordinatoren wild  durcheinander Arbeiteten, Sprachen, etwas Organisierten. Und ich beobachte Teilnahmslos das Geschehen und irgendwie wurde mir schwer ums Herz, das war Falsch. Es stimmte nicht. Das würde mich nicht weiterbringen. Ja, es würde mich um eine Erfahrung reicher machen, aber keine weiteren Auswirkungen haben. Ich bekam nochmal drei Stunden Pause, da es noch etwas dauern sollte, in dieser Zeit hatte ich genug Zeit mit meinen Gedanken allein zu sein, was das ganze Unbehagen nur vertiefte. Wenn ich meine Erfahrungen, meine Arbeiten an Filmprojekten und Fotoprojekten in den letzten zwei Jahren aufliste, kommt man auf ein Ordentliches Resultat, auf dass ich Stolz sein sollte, aber es nicht bin, es kann nie gut genug sein. Dass ist halt so in der Branche. Man bekommt ein „Dankeschön“, ein „sehr schön“, ein „Wow“ und dann ist die Sache gegessen. Ich mache es halt Freiwillig, Kostenlos…und es macht sich spürbar Bemerkbar, dass das einen Unterschied macht.

 

Ich versuchte mich abzulenken, fotografierte die Verschiedenen Etappen der Vorbereitungen. Es erstaunte mich, wie viele „Curvy-Models“ mit dabei waren und mit welcher Leichtigkeit und Liebenswürdigkeit alle miteinander umgingen.Es gab kein, wie üblich zu erwartende Neidheit´s oder Eitelkeit´s  Wettbewerb. Es herrscht eine behagliche Atmosphäre in der ich Versuche so unauffällig wie möglich, verschiedene Momente festzuhalten. Ich sollte Erwähnen das Stefan Đoković  Tenorsänger und Pianist ist. Inspiriert von Szene, Kostüm und Oper kreierte er seine erste High Fashion-Kollektion. Die 30 Kleider von ihm, sind alle aus hochwertigen Materialien angefertigt und tragen alle einen eigenen Charakter. Denn es handelt sich um Opernkleider, welche alle einem anderen Charakter aus bekannten Operetten zugeordnet sind (Die Königin der Nacht, Carmen etc.). Neben der Oper sind die Themen, die die Sammlung begleiten, die Macht und Autonomie der Frau sowie der ökologisch bewusste Umgang mit umweltfreundlichen Materialien. In der Kollektion wurden hochwertige Materialien wie feinste Seide, Brokat, handgestickte Muster und 1200 handgefertigte Perlen verwendet. Bei der Kreation der Kollektion wurden auch ungewöhnliche modische Materialien wie Metall und Glas mit besonderem Augenmerk auf Komfort und Tragbarkeit des Modells verwendet, was später besonders Bemerkbar wurde auf dem Catwalk.

Die Sitze um den Catwalk füllen sich langsam, unter den Gästen befinden sich bekannte serbische Persönlichkeiten wie aus der Modebranche, Boško Jakovljević und Nenad Radujević, Politiker, Predrag Marković und Milan Beko, Schriftsteller und Schauspieler, mit denen ich leider nicht allzu Vertraut bin und viele weitere. Ich stellte mich auf die andere Seite des Geschehens, die Fashionshow konnte beginnen. Alle Vorführungen wurden mit Opernmusik unterlegt, passend zu jedem Charakter. Die Models spielten alle eine Rolle, manchmal hatten sie Mühe mit der Langsamkeit der Musik mitzuhalten, was nachvollziehbar war, wenn man die übliche Geschwindigkeit mit klassischer Musik vergleicht. Dann kam die Krönung, ich würde es als das Kleid der „Schwanenkönigin“ bezeichnen, wenn ich mich nicht Irre und es war den Moment wirklich Wert, denn es verlieh dem Model eine gewisse Zierlichkeit aber auch Strenge Königlichkeit. Zuletzt kam der Designer raus, machte eine kurze Verbeugung und verließ schnell die Bühne. Ich ging wieder hinter die Bühne, und ich wusste schon vorher dass Stefan ziemlich aufgeregt war, er hatte mich zweimal gefragt wie mir seine Kleider gefielen  und mich dabei ziemlich Nervös angeschaut. Nun, war er in der festen Umarmung von seinen Familienangehörigen und Tränen der Erleichterung und Freude liefen ihm über das Gesicht. Es war ein voller Erfolg. Ich gratulierte nochmal leise und verabschiedete mich dankend bei Filip. Bei der Aftershowparty, oder besser Cocktailparty stibitzte ich mir nur noch ein Glas Prosecco. Bleiben konnte ich nicht, da war niemand an den ich mich binden konnte und so gut mein serbisch auch sein mag, es war nicht gut genug um sich gedankenlos in eine Konversation mitunter zu Mischen. Ich kannte niemanden, mich kannte niemand…so ist das halt. Ich Verließ die Fashionshow mit gemischten Gefühlen, einerseits mit einer Mentalen Genugtuung, dass ich es hinter mich gebracht habe und eine Erfahrung reicher bin, aber irgendwie auch mit einer Innerlichen Leere…

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Ich bin ein Kunstwerk!

Nun übernehme ich mich definitiv, sagt ihr? Vielleicht, aber ich wollte überwiegend mit dieser Überschrift euer Interesse wecken, obwohl es auch etwas mit meiner eigenen Selbstwertung zu tun hat, die sich in den letzten Monaten in eine interessante Richtung zu entwickeln scheint. Aber eigentlich müsste die Rubrik „Allein in Belgrad“ heißen. 

Vor zwei Wochen hatte Tanja ein Fortbildungseminar für die Info über die A2 Kurse in Belgrad, wo ich mich schnell mit einschrieb. Da wir von Belgrad 3-4 Stunden entfernt sind durften wir einen Tag früher anreisen und im 4-Sterne Hotel auf Himmelbetten übernachten. Was ein unglaubliches Vergnügen war, aber auch seine Nachteile hat wenn man früher aufstehen muss. Am Morgen war ich 10 Minuten zu spät… Weil ich wie jede Frau das Problem hatte, dass ich nicht wusste was ich anziehen sollte. Ich hatte nämlich nicht, wie letztes mal, zu wenig von meiner bequemsten Kleidung, sondern zu viel von der „neusten“ und Sommerlichsten mitgebracht und stand jetzt vor der Qual der Wahl. Jaaaaa, dann ging ich nach oben und lernte das vollständige Deutschlehrer-Kollektiv aus Serbien und Montenegro  kennen und verstand, dass der neue Jumpsuit vollständig fehl am Platz war. Ihr könnt euch die Überraschung des Kollegiums vorstellen, als ich nach 20min. Pause wieder ganz anders gekleidet aufkreuzte und nach dem Auschecken wieder. Es ist nun halt so aus irgendeinem Grund war mir das in dem Moment wichtig. Nach acht Stunden Seminar über die bevorstehende A2 Prüfung verabschiedeten sich alle Dankend und mir stand das Wochenende allein in Belgrad bevor. Und ich hatte das erste mal keinen Plan.

Ich nahm meine 3Taschen und ging wieder ins mir bekannte „El Diablo“ und erfreute mich dem Wiedersehen mit Dragan und Nicola (den Hotelbesitzern). Ich war wieder einmal im Achter Zimmer was mich aber nicht weiter störte. Ich lernte schnell die derzeitigen Gäste kennen. Am interessantesten war dann doch der 60 Jährige Australier, der mit seiner Familie in Istanbul lebt, aber derzeit allein durch die Gegend reist. John, erlitt einen Gehörsturz, und kam aus dem tiefsten Australien, weshalb es sich als etwas schwierig heraus stellte zu verstehen was er sagte (er sprach als hätte er eine zu heiße Kartoffel im Mund).

Am ersten Abend lernt ich endlich Anton bei einem Bier kennen (auch ein freiwilliger aus Serbien), dieser zeigte mir in 6 Stunden die nächtliche Stadt und zur Abwechslung unterhielt ich mich über „Gott und die Welt“ und führte nicht nur Smalltalk. Und obwohl ich dieses Mal in Belgrad ohne wirklicher bekannter und Feiern war, genoss ich doch den Abendlichen Rhythmus der Stadt, sie schien zu leben. Die darauf folgenden Tage vergingen ziemlich entspannt, wie ich es nicht für möglich gehalten hatte. Erwähnen möchte ich insbesondere das Museum für zeitgenössische Kunst in Belgrad. Am jeden Morgen überkam mich immer die überwältigende Panik, was ich doch machen sollte und vor allem mit wem??? Komischerweise kommt mir der Zufall immer zur Hilfe. Johanna kommt aus Kolumbien und war auch untätig im Hostel unterwegs und plante eine willkürliche Tour auf die andere Seite der Stadt. Wir schlossen uns zusammen und durchkreuzten gemeinsam die Erhitzte Stadt. An dem Tag war auch noch Marathonlauf, aus dem Grund auch noch viele Touristen angereist waren(überwiegend Deutsch, wer hätte das gedacht) und die Stadt war halb gesperrt. Das Museum war fantastisch und nach dem Johanna mich fragte ob ich für ihren Kunstblog ein paar Fotos von ihr machen könnte von ihrem Tablet, dachte ich mir, warum mache ich das nicht auch einmal? Normalerweise bin ich es diejenige die alle Fotografiert, die Momente der derweiligen Person festhält, warum nicht auch mal umgekehrt? Gefragt, Getan…auch mal ein schönes Gefühl 😛 

Die darauf folgenden Tage traf ich noch ein paar weitere neue Leute, überwiegend über das Hostel. Verfluchte mich, dass ich mich als Deutsche preisgab, wenn ich auf andere Deutsche traf, die manchmal doch so anstrengend sein können. Und spazierte viel durch die Stadt. Wichtig ist zu sagen das ich nochmal Olivera aus Montenegro traf, denn 2 Wochen später reisten wir gemeinsam nach Sofia (auch nochmal eine einzelne Geschichte mit vielen Erlebnissen).
Dragan kochte wieder für uns und am Abend traf man sich mit bekannten und unbekannten Leuten in einer Bar. Nicola überzeugte mich, erst am Montag abzureisen, weshalb ich eine Nacht länger blieb, mich aber genau diesen Abend eine erstaunliche Melancholie und innerliche leere überkam. Ich war Müde von Smalltalk, denn es verlief immer gleich und ich realisierte dass mir diese Gespräche nichts mehr geben konnten. Ich konnte die Momente die ich erlebte nicht wirklich mit jemandem teilen, der mich Verstand.  Ich unterhielt mich in dem Moment mit den Leuten ohne jeglicher Leidenschaft das Gespräch am laufenden zu halten. Hinzu kam, dass mir das Ausdrücken zu einem tieferen Thema in der englischen Sprache schwerer fällt. Da das Gefühl für die Sprache trotz allen ziemlichen taub ist, als in der Muttersprache. An dem Abend rettete mich Johanna mit einem nächtlichen Ausflug durch Belgrad. Nach drei Rakija und einem aufbauendem Gespräch, gingen wir aufgeheitert ins Zentrum. Ich gönnte mir einen „Palacinke“ (einen riesen Pfannkuchen mit Nutella und Kirschen) und wir liefen zu zwei großen Kirchen die Wunderschön bei Nacht beleuchtet wurden. So ein Spaziergang konnte manchmal alle Sorgen lösen. Ich erinnerte mich wie ich Stadt vorher erlebt hatte, unruhig, feiernd, chaotisch. Plötzlich machte der verworrene Straßenverlauf Sinn, die unterschiedliche Architektur ergänzte sich und Belgrad gab mir eher den Eindruck einer sehr behüteten und ausgefüllten Stadt. Und hier muss ich einsehen, dass auch ich mich Verändert hatte. Das tun wir ständig. Aber wer hätte vor 9 Monaten, nach meinem Abitur gedacht, dass ich nach meinen Praktiken plötzlich in Serbien lande, eine eigenen Wohnung habe, unglaublich viele Bekanntschaften mache und meine Foto-Film Projekte mithilfe des Goethe Instituts Finanzieren kann? Genau, Niemand! Und für diese Verworrenen Wege des Lebens, bin ich einfach nur Dankbar …..

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Meine allerliebste Baba Dessa

Vielleicht ist euch aufgefallen, ob im Gespräch, im Blog oder woanders, bei mir im Zusammenhang mit Serbien ständig der Name „Baba Dessa“ fällt. Nun, hier möchte ich sie euch nun vollständig vorstellen und Charakterisieren. Baba Dessa ist eine ältere Dame, mit stolzen 80 Jahren, dabei habe ich sie um 10 Jahre jünger geschätzt. Alles fing damit an, dass sie meine Vermieterin ist und über mir wohnt. Sie ist eine kleine, zierliche Frau mit einer riesen Lockenmähne, glaubt mir so ein Haar in ihrem alter habe ich noch bei keinem gesehen. Letztens beim Friseur hat sie ihre ganze Haarespracht aus ihrem Knoten gelöst. Die Friseurin machte sich eifrig daran dem Haar noch mehr Volumen zu geben in dem sie die Haare gegen den Strich aufbürstete. Dessa sah aus als hätte sich ein riesiges flauschiges Schaf bei ihr auf dem Kopf bequem gemacht, so unglaublich flauschig und Rund, ich muss davon unbedingt noch ein Foto machen. Ebenfalls muss ich erwähnen dass sie so ein Typ Frau ist wie man das aus klischeehaften italienischen Erzählungen kennt. Morgens und abends läuft sie in quietsch blauen Puschen und einem Pinken Bademantel durchs Haus und etlichen Lockenwicklern im Haar. Nachts zieht sie sich eine Tüte über die Frisur um sie nicht zu verknoten, hat mir zumindest ihre Enkeltochter erzählt. Sie ist seit 10 Jahren Witwe, was sie aber nicht davon abhält mir jeden Tag von ihrem Mann (der Mathematiker war) zu erzählen. Ich könnte jeden Tag bei ihr Klopfen und sie würde mich zum Kaffee einladen, was auch regelmäßig passiert. Wenn man bei Dessa zu Besuch ist wird man auf Serbisch mit Erzählungen über ihre Familie, Freunde und Wetter Überheuft, egal ob du serbisch sprichst oder nicht, dadurch fühlt man sich sofort pudel wohl. Dessa ist eine sehr energische und quirlige Dame, die ständig etwas tun muss, trinkt man Kaffee, muss unbedingt noch dies und das auf den Tisch. Doch wenn es mal ernst wird kann Dessa auch ganz anders, ich erinnere mich als wir zur Polizei mussten wegen der Visums Beantragung. Sie zog sich in einen diskreten Anzug um, schminkte sich dezent (Lippenstift ist in Serbien übrigens sehr wichtig) und türmte ihre Harre zu einem festen Knoten auf. Dann war sie fertig. Später erzählte sie mir dass sie ehemalige Sekretärin beim Militär war, vielleicht erklärt dass ihre Laute und lieblich, aufdringliche Art beim Sprechen. Ein klein wenig erinnert sie mich an eine Mischung an italienischer Dominanz, einer Prise Griechischer Lautstärke und einem Esslöffel Russischer Verrücktheit und Herzlichkeit. Ich muss gestehen, dass ich kaum richtige Sommerkleidung mitgebracht hatte, die ganze 30Grad aushalten würden. Weshalb ich mich eines schönen Tages auf den Weg machte einzukaufen. Diesmal allein. Ich geriet in den H & M, obwohl ich kein großer Liebhaber dieser Kette bin. Und fand nach 2 Stunden, anstrengendem Suchen zwei schicke Jumpsuit die mir, oh Wunder, wie angegossen passten, was bei meiner Körpergröße häufig ein großes Problem darstellt. Denn aus irgendeinem Grund sind sich anscheinend alle Modedesigner einig, dass je größer die Person ist, desto dicker oder dünner ist sie (eine „normalheit/durchschnitt“ gibt es nicht). Naja, einer war mir dann doch im Brustraum/Rippen zu weit, aber ich nahm in trotzdem mit, in der Hoffnung das mir schon was einfallen würde. Ich bezahlte eine stolze Summe, was mich ziemlich verunsicherte.

Ich kam nach Hause und stakste Schnurstraks zu Baba Dessa um ihre Meinung zu hören. „Lepo Matzo!“, sie klatschte erfreut in die Hände, ich zeigte ihr den zweiten. Sie lächelte erfreut: „Lepsche“, was sogar eine Steigerung bedeutet, dann bemerkte sie aber dass der Jumpsuit doch nicht ganz gut sitzt. Sie lief eifrig zu einem Schrank und nahm einige Stecknadeln heraus, nach 20 Minuten saß alles Brillant. Baba Dessa war nämlich auch noch Schneiderin und nähte alle ihre Kleidung von Hand. So überrascht sie mich immer wieder. Als ich Besuch hatte und meine beiden Betten besetzt waren, zog ich für eine Nacht zu ihr aufs Sofa, so eine gute Nacht hatte ich lange nicht mehr. Und so geht unser Zusammenleben schon seit 2 Monaten, worüber ich unglaublich froh bin. Ihren Geburtstag hatte ich auch gemeinsam mit ihrer Familie gefeiert. Tanja (Englischlehrerin) und Selena sehe ich ja regelmäßig, also kenne ich auch schon fast die ganze Familie. Was ich auch noch erwähnen möchte. Wenn ich mal für 5 Tage nicht in Nis bin und wieder zurück komme, erscheint mir meine Wohnung plötzlich sauberer. Wahrscheinlich Heinzelmännchen… Und wenn ich mal eine Information Tanja oder Dessa erzähle, kann ich mir zu 99,9% sicher sein das am nächsten Morgen die ganze Familie davon weiß und vielleicht manch einer mehr.

 

Übrigens bei dem Fotoshooting war es sehr schwierig ihr zu erklären still zu halten wenn ich klicke… Was aber die Fotos auch umso Authentischer macht.   

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Der Opernsänger, die Polizei und Ich

Hallo meine lieben, ich werde mich versuchen so kurz wie möglich auszudrücken. Da in den letzten 3 Wochen wieder einiges passiert ist und das schon etwas her ist. Ich werde jetzt eher bestimmte Situationen und Vorkommnisse erwähnen, die mir so über den Weg gelaufen sind und nochmal die Ironie und den Sarkasmus meines Umfelds darstellen 😉  Ein kleines Beispiel heißt Selena, Selena ist die Enkeltochter von Baba Dessa (meiner Vermieterin) mit der wir schon einiges unternommen haben. Sie studiert Journalistik und ist im letzten Semester. Ihr Freund , David uns sein Bruder Gabriel, haben beide den Master für Jura erfolgreich bestanden und natürlich darf, dass nicht  hinten vor gelassen bleiben. Heißt „Studentenfeier“, zu der ich herzlich eingeladen wurde. Ich nahm dankend an, mal schauen was mich erwartet 😉 

Am Abend mach ich mich bereit und verabschiede mich von Dessa. Wobei ich noch erwähnen muss, dass sie mich jedes mal eindringlich fragt ob mir der Gabriel doch nicht gefiele. Aus irgendwelchem mir nicht verständlichem Grund , verlässt mich das Gefühl nicht, dass sie mich verkuppeln will. Ich verneine lächelnd, der Gabriel ist sehr nett aber nicht mein Typ. Ich mache mich auf den Weg und treffe Selena, die mich zum Treffpunkt der „Ex-Studies“ bringt. Der sieht wie folgt aus…. Stellt euch eine Typische Amerikanische Feier aus einem Kinofilm vor, nur eben auf serbische Art, gleich aber doch wieder ganz anders. Ein kleines Grundstück, versteckt hinter einem Gartentor, das zwischen zwei größeren Häusern versteckt ist. Wenn man durch dieses Gartentor geht, kommt einem wummernde Techno-Musik entgegen die auf einer improvisierten Bühne in der einen Ecke des dunklen Gartens gespielt wird. Eine große Gruppe von Leuten mit Bechern voll Alkohol und am Ende ein schnuckliges Häuschen behängt mit einer Lichterkette.

Das erste was ich bekam, war eine feste Umarmung von David der mir dann eine Ausführliche Einweisung gab. Das Grundstück gehört der Oma des DJ`s , die so lieb war es ihm für diese Nacht zur Verfügung zu stellen. Also, bitte nicht auf die Tulpen und Blümchen treten, keine Zigaretten auf den Boden werfen, die Toilette in einem ordentlichen Zustand verlassen und keinen Müll in den kleinen Wasserbrunnen werfen (auch wenn er in einem Trockengelegten Zustand aussieht wie ein Mülleimer). Nach diesen Worten drückte er mir einen Becher „Vinjak“ (eine Mischung aus Cola und Kognak) in die Hand und überließ mich in der Gesellschaft von Selena und ihren Freundinnen, die mich komischer Weise schon kannten und mit aufgeregten Fragen überhäuften. Die nächsten Stunden vergingen dann etwas interessanter. Denn es erinnerte eher an ein „Speedating mit Extras“ , denn jede Stunde wechselte ich den Gesprächspartner/in die mich (wiegesagt) schon kannten. Darunter war zum Beispiel ein junger Mann der zwei Köpfe kleiner ist als ich, gedrungen und durch das gegellte, angeplättete Haar den Anschein eines Italieners hatte. Es stellte sich heraus dass er vom Art-College ist, wie einige weitere und Solo-Opernsänger noch dazu. Er zeigte große Begeisterung für meine Deutschen Sprachkenntnisse und später Verstand ich auch warum… Denn plötzlich fing er an mir, im Hintergrund immer noch die Techno-Musik laufend, eine Deutsche Arie über Adam und Eva zu singen und bat mich diese Verständlich für ihn zu übersetzen, da sie in Altdeutschen-Reimen verfasst war. Nach diesem Fall, bekam ich es mit einem 2-Meter großen Monster-Frankenstein zu tun, der Akkordeonspieler ist. Er lebte 2 Jahre in Deutschland und seine Sprechweise, Gesichtszüge und größte verstärkten meine Assoziation mit Agatha Christi`s Besteller Hauptfigur (ich übertreibe natürlich ein wenig). Danach kam auf mich ein etwas kurioses Pärchen zu. Sie etwas fülliger, er ein totales Stäbchen der schon etwas zu viel Input hatte und angeberisch verkündete dass eine Seite seiner Großeltern ehemalige Nazi´s sind. Danach stakste er zur nächsten Gruppe und sie sah im Kopfschüttelnd hinterher, und erklärte mir dass er immer so verrückt sei, aber das sie ihn doch liebe. Sie sind ja auch schon Seite der Oberstufe zusammen. Ich nickte ihr nur Zustimmend zu. In der gleichen Zeit wie ihr Freund am Mischpult versuchte mitzumischen und jedem um den Hals fiel. Sie ging den Rest der Gesellschaft vor ihm retten. Als nächstes war ein IT-Studie dran, der in Wirklichkeit Salsa/Tango und Cha-Cha-Cha als seine Leidenschaft  ansah. Wir regten uns gemeinsam etwas über die schlechte Techno-Musik auf und teilten die Begeisterung für die Musik aus dem Film La-La-Land. So ging der ganze Abend bis 3 Uhr.

Wobei ich anfangs das Kommen der Polizei nicht wirklich mitbekam. Bis mich einer nicht zur Seite schob um ins Häuschen rein zu kommen. David erklärte mir, dass das normal sei, die checken nur ab ob alles in Ordnung wäre und würden dann wieder gehen. Tatsächlich schauten die Polizisten sich kurz um und schoben uns dann Sachte von dem Grundstück und erklärten das die Feier hiermit beendet sei. Wobei man sagen muss, dass der „Verrückte“ Typ mit kraft von seiner Freundin zurückgehalten wurde, um sich nicht ins Gefecht mit den Polizisten zu stürzen. So wurde alles Aufgelöst und David und Selena leisteten mir Gesellschaft auf dem Weg nach Hause.

So im Rückblick betrachtet, war das doch eine sehr abwechslungsreiche Nacht findet ihr nicht auch ? 🙂

 

ACHTUNG: Diese Fotos gehören zu meinem PASCH-Projekt und haben nichts mit den jeweiligen Personen zu tun, mehr dazu unter dem Artikel „Es lebe das Projekt, es lebe die Fotografie!“

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Belgrad, du bist so Wunderbar!

Huuuh, eine Woche Osterferien und man ist wieder völlig von den Socken gehauen. Ich sage nur dazu Feiern, Feiern, Feiern… Aber dazu später 😉 Ich Versuche mal ganz von vorn anzufangen. Bevor die Osterferien beginnen konnten hatte ich noch keinen einzigen Plan und war darauf gefasst die Ferien sehr entspannt und ruhig zu Verbringen. Es war schon vorher mit allen anderen Freiwilligen, die in Serbien stationiert, abgesprochen sich in Belgrad zu treffen, aber ruhig und gelassen. Bis kurz vor den Ferien bei mir die Nachricht von Juel eintraf: „Hey, könnte ich bei dir für einige Tag unterkommen?“
Juel (Julian) ist schon seit 6 Monaten in Belgrad und wollte sich mal unbedingt Nis ansehen. Ich dachte mir einfach, klasse dann kann man danach auch gemeinsam nach Belgrad fahren und sich gleichzeitig Gesellschaft leisten. Ja etwas hatte ich mich vertan. Ab Montag ging die Woche erst richtig los… Juel kam am Nachmittag mit dem Bus nach Nis, ich holte ihn ab und wir begaben uns in ein Kaffee und anschließend zu mir nachhause, wo wir die ganzen Sachen ließen. Danach planten wir einfach einen ruhigen Abend mit Unterhaltungen. Doch stattdessen rief Ljubica an (meine Schülerin aus der 12.Klasse) und fragte ob wir uns nicht in Bombay (einer Shischa-Bar) treffen wollten? Um 2 Uhr Morgens waren wir wieder zu Hause 🙂

Am nächsten Tag kam ein ganz einfacher Touristen-Ausflug durch Nis der sich letzte nendes 7-Stunden spazieren durch die Stadt hinzog. Gegen 19:00 Uhr waren wir ganz Platt wieder zu Hause. Aber wir gaben nicht auf. Denn wir waren wieder um 21:30 im Labyrinth mit einigen bekannten und Ljubica verabredet. In der Unterirdischen Bar trafen wir uns mit Selena (der Enkeltochter meiner Vermieterin, 25 Jahre) ihrem Freund, einem weiteren Freund. Zu fünft genossen wir die Lifemusik von zwei Gitarrenspielern, die alte Englische-Songs zum besten gaben. Ebenfalls würde 6-mal allen ein Honig-Rakija ausgegeben (schmeckt übrigens gut :P) Um 4-Uhr Morgens gingen wir schlafen.

Am nächsten Tag wollten wir nach Belgrad. Wir fuhren zu dritt, ich Ljubica und Juel. Um 16:00 Uhr fuhr unser Bus. Gegen 20:00 Uhr waren wir in Belgrad angekommen und fuhren zu Juel in die WG. Er lebt 25min vom Zentrum entfernt auf einem sehr steilen Berg. Die WG war eben eine Männer WG 🙂 Heißt ziemlich bescheiden von der Einrichtung, mit dem nötigsten. Lena und Elisa (zwei freiwillige) waren schon in Belgrad im Hostel. Am Abend wollten wir uns mit ihnen treffen. Wir fuhren mit dem Bus los. Wenn ihr in Belgrad seit, wundert euch nicht wenn ihr euch wie ein Kartoffelsack im Bus fühlt. Denn die so werdet ihr auch transportiert, einfach, schnell und unsentimental Bergauf und Bergab, inklusive mit Vollbremsung.

Im Zentrum angekommen gingen wir zur Bierbar, wo auf uns schon alle warteten, sowie Judith (auch freiwillige am Goethe Institut) und ihre Kollegen (Sören und Cedomir) schon waren wir wieder 8 Personen, um 1:00 ging es zu einer anderen Bar und um 3:00 Uhr Morgens wollte ich nur noch schlafen und obwohl wir noch Besuch von Juels homosexuellen Freund Steffen hatten, legte ich mich einfach hin. Am nächsten Morgen wurde uns die Stadt gezeigt und wir trafen uns wieder mit allen. Zwischendurch machten wir einen Abstecher in dem Hostel, durch einen zufälligen Regenguss (ich sah aus wie ein Nasser Pudel), wo alle untergekommen sind, ich war sehr begeistert von Dragan (dem Wirt) und den Volontären dort, dass ich einfach die Erfahrungen machen wollte mal in einem Hostel unterzukommen. Gegen Abend verkündete Steffen uns dass, sein Freund Geburtstag hätte und er gerne mit uns gemeinsam Feiern würde.  Wir gingen in den Club „Strafta“ und waren um 6 Uhr früh im Bett, dabei war das 15min. Bergauf gehen keine große Freude, wie ihr euch dass vielleicht vorstellen könnt 😛 Ebenfalls muss ich sagen dass 4 Tage in so einem Lebensmodus ihre Zeichen auf dem Gesicht hinterlassen. Die Augenringe wegzuretuschieren war fast eine Sache der Unmöglichkeit und da überall Geraucht wurde, nahm die Kleidung schnell den Geruch nach verbrannten Stoff an. Am nächsten Tag machte ich mich auf zum Hostel und wollte mit allen anderen freiwilligen auch ins 6-Zimmer, was aber völlig ausgebucht war. Ich kam ins 8-Zimmer wo wir dann doch nur 4 Waren und wo Gottseidank, die Schnarchenden Holländer am nächsten Tag ausreisten (ich habe so ein Schnarchen noch nie gehört). Das Hostel „El Diablo“ erinnerte eine süße, knuddelige WG, was durch Dragan und Nicola (den Wirten) sehr unterstützt wurde. Die Beiden waren einfach zu knuffig.  Am Morgen ging ich häufig mit einigen aus dem Hostel frühstücken und Unternahm viel mit Magali (eine Volontären aus Kanada, sie kommt bei mir auch in Nis mal vorbei). Am Abend ging ich mit ihr auch mal mit zum Salsa, nahm aber schnell reissaus nachdem sich ein etwas unangenehmer Typ neben mich stellte. Diese Nacht war ich ausnahmsweise um 2:00 Uhr schlafen, dass war so schön. Ich hatte dass noch in keiner Stadt, aber in Belgrad brauchte ich 4 tage um die Orientierung zu gewinnen, denn die Strassen sind so in einander Verschlungen, dass man irgendwo reingeht und wieder ganz woanders rauskommt. Alt Belgrad ist wunderschön, die Architektur ist fantastisch und die Atmosphäre der Stadt ist ziemlich romantisch und leicht. Überall wird Musik gespielt und wenn die Sonne scheint, scheinen die Häuser eine Geborgene wärme an die Passanten weiterzugeben. Am Abend trafen fast alle ein. Lisa und Helena kamen auch dazu und unsere Gruppe wurde immer größer. Tagsüber versuchten wir zu einem Second Hand Shop zu kommen der 40min. zu Fuß weg lag. Letzte-nendes stellte sich heraus, dass er völlig Verschwunden war. Die restliche Zeit verbrachten wir in einem Caffee und begaben uns langsam zum Hostel. Ich lief an einem Schmuck-Stand vorbei und kaufte mir zwei Paar Ohrringe, die einfach zu niedlich und Witzig waren. Dragen machte extra für alle ein Osterabendessen, klassisch nach serbischer Art. Ich zog meine Löffel/Gabel Ohrringe an 😛 Es schmeckte Himmlisch, er meinte er liebte Kochen und machte alles nach Omas Rezepten. Ebenfalls muss man sagen, dass keine Sekunde verlief in der Dragan keine Ironische Bemerkung oder Witz machte. Wir sassen alle zusammen mit allen Hostelgästen, gesamt waren wir um die 10 Personen. Natürlich waren die „Deutschen“ in der überzahl und hatten alles Okkupiert 😀  Des weiteren hatten wir noch einen Italiener, eine Französin, Israeli, Spanier und einen Polen (Fabian) der mit starkem Britischen Akzent sprach da er 7 Jahre in U.K. gelebt hatte und einen „Baken“ auf seinem Bein tätowiert hatte. Am letzten Abend begab sich unsere stolze Gruppe Rchtung Bar „Casablanca“ wo alte Amerikanische Musik gespielt wurde. Auf dem Weg trafen wir auf ein paar Bekannte von Magali und überschwemmten die Bar mit 30 Leuten aus den Verschiedensten teilen der Welt. Gegen 12:30 entschied eine Gruppe in einen Club zu gehen, wo ich mich schnell dazu anschloss. Die Ironie wollte es so, dass es wieder das „Strafta“ wurde… Wieso Ironie, da traf ich ein zweites Mal den gleichen jungen Mann, leider trauten wir uns nicht gegenseitig anzutanzen, was ziemlich ärgerlich ist. Um 4:00 Uhr waren wir mit Magali wieder im Hostel, zogen uns um und setzten uns zu Fabian, der Nachtschicht hatte und unterhielten uns bis 5:00 Uhr Morgens. Danach gingen wir beseligt zu Bett. Am nächsten Morgen war abreise Tag. Bis 13:00 Uhr saßen wir alle da und scherzten mit Dragan. Danach ging es nochmal kurz in die Stadt und um 19:00 Uhr fuhren die Busse. Nein, so eine Woche hatte ich noch nie, einerseits  körperlich Stressig aber seeeeeehr positiv. Übrigens nach dem dritten Tag, verließ ich das Haus nicht mehr Ohne Sonnenbrille 🙂 Nein, die Woche war klasse und ich weiß ich werde nochmal nach Belgrad zurück kommen. Um 22:30 Uhr war ich endlich zuhause in Nis und schlief ohne Wenn und Aber ein. Und jetzt wo ich so Rückblicke, denke ich mir wie schnell doch ein Monat in Serbien vergeht… Und wie verklemmt doch Berlin und Deutschland im Vergleich dazu ist…

 Ich Entschuldige mich für alle Rechtschreibfehler, aber derzeit Versuche ich sehr viel dazu zu schreiben, solange die Erinnerungen noch Frisch sind, danke für euer Verständnis 😛

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Caffee, Caffee, Caffee…

So ihr lieben,

ich erzähle euch heute ein klein wenig über die Mentalität und dass Sozialwesen der Menschen von hier, wie ich es bei leib und Leben erlebt habe (ja, ich übertreibe ein wenig).  Vielleicht erinnert sich der ein oder andere Freiwillige an die ersten Tage, wo einen die Angst nicht verlässt allein seine Tage verbringen zu müssen, man weiß ja nie wie man aufgenommen wird, wie groß sich die Kultur, Mentalität und vielleicht Gesellschaftlichen Regeln von denen Unterscheiden die wir normalerweise gewohnt sind. Ich hatte auch leichte Sorgen den Anschluss nicht zu finden und die Tage gelangweilt zu Hause in meiner Wohnung zu Verbringen… Aber diese Vorstellung wurde schon in den ersten Tagen zertrümmert. Man kommt nämlich in Nis andersherum, aus den Kaffees gar nicht mehr raus 😛

Denn jeden Tag ist mindestens einmal ein kurzes treffen mit einer Caffee-Pause ein muss für jeden Mitbewohner dieser bezaubernden Stadt. Vielleicht liegt das auch daran dass sich hier jeder einen Caffee oder ein anderes tolle Getränk leisten kann? Ich hatte Tage an denen war ich 4-5 mal im Kaffee, das sind dann auch 4 Verabredungen. Obwohl ich die meisten Leute nur flüchtig kenne, kann ich kurz eine Nachricht schreiben und „Bing“ kommt häufig eine bejande Antwort. Auch an Gesprächsthemen mangelt es nicht, und unangenehme Situationen sind ausgeschlossen. Es wundert mich das die 18 Jahre die ich in Berlin wohne, ich nie soviel Kontakt in 5 Jahre hatte. Man muss erstmal ein treffen vereinbaren, dann kann der andere Wiederum nicht oder es sind alle zu Verschlossen. Hier ist es Luxus wenn man mal einen Tag nichts hat, so etwas wie eine kleine Erholung. Ich wachte eines Morgens auf und war erschrocken als ich merkte dass ich für heute keine Verabredung hatte…(Versteht ihr was ich meine). Hinzu kommt dass die Stadt ziemlich klein ist, man kann alles in kürze zu Fuß erreichen Weshalb man den ganzen Tag in Bewegung ist. Wenn man dann endlich im Caffee ist lässt man sich treiben.

Ach ja fast Vergessen, hier darf man überall Rauchen, was für die Raucher ein ziemliches Paradies ist und für andere die Qual. Egal ob Raucher oder nicht, wenn man aus dem Kaffee, Bar, Restaurant raus ist riecht man wie ein 100 jähriger Kettenraucher und da hilft leider jede Wäsche nicht. Wiegesagt ich saß so eines Tages im Kaffee, unterhielt mich mit einer Bekanntin über dies und dass und bestellte eine heiße Schokolade mit extra Schlagsahne. Für 80 ct. bekommst du hier ein riesiges Glas mit Schokopudding/ heiße Schokolade mit einem Haufen Sahne den man löffeln muss. Leute das ist herrlich. Im Hintergrund läuft Jazz oder Popmusik und die Stimmung mit deiner heißen Schokolade ist gelassen. Ja ich muss sagen, ich genieße das Hiersein sehr, und vor allem die Menschen mit ihrer Wellness Kaffeekultur 🙂

(P.S.: dies sind weitere Fotos von meinem Fotoprojekt mit der ersten Klasse)